Wer Lea Hamann, Coach, Trainerin, Bloggerin und Autorin des Buches „Leben, Lieben, Leuchten“, kennt, weiß, dass sie sich keine Mühe gibt, ihre Schatten oder unangenehmen Emotionen wie Ängste zu verbergen. Sie gehört damit zu den wenigen, die offen über Angst, Unsicherheit und Blockaden auf dem ureigenen Weg sprechen – eben weil sie zum Leben dazugehören. Statt sie zu verdrängen, ermuntert Lea ihre Klientinnen und Klienten sowie LeserInnen dazu, sie anzusehen und sich ihnen zu stellen.
Da sind wir uns einig.
In einem Interview habe ich sie deshalb zu Ängsten befragt. Sie sprach mit mir über ihre eigenen Ängste, wie sie sie überwinden konnte und was sie anderen als Umgang mit ihrer Angst raten würde.
Lea, welche Ängste haben dich bislang in deinem Leben begleitet?
In meiner Kindheit habe ich zunächst bemerkt, wie viel Angst es mir macht, wenn kein fester Halt da ist. Ich bin vor meinem 18. Lebensjahr mehr als 20-mal umgezogen – und jeder Wechsel, jeder Umbruch hat mein Vertrauen mehr ins Wanken gebracht.
Als ich mich dann mit Anfang zwanzig selbständig gemacht habe, lernte ich neue Ängste kennen: Die Angst davor, nicht genug Geld zu verdienen. Die Angst davor, sichtbar zu werden und Kritik zu ernten. Die Angst, abgelehnt oder ausgelacht zu werden.
Wie konntest du deine Ängste überwinden?
Ich war zunächst einmal ziemlich schockiert, dass ich so viel Angst habe und habe alles versucht, um stark zu sein und keine Schwäche zu zeigen. Doch das funktionierte leider überhaupt nicht. Je mehr ich mich darauf eingelassen habe, meinen ureigenen Weg zu gehen und ich selbst zu sein – umso mehr rüttelte mich die Angst durch.
Irgendwann fing ich an, mich flach auf den Boden zu legen und einfach loszulassen, wenn die Angst auftauchte. Statt nach einem Ausweg zu suchen oder zu kämpfen, gab ich nach.
Jede Welle von Angst, die durch mich rollte, lud mich dazu ein, präsent zu bleiben, zu fühlen und es geschehen zu lassen.
Und siehe da – mit der Zeit merkte ich, dass in meiner Angst eine große Menge Lebenskraft drinsteckte, die wieder in Fluss kommen wollte. Jedes Mal, wenn ich bereit war, mich auf das bewusste Fühlen meiner Angst einzulassen, fühlte ich mich danach stärker, ruhiger und klarer. Lustig eigentlich – das Einlassen auf die Angst hat mich mutiger gemacht.
Wie gehst du heute mit Ängsten um, falls sie auftauchen? Was würdest du anderen mit ähnlichen Ängsten zum Umgang raten?
Sobald ich Angst bemerke, versuche ich, mehr auf meinen Körper zu achten. Statt in das Chaos der Gedanken abzudriften, versuche ich, meine Körperwahrnehmungen zu beobachten:
- Fühlt sich mein Brustkorb eng an?
- Klopft mein Herz?
- Zittern meine Knie?
- Spüre ich Wellen von Wärme oder Kälte, die durch den Körper rollen?
Ich habe nicht den Anspruch, mich gut zu fühlen, sondern ich gebe mir die Erlaubnis, mit meiner Angst zu sein. Ich vertraue auf die Weisheit der Natur. Alle Energien – auch meine Angst – wollen fließen. Und das tun sie.
Der Atem ist eine wunderbare Unterstützung dabei. Mit jedem weichen Atemzug spüre ich, wie ich mehr in meinem Körper ankomme. Ich werde von den Wellen meines Atems gewiegt und beruhigt. Der Atem hilft mir, im Jetzt zu bleiben und fließen zu lassen, was fließen möchte.
Mit den Jahren bemerke ich, dass mein Widerstand gegen die Angst schmilzt. Immer wenn ich einen neuen Schritt wage, begegnet mir die Angst. Sie zeigt mir, dass ich wachse. Sie zeigt mir, dass ich meine Komfortzone verlasse. Sie zeigt mir, dass ich lebe!
Danke für dieses Interview, Lea!
Ihr Buch „Leben, Lieben, Leuchten – Wie du aus eigener Kraft glücklich wirst und deine inneren Schätze findest“ (2019, Integral Verlag) ist u. a. bei Amazon erhältlich.
Hallo Ihr!
Der Artikel hat mich sehr berührt. Ich glaube, ich sollte mich auch mal auf den Boden legen. Einfach mal loslassen, wäre für mich das Richtige. Mit den Zeilen habt Ihr mir gezeigt, wie es gehen kann.
Wenn ich da an meine Kindheit denke, dann kommen mir ähnliche Dinge hoch. Werde das Ganze ab sofort in mein Leben mit einbauen.
Vielen Dank und liebe Grüße, Steffen