Die Angst, gesehen zu werden, sichtbar zu sein – die Angst, dich zu zeigen, kann lähmen und von großen, wunderbaren Möglichkeiten für unser Leben abhalten. Es ist nicht nur eine kleine Unsicherheit: Es geht es um Selbstwert, Selbstvertrauen und persönlichen und/oder beruflichen Erfolg. Es geht um Anerkennung, die diese Angst, sich zu zeigen, wie man ist, infrage stellt. Es geht um das wahre, echte Ich und darum, wie andere es wohl wahrnehmen werden. Es geht um Glaubenssätze und Mindset. Um unser Ich – in all seiner Wahrheit und Bedürftigkeit, Größe und Bedeutung, Freude. Es geht um Wachstum und Verwirklichung.
Ich kenne diese Angst von mir selbst und möchte deshalb mit diesem Blogpost allen Menschen – ob privat, in Liebesbeziehungen oder in ihrer Selbstständigkeit – helfen, diese soziale Angst vor Bewertung zu überwinden. Denn es läuft immer auf dasselbe hinaus: Die Angst, sich zu zeigen, ist eine Angst vor Ablehnung und ergo: Angst vor sozialem Ausschluss.
Angst, dich zu zeigen? Woran du erkennst, ob es eine Angst vor Bewertung, Ablehnung oder sozialem Ausschluss bzw. Trennung ist
Die Angst, sich zu zeigen, ist weit verbreitet: Fast alle Menschen fürchten Ablehnung, Ausschluss, Gelächter, Kritik, Shitstorms, Versagen oder Trennung. Nicht gemocht zu werden, nicht auszureichen, nicht gut oder nicht genug zu sein: Selbstwertzweifel, die oft in unserer Vergangenheit geprägt wurden und bis ins Erwachsenenalter reichen. Diese Ängste hindern uns daran, selbstbewusst aufzutreten und uns z. B. mit Leistungen beruflich zu beweisen, um persönlichen, finanziellen oder anderen Erfolg zu haben. Nenne es Angst davor, in der Öffentlichkeit zu stehen – mit allem, was man ist – oder Angst, mit allen Ecken und Kanten gesehen zu werden und dafür verurteilt zu werden.
Ein jeder von uns aber hat große Talente. Doch die Erziehung und das Aufwachsen sorgte oft dafür, dass man in seinem kleinen Ich blieb bzw. bleiben musste. Weder wurde man gefördert noch gefordert; auch die Talente selbst wurden als „nicht weiter bemerkenswert“ abgetan. Der Beginn des falschen Ichs …
In einer Welt, in der jede/r um Anerkennung ringt und Zugehörigkeit sucht, stückweise mit sich selbst oder seinem Unternehmen gesehen werden möchte, hat jede/r Angst davor, in seinem echten Ich erkannt zu werden – schien doch nur das angepasste, falsche Ich von Wert zu sein. In Beziehungen aller Art tendieren wir deshalb dazu, unser wahres Selbst zu verschleiern. Oder wir leben seit Jahrzehnten so angepasst, dass wir zu jemand anderes geworden sind – jemand, der wir sein sollten, um gemocht zu werden. Andere leben diese Rollen ganz bewusst, obwohl sie darunter leiden und sich nichts sehnlicher wünschen, als sie endlich abzulegen. Endlich sie selbst zu sein – und trotzdem gemocht zu werden. Die Angst, sich zu zeigen, ist eben eine Angst, die uns daran hindert, uns echt und in voller Wahrheit in Szene zu setzen, damit wir etwas mit unserer Personality und Liebenswürdigkeit oder beruflich mit unserem Können, Angebot und unserer Dienstleistung bewirken. Überzeugen. Verkaufen. Uns Träume verwirklichen. Anerkennung erfahren. Liebe finden. Gemocht werden. Teil von etwas sein (oder sein dürfen). Erfolg haben. Besser sein als andere. Es anderen beweisen. Oder uns selbst.
Wieso du Angst hast, dich so zu zeigen, wie du bist
In meiner Arbeit als Coach und Mentorin helfe ich meinen Kunden am häufigsten, die Angst, sich zu zeigen, zu überwinden, indem ich mich in die Ängste hineinfühle: was du befürchtest, wenn du nach vorne treten und hinter dem stehen würdest, wer du wirklich bist. Es ist eine Mindset-Aufgabe, die jede/r von uns zu bewältigen hat, wenn er sich Erfolg im Beruf, im Business oder privat in Beziehungen und besonders der Liebe wünscht.
Aber beginnen wir ganz vorn: Schau dir die folgende Liste an und beobachte deine körperlichen und geistigen Reaktionen, wenn du die einzelnen Punkte liest. Woran liegt es, dass es dir schwerfällt, dich anderen so zu zeigen, wie du bist, oder allgemein sichtbar zu sein, in der Öffentlichkeit zu stehen, in Prüfungen deine Leistungen zu zeigen oder auf der Bühne zu stehen?
- Angst vor Ablehnung AKA Angst vor Trennung und Ausschluss: Hast du Angst, „ausgeschlossen“ zu werden, nicht Teil sein zu dürfen, nicht „gut genug zu sein“ für jemanden? Wenn ja, für wen? Wieso ist dieser jemand/diese Personengruppe so angstbesetzt in deinem Kopf? An wen erinnert sie dich?
- Angst vor Bewertung: Hast du Angst, etwas nicht gut oder gut genug zu können? Kennst du Sätze wie „Kannst du das überhaupt?“ oder „Was sollen denn die anderen denken?“ – und bremsen sich dich?
- Angst vor Größe und Wichtigkeit: Traust du dich, wichtig und erfolgreich zu sein, oder hast du gelernt, dass andere dann traurig und enttäuscht wären? Traust du dich, im Mittelpunkt zu stehen und dich zum Fokus deines Lebens oder deiner Selbstständigkeit zu machen? (Denn vielen wurde beigebracht, dass sie sich nicht so in den Vordergrund spielen sollen!)
- Angst vor Ablehnung: Geht es darum, aus diffusen Gründen nicht gemocht zu werden? Nicht akzeptiert zu werden, mit dem, was du tust und bist? Geht es darum, dass du mit deinem Sein oder deinen Ideen akzeptiert werden möchtest, einfach nur, weil es DEINE sind und sie dir entsprechen? Geht es dir um Andersartigkeit, Originalität, Kreativität statt etwas Solidem?
Mit diesen Antworten gehen wir weiter in die konkretere Beobachtung deiner Angst. Lies weiter …
Was die Angst, dich zu zeigen, zu verhindern versucht: Aktive Glaubenssätze
Vor ein paar Jahren, als mich die Angst davon abhielt, in die Richtung zu gehen, in die ich wollte (Autorin – kreative Selbstständigkeit), begann ich Gespräche mit vielen Menschen und anderen Unternehmer:innen zu führen. Dabei wurde deutlich, dass ich damit nicht allein war: Nicht wenige hatten ebenso diese Angst. Sie hielt auch sie davon ab, sich zu zeigen. Diese Angst – so lernte ich – hat also verschiedene Gesichter. Sie hält Menschen auf alle möglichen, scheinbar unbedeutende Arten in einem kleinen Ich – und in Selbstsabotage – fest.
Hier sind die wesentlichen Glaubenssätze und einhergehenden Ängste:
- Die Leute werden mich nicht mögen.
- Die Leute werden mich verurteilen.
- Die Menschen werden mich ablehnen.
- Angst, als Versager wahrgenommen zu werden
- Angst, nicht zu wissen, wie man etwas macht bzw. Fehler zu machen
- Angst, vom sozialen Umfeld verurteilt oder abgelehnt zu werden
- Angst davor, als das gesehen zu werden, was ich wirklich bin
- Angst davor, andere zu enttäuschen
- Angst davor, allgemein nicht gut in etwas zu sein („es nicht zu bringen“, unnütz zu sein)
- Angst davor, im Beruf nicht performen zu können/schlechte Leistung zu erbringen (z. B. Angst zu verkaufen), dem sozialen Wettbewerb nicht standzuhalten
- Angst davor, privat als Frau/Mann abgelehnt zu werden, nicht gewollt zu sein, nicht genug oder gut zu sein
- Angst davor, nie eine „Frau“ zu sein bzw. nie ein richtiger „Mann“
Die Liste ist lang … Welche davon kannst du direkt als deine eigenen identifizieren?
Wie sich die Angst, gesehen zu werden, äußert: Angst im Außen vs Angst im Inneren
Beginnen wir mit Angst an sich – denn Angst ist ein starkes Gefühl und eines der größten Hindernisse auf unserem Weg zum Glück als Privatperson und Unternehmer. Wir alle wissen, wie Angst uns lähmt, uns das Gefühl gibt, festzustecken und nichts mehr unter Kontrolle zu haben. Und doch ist die Angst auch ein Indikator, der uns sagt, wann es etwas Wichtiges gibt, auf das wir achten müssen. Die Angst warnt uns rechtzeitig vor potenziellen Gefahren, so dass wir wachsam sein oder uns in Sicherheit bringen können.
Angst ist also nicht per se schlecht, aber Angst behindert uns mehr, als dass sie uns hilft. Sie steht uns im Weg, wenn wir vorankommen und Klarheit darüber gewinnen wollen, wer wir sind und wofür wir stehen wollen. Wenn die Angst auftaucht, zeigt sie sich oft in Form von Vermeidungsverhalten und Zaudern: Wir schieben Entscheidungen auf oder probieren etwas Neues nicht aus, weil die Angst uns zurückdrängt.
Die Angst im Außen zeigt sich, in Form von Angst vor Verurteilung, Angst, nicht akzeptiert zu werden, Angst, dass wir nicht dazugehören – Angst, dass wir abgelehnt werden, wenn wir uns zeigen und mitteilen, wie wir wirklich sind. Für viele von uns – auch Unternehmer:innen – zeigt sich diese Angst als Angst, sichtbar zu sein und das, was wir gerne tun, mit der Welt zu teilen, indem wir uns in unserer Arbeit und unserem wahren Ich zeigen.
Auf der anderen Seite ist da die Angst im Inneren: deine innere Stimme, die dir sagt, dass du nicht gut genug wärst, sowie die Angst, allein mit dieser Angst zu sein, UND dass du dich zu sehr in den Vordergrund drängen würdest, dich nicht mit Spaß und Hingabe der Arbeit widmen dürftest, nichts Wertvolles zu sagen hättest: aka Angst vor Erfolg, Angst vor Überfluss, Angst vor Freude, Angst vor Trennung. Und alle Gefühle, die damit einhergehen: Schuld, Scham, Traurigkeit.
Wenn die Angst im Inneren auftaucht (und das ist bei vielen heimlich Verliebten und Unternehmern der Fall), schützt sie uns meist davor, mit anderen in Kontakt zu treten, die uns enttäuschen oder zurückweisen könnten. Die Angst hält uns – und das, was wir erschaffen wollen – klein, weil sich das sicherer anfühlt. Es ist sicherer, weil uns die Angst hilft, zu vermeiden: nämlich verletzlich zu sein. So stellt sie sich zwischen uns und einer wirklichen Verbindung mit etwas oder jemandem. Angst kann die Furcht davor sein, so gesehen zu werden, wie wir wirklich sind, die Furcht davor, dass die Menschen, wenn sie uns ansehen, all unsere Fehler sehen und uns verurteilen.
Innere Angst ist mitunter auch die Angst vor Erfolg – dass man, wenn man es „geschafft“ hat, von anderen beneidet oder gehasst wird, dass man, je erfolgreicher man ist, umso weniger Unterstützung hätte. Diese innere Angst zeigt sich also in Form von einschränkenden Überzeugungen – Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“, „Wenn ich das mache, könnte etwas Schlimmes passieren“ oder „Es ist zu riskant“.
Was können wir gegen die Angst, sichtbar zu sein, tun?
Wenn die Angst im Inneren auftaucht, schlage ich Folgendes vor, um voranzukommen:
Geh einen großen Schritt zurück und finde heraus, woher die Angst kommt. Schau dir deine vergangenen Erfahrungen an und finde heraus, was du gelernt hast, was angeblich wahr wäre. Wann lerntest du das von wem? Wie waren die Umstände? Wer war außerdem daran beteiligt? Wie hast du dich damals gefühlt? Schreib jedes Detail auf, damit du besser erkennen kannst, wie diese Angst in deinem Leben entstanden ist.
Schau dir dann an, wo diese Angst derzeit in deinem Leben auftaucht. Wie hält die Angst dich davon ab, was zu tun – und was nicht zu tun? Wie diktiert sie dir, solltest du deshalb sein?
Und schließlich: Was würde passieren, wenn die Angst nicht mehr da wäre? Was könntest du tun oder ausprobieren, wenn du wüsstest, dass Angst dich nur schützen will – dein inneres Kind, dein altes Ich – vor früheren Erfahrungen? Werde neugierig auf diese Fragen und erfasse jede Idee (du kannst sie immer noch verwerfen).
Schreibe auch alle damit verbundenen Ängste auf, wenn es darum geht, in deinem Leben oder mit deinem Unternehmen sichtbar zu werden. Dann schreibe auf, was nötig wäre, um diese Angst zu überwinden – und vertiefe deine Reflexion. Beispiele:
- Angst vor Kritik > Angst vor mangelnder Leistung = Angst vor Bewertung ablegen
- Angst vor Anerkennung > Angst vor Erfolg = Angst vor Verlust/Ausschluss und Freude ablegen
- Angst zu sprechen > Angst davor, erkannt zu werden (in einer gefühlten Schwäche), dass sie starke Maske aufweicht > Angst vor Verwundbarkeit ablegen
- usw.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen, diese besondere Angst näher zu verstehen. Melde dich gern für ein Beratungsgespräch, wenn du weitere Impulse braucht.
Bestärkende Grüße
Janett Menzel
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