Immer mehr Menschen leiden an Angstzuständen oder haben Panikattacken. Die Auslöser hierfür sind ganz unterschiedlicher Natur. Eine oftmals übersehene Form der Angst ist die Autofahrangst. Der ADAC schätzt, dass in Deutschland allein eine Millionen Menschen an einer mehr oder minder schweren Form der Angst vor dem Autofahren leiden. Dabei spielen bestimmte Situationen eine Rolle, die als unsicher empfunden werden. Doch auch die diffuse Angst ohne erkennbaren Auslöser macht vielen Menschen das Autofahren zur Hölle.
Im Nachfolgenden bespreche ich sowohl situative Fahrangst, als auch die unspezifische Form der Autofahrangst, einschließlich Tipps gegen die Angst. Denn für Betroffene ist es wichtig zu erkennen, welche Mechanismen ihre Angst auslösen.
Situative Autofahrangst: Typische Situationen, die beim Autofahren Angst auslösen können
Fahrangst kann sich auf unterschiedliche Verkehrssituationen beziehen, weshalb auch oft der Begriff „Verkehrsangst“ fällt.
Manche Menschen verspüren beispielsweise die Fahrangst nur, wenn sie sich in einem Auto auf einer großen, viel befahrenen Straße befinden. Dabei spielt es bei vielen Betroffenen keine Rolle, ob sie sich als Fahrer oder Beifahrer im Wagen befinden. Diese Menschen meiden, wenn möglich, die Fahrt auf einer Fernverkehrsstraße und nutzen stattdessen eine Landstraße. Das kann so weit gehen, dass sie die Landstraße bevorzugen, trotz der hier statistisch gesehen höheren Unfallzahlen.
Ein Grund ist, dass Menschen mit Autofahrangst in der Vergangenheit negative Fahrerfahrungen gemacht haben. Eine negative Fahrerfahrung kann beispielsweise ein Unfall sein. Hierbei muss die Situation nicht unbedingt lebensbedrohlich gewesen sein. Es reicht schon aus, wenn eine Person beim Einparken aus Versehen ein anderes Auto touchiert und somit einen kleinen Sach-Schaden verursacht. Andererseits kann eine Person auch eine reine Unfallangst entwickeln.
Die Medien haben einen großen Einfluss auf das Verhalten der Menschen. Sieht jemand mit Angst vor dem Autofahren im Fernsehen, dass in einem gewissen Zeitraum übermäßig viele schwere Unfälle auf einer Autobahn geschehen, kann diese Person auf den Gedanken kommen, dass Autobahnen deutlich unsicherer seien, als Landstraßen, weil in Bezug auf die Landstraßen deutlich weniger Informationen über schwerer Unfälle vorliegen.
Andere wiederum haben Angst vor Beifahrern und Zuschauern oder Dränglern. Viele Menschen bekommen Angst beim Autofahren, wenn hinter ihnen ein Drängler seine Lichthupe betätigt. Auch eine LKW-Angst zeigt sich hier häufig, sobald der Betroffene mit seinem Auto in die Nähe eines LKWs kommt.
Nicht situative, diffuse Angst vor dem Autofahren
Wieder andere haben eine allgemeine Angst vor dem Autofahren entwickelt, die sich nicht auf eine spezielle Situation bezieht.
Eine ehemalige Klientin von mir war so ein „Fall“: Sie litt unter vermehrten Panikattacken in der Vergangenheit, aber trotz deutlicher Verbesserung in den typischen Situationen, die eine Panikstörung anzeigen, z. B. Supermärkte, lange Wege, enge Kontakte, fiel ihr das Autofahren bis zum Schluss sehr schwer. Eben weil es mit der Angst vor der Angst einherging.
Sollte diese Angst vorherrschen, kann es tatsächlich sein, dass die Fahrangst auf eine Panikstörung hinweist. Da Panikattacken meist durch schwerwiegende psychische Belastungen und teils auch durch Substanzen (mehr dazu hier: Panik & Panikstörung & Panikattacken) hervorgerufen wird, war ihre Fahrangst „nur“ eine weitere Auswirkung der Panikstörung an sich.
Damit fällt es besonders Betroffenen, die folgende Situationen in ihrem Leben erleben, schwer, angstfrei Auto zu fahren:
- zu wenig du, zu viel andere (Aufmerksamkeit auf dein Leben ist nur sporadisch bis gar nicht da, da andere Menschen bzw. Lebensbereiche zu viel Aufmerksamkeit – weg von deinen eigentlichen Werten, Wünschen und Bedürfnissen – einfordern!)
- (versteckte) Unsicherheiten, die ungern preisgegeben werden, aus Angst vor Abwertung, Versagen und Spott
- Leistungsängste sowie Arbeitsangst
- überwiegendes „Funktionieren-Wollen“ in allen Lebensbereichen
- Angst, (durch das gewählte Leben) verletzt zu werden und/oder selbst andere zu verletzen (oft als Zeichen, dass man mit zu wenig Durchsetzungsvermögen und Abgrenzung durch das eigene Leben geht)
- sich inmitten von Menschen, die ihren Weg kennen, unwohl fühlen, klein oder weniger wert (oft als Zeichen, dass man ein geringes Selbstvertrauen und ein angeschlagenes Selbstbild durch die Vergangenheit hat –> man glaubt nicht mehr an sich und seine Selbstwirksamkeit)
- Angst, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen (weil man es sich nicht zutraut, aus Angst, zu versagen, andere zu verletzen oder zu enttäuschen –> man vergisst seine Lösungskompetenz oder war bei Problemen immer in Begleitung anderer, die im Notfall eingriffen –> es fehlt hier „nur“ an Lernerfahrungen, dass man allein sein Leben steuern kann, und das ohne große Fehler bzw. Konsequenzen/Fehler)
- die „Leere“, die man in sich fühlt, versucht man zu kompensieren: durch Zigaretten, Alkohol, exzessivem Spaß, übermäßigem Essen, Medikamenten usw. (löst wiederum Angst und Panikattacken aus)
Bei all diesen Situationen kommt es bei den Betroffenen oft zu Flucht-Reflexen, Angstzuständen bis hin zu Panikattacken, die sie krampfhaft zu unterdrücken versuchen. Diese würden aber auch auftreten, wenn derjenige nicht im Auto säße. Bei meiner ehemaligen Klientin war es sogar so, dass sie den Rest ihres Lebens gut aufgeräumt hatte, aber sich die noch verharrende Unsicherheit gegenüber ihrem Leben nur beim Autofahren zeigte.
Bei Panik darf man nicht vergessen, wie subtil und gleichzeitig gewaltig sich der Körper als Sprecher der Seele einschaltet! Hinter Panik verbirgt sich zu häufig etwas Seelisches. Aber dennoch möchte ich an dieser Stelle erneut auf die bekannte Ursache der Schilddrüsenfehlfunktion und Vergiftung des Körpers durch bestimmte Substanzen hinweisen. Und ja: Auch bloßes zu viel Rauchen, hin und wieder zu viel Alkohol, viel Koffein oder Medikamente können in der Kombination allein Panikattacken auslösen.
Körperliche Symptome der Fahrangst
Die körperlichen Symptome einer Fahrangst, die meist mit Angstzuständen und Panikattacken einhergeht, sind dabei vielfältig und dennoch typisch. Meist verspüren die Betroffenen eine Steigerung der Herzfrequenz und eine Beschleunigung der Atmung. Die allein löst bei den meisten schon die Angst vor der Angst aus, die wie eine selbsterfüllende Prophezeiung den „Rest erledigt“. Es folgt ein Enge-Gefühl in der Brust und dem Hals (der berühmte Kloß im Hals, Schluckprobleme, Erstickungsangst). Man verspürt den Drang, schneller und mehr Luft einzuatmen. Jedoch sind die Bronchien und die Luftröhre so verkrampft, dass nur sehr wenig Luft inhaliert werden kann.
Bei einer Fahr-Phobie werden im Körper bestimmte Neurotransmitter ausgeschüttet, die unter anderem eine Verengung der Blut-Gefäße bewirken. Der Betroffene bekommt daher oft kalte Füße und Hände. Die Angst sorgt dennoch für vermehrtes Schwitzen. Oftmals wird die Fahr-Phobie durch starkes Zittern am ganzen Körper begleitet.
Psychische Symptome der Angst vor dem Autofahren
Neben den körperlichen Symptomen erfährt eine Person, die unter der Fahrangst leidet, auch psychische Symptome. Mit zunehmender Schwere eines solchen „Anfalls“, entsteht in der betroffenen Person der Drang, sich der vermeidlich bedrohlichen Situation zu entziehen. Wir kennen das Vermeidungsverhalten von der besagten Panikstörung. Weitere Symptome sind, dass Gedanken zunehmend nicht mehr klar gefasst werden können. Die Gedanken kreisen sich nur noch um die Gefahr auslösende Situation beziehungsweise das Objekt „Auto“, „Autobahn“ usw.
Prüfungsangst und soziale Angst als Auslöser der Autofahrangst
Die Verkehrsangst wiederum gleicht anderen Ängsten wie zum Beispiel der Prüfungsangst oder der sozialen Angst. Bei der Prüfungsangst hat eine Person Angst davor, eine Prüfung zu absolvieren. Oder die Angst ergibt sich daraus, dass der Mensch befürchtet, die Prüfung nicht zu bestehen und versagt zu haben, jemanden zu enttäuschen oder nicht zu genügen. Wie bei der Angst, Auto zu fahren, kann die Prüfungsangst bereits mehrere Tage bis Wochen vor der eigentlichen Situation auftreten. In diesen Fällen spricht man schon von einer krankhaften Angst. Leichte Angstzustände in Prüfungen werden nämlich als positiv und gesund angesehen, da die folgende Leistung durch die Angst verbessert wird und angespornt.
Eine soziale Angst kann allerdings auch als versteckter Auslöser einer Autofahrangst gesehen werden. Bei einer sozialen Phobie hat der erfahrende Mensch Angst vor der sozialen Bewertung durch andere Menschen. Fährt er Auto, besteht aus seiner Sicht die Gefahr, dass sein öffentlich wirksames Verhalten durch die anderen Verkehrsteilnehmer bewertet wird. Daraus kann sich in der Zukunft eine Fahrvermeidung entwickeln, da es in der Natur des Menschen liegt, eine Angst auslösende Situation zu meiden. So lässt sich auch erklären, warum manche Menschen Angst vor Beifahrern und Zuschauern oder Dränglern haben. Sie möchten von ihnen nicht negativ bewertet werden.
Ohne Angst am Steuer: Tipps gegen Autofahrangst und Verkehrsangst
Um eine Fahrvermeidung loszuwerden, sollten Betroffene unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Denn das wohl Sinnvollste bei Angst (aus meiner Erfahrung) ist, sich mit seiner Angst und den Auslösern zu beschäftigen. Manchmal braucht man jemanden, der einen hinterfragt, andere Sichtweisen und Erklärungen aufzeigt oder Lösungen hat, die wir nicht sehen.
Es hat sich auch als äußerst hilfreich erwiesen, Selbsthilfe-Literatur zu Rate zu ziehen. Ein Buch, das ich besonders empfehlen kann, ist Holger Walthers Buch Ohne Angst am Steuer – Die Führerscheinprüfung meistern und selbständig Auto fahren. Es bietet Fahr-Anfängern und Fortgeschrittenen hilfreiche Tipps und Tricks, mit Angst auslösenden Situationen umzugehen und die Angst vor dem Autofahren kontinuierlich zu reduzieren. Wer immer sehr sicher Auto gefahren ist, also schon seine Fahrprüfung hinter sich hat, kann dieses Buch dennoch lesen.
Denn: Es geht bei Fahrangst eben darum, wieder Sicherheit und Entspannung auf der Straße zu erlangen. „Was kann man in welchen Gefahren- oder Angstsituationen tun?“ ist daher ein großer Fokus des Autors.
Sein gesamter zweiter und dritter Teil (von drei) widmet sich Ängsten und einzelnen Momenten im Auto und Verkehr. Er beschreibt einige wirksame und vor allem neue Methoden und Strategien, seine Angst vor dem Autofahren zu überwinden. Deshalb empfehle ich jedem dieses Buch und nicht ein anderes.
Sollten aber Bücher oder Therapien für dich nicht funktionieren, kannst du dich ebenfalls an spezialisierte Fahrlehrer und Fahrschulen wenden. Häufig haben sie keinen sehr einladenden Namen und nennen sich z. B. Angsthasen-Fahrschule. Aber sie sind damit vertraut, Betroffenen ihre Unsicherheit beim Fahren zu nehmen.
Ich empfehle außerdem Atemtechniken, Entspannungstechniken vor dem Autofahren, das Vermeiden aller panikauslösenden Substanzen (siehe oben), lautes Singen eines beruhigenden Liedes und/oder Schreien beim Fahren, falls Angst auftritt (insofern in der Situation möglich), um das Adrenalin loszuwerden, progressive Muskelrelaxation (siehe YouTube für Anleitungsvideos) und die aktive Auseinandersetzung mit Lösungsmöglichkeiten, die das oben genannte Buch bietet.
Dein Ziel ist es, dass du die Angst, Auto zu fahren, in Sicherheit umwandelst. Dabei wünsche ich dir viel Erfolg und hoffe, dass dir dieser Artikel weiterhelfen konnte.
Alles Liebe,
Janett Menzel
Ich habe Angst vor Autos, möchte aber meinen Führerschein machen. Meiner Meinung nach ist es wichtig einen zu besitzen besonders wenn man Kinder hat. Ich wusste gar nicht, dass es eine richtige Bezeichnung dafür gibt und das es mehr Menschen gibt die diese Angst haben.
Die Angst vorm Autofahren kann ja schwierig zu überwinden sein. Für meine Nichte tut sie sich besonders schwer auf der Autobahn. Das ist keine leichte Sache und sie möchte ihren Führerschein machen. Vielleicht wäre eine gute Fahrschule für sie hilfreich.
Wichtig ist es, eine gute Fahrschule zu finden die auf die Probleme eingeht und Erfahrung hat 😀 Fahrlehrer und Schüler müssen sich verstehen und der Führerschein ist sicher 🙂 Liebe Grüsse