Ob du freiwillig oder unfreiwillig auf der Bühne stehst: Viele empfinden kurz vorher Lampenfieber bis hin zu handfester Redeangst und Auftrittsangst – auch genannt Bühnenfieber: die starke Aufregung oder Angst vor einem öffentlichen Auftritt bzw. vor Publikum sprechen zu müssen. Die Bühnen- und Speaker-Angst kommt oft mit starkem Schwitzen, der Angst vorm Rotwerden, sich zu verhaspeln oder vor einem Blackout – Ablehnung zu erfahren, sich zu blamieren:
In der neuesten Folge des „Podcast der vergessenen Träume“ spreche ich mit dem Komiker und Hypnotherapeuten Jojo Weiß über effektive Strategien zur Überwindung von Redeangst/Auftrittsangst. Er gibt aus seiner 20-jährigen Bühnenerfahrung heraus wertvolle Tipps und zeigt auf, wie Selbsthypnose und Hypnose hilft – für eine gelungene Bühnenperformance. Dich erwarten praktische Übungen für mehr Selbstvertrauen auf der Bühne, Schutztechniken vor dem Auftritt und Expertenwissen aus den Bereichen Mentaltraining und Visualisierung
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Takeaways dieser Podcastfolge
- Es ist normal, vor Auftritten Ängste und Zweifel zu haben.
- Regelmäßige Übung und Vorbereitung entscheiden über deine erfolgreiche Performance.
- Positive Visualisierung und mentale Vorbereitung helfen, dein Lampenfieber zu reduzieren.
- Erkenne deine individuellen Bedürfnisse und Strategien zur Bewältigung von Bühnenstress.
- Beim Umgang mit Publikumsreaktionen und der Fähigkeit, in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben, helfen dir gezielte Techniken.
- Es gibt verschiedene Strategien, um mit Ängsten umzugehen, z.B. Selbsthypnose und mentale Vorbereitung.
- Dankbarkeit und Spaß sind wichtige Faktoren für eine gelungene Performance.
- Hypnose und EMDR sind höchsteffektiv, um Ängste und Blockaden näher zu betrachten und zudem aufzulösen.
Nie wieder Lampenfieber vor Bühnenauftritten: Erfolgreich Performance- und Redeangst überwinden
Janett: Herzlich willkommen zu einer neuen Podcastfolge. Heute bei mir zu Gast ist der Berliner Hypnotherapeut Jojo Weiß. Er ist Experte für die Auflösung von Ängsten und er ist Komiker.
Jojo: So ist es. Hallo, ich grüße euch.
Janett: Danke, dass du zugesagt hast. Wir beide kennen uns aus dem Bereich Angst, weil wir damals mal zusammengearbeitet haben. Und wollte ganz gerne mit dir darüber reden, wie man ohne Lampenfieber beziehungsweise überzeugend auf der Bühne vor ganz vielen Menschen ohne schlottrige Knie performen kann – weil ich glaube, dass Redeangst bzw. Auftrittsangst ein durchaus relevantes Thema für viele ist. Nicht nur für die, die auf einer Bühne stehen, sondern auch für die, die auf einer Bühne stehen wollen.
Jojo: Ja, heutzutage gibt es viele Bühnen. Auch, was wir hier gerade machen, ist eine Bühne und bei mir in der Praxis sind Menschen, die zum Beispiel total Schwierigkeiten damit haben, sich in einem Zoom-Call zu äußern oder dieselben Symptome aufzeigen, wie wenn sie live vor Menschen stehen. Und Präsentieren wird immer wichtiger.
Janett: Ganz genau. Magst du vielleicht mal erzählen, wie du überhaupt zum Komiker sein gekommen bist? War das dein Traum? Hast du in deinen Jugendjahren den Traum entwickelt, irgendwann mal auf Bühnen zu stehen und als Komiker tätig zu sein?
Jojo: Sagen wir mal so, ich habe schon früh gemerkt, dass es mir Spaß macht, Menschen zum Lachen zu bringen und dass ich diese Wirkung auf Leute haben kann. Aber es war nicht mein Kindheitstraum. Ich bin von der Grundausbildung Gärtner irgendwann nach Berlin gegangen und habe in dieser Stadt sofort gemerkt, ich kann hier nicht als Handwerker arbeiten. Ich wollte etwas mit Bewegung, etwas mit Sport machen. Ich bin dann auf die Schule für darstellende Kunst gegangen und habe den Schwerpunkt Jonglage und Akrobatik gewählt. Ich habe jahrelang trainiert, auch Jonglieren – wie ein Blöder.
Und als ich auf der Bühne stand, habe ich gemerkt, diese Requisiten stehen zwischen mir und den Menschen. Wenn mir etwas runtergefallen ist, fand ich das furchtbar blöd. Dann ist noch mehr runtergefallen und irgendwann habe ich das Zeug alles über Bord geschmissen und habe gemerkt: Wow, wenn ich einfach so mit den Menschen in Verbindung gehe – es gibt ja auch diesen schönen Satz: „Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung von zwei Herzen.“ – da habe ich gemerkt, das funzt. Und dann ging es auch wirklich ab. Ich habe mit Sprache gearbeitet, aber auch viel mit Mimik und Geräuschen und Sounds. Deswegen durfte ich viel international unterwegs sein und habe über 20 Jahre eine recht erfolgreiche Karriere hingelegt.
Janett: Wie hat sich das etabliert?
Jojo: Erstmal in der Schule selbst, mit Auftritten intern. Und dann brauchte ich Kohle, weil ich das Schulgeld und die Wohnung bezahlen musste. Deshalb habe ich relativ schnell angefangen auf der Straße aufzutreten, Street Performances zu geben und bin auf offene Bühnen gegangen – auf wirklich kleine offene Bühnen, möchte ich ganz dankbar sagen – hier in Berlin, wo ich lebe und jahrelang zur Open Stage gegangen bin und daran gefeilt habe, wie man mit seinen Ängsten zurechtkommt. Wir haben immer gesagt, abkacken für Fortgeschrittene.
Dann wurden die Auftritte größer und die ersten Menschen kamen und fragen mich: „Wow, willst du nicht…?“, und so wurde es sukzessive zu dem, was man sich vorstellt. Gut, am Anfang waren es noch kleinere private Feiern, aber dann nahm die Bühnengröße zu: „Wintergarten“, „Tipi“, „Chamäleon“ hier in Berlin. Wir sind international aufgetreten, ich durfte im Moulin Rouge in Paris sein, war für vier Wochen am Broadway in New York und beim „Just for Love Festival“ in Kanada – das ging schon echt zur Sache dann.
Janett: Coole Sache. Wo du es gerade erwähnt hast, „Abkacken für Fortgeschrittene“, kannst du dich noch an die Anfänge, in denen du Angst hattest oder wo du mitten im Versagen drin warst, erinnern?
Jojo: Ja, klar. Ich meine, ich dachte wirklich, ich muss sterben. Einmal, das vergesse ich nie in meinem Leben, in Berlin, damals gab es noch „Joe am Wedding“ in der Diskothek und in der Disko aufzutreten ist sowieso mit das härteste auf der Bühne. Die Leute haben uns damals demonstrativ den Rücken zugekehrt. Also quasi: „Wir haben keinen Bock auf euch, wann haut ihr hier endlich ab? Wir wollen wieder Mucke!“ Aber der Veranstalter hatte halt in seinem Konzept, dass es die Live-Shows gibt. Das war echt schlimm. Und dann am Schluss, nach der Show, kam der Veranstalter auf uns zu und meinte: „Ey, wisst ihr was? Das war super, normalerweise werfen die Leute mit Sachen.“, wo du dir denkst, alter Schwede. Daran merkst du, das ist eine andere Klientel. Da geht es nicht darum, wie fühlen sich die Menschen auf der Bühne. Das ist Business, harte Arbeit.
Selbsthypnose als wirksame Methode für eine starke Bühnen-Performance
Janett: Ihr hattet damals sicher Techniken, Methoden, wie ihr euch runterkriegt, wenn mittendrin die Angst kommt oder direkte Konfrontation mit den Menschen da ist.
Jojo: Ja, da könnte ich stundenlang erzählen. Wenn du mich ganz am Anfang vor einem Auftritt gesehen hättest, dann wäre ich hin und her gepilgert und wäre immer wieder meinen Text durchgegangen und das ist tatsächlich eine Form der Selbsthypnose. Aber wie hypnotisierst du dich überhaupt selbst? Irgendwann habe ich damit angefangen. Mein Song war zum Beispiel James Brown „I feel good“. Stell dir vor, du gehst mit dieser Energie auf die Bühne: „Bitte begrüßen Sie mit einem herzlichen Applaus Jojo Weiß!“, statt mit der Haltung: „Hoffentlich weiß ich meinen Text gleich, wenn ich auf die Bühne gehe und hoffentlich mögen die mich.“
Was ich den Menschen wirklich ganz doll empfehlen kann: Leute fangt lange Zeit vorher an Spaß zu haben. Wie übst du? Wie probst du? Also wenn du schon total verkrampft probst, im Sinne von „Ich muss das unbedingt können“, wie sollst du dann locker performen? Also beim Proben schon immer wieder gucken, weshalb mache ich das Ganze? Ich will Spaß haben. Man sagt ja auch, wir spielen eine Show. Musiker spielen und du glaubst gar nicht – ich habe viel mit klassischen Musikern gearbeitet, wo der Druck sehr hoch ist – wenn du da mal fragst, wie sieht es bei euch aus mit Spaß haben, mentale Vorbereitung, etc. Die üben tausende von Stunden an ihrem Instrument. Aber tatsächlich Spaß zu haben, ganz wenig.
Janett: Okay, also fehlt da im Prinzip Selbstführung, beziehungsweise vor allen Dingen energetisch eine gewisse Ausrichtung, sodass man sich verbindet. Ich meine, wenn man Entertainer ist, dann fängst du erstmal bei dir selbst an, dich zu entertainen und dich in diese Energie zu bringen, damit du sie dann transportieren kannst.
Jojo: Ja, ja, wirklich. Wo geht der Fokus der Aufmerksamkeit hin? Was mir auch gerade noch als Punkt gekommen ist: Erwartungshaltungen. Ich merke beispielsweise, dass Menschen, die das gar nicht so gewohnt sind, auch auf Bühnen gehen – als Trauzeuge eine Rede zu halten oder so, und dass sie teilweise so eine hohe Erwartungshaltung von sich haben und erwarten, dass sie das genauso souverän, eloquent, gut, locker machen müssten, wie jemand, dessen Beruf das ist. Total absurd. Du gehst in so eine exponierte Situation, was für viele Menschen eine Ausnahmesituation ist und eine Urangst triggert – nämlich rauszugucken aus dem Stamm und abgelehnt zu werden. Dann von sich zu erwarten, ich mache das jetzt so wie ein Schauspieler, der jahrelang dafür trainiert hat, anstatt zu sagen: „Hey, wenn ich das hier okay abliefere, dann ist das schon ganz schön gut.“
Janett: Also, erstens, Übung macht den Meister. Je mehr Konfrontation bzw. Exposition wir haben, umso besser wird es. Das war wahrscheinlich jetzt Message Nummer eins. Message Nummer zwei, es ist vollkommen normal, dass wenn du nicht genug Übung darin hast, du vielleicht Angst empfindest.
Jojo: Ja.
Balance und Stressmanagement vor Auftritten durch Selbstkenntnis und Selbstführung
Janett: Kannst du ein bisschen was zu den Symptomen sagen? Oder möchtest du vorher noch etwas hinzufügen?
Jojo: Ja, Übung macht den Meister. Oder auch einfach mal zu schauen, welchen Preis Menschen teilweise bezahlen. Ich erinnere mich an einen älteren Kollegen, der mir mal so ganz im Vertrauen gesagt hat: „Weißt du Jojo, das wissen nicht viele Menschen, aber ich mache diesen Job schon Jahrzehnte. Ich übergebe mich vor jedem Auftritt. Ich übergebe mich vor jedem Auftritt.“ Wie groß ist die Liebe zu diesem Beruf, wenn du auch das mitnimmst? Andere brauchen vorher halt immer ihr Sektchen oder ihr Bierchen. Bei uns zum Beispiel war es eine eiserne Regel: Und wenn es mir noch so dreckig geht, vor der Show wird nicht getrunken! Aber das machen ja lange nicht alle. Viele gehen mit Betablockern, mit Alkohol, You name it, auf die Bühne, damit sie überhaupt mit diesem Druck klarkommen.
Janett: Kannst du mir das mal erklären? Das sind ja jetzt schon zwei Extreme. Auf der einen Seite willst du etwas unbedingt tun, weil du es liebst oder weil du deine eigenen Motive hast und auf der anderen Seite hast du diese ganzen heftigen körperlichen Reaktionen und gehst jedes Mal wieder durch diese Emotionen.
Jojo: Das ist natürlich ein extremes Beispiel, aber die Range ist riesig. Backstage zu sein und zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen reagieren. Der eine will dir am liebsten die ganze Zeit ein Ohr abkauen, weil ihm das bei seiner Nervosität hilft. Dann kommt es darauf an, wo du dich bewegst, manchmal ist es total beengt. Bist du alleine? Wie wirst du behandelt? Kommst du irgendwo hin, wo ein verdorrtes Käsebrötchen, wenn überhaupt unter einer Käseglocke, wartet oder wirst du total liebevoll aufgenommen und die lesen dir jeden Wund von den Lippen ab. Die Range ist riesig.
Janett: Verstehe. Klar, jeder geht mit seinen Ängsten, Zweifeln und mit Druck individuell um. Also ist es im Prinzip auch das Außen, das Ambiente, die Menschen, die einem vorher begegnen, die dann auch sehr viel mit hinzufügen, beziehungsweise gut machen oder auch glattstreichen können.
Jojo: Ja absolut. Und dann auch zu gucken, inwiefern kann ich mich abschirmen? Brauche ich es, dass ich mich abschirme? Weißt du, da kommen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen. Nehmen wir zum Beispiel mal die klassische Diva. Die klassische Diva, die irgendwo hinkommt. Ich überspitze jetzt mal extrem. Mariah Carey. Die kommt irgendwo hin und, was weiß ich, da muss die Toilette lila tapeziert sein, der Champagner im Kühlschrank und dies und das. Und wagt es bloß nicht, sie vorher anzusprechen. Wenn, dann über einen Mittelsmann. Das alles ist einfach Schutz. Und das kann eine Form von Attitude sein, sodass du dich schützen kannst. Ein anderer braucht es, dass er am liebsten den Hausmeister erstmal knuddelt und sich mit dem schon mal gutstellt. Das ist echt total interessant.
Janett: Ein wichtiger Punkt, vor allem, dass man sich abschirmt. Zu wissen, was brauche ich und wie ist überhaupt meine Natur? Muss ich vorher mit jemandem reden? Mit dem Hausmeister oder mit wem auch immer? Oder auch nicht? Das ist ja nicht nur ein Thema der Grenzen, sondern vor allen Dingen auch ein Thema der Selbstkenntnis und der Bedürfnisse. Und dann geht man höchstwahrscheinlich mit einer sehr viel besseren Energie auf die Bühne, leistet vielleicht auch viel mehr, als wenn man energetisch gedrained ist.
Jojo: Absolut. Eine Sache, die mir gerade kommt, was ich echt gelernt habe, ist, ich habe ab einer bestimmten Uhrzeit, wenn ich aufgedreht bin, keinen Kaffee mehr getrunken. Ich habe gemerkt, das triggert. Wenn du dann schon ein bisschen flatterig bist und dazu noch Kaffee kommt, habe ich für mich festgestellt ab 2 / 3 Uhr am Nachmittag, gibt es keinen Kaffee mehr. Und das hat einen Unterschied gemacht. Das sind so die ganzen Dinge, wie man sich kennenlernt. Das, was ich gerade gemacht habe, eine schützende Hülle – ein hypnotisches Konzept. Stell dir vor, du hast einen blauen, pinken oder was du auch immer willst, Mantel um dich herum. Wo nichts durchkommt, was immer auch passiert. Und dieser Mantel, der lässt nur das rein, was mir guttut. Alles andere prallt ab.
Ein anderes Konzept: das innere Rollo. Du kennst vielleicht diese alten Rollos mit den Lamellen, wo man so ein Rädchen drehen kann und dann stellen sie sich entweder so oder so. Und für mich ist dann – das mache ich auch im ganz normalen Gespräch, wenn jemand zum Beispiel aggressiv ist – dann stelle ich für mich die Lamellen dieses inneren Rollos auf quer und dann geht es einfach durch und kann nicht anhaften. Das sind hypnotische Konzepte, die ich mir im Laufe der Zeit angeeignet und ausgedacht habe. Das sind alles Dinge, die zusammenspielen. Dann kommt dazu, dein Bag of Tricks. Also wenn du lange auf der Bühne stehst, hast du einfach ein riesen Repertoire, einen Topf, wo du reingreifen kannst und beispielsweise Standards rausholst. Ich war viel mit der Frisur unterwegs, als ich auf der Bühne war – viel mit Glatzen.
Das war Teil meines Characters. Dann habe ich mir im Publikum schon mal die Glatzen rausgesucht und mich mit denen verbunden. „Hey, grüß dich. Wir zwei haben dieselbe Frisur. Du bist gut drauf. Was machst du beruflich?“, und auf einmal merken die Leute, was ihr miteinander habt. Oder auch bei Licht oder Beleuchtung, mit der ich mich unwohl gefühlt habe. In der klassischen Theater-Situation zum Beispiel, wo du niemanden mehr im Publikum siehst. Du stehst auf der Bühne und fühlst dich manchmal völlig isoliert. Gerade am Anfang. Du fühlst dich, als wärst du allein im Universum und da ist nur eine schwarze Wand. Ich habe super gern im „Quatsch Comedy Club“ gespielt. Da waren kleine Lichter auf den Tischchen und es gab ein bisschen Saallicht. Die wussten, wie man macht. Wie stellt man eine Verbindung in einem Comedy Club her? Das ist was ganz anderes als auf einer Theaterbühne. Und mit beidem darfst du lernen zurecht zu kommen. Also da gibt es unglaublich viele Aspekte, die hilfreich sind.
Wenn Menschen zu mir in die Praxis kommen, um Auftritts- oder Redeangst zu überwinden, schauen wir, welche Mosaiksteine spielen eine Rolle: Vorbereitung. Wie denke ich über den Auftritt? Wie sehe ich mich nach dem Auftritt? Das kann ich mir ja alles schon vorstellen: Ich stehe jetzt nach dem Auftritt im Foyer und die Leute beglückwünschen mich oder ich kriege vielleicht noch einen Blumenstrauß oder trinke mit irgendjemandem noch ein Bierchen, stehe da am Tisch und verkaufe meine Bücher. Mein zukünftiges Ich zieht mich also schon dahin. Ich habe ich einen Magnet, wo es hingehen kann. Und plötzlich ist man weg von: „Gott, wie wird das sein? Hoffentlich kann ich meinen Text, hoffentlich klappt das, hoffentlich mögen die mich oder der guckt mich so komisch an, der findet mich nicht gut.“ Es gibt unglaublich viele Strategien.
Als Hochsensibler auf der Bühne: So gelingt es trotz Reizüberflutung
Janett: Du hast es gerade angesprochen, Thema Licht. Ich zum Beispiel bin eine Person, die sehr lichtempfindlich ist. Wenn man auf der Bühne steht oder auch im Zoom-Call oder wenn man in einem TV -Studio ist und diese Lichtquellen vor sich hat, wie schafft man es bei bestimmten wirklich rein körperlichen Reaktionen, weil man zum Beispiel hochsensibel ist, damit umzugehen? Oder ist das eher ein ausgeliefert sein und du musst damit zurechtkommen?
Jojo: Ich würde schauen, das so zu interpretieren oder meinem Inneren zu sagen, dass es die Sonne ist. Das ist die Sonne, die mich bescheint. Das heißt, ich hole mir einen Moment. Heute Morgen zum Beispiel habe ich eine kurze Morgenrunde gedreht und bin tatsächlich einfach so stehen geblieben und habe mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Und ja, dann würde ich das für mich so ummünzen. Oder ich würde auch in die Dankbarkeit gehen. Dafür, dass ich dort sein darf und dass ich beschienen werde. Dass es mir das Universum gönnt, das Center of Attention zu sein. Das ist ja nicht selbstverständlich. Ich kann dort etwas zum Ausdruck bringen, was hoffentlich eine Relevanz, Sinn und Wichtigkeit hat. Das sind alles diese Konzepte, die man mit reinnehmen kann. Etwas, wovon die meisten Menschen überhaupt gar keinen Schimmer haben, sondern einfach denken: „Mist, ist hell, da muss ich jetzt irgendwie durch oder mich dran gewöhnen.“
Janett: Ja, ich bin so. Ich dachte immer, okay, deine Augen tränen gleich, es brennt, es ist unangenehm. Du hast gerade Center of Attention gesagt. Ich glaube, das wird ja bestimmt für viele, die auftreten oder reden, eine große Herausforderung sein, plötzlich all eyes on you. Man denkt darüber nach: „Wie viele Leute starren mich an und wollen jetzt, dass ich wahnsinnig gut bin?“
Die Top-3-Strategien bei Auftrittsangst
Janett: Wir haben in den letzten paar Minuten schon ziemlich viele Symptome, ziemlich viele Ursachen usw. beleuchtet. Bei vielen äußern sich ja nicht alle Symptome, genauso wie beim jeweils anderen. Der eine rennt damit rum, der andere hat eher eine Herausforderung mit irgendwas anderem. Aber im Mittelpunkt zu stehen und alle starren mich an und alle warten, ist das einer der Hauptgründe ist, warum man Angst haben kann? Kannst du aus deiner Erfahrungswelt heraus ausmachen, auch als Hypnotherapeut, was die Top 3 Gründe sind, wieso Menschen Angst davor haben, auf der Bühne zu stehen, zu sprechen und aufzutreten?
Jojo: Ich denke, was wir vorhin schon gesagt haben, es scheint eine natürliche Grundangst zu geben, aus der Menge empor zu ragen. Tatsächlich ist es ja die Angst abgelehnt zu werden und weil das halt vor ein paar Zehntausend Jahren noch hieß, ausgestoßen zu werden und umzukommen, hat unser Gehirn das noch nicht verstanden. Da hilft dann die klassische Coachingfrage: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Da mal in Übertreibung zu gehen, das kann einem total guttun. Und statt zu denken, dann bin ich das Center of Attention, alle Augen sind auf mir gelegt und ich muss gleich performen, zu sehen:
Wer sagt denn, dass ich gleich performen muss? Ich darf gleich performen. Ich kann es gar nicht mehr erwarten. Wann geht es denn endlich los, dass ich euch meine Inhalte in die Ohren pfeffern darf und euch zeigen kann, was ihr auf der Pfanne habt und wir eine geile Zeit miteinander haben. Macht das Licht ein bisschen heller! Auch das könnte halt eine Attitüde sein, einfach da mal damit zu spielen. Nehmen wir mal ein Extrembeispiel: Donald Trump. Was das betrifft, kann man sich eine ganze Menge bei dem Mann abgucken. Der kommt irgendwo hin und sagt: Ey, ich bin der geilste Hugo überhaupt. Bitte verstehe mich richtig. Ich bin alles andere als ein Fan von dem Mann. Nur zu gucken, von wem und was kann ich lernen – im Selbstverständnis. Und wenn ich mir nur ein Scheibchen davon abschneide und das mal mit meiner Sensibilität und mit meinen Ängsten vermixe und verquirle, vielleicht wird es dann schon ein bisschen leichter.
Janett: Ja, ich weiß, worauf du hinaus möchtest. Weniger im Zweifel, der Angst oder der Furcht davor zu leben, jemand anderes könnte dich ablehnen. Und auch die Art, wie du mit dir bist, wie du mit dir sprichst, wie deine Gedanken sind, was du dir für eine Geschichte erzählst.
Jojo: Es sind ja letztendlich die zwei Großen: Versagensangst und Angst vor Ablehnung. Wenn man eindämpft zu sagen: „Ich habe Angst, dass meine Stimme nicht funktioniert. Ich habe Angst, dass meine Stimme versagt, meine Jokes nicht ankommen oder dass ich den Text vergesse.“, und Menschen jetzt zuhören, die immer wieder merken, sie sind super gründlich vorbereitet und merken trotzdem, dass sie Angst vor Blackouts haben oder dass sie Blackouts kriegen, dann kann man diesen Text hundertmal, tausendmal durchlesen und auswendig lernen, das alleine nützt einfach nichts. Die Angst macht es noch lange nicht weg.
Jeder kennt es: im Probenraum ging es noch, da konnte ich das noch und auf der Bühne stand ich da und da war einfach nur Leere. Spätestens dann merken wir, da gibt es im Hintergrund Dinge oder Baustellen, an denen wir trainieren können. Davon gehen wir ja aus, dass jemand sein Material kann, wenn er auf die Bühne geht. Das nützt den Leuten nur nichts und deshalb ist es so wichtig Spaß zu haben. Wenn ich mich nicht immer nur mit einem Standard-Satz vorstelle, sondern weiß, ich habe da drei, vier, fünf verschiedene Möglichkeiten, wie ich reingehen kann. Alles was die Optionen erhöht und geistige Freiheit gibt.
Man kann sich auch fragen: Wie kann es mir gelingen, diesen Auftrittsort von einem Gefahrenort in einen Lustort zu verwandeln? Denn solange es ein Gefahrenort ist, macht das Performen keinen Sinn. Wenn ich innerlich auf ein Schafott gehe, dann ist es sinnvoll Angst zu haben und zu schauen, wie komme ich aus dieser Situation wieder heraus. Und genau da gehen viele Leute in Auftrittssituationen rein.
Janett: Das erinnert mich daran, als ich damals in die Selbstständigkeit gegangen bin und du mir angeboten hast – weil ich einen Artikel über dich geschrieben habe – Hypnose besser kennenzulernen, ich weiß noch, dass ich das super toll fand. Dass du einige typische Coaching-Sachen mit drin hattest und ich aber auch wirklich selbst Coaching-Instrumente für mich mitnehmen konnte. Ich fand schön, dass es eben nicht nur Hypnose war, sondern auch therapeutische Elemente, die du eingewoben hast. Das habe ich dir nie gesagt, aber fand ich sehr gut. Ich merke gerade wieder, dass du da sehr breit arbeitest.
Jojo: Dankeschön. Weißt du, was mir im Laufe der Jahre immer bewusster geworden ist, es geht um eine Alltagstauglichkeit. Was nützt es auch in der Abgeschiedenheit einer geschützten Praxis, wo es mucksmäuschenstill ist? Wir brauchen es ja da draußen. Wenn ich an der Supermarktkasse stehe und ich kriege kein Wort raus, jemand, der mit einer sozialen Phobie unterwegs ist oder mit einer Rede-Angst, der sich nicht aus dem Haus traut, der an der Supermarktkasse das Gefühl hat, mir knicken jetzt gleich die Beine weg. Es kommen ja Menschen aus dem gesamten Spektrum der Angstproblematiken zu mir. Wie kriegen wir das im Alltag implementiert? Das ist mein Ansinnen in der Arbeit und deswegen sage ich oft – die klassische [Trancearbeit] ist, was die Menschen erwarten, wenn man in eine Hypnopraxis geht, was ja bei mir auch stattfindet – aber das ist nur ein Teil davon. Denn im Alltagsleben hängen wir auch nicht die ganze Zeit schlaff und kataleptisch in einem Sessel oder auf einer Liege rum, sondern ganz im Gegenteil.
Hypnotherapie – So kann sie helfen
Janett: Du arbeitest außerdem noch mit EMDR, daran kann ich mich noch erinnern, das fand ich damals sehr wohltuend. Magst du vielleicht erzählen, wie eine Session bei dir abläuft, beziehungsweise wie du eine typische Hypnose durchführst, gestaltest und was in der Person passiert, die bei dir ist?
Jojo: Ja, das ist halt individuell. Natürlich gibt es bestimmte Setups. Ich fange mal ganz von vorne an: meistens ein telefonisches Orientierungsgespräch, es sei denn, die oder derjenige möchte unbedingt ein persönliches Kennenlernen haben, dann können wir das auch in der Praxis machen. Ich habe nur festgestellt, im Laufe der Jahre, dass wenn jemand kommt für ein Orientierungsgespräch in der Praxis, am liebsten würde man gleich losarbeiten. Deswegen weiß ich mittlerweile, dass wenn ein Mensch mit mir eine halbe Stunde oder so telefoniert, dann ist es in vielen Fällen so, dass sie sich gut aufgehoben fühlen und dann merkt man: Hey, da ist ein guter Draht. Dann vereinbaren wir meistens drei Sitzungen. Es gibt einen Anamnesebogen, den die Menschen im Vorfeld ausfüllen. Das ist ein offenes PDF, das sie mir dann wieder zuschicken. Das heißt, bevor wir uns überhaupt in der Praxis sehen, haben wir schon durch das Telefonat und den Anamnesebogen ein ganz gutes Stück vorgearbeitet.
Dann biete ich an, in der ersten Session einen Teil Biographiearbeit zu machen, am Flipchart anhand der Lebenslinie mit folgendem Hintergrund: dass die Menschen schon mal von außen schauen können, welche Strategien ich anwende und wie es zu dem kommt, was sie fühlen. Das klingt so ein bisschen provokant, aber ich sage immer, das machen wir natürlich nicht, weil wir blöd sind. Das ist ein unbewusster Prozess. Und bei der Arbeit werden dann bestimmte Muster verbildlicht. Mich interessiert, wann geht es dir gut, wann fühlst du dich geliebt, wann fühlst du dich geborgen, wann geht dir das Herz auf, wann bist du in deiner Kraft oder wie der Berliner salopp sagt, wann biste jut druff? Und dann fällt den Leuten auf: Aha, ich halte mich in diesem Bereich kaum auf. Ich halte mich die ganze Zeit damit auf: Was tut mir weh? Was stört mich? Womit komme ich nicht zurecht? Womit bin ich überfordert? Was macht mir Angst? Und das ist die dauerhafte Problemtrance, in der die Menschen sich befinden. Das könnte man jetzt ganz praktisch auf das Thema Auftreten anwenden: „Letztes Mal hat es nicht geklappt. Hoffentlich klappt es diesmal. Gott, wenn ich wieder meinen Text vergesse.“
Und plötzlich haben wir uns schon wieder so hypnotisiert, dass wir am liebsten gar nicht da sein wollen und wegwollen. Wie im Supermarkt: „Der hat mich so komisch angeguckt. Das letzte Mal habe ich kein Wort rausgebracht. Ich habe ewig gebraucht, bis ich meine EC -Karte rausgebracht habe. Mir haben die Hände gezittert. Ich habe geschwitzt. Gott, ich will da nicht hin.“ Dann gibt es nach der Biographiearbeit – ich arbeite in der Regel in 2 Stunden Einheiten, sodass man richtig Zeit hat – dann gibt es die erste formelle hypnotische Trancearbeit. Damit die Menschen die Erfahrung machen, wie fühlt es sich an, wenn ich mit Jojo hypnotische Trancearbeit mache. Und da sage ich gleich immer dazu, dass ich gerne ein gärtnerisches Bild benutze. Es geht darum den Boden vorzubereiten, sodass dein ganzes System merkt: Ich bin hier willkommen, ich kann hier aufmachen, ich kann hier vertrauen und wirklich ankommen.
In der zweiten Sitzung ist das Gespräch meistens kürzer und wir machen mehr klassische Trancearbeit: Es kann aber auch sein, dass wir auf einmal merken: hey, hier sind irgendwie 40 Grad, es ist eng, lass uns rausgehen, lass uns in den Park gehen oder wir machen innere-Kind-Arbeit. Ich sag dann: „Weißt du was, wir gehen jetzt mit deinem inneren Kind Eis essen und wir gehen in die Parallelstraße, da ist so eine super Eisdiele und ich gebe dir jetzt ein Eis aus. Ist das in Ordnung für dich?“, „Ja“, „Und weißt du was? Mit Streusel!“, „Geil!“ Und dann stehen da halt zwei erwachsene Menschen an der Eisdiele, ziehen sich ein fettes Eis rein mit bunten Streuseln. Was derjenige vielleicht schon 20 Jahre nicht mehr gemacht hat und auf diese Art und Weise merkt, ich habe mir das zwar anders vorgestellt, aber jetzt merke ich, aha, hier passiert etwas.
Dann kann es natürlich sein, dass in der zweiten Sitzung Menschen schon eher so an das Eingemachte, an ihre Prägungen ran möchten, da wo des Pudels Kern liegt. Es kann sein, wenn die oder derjenige stabil genug ist, dass man dann auch in einschneidende Situationen, in einschneidende negative Situationen geht und dort, ich nenne das immer Frieden reinbringt. Das zu befrieden ist oft eine sehr berührende Arbeit. Du hast es ja auch erfahren, da kann das ein oder andere Tränchen fließen und die Schminke auch mal verrutschen.
In der dritten Session biete ich Vertiefung und Wiederholung an. Möglichst schon unabhängig von mir, werden selbsthypnotische Übungsarbeit und Tools verwendet. Sprich, welche Tools verwendet die oder derjenige bereits, was kann ich eventuell noch dazugeben und ganz erheblich, welche Tools hat der Mensch an Bord, nutzt sie aber nicht, weil der Zugriff fehlt? Das ist für mich auch ein Wesen der hypnotischen Arbeit, miteinander den Zugriff zu erhöhen, dass der Mensch mit sich in Verbindung kommt und merkt, was er wirklich braucht – was er ja hier oft schon lange weiß.
Janett: Also ordentlich Ressourcenarbeit, klasse.
Jojo: Genau.
Janett: Ich habe das tiefe Bedürfnis für den Fall, dass irgendeine Frau sich bei dir melden möchte, ihr mitzuteilen, dass sie bitte auf gar keinen Fall geschminkt sein sollte. Denn ich, das hatte ich vergessen, aber jetzt habe ich mich gerade wieder daran erinnert. Weißt du noch, ich hatte ja schon die Augen zu, aber es floss trotzdem und es floss und es floss. Und ich habe ja noch nicht mal gemerkt, dass ich weine. Ich hatte nicht dieses Traurigkeitsgefühl. Makeup-mäßig war das eine sehr leidvolle Angelegenheit. Also liebe Frauen, wenn ihr zu Jojo geht: Mascara bleibt weg.
Jojo: Genau. Ja, dann geht man zu diesem Kerl und dann muss man auch noch heulen! Klar, das ist nicht immer so, aber ja, es kann sein, dass man ergriffen ist, dass Wut oder Traurigkeit hochkommt und was auch immer es ist, es ist willkommen und wir können das handlen. Ich breche mal noch kurz das Thema EMDR an, du hattest es ja ins Spiel gebracht. „Eye movement desensitization and reprocessing”, eine Methode erfunden von Francine Shapiro. Viele haben ja mittlerweile schon davon gehört, dass man mit geführten Augenbewegungen arbeitet. Das ist eine bifokale Methode, wo die Aufmerksamkeit auf der einen Seite in das belastende Ereignis reingeht und auf der anderen Seite auf die Fingerbewegungen. Und es scheint, nach allem, was man heute darüber weiß, eine Neuverknüpfung auf der neuronalen Ebene angeregt zu werden.
Also ursprünglich erfunden für Shellshock, Opfer aus dem Krieg, beziehungsweise posttraumatische Belastungsstörungen. Und dann im Laufe der Zeit immer mehr angewendet, auch im Coachingbereich oder auch auf andere therapeutische Anliegen. Ja, und ich variiere das. Das heißt, wir entscheiden gemeinsam. Wenn ich das Gefühl habe, das passt, dann schlage ich das vor. Und wenn die oder derjenige sagt: „Nee, irgendwie nicht so.“, dann nicht. Manche fragen auch explizit nach. Manchmal kombiniere ich das auch mit Zeichnen. Also dass die Person Bilder zeichnet, zwischen den einzelnen Sequenzen, in denen wir mit den Fingerbewegungen arbeiten und man dann anhand der Bilderreihenfolge eine signifikante Veränderung, Erleichterung, oft von der Dunkelheit ins Licht oder wie auch immer sich Leichtigkeit äußern mag, spürt.
Janett: Hervorragend. Ja, ich habe EMDR sehr, sehr positiv in Erinnerung. Also mir tat das extrem gut. Hast du irgendein Kennenlernangebot bzw. wie kann man mit dir Kontakt aufnehmen? Gibt es irgendetwas, vielleicht für all diejenigen, die sich noch nicht so sicher sind oder noch Berührungsängste haben?
Jojo: Also was ganz gut passt, am 1. August sind es 10 Jahre, seitdem ich meine Tür in Tempelhof aufgesperrt habe. Und ich habe mir jetzt überlegt, es soll eine Social Media Aktion geben, die heißt „10 Jahre 10 Tage“. Also ab dem 23. Juli werde ich auf Facebook und Insta täglich einen Post absetzen zu meiner Hypnosepraxis, zu meiner Arbeit. Und am Ende der 10 Tage werde ich drei einfache Fragen stellen und die Menschen, die diese Fragen beantwortet haben, kommen dann in einen Lostopf und dann gibt es drei Gratis-Sessions, also an drei Menschen jeweils eine Session im Wert von jeweils 400 Euro.
Janett: Für alle, die vielleicht jetzt dieses Interview erst im Nachhinein hören, also vielleicht erst 2025 oder so, normale Kontaktaufnahme über deine Website?
Jojo: Es geht am ehesten über die Webseite, über das Kontaktformular. Und was seit einigen Wochen und Monaten am Entstehen ist, es gibt auch einen YouTube-Kanal, wo wirklich schöne, gehaltvolle Sachen drauf sind. Das sind dann auch geführte Meditationen und so weiter.
Jojos Traum: Sich immer wieder neu erfinden
Janett: Hast du denn – so als allerletzte Frage, weil ich die jedem stelle – hast du als Mann, als Mensch, als Vater, beruflich oder in welcher Rolle auch immer, noch irgendeinen Traum oder vielleicht mehrere Träume, die du dir unbedingt erfüllen möchtest?
Jojo: Ja du, das ist abgefahren. Da will ich wirklich kurz ausholen. Ich habe einen Traum. Ich habe Träume. Das hatte ich schon immer. Und das Abgefahrene ist, ich habe ja mehrmals meinen Beruf gewechselt. Also ich bin klassisch gelernter Gärtner. Danach bin ich ins Entertainment gegangen, aus dem Entertainment raus in die Gesundheitssparte – ich bin ja Heilpraktiker für Psychotherapie, Schwerpunkt Hypnose-Therapeut. Und vor drei Jahren kam auf einmal das Thema Wohlstand und Finanzen in mein Leben. Und es ist total abgefahren, weil ich eigentlich gar nicht so ein Zahlenmensch und so weiter bin. Aber ich habe bei dieser Gelegenheit gemerkt – also ich bin aktiv ins Investieren gegangen – und habe dadurch viel mit Menschen darüber gesprochen und habe dann auf einmal gemerkt, dass gerade Herzmenschen und da zähle ich uns jetzt mal dazu, wo ich viel auch in meinem Bereich habe, dass sie ganz viele Schwierigkeiten haben mit dem Thema Geld.
Dass sie ganz viele Schwierigkeiten haben, sich richtig zu verkaufen, dass sich viele Menschen unter Wert verkaufen. Und dann habe ich gemerkt, dass es mir zunehmend echt Freude macht, da wie so eine Art Türöffner und Brückenbauer zu sein. Und ich habe mir das nicht vorgenommen. Ich bin immer mehr in Gespräche und ins Netzwerken gegangen. Und jetzt bildet sich da gerade so ein – ich kann es noch nicht genau sagen – was ich sagen kann, meine jetzige Firma heißt ja „Joweissco – Hypnose mit Herz und Hirn.“ Ja, und dieses mit Herz und Hirn, das begleitet mich schon so lange. Und ich würde es halt jetzt im Augenblick so deuten, dieses Business und die Spiritualität zu vereinen. Und habe ich so richtig Bock darauf. Und das Baby, das hat noch keinen Namen.
Nur das Schöne ist, weißt du, all das, was ich bisher im Leben gelernt habe, kann da eben mit einfließen. Und da freue ich mich einfach total drauf. Und gerade wenn das auch echt Menschen hören, die Lust haben, wirklich auf diese vollumfängliche Fülle im Leben, sich das wirklich zu trauen, gerade auch dahin zu gehen, wo es einem unter Umständen schwerfällt. Ja, wo man vielleicht auch merkt: Wow, da bin ich total verschlossen. Auch Finanzmenschen, die sich zum Beispiel schwertun, mehr ins Herz zu gehen. In beide Richtungen finde ich das total spannend. Und daran werde ich arbeiten.
Janett: Also dürfen wir gespannt sein. Ich bin es jetzt auf jeden Fall.
Aber interessant, dass du das sagst. Du bist jetzt schon der Zweite, der sagt, ich habe schon so viele unterschiedliche Dinge in meinem Leben gemacht, für mich stößt sich etwas Spirituelles nicht mehr mit etwas, das offiziell schön anerkannt ist. Sodass ich Standards oder vermeintliche Standards, Urteile – alles, was so sehr behaftet ist – auflösen darf und, dass alles zusammenfinden darf und alles darf sich, wie so ein Knautschball mit unterschiedlichen Fähigkeiten, miteinander verbinden.
Jojo: Boah, da habe ich wirklich richtig Gänsehaut. Und weißt du, das ist doch so abgefahren, auf der einen Seite geht es immer um Positionierung und Schubladen und ich habe das wirklich mehrmals erlebt, als ich vom Gärtner zum Entertainer gegangen bin. „Was macht er denn jetzt? Sei doch froh, du bist schon selbstständig als junger Mann.“ Ja, aber weißt du, wenn es mich nicht mehr glücklich macht, bringt es doch nichts. Also gehe ich das Nächste an. „Denkst du wirklich, Kunst und so? Wie soll man davon leben?“ Ich habe das 20 Jahre lang gemacht und wirklich gut davon gelebt. In der Zeit sind viele Menschen, die in vermeintlich sicheren Berufen waren, hochgradig rausgeschmissen und wegrationalisiert worden. Dann war da ein gewisser Status erreicht, Anerkennung, Geld.
Dann sage ich: „Leute, sorry, ich kann keinen Koffer mehr sehen. Ich will jetzt endlich mal zu Hause bleiben, Family, Freundschaften pflegen und so weiter.“ Da haben sich die Leute wieder schwergetan, mich aus der Schublade rausgehen zu lassen. „Was ist das denn jetzt, Hypnose?“, und dann hat es zwei, drei Jahre gedauert, bis die ersten auf der Matte standen: „Ja, sorry. Also bei mir wird es immer wilder mit den Auftrittsängsten.“ Und jetzt wandle ich seit einiger Zeit schon wieder in Richtung was Neues und dann erfahre ich wieder genau dasselbe. „Was macht er denn jetzt irgendwie mit Geld und/oder Network oder so.“ Da möchte ich fast schon drum bitten, Leute gebt euch gegenseitig die Freiräume und wenn ein Freund oder eine Freundin von dir weiterziehen will und losgehen will, bitte supportet diesen Menschen, denn du weißt nicht, wann du selbst aus der nächsten Schublade raus willst und dich echt freust, wenn dich andere supporten.
Janett: Das hast du schön gesagt. Absolut, ich kann dir da nur zustimmen. Meine Mutter, die fragt hin und wieder mal, was machst du gerade? Aber meine Freunde, die fragen schon gar nicht mehr: „Und was machst du jetzt?“ Die wissen, ich erfinde mich dann neu, wenn ich das möchte, ich verdiene mein Geld damit. Fertig, aus, Ende. Diese lockere Art und Weise sein Leben zu begehen und viel stärker zu sich selbst zu finden, viel stärker in seine Kraft zu gehen und das, was man liebt, zu finden – also wirklich zurück zu dem, was du bist oder aber dich an Träume zu erinnern. Dieser Podcast ist ein Instrument mit genau dieser Botschaft. Ich finde, wir könnten alle mal ein bisschen gechillter unser Leben leben, anstatt dieses ganz steife: Wenn du einmal irgendwas bist, dann musst du das bis zum Ende deines Lebens bleiben. Sich neu zu erfinden kann auch wirklich sehr wohltuend sein, das ist meine Erfahrung. Wunderschönes Gefühl.
Jojo: Und das ist auch ein Privileg unserer Zeit. Ich meine, guck mal, früher, wenn ich mir vorstelle, also ich bin jetzt 55, ich kann es zwar gar nicht glauben, aber ich bin 55 Jahre alt. Wenn ich mir vorstelle, mein Opa damals mit 55, hätte der jetzt gesagt: „Leute, ich mach jetzt was anderes!“, da hätten alle gesagt: „Der Sepp [also ich komme aus Bayern] der hat jetzt schon Alzheimer, der spinnt jetzt schon!“ Heutzutage ist es ja eher so, dass man sagt, ist doch cool, dass du daraus nochmal was anderes machst. Und bei dieser Investmentgeschichte, zum Beispiel, halte ich mich im Blockchain-, Krypto-Bereich auf. Da sind 80, 85 – ich glaube der älteste Teilnehmer war über 90 – der sagt: „Ich will wissen, wie das geht. Ich möchte doch nicht irgendwann vor so einem Automaten stehen und nicht mehr wissen, was da überhaupt los ist.“ Das ist so geil und es kommt ja sowieso. Also in zwei, drei Jahren, wenn die ganzen digitalen Währungen eingeführt werden, müssen wir uns sowieso damit auseinandersetzen.
Janett: Ja, absolut. Aber vor allen Dingen, finde ich es schön, dass plötzlich jeder – also zumindest habe ich so ein leichtes Gefühl davon, dass es immer, immer stärker anrollt, dass wirklich jeder von den Möglichkeiten, die wir durch Online-Welten und durch alle digitalen Fortschritte, die hier passieren und die auch wirklich schnell kommen, haben – ich finde das toll, dass es plötzlich viele Menschen gibt, die die Möglichkeit haben, das zu nutzen, um ihr Leben zu verbessern.
Jojo: Absolut. Und auch, wenn ich dich so angucke – ich beobachte dich ja auch über Jahre hinweg – ich meine, was du dir alles drauf geschafft hast, in was für verschiedenen Bereichen. Und jetzt mit Mikro und Video-Podcast und schreiben sowieso – das ist irre, wie komplex und schön das ist.
Janett: Ganz genau, einfach schön, dass man die Möglichkeit hat, dass man auch so viele Menschen findet, die einem die Möglichkeit geben und von denen man lernen kann. Ich lieb’s, ich lieb‘s einfach nur.
Jojo: Noch kurz zum Lernen. Als ich als Jungspund Gitarre gelernt habe, ich erinnere mich noch, da war ich in Augsburg und habe mir im Musikhaus „Musik Durner“ ein Videotape aus Amerika bestellt, von Stevie Ray Vaughan, einer meiner Gitarren-Heroes. Ich wusste noch nicht mal genau, was auf dieser Kassette drauf sein wird. Ich durfte froh sein, dass ich die überhaupt bestellen konnte. Ich habe, glaube ich, sechs Wochen gewartet, bis das Ding kam. Und heute gehst du einfach auf YouTube, sagst den Song und dann kriegst du in drei verschiedenen Kameraeinstellungen das Griffbrett gezeigt, hörst, wie das ist und alter Schwede, wir haben Möglichkeiten ohne Ende. Die Kunst oder Herausforderung ist ja eher, sich zu fokussieren.
Janett: Ja, aber gleichzeitig: Nimm dir das Beste von dem, was heute möglich ist und mach damit das Beste, was für dein Leben möglich wäre. Und vielleicht als Abschluss zu dieser Podcast-Folge. Sollten dich irgendwelche Ängste, Zweifel oder was auch plagen, möge man sich doch bitte vertrauensvoll an Herrn Jojo Weiß in Berlin wenden und das auflösen.
Jojo: Das ist vor Ort und online.
Janett: Prima! Genau das wäre jetzt noch meine Frage gewesen: Wie sieht das für die Leute aus, die nicht in Berlin sind? Wobei es sich absolut lohnt, in den Zug oder dreimal in den Zug zu steigen. Also das kann ich persönlich nur empfehlen.
Jojo: Dankeschön, das habe ich auch öfter. Es kommen wirklich regelmäßig Menschen von außerhalb. Wir arbeiten öfter mal intensiv, sodass sie sich zum Beispiel eine Nacht ins Hotel einmieten. Und wir arbeiten dann zum Beispiel an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.
Janett: Jojo, von Herzen Danke, dass du bei mir im Podcast warst!
Jojo: Ich danke dir ganz doll für die Einladung und ich freue mich dich, nach langer Zeit auch mal wieder richtig gesehen zu haben. Juhu!
Janett: In diesem Sinne an alle Leser und Leserinnen, ich freue mich, wenn ihr auch bei der nächsten Folge wieder einschaltet und für den Moment: einen wunderbaren Tag, Morgen oder Abend – wann auch immer ihr diesen Beitrag seht. Jojo, ich sag Tschüss. Bis zum nächsten Mal, ciao!
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