Die dunkle Schwester: Der Schatten einer jeden Frau

Jede Frau birgt eine dunkle Schwester in sich (so, wie jeder Mann einen dunklen Bruder), die all die verdrängten und verheimlichten Eigenschaften und Sehnsüchte darstellt, die sie im offiziellen Leben nicht ausleben kann. Wenn du dich fragst, wieso du deine „schlechten“ Angewohnheiten nicht loswirst, dich nicht mehr verstellen kannst, wieso es dich so auslaugt, dich anzupassen, du vermeintlich grundlos wütend oder traurig wirst, manchmal wie ausgewechselt bist oder dich dein soziales Umfeld „nicht wiedererkennt“, dich nicht zu etwas aufraffen kannst usw., wisse: Es ist die dunkle Seite deiner Persönlichkeit, dein Schatten-Ich, und Gegenteil des Hellen. Das Helle zeigst du täglich, weil du weißt: „So mag man mich.“ (So bleibe ich Teil.) „Das ist gern gesehen.“ (Diese Verhaltensweisen sind die Norm und gefallen. So falle ich nicht auf.) „So bekomme ich, was ich brauche“. (So bleibe ich sicher.) Das Dunkle in dir verbietest du dir deshalb. Und eben das gefällt deiner dunklen Schwester so gar nicht. Mit Grund.

 

wenn anpassung nicht mehr gelingt

Wie dein Schatten-Ich – die dunkle Schwester – entstand und wieso es so viel Macht über dich hat

Um die dunkle Schwester, dein Schatten-Ich, zu verstehen, werfe ich im Folgenden ein paar Begriffe in den Raum. Sie sollen dir zeigen, wie dein Schatten entstand:

Erziehung – Schule – aufgezwungene Werte und Standards anderer – erwartete Anpassung – So-Sein-Müssen – Zugehörigkeit/Teilsein-Dürfen – emotionale und psychische Leistungen – Gefühle wie Wut, Trauer und Angst nicht zeigen dürfen/sollen – Erwartungen anderer – Druck, zu genügen – idealerweise keine Bedürfnisse oder Sehnsüchte haben – nicht schwierig, kompliziert oder anstrengend bzw. bedürftig sein – gesellschaftliche Erwartungen an dein Äußeres als Frau erfüllen (oder glauben, es erfüllen zu müssen) – schwierige Männer in Liebesbeziehungen, passive Männer und Beziehungen, die auf deinen Schultern lasten bzw. solche, die du als übergriffig empfindest – schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen (Mutterwunden) – schwierige Beziehung zu deinem Vater (Vaterwunden) – Geschwisterrivalität (un/bewusst) – überhohe Verantwortung und Pflichten an dich selbst – überstarke Rationalität – Schwierigkeiten, sich zurückzulehnen, sich zu vertrauen, der Welt zu vertrauen, Entscheidungen gegen andere zu treffen, seine weibliche Seite auszuleben, Nein zu sagen, unvernünftig oder zickig zu sein, sich zu nehmen, was man will, das Leben in allen Zügen auszukosten, ein Leben zu leben, das andere nicht verstehen (nichts Solides, nichts Bodenständiges, sondern Eigenes), Schwierigkeiten, sich zu trennen oder Streit/Konflikte auszuhalten – Emanzipation – genauso „stark“ wie ein Mann zu sein (mit Doppelbelastungen) …

Das ist nur eine kleine Liste der Gründe, wie die dunkle Schwester in dir entstanden ist. Je mehr man als Frau davon in seinem Leben hat(te), desto stärker haben sich Schattenseiten entwickelt. Sie drücken sich aus, indem dir Anpassungen aller Art aufs Gemüt drücken oder dich davon abhalten, „so zu sein, wie andere dich wollen würden“. Die helle Schwester (der gute Zwilling) hat das gelernt und ist bestrebt, so zu sein. Die dunkle Schwester hingegen, der böse Zwilling sozusagen, sucht nach Gleichgewicht und sieht genau, wenn etwas aus der Balance fällt. Sie schafft wieder Ordnung in dir – jedenfalls versucht sie es. Denn immer nur machen, tun, ertragen, dulden, schweigen, lächeln und dienen ist für keine Seele wohltuend. Im Gegenteil. Es verrät sie und jedes Herz. Es macht krank und belastet so die Psyche und den Körper.

 

So zeigt sich dein Schatten-Ich

Die dunkle Schwester, dein Schatten-Ich, ist vor allem eins: gierig, weil sie für einen zu langen Zeitraum (manchmal ihr Leben lang), ihre wahren Bedürfnisse verstecken oder kleinreden musste: Deshalb hat sie oft

  • einen tiefen Hunger nach Aufmerksamkeit und Anerkennung
  • Verlagen nach endlosem, innigem, leidenschaftlichem Sex
  • Essen und Trinken, das die Sinne anregt
  • tiefen Gefühlen und (Sinn)Erfüllung
  • grenzenloser Freude und Spaß
  • überschwänglichen Erlebnisse
  • und echtem Selbstausdruck, ohne sich den Vorstellungen anderer anpassen zu müssen.

Sie will sich hingeben und empfangen oder geben und kontrollieren – je nachdem, was auf der nicht ausgelebten, heimlichen Seite der angepassten Frau überwiegt. Sie will bedingungslos geliebt werden, will nichts dafür tun müssen, weder am Anfang noch mittendrin. Sie will Verständnis für all ihre Ecken und Kanten.

Da aber viele nicht so leben können, sondern um Anpassung bemüht sind, und darum, sich zu „benehmen“, nicht so anstrengend, störend und fordernd zu sein, sondern eine Hilfe, kooperativ, lieb, sanft, „weiblich“ fügsam und duldsam, harmonisch usw., rutschen die wahren Bedürfnisse immer tiefer ins Dunkle ab. Die dunkle Schwester verkörpert somit auch all die Wut, die man nie geäußert, sondern heruntergeschluckt hat. Sie trägt die Traurigkeit, Scham und Schuld.

Je mehr eine Frau ihr wahres Ich verdrängt, umso stärker wird ihr Schatten – wenn sie versucht, normiert und angepasst, hübsch und „so zu sein“, wie man sie will und braucht – oder wie sie denkt, sein zu müssen, um gewollt, liebenswert, angesehen und akzeptiert zu werden.

 

schattenarbeit für frauen

Das Schatten-Ich einer Frau ist der Archetyp der „Wilden Frau“

Die dunkle Schwester ist gegen typische Motive (das, was dich bewegt, etwas zu tun oder zu unterlassen) wie zum Beispiel Zugehörigkeit auf Teufel komm raus oder emotionale/psychische Leistung des Friedens oder der Liebe wegen. Sie verabscheut Co-Abhängigkeit und für andere bequeme Lebensweisen. Sie will im Mittelpunkt ihres Lebens und ihrer Abenteuer stehen, sich entdecken, auf einer Reise, die sie selbst bestimmt. Sie will ihr Ego leben und nur freiwillig korrigieren. Sie will wachsen und sich in Einklang bringen, zwischen Weiß und Schwarz alle Farben entdecken. Sie will Energieaustausch statt Langeweile, Blumensträuße und Kino statt Dreckwäsche und Feierabendbier. Sie will Anerkennung für ihre Eigenheiten – und nennen wir das Kind ruhig beim Namen: Sie will Bewunderung für alles, was sie kann, Nachsicht für all das, was sie nicht kann, und Verständnis, für alles, was sie nicht können will. Die dunkle Schwester ist definitiv der „narzisstische“ Teil einer jeden Frau, die Egomanin, Diva, Queen. Sie ist die Alpha Femme schlichthin, steht für Synonym für den Hashtag #sorrynotsorry. Je stärker das Umfeld sie zur Anpassung ermahnt, umso heftiger wird ihr Drang nach Mittelfingerattitüden. Sie verkörpert somit den Archetypen der „Wild Woman“ (die Wilde Frau), die ganz mit sich im Reinen ist und ihr Leben nach ihren eigenen Regeln lebt.

Im absoluten Extrem kann sie jedoch selbstzerstörerisch werden: Sie ist die, die brüllt und meckert, die Augen rollt, in einem Moment lacht und im nächsten weint, das Telefon einfach auflegt, lügt, betrügt, abhaut, um 23 Uhr Nudeln kocht, die Bude 2 Wochen lang nicht saugt, Nachrichten ignoriert, neidet, eifersüchtig ist, schwarz fährt, stiehlt oder Rache sucht, wenn ihr die „offizielle“ Version deines Selbst schädlich geworden ist – oder sie keinen Nutzen mehr sieht. Sie ist der innere Schweinehund, nicht der innere Kritiker, sie ist die miese Laune statt des ewigen Sonnenscheins, die unermüdliche Kämpferin und härteste Richterin über Ungerechtigkeit und Schmerz. Deine sonstige Angst, anzuecken, bedürftig, kompliziert oder lästig zu erscheinen, ist lächerlich für sie. Sie ist die heimliche Königin deines Reichs, in dem du andere regieren lässt – aus Angst, Fehler zu machen oder ausgeschlossen zu werden, Menschen oder Ansehen zu verlieren, die vermeintliche Sicherheit, die dich gefangen hält.

Sie versteht dein Versteckspiel nicht: wieso du dich verstellen, kleinmachen und kleinhalten lässt. Sie geht für Balance weit über deine und andere „offiziellen“ Grenzen hinaus, um dir die Weite deiner Möglichkeiten und verdienten Friedens zu zeigen.

 

sich mögen trotz schlechter angewohnheiten

Wie du Freundschaft mit deiner dunklen Schwester schließt

Würden wir Frauen unsere dunkle Schwester nur mehr ausleben, bräuchte sie nicht so hart durchzugreifen. Sie will nur da sein dürfen. Wir würden so viel weniger leiden. Frage dich: Darf sie endlich da sein?

Zwei Tipps haben sich in meinem 3-monatigen Programm New Woman: Identity bewährt. Hier ein paar der besten Übungen.

1. Übung zur Integration des Schatten-Ichs

Es hilft, das Reich des braven Mädchens wenigstens mal gedanklich zu verlassen und eine Liste mit allem, was die dunkle Schwester (heimlich) will, zu erstellen. Das nimmt schon eine Menge Luft raus. Ein kleiner Schritt in Richtung „du selbst“. Das kann alles Mögliche sein, zum Beispiel:

  • nicht sexy/schlank sein oder immer gut aussehen
  • mit dem netten Kollegen ausgehen, obwohl er verheiratet ist
  • xyz nicht den Gefallen tun, um den er gebeten hat
  • nicht geben, ohne zu bekommen
  • mit Schoki und Chips vor dem Fernseher hocken
  • aufgebrezelt tanzen gehen usw.
  • die Mutter nicht anrufen
  • X endlich die Meinung sagen
  • einfach kündigen
  • auswandern
  • usw.

Schreibe hinter diesen Wünschen, WAS und WER dich davon abhält, auch wenn die Antwort „Ich selbst halte mich davon ab“ lautet. Werde dir deiner Blockaden und Barrieren bewusst.

 

2. Übung zur Integration der Dunklen Schwester

Viele Frauen erzielen gute Ergebnisse damit, ihre dunkle Seite täglich zu begrüßen und da sein zu lassen (auch wenn es das brave Mädchen in sie zwingt, anders zu sein). Aber durch diese Erlaubnisse fällt es den Frauen leichter, sich im Gegenzug als Kompromiss zu maßregeln oder Sachen zu machen, die sie nicht wollen. Es reichen schon kleine Erlaubnisse aus, wie zum Beispiel der Doppelkeks zum Kaffee, die High Heels am Mädelsabend, das Augenrollen hinter dem Rücken des verhassten Kollegen, das zu tief ausgeschnittene, viel zu teure Abendkleid im Zalando-Warenkorb oder neues Sexspielzeug.

 

schatten-ich frauen

New Woman: Identity

In meinem mehrmonatigen Programm (aktuell nur 1:1) gehen wir um einiges tiefer, doch Vorsicht:

Die obigen Übungen mögen „easy peasy“ klingen oder sogar nach nichts, aber das macht die Umsetzung nicht einfacher. Probier es aus und du wirst sehen. Oft merken angepasste Frauen (und über 95 % aller sind es), dass ihr wahres Selbst ordentlich verschüttet ist. In all den Jahren der Norm und des „So-seins“ – gepaart mit den Ansprüchen des Feminismus, meint denen der Emanzipation – hat sich ein Knäuel gebildet, das erst einmal entwirrt werden muss: Was gehört zu dir? Was zu einem anderen? Und zu wem? Wen aus deinem Umfeld hast du internalisiert? (innere Solidarisierung und Identifikation) Wen wehrst du innerlich ab? Fünf Fragen von vielen, die deinem wahren Ich auf den Grund gehen und deine Reise beginnen: nach dem einzig wahren Selbstverständnis, der Selbstvergebung und ersehnten Selbstbestimmung, frei von äußeren Einflüssen und inneren Stimmen.

Wenn du Interesse hast, zu dir und deiner wahren Natur zurückzufinden, vereinbare hier dein kostenfreies, unverbindliches Kennenlerngespräch >>

 

Erkenne gesunde Bindungsstrukturen

Stell dir vor, du wüsstest binnen von 2-3 Dates, wer für dich gemacht ist und wer nicht. Selbst auf Manipulationen wüsstest du zu reagieren – integer und angstfrei.

>> Ade Zufallsliebe <<

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

1 Kommentar

  1. Ich habe Angst, das habe ich bei Google eingegeben und diesen Beitrag gelesen. Es war so gut!!!!

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