Fehler zu machen heißt nicht, ein Fehler zu sein

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In diesem Blogpost geht es um weit mehr als Schule, Uni oder Prüfungen in Verbindung mit Angst. Es geht um Fehler, die man für’s Leben lernt und ab dann versucht, für immer zu vermeiden. Kleinere Situationen, die einem wie eine Prüfung erscheinen, rufen die alten Erlebnisse wieder ab und lösen Angst aus. Dabei heißt Prüfungsangst per Definition:

eine Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit, die den Betroffenen daran hindern kann, sein Wissen und/oder Können bei einer Prüfung unter Beweis zu stellen. (Wikipedia)

Ich meine diese Momente, in denen man gesagt bekam, dass eine Leistung nicht ausreichte oder die Augenblicke, in denen man wegen drohendem Negativerlebnis aus Angst noch mehr tat, um ein positives Ergebnis zu erreichen. Angst kann ja auch anspornen. Was ich bei mir nicht immer feststellen konnte. Ich sitze seit Monaten vor beendeten Modulen meines (Fern)Aufbaustudiums, die ich mal eben wegschicken könnte, aber doch nicht mache, weil ich ja noch etwas ändern wollen könnte. Morgen. Übermorgen. Nach dem 17. Modul, in dem noch dieser eine Aspekt, von dem ich gerade zu wenig weiß, um einschätzen zu können, ob er wichtig ist, behandelt wird.

Perfektion ist eine Miststück.

Ich stelle also fest, und vielleicht geht es dir auch so, dass Perfektion nicht nur eine Angst vor der Bewertung meiner Leistung ist, von Außen kommend, sondern vor allem noch fataler – aus meinem Inneren heraus – handelt. In mir gibt es jedenfalls die Stimme, die da meint:

Hey, du kannst das besser! Kommenden Mittwoch fällt dir noch etwas Besseres ein, dass du zu dieser Aufgabe schreiben kannst.

Die strenge Mutter hinter einem, der scharfe, urteilende Richter (oder Richterin?) ist seit unserer Schulzeit lautstark dabei, wenn es um Angst in Verbindung mit Motivation, Lernen, Erfolg und Beruf geht. Auch im Privatleben hetzt sie uns unaufhaltsam und erwartet beinahe Unschaffbares von uns. Perfekt muss es sein. Besser als alles andere. Und wir besser als alle anderen, was am besten gelingt und auffällt, wenn man keine, also wirklich absolut keine, Fehler begeht oder sie einem versehentlich, unwissentlich unterlaufen. Kommt dir das bekannt vor?

Da ich natürlich weiß, wie Ängste funktionieren und operieren, wird mir schnell klar, wenn das Monster „Perfektion“ mit mir auf dem Sofa sitzt. Während ich schon auf dem Weg zu meinem Bücherregal mit der Abteilung Psychologie bin, um nach einem geeigneten Buch zum Thema Versagensangst zu suchen, fällt mir etwas Gutes ein, das euch vielleicht auch helfen kann, wenn ihr euch das nächste Mal übertreffen wollt: sich erinnern.

Schuld war die Schule

Ich denke also an mein 1. Scheitern zurück. Irgendwann in der Schule. Es war die 5. Klasse und wie jedes Jahr im Deutschunterricht hatten wir einen Vorlesewettbewerb. Im ersten Durchlauf gewann ich. Ich hatte eine Passage aus „Jadie – Das Mädchen, das nicht sprechen wollte“ vorgelesen. Im kommenden Schuljahr stand ich dann wieder vor der gesamten Klasse und las etwas aus dem Buch „Wenn ihr mich doch hören könntet“ vor. Und verlor. Um genau zu sein verlor ich nicht nur den Wettbewerb, nein. Ich verlor auch das Ansehen meiner damaligen Deutschlehrerin und die wiederum sogar ihre Hoffnung in mich. Sie war ziemlich enttäuscht von mir, immerhin hatte sie sich – wie ich – in der Sicherheit gewogen, dass ich es wieder richtig toll mache und das war auch so von mir geplant. Aber mit der Selbstsicherheit einer Sechstklässlerin hatte ich vergessen, mich auf die teils sehr schwierigen Wörter vorzubereiten. Also kurzum: Sie schaute mich bestürzt an und drückte ihre Enttäuschung über meine miserable Leistung aus. Das wirkte nach. Als mir klar wurde, was sie da gemacht hatte, war ich enttäuscht. Als Lehrer hat man nicht zu beurteilen, nicht zu stigmatisieren. Man hat den Schüler zu sehen und das mit all seinen Stärken – und ja –  auch Schwächen.

Foto: edutopia

Foto: edutopia

Heute weiß ich, dass meine Lehrerin einen Fehler gemacht hat, nicht ich. Ich kann aber einen Aspekt daraus ziehen, was für alle Personen, die sich in Bewertungs- oder Lernsituationen befinden, wichtig sein könnte:

Fazit 1: Fehler zu machen heißt nicht, ein Fehler zu sein. Wenn man irgendwo nicht die Leistung erbringt, die man sich gewünscht hättet, dann eben beim nächsten Mal. Oder in einem anderen Gebiet. Denn unbedingt GUT oder der/die Beste sein zu wollen, nur für die Anerkennung anderer Menschen, bringt tagein, tagaus einen neuen, anstrengenden Kampf, den man selbst anzettelt. Dieser Mensch, dessen Anerkennung man will, ist vielleicht für ein paar Jahre oder gar nur Monate in unserem Leben. Was wir schaffen, schaffen wir für uns selbst.

Da klingt wie Küchenpsychologie und ist gut gesagt, ich weiß. Immerhin bekomme ich meine Aufgaben noch immer nicht weggeschickt.

Also denke ich weiter nach und siehe da: Ein zweites Ereignis, an das ich mich schmerzhaft erinnere, kommt aus dem Englischunterricht. Thema: however, whatever, anyway, somehow… Ich dachte zum damaligen Zeitpunkt platt, es sei die pure Übersetzung. War natürlich falsch. Wieso unterlief mir dieser Fehler? Weil ich dachte, ich wüsste es und könnte es, obwohl ich mich in Wahrheit nicht vorbereitet hatte. Ich hatte zu sehr darauf vertraut, dass das einfach ist und eine Nachbereitung nur meine Aufmerksamkeit verschwenden würde.

Fazit 2: Sich trotzdem den gesamten Lernstoff – auch den unbewusst Gewussten – anzusehen, kann durchaus Sinn machen, wenn er lange zurückliegt oder aber nur am Rande von euch behandelt wurde.

Eine Gemeinsamkeit meiner beiden Erlebnisse wog aber wohl mehr: Die Lehrerinnen rief jeden einzeln auf. Wir mussten dann aufstehen und ad hoc reagieren. Bloß nicht signalisieren, dass wir bei dem einen oder anderen Wort nachdenken müssen und all das Wissen in unseren Köpfen durchforsten möchten, in Ruhe, bevor wir eine notenausschlaggebende Antwort murmeln. Wer also einen Fehler machte oder zu lange nachdachte, der wurde schon genervt und hastig mit grimmigen Blicken aufgefordert, trotzdem zu antworten, auch wenn man noch nicht soweit war. Auch angeschaut zu werden, während man denkt, kann für viele Menschen knifflig sein. Sie fühlen sich beobachtet und unter Druck gesetzt. Völlig verständlich. Ein Klassiker aus dem Prüfungsangst-Coaching kann da weiterhelfen:

Die Wahrheit sagen

„Würden Sie die Frage nochmal wiederholen?“
„Verstehe ich Sie richtig…?“
„Hmh, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Lassen Sie mich kurz nachdenken….die richtigen Zusammenhänge finden….überlegen, wie ich Ihnen eine angemessene Antwort auf Ihre Frage geben kann.“

Oder so:

„Tut mir leid. Ich hatte mich auf dieses Thema natürlich vorbereitet, bin aber noch etwas abgelenkt von der letzten Frage. Kann ich Ihnen die Antwort später geben und nochmal in Ruhe über die Fakten nachdenken und erst einmal eine andere Fragestellung bearbeiten?“

Fazit 3: Ihr habt Zeit. Sie gehört euch. Wenn es sich natürlich um „Sie haben 20 Sekunden pro Antwort“-Fragen handelt, dann stellt euer Gehirn bereits zwei Wochen im Vorfeld darauf ein, sich an „schnell antworten“ zu gewöhnen. Das erleichtert es eurem Gehirn, weil es bereits „bereit“ ist.

Fazit 4: Einfach mal nur an EUCH denken, nicht an die Bewertenden oder was wohl die Familie dazu sagen wird, die sich so gern eine 1 wünscht. Denkt auch nicht an ein mögliches Versagen. Sondern daran, dass ihr euch die weltbeste Mühe geben werdet, um es zu schaffen, weil ihr es wollt. Ohne, dass ihr euch von jemandem drängen lasst.

Zwei letzte Tipps im Speziellen:

Erstens: Studien haben gezeigt, dass es hilft, Sorgen und Ängste aufzuschreiben – vor Prüfungen und Tests, mündlichen Leistungskontrollen und Vorträgen/Reden etc. kurz vor dem Termin aufzuschreiben.

Zum Zweiten: Hört Klassik vor der Prüfung, wenn ihr nicht argumentieren oder schriftliche Ausarbeiten leisten müsst, sondern Multiple Choice oder Aufsatz-ferne Aufgaben (auch Übersetzungen oder Rechnungen z. B.) im Mittelpunkt stehen. Seht euch eine Talkshow an, wenn ihr in eine mündliche Prüfung oder eben argumentieren müsst, schriftlich. Das Gehirn wird entsprechend in die eine oder eben andere Richtung angeregt. Es passt sich an. Ich werde ab sofort Music to study hören…

…und hoffe, dass ihr in euch hineinhört.

Erkenne gesunde Bindungsstrukturen

Stell dir vor, du wüsstest binnen von 2-3 Dates, wer für dich gemacht ist und wer nicht. Selbst auf Manipulationen wüsstest du zu reagieren – integer und angstfrei.

>> Ade Zufallsliebe <<

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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