„Kunst wäscht den Staub des Alltag von der Seele.‘‘
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Stichwort: Kunsttherapie. Malen ist extrem entspannend. Ich wollte es erst nicht glauben, aber die Ablenkung durch Papier und Stift kann einem Ruhe schenken und gleichzeitig seine Gefühlswelten kanalisieren.
Der Tipp an sich erscheint wenig hilfreich, wenn man es selbst noch nicht probiert hat, aber die kommende Ablenkung durch Papier und Stift kann durchdrehende oder blockierte Gefühle und Gedanken kanalisieren, wie zum Beispiel Ärger. Wer meint, das könne er nicht oder Malen sei für Kinder, täuscht sich, denn die Wirkung ist gewaltig und unheimlich befreiend. Malen zentriert und bringt Dich zurück in Deine Mitte.
Auch wenn man kein Picasso oder Van Gogh ist, kann man sich einfach ein Blatt Papier und Bleistift nehmen und loslegen. Mit einfachen Übungen wie in der Bahn in die Mitte eines Blattes einen Kreis zu zeichnen und diesen dann komplett in schwarz oder in Farbe auszumalen, löst viele Aggressionen und Ärgergedanken, lässt Dich zur Ruhe kommen. Gib Deiner Angst oder Deinem Stress ein Gesicht. Male ihr eines. Bei mir war es ein kleines Monster, mit den verschiedensten Mimiken: mein ureigenes Gefühlsmonster. Male es zum Beispiel farbig oder füge Elemente in unterschiedichen starken Strichen hinzu. Ein kleines Mädchen mit rosa Strumpfhose oder ein kaputtes Auto, in blau-metallic. Entscheide selbst, was dir für ein Gesicht, Äußeres zu Deinem Stress oder Deiner Angst in den Sinn kommt. Wer oder was ist verletzt und fürchtet sich? Welche Farbe hat es? Ist es groß, klein, waagerecht, senkrecht, dünn, dick, ausradierbar oder mit Edding gemalt? Trägt es Kleidung, Tattoos, Gegenstände an oder mit sich?
Wenn es Schwierigkeiten bereitet, sich auf ein Gesicht festzulegen, einfach mal mehrere Elemente malen und dann entscheiden: im Wald, auf einer Wolke, irgendwo begraben, am Strand, im Supermarkt, unbemerkt neben anderen Menschen? Welche Gefühlsausdrücke begleiten die Form des Stresses oder der Angst? Vielleicht kommt das Gesicht so von ganz allein.
Tipp: Einfach ein ansprechendes Skizzenbuch kaufen und überall hin mitnehmen. Stifte parat haben, zum Beispiel Buntstifte, Aquarellmalstifte, Tintenfederhalter, Blei- oder Graphitstifte, Kullis, Fineliner…. Falls Du nirgendwo „raus/hin“kommt, nutze die Bandbreite von Onlineshops wie Amazon oder der Shop Deines Vertrauens.
Eine weitere Methode beim Malen war eine Figur, die das Verletzliche in mir symbolisierte: ein kindlicher Schmetterling, den ich liebevoll Schmettili nannte. Aber: Immer, wenn mir etwas zu viel wurde oder ich in Situationen festhing, die mit Angst besetzt waren, habe ich ihn gezeichnet. In Flugzeugen habe ich mir meinen Angst-Charakter genommen und ihn direkt ins Flugzeug gezeichnet. Daraus entstanden Bilder, wie mein Schmetterling auf der Kopflehne meines Vordersitzes saß und lächelte oder auch abgeschirmt von allem und jedem mitten in seinem eigenen Kreis der Mitte, umgeben von öffentlichen Verkehrsmitteln, klingelnden Telefonen, nervigen Menschen, schweren Arbeitsaufgaben, Essen & Trinken usw. Auch, wenn ich wütend war und nicht wusste, wohin mit meiner Aggression, habe ich den Schmetterling gemalt und ihn meine Gefühle ausdrücken lassen.
Schnapp Dir einen Charakter, ein Tier, eine Figur, eine unbelebte Form, mit dem du Dich am ehesten identifizieren kannst. Werde Dir bewusst, wieso es genau diese Figur ist und erkenne die Parallelen zu Deiner Persönlichkeit. Lass den Charakter durch Deine Zeichnungen leben bzw. erwecke ihn zum Leben und besprühe ihn mit Optimismus und ureigener Freude und Hoffnung. Seine Hoffnungslosigkeit herauszulassen ist natürlich erlaubt. Aber ich habe immer darauf geachtet, dass meine Figuren noch ausreichend Würde und Selbstwert besaßen, Stolz, trotz aller negativer oder erdrückender Umstände, die sie umgaben.
Alles total kindlich, nichts groß Künstlerisches, aber darum geht es ja auch nicht. Für Perfektion und Druck ist hier null Raum. Einfach und gelassen in dieser Perfektionslosigkeit malen, anstatt wieder 500 Prozent zu geben. Der Sinn ist, sich und seine Angst, seine Gefühle, auch die Positiven, auszudrücken und ein Ventil dafür zu finden. Dafür sind Hobbys auch da.
Ich habe Anleitungen für Zentangles auf YouTube ausprobiert, bei denen man dieselben Formen wiederholt und daraus wunderschöne, flächige Zeichnungen entstehen lassen kann (wenn man so richtig geübt ist). Ich habe mir alles, was mir zum damaligen Zeitpunkt wichtig erschien, mir Kraft gab und Freude machte, auch woran ich mich erinnern wollte, so verarbeitet.
Es gibt ausführliche Anleitungen bei YouTube und etliche, wirklich gute Bücher mit möglichen Formen und Beispielen. Einfach mal im Netz oder beim Buchhändler deines Vertrauens suchen. Eine sehr schöne, aber englischsprachige, Anleitung findet man u. a. hier von Suzanne McNeill. Man kann dabei seiner Fantasie völlig freien Lauf lassen und jederzeit ins normale Zeichnen abweichen. Alles ist erlaubt. Und nichts an Strichen muss gerade sein! Man kann schräg, schief, quer Beet, abgehackt, hier ja, da nicht, alles und nichts malen, alles falsch machen. Einfach toll! 🙂
Viel Spaß und liebe Grüße,
Janett
Ausschlusserklärung: Alle Inhalte und Techniken sind gewissenhaft recherchiert bzw. erprobt. Dennoch ersetzt jede hier beschriebene Strategie gegen Stress, Angst und Panik keine professionelle Psychotherapie. Für jeglichen Personenschaden wird keine Haftung übernommen.
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