Gesundes Gehirn, gesunde Psyche: und die Verbindung dazwischen

Was braucht es, um das Gehirn gesund zu halten? Wie schützen wir uns bei Stress? Was ist psychische Gesundheit und wie stellen wir sie her?

Für langfristige psychische Gesundheit müssen dauerhaft elementare Bedürfnisse erfüllt sein. Um unser Gehirn und somit unsere Psyche gesund zu halten, brauchen wir also eine sichere Lebensumgebung, die eine optimale Gehirnleistung, das Balancieren von Mängelzuständen (z. B. stressige Zeiten) und die mögliche Erfüllung unserer Bedürfnisse auf anderen Ebenen gewährt. So sorgen wir für einen grundsätzlich gesunden Geist, der (arbeits)fähig, ausgeglichen/stressfrei und somit erfüllt ist.

Um die ERFÜLLUNG unserer Bedürfnisse müssen wir uns selbst kümmern. Tun wir das nicht, unterschätzen wir z. B. Stresssituationen, handeln wir gegen unsere Gesundheit. Stress ist der wichtigste Faktor, der unseren Geist aus der Bahn werfen kann. Symptome wie Konzentrations- und Schlafschwierigkeiten, latente Unruhe bis hin zu Ängsten, Depressionen und Panikattacken können durch Stress entstehen. Die hormonelle Lage unseres Körpers gerät mittel- bis langfristig aus dem Gleichgewicht. Alle Ebenen unseres Seins (physiologisch, psychisch/emotional) werden durch Stress und seine Auswirkungen negativ beeinflusst und nehmen so Einzug in unser berufliches und privates Leben.

Deshalb sollten unsere Grundbedürfnisse für eine gesunde, belastbare Psyche bestmöglich erfüllt sein:

1) Physiologische Bedürfnisse

Essen, Trinken, Sauerstoff, Licht, Bewegung, angenehme Temperatur, Ruhe, Schlaf, Schmerzfreiheit, ein allgemein guter Gesundheitszustand

Bei unerfüllten Bedürfnissen sind Schlafprobleme, ein geschwächtes Immunsystem, Folgekrankheiten, erhöhte Empfindsamkeit, innere Unruhe, Temperatur-, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit, Atemschwierigkeiten, Energielosigkeit, Müdigkeit, Konzentrations- und Lernschwierigkeiten die häufigsten Symptome. Bereits die falsche Ernährung oder mangelnde Bewegung, Schlafmangel und zu wenig Vitamin D können bei langanhaltender Anwesenheit in unserem Leben zur Gefahr werden. Der Körper steht unter Stress und versucht seine Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Kann der Körper den Stress (auf rein hormoneller Ebene durch Änderungen im Außen) nicht abbauen, erkrankt auch unser Geist schneller. Adrenalin zum Beispiel – ein Stresshormon des Körpers – baut sich üblich schnell wieder von allein ab. Nicht so Kortisol, ein anderes Stresshormon, das langsam in seiner Konzentration ansteigt, je länger der Stress besteht.

Unter Berücksichtigung von ggf. unerkannten Unverträglichkeiten sowie Allergien sollte die richtige Nahrung (für DEINEN Körper) gewählt werden. Diese sollte allergenfrei, und mit darin enthaltenden, ausreichenden Mineralien und Vitaminen, vor allem auch toxinfrei sein. Mittlerweile wurde die Bedeutung der Hirn-Darm-Achse hinreichend bestätigt: darmbasierte Depressionen und darmbasierte Ängste sowie Lebensmittel, die gut für unseren Darm und das Gehirn sind und solche, die es nicht sind, einschließlich Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, die für Betroffene oft mit Ängsten einhergehen. Bei Frauen spielen zudem Hormone eine besondere Rolle (vor – während – nach der Periode und/oder während – nach der Schwangerschaft).

Für ein gesundes Gehirn und eine belastbare Psyche werden zudem Nährstoffe benötigt, die mittlerweile als „brainfood“ (Hirnnahrung) bekannt sind: Dabei handelt es sich um Nährstoffe, die zur optimalen Versorgung des Gehirns beitragen und somit die Leistungsfähigkeit aufrechterhalten. Immerhin nutzt das Gehirn 1/5 unserer Energiezufuhr aus der Ernährung, um Zellen gesund zu halten (zur Bildung von Botenstoffen):

Kohlenhydrate (zur Energielieferung, am besten langkettige KH, z. B. aus Vollkorn, Obst und Gemüse wie Kartoffeln und Hülsenfrüchte). Achtung ist gegeben bei der Menge an KH (zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels – Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit z. B.) und der Art der KH (der falsche Zucker wie Industriezucker z. B. macht das Gehirn müde). Aber auch ausreichend Eiweiß (Aminosäuren für die Bildung der Botenstoffe, die der Körper eigens nicht herstellen kann und daher über die Nahrung aufgenommen werden müssen), gesunde Fette (ungesättigte Fettsäuren, Gehirn- und Nervenzellschutz, besonders Omega-3-Fettsäuren), Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie ausreichend Wasser sind ein Muss.

Aber auch Bewegung (5.000-10.000 Schritte/Tag), Frischluft (Sauerstoffzufuhr u. a. zur Durchblutung des Gehirns), Licht (und ggf. eine zusätzliche Vitamin D-Zufuhr, Pausen, Abwesenheit von Lärm (Ruhe/Stille-Zeiten) sowie Entspannung, wohltuender Schlaf (ausreichend und durchgehend) sowie genügend Wasser sind Bedürfnisse, die IMMER erfüllt sein sollten.

2) Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit

eine lebenssichernde Umgebung, Stabilität, strukturierte und geordnete Verhältnisse, gesunde Grenzen (auch stellvertretende Lösungskompetenz)

Ist diese Bedürfnisebene unerfüllt, können generelle Ängste und Verlustangst entstehen (physische, psychische und emotionale Bedrohungen für die Lieben und sich sehen, Lebensbereiche als angstbesetzt empfinden) sowie körperliche Erschöpfung, sich nicht entspannen können, das Gefühl, keine Zeit zu haben (Rushing Women-Syndrom), sich eingeengt und ausgeliefert fühlen, das Gefühl, keine Hilfe zu bekommen und auf sich allein gestellt zu sein, sich unfähig fühlen, Herzrasen, Muskelverspannungen, innere Anspannung, starke Unlust.

3) Soziale Bedürfnisse

Freiheit von Einsamkeit (auch in Beziehungen) und sozialen Ängsten, Erleben von Freude und nährenden Bindungen, die Geborgenheit einer Familie (mit/ohne Kinder – was man als Familie empfindet: Menschen, bei denen man sich verstanden und gesehen fühlt – besonders wichtig bei Hochsensibilität, Hochbegabung, AD(H)S usw.), das Gefühl einer gleichgesinnten Gemeinschaft zu. Austausch und Sein, eine gesunde Partnerschaft

Sind diese Bedürfnisse unerfüllt, können Einsamkeit, emotionale Erschöpfung und Sucht entstehen, das Gefühl, nur schwer Liebe annehmen zu können, das Gefühl, mehr zu geben, als zu empfangen. Durch fehlende Geborgenheit bleiben viele in destruktiven oder oberflächlichen Beziehungen. Unerfüllte soziale Bedürfnisse stehen auch für innere Leere, Langeweile, Sinnlosigkeit und das Gefühl, für andere da sein zu müssen, um Zuwendung zu erhalten und eigene Bedürfnisse dafür zurückstellen zu müssen.

4) Individualbedürfnisse – Bedürfnis nach Achtung und Selbstachtung

Erleben von Geltung, Respekt, Status, Ruhm, Ehre, persönliche Macht (Mitgestaltung – Gestaltungsfreiräume, Teilhaben – Mitsteuern), Aufmerksamkeit, Anerkennung, Leistung und Kompetenz frei ausdrücken können, persönliche Freiheit, Unabhängigkeit erleben, Selbstvertrauen und Selbstwert empfinden

Sind diese unerfüllt, tauchen häufig Burnout/Depressionen durch Gefühle der Nutz- und Sinnlosigkeit auf, lähmende Langeweile (Boreout) und/oder starke Unlust gegenüber Leistungen (auch emotionale Anpassungsleistungen) sowie das Gefühl, ausgeliefert/eingeengt zu sein.

Das alles macht Stress: körperlich, emotional, psychisch. Am Ende landet alles wieder beim Körper. Er fängt es ab bzw. versucht es solange wie möglich.

Jedes unerfüllte Bedürfnis hat das Potenzial, Stress auszulösen. Ist dieser Stress zumindest auf körperlich-hormoneller Ebene durch die Stresshormone Noradrenalin, Adrenalin und Kortisol erst einmal da bzw. kann über lange Zeit nicht abgebaut werden, können sich psychische Krankheiten als Zeichen zeigen. Auf rein psychisch/emotionaler Ebene sind wir dann eher gewillt, einzelne Lebensbereiche oder Aktivitäten zu vernachlässigen, weil „uns die Kraft fehlt“: zum Beispiel werden Liebesbeziehungen zurückgestellt, um dem auslaugenden/unerfüllenden Job gerecht zu werden.

Sind deine Grundbedürfnisse erfüllt, kannst du deine Wachstumsbedürfnisse erfüllen

Wenn eine Bedürfnisebene erfüllt ist, kann die nächste erfüllt werden (vorher werden Bedürfnisse höherer Ebenen nicht aktiv). Wenn deine biologischen Bedürfnisse wie Nahrung, Frischluft nicht erfüllt sind, wird dich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht tangieren. Wenn deine körperliche und psychische Sicherheit gefährdet ist, wirst du weniger nach Ruhm streben.

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