hochsensibilität & angst
Es gibt rege Diskussionen darüber, wann man gestresst, ängstlich, phobisch und hochsensibel bzw. hochsensitiv ist. Diese Übersichtsseite soll dir helfen, dich zu erkennen.
Seit einigen Jahren ist der Begriff Hochsensibilität in vieler Munde. Einige verteufeln und bagatellisieren die Diskussionen um die Existenz dieses Phänomens, tun es als Humbug ab; andere fühlen sich endlich bestätigt, endlich zu wissen, was in ihnen schlummerte und sie „anders“ machte. Hard Facts gibt es mittlerweile immer mehr, je mehr unabhängige Forschungen zu diesem Thema durchgeführt werden.
HSP formen eine circa 15-20 prozentige Minderheit, die durch ihre hochsensiblen Erbanlagen und meist un-anpassbaren Erfahrungen mit und in ihrem Umfeld einige Extras mitbringen.
Sie alle sind durch diese vier Merkmale gekennzeichnet:
Diese vier Merkmale besitzen alle hochsensiblen Menschen
nach Elaine AronIntensive Emotionen
Gefühle aller Art, alle Emotionen, sowohl positive, als auch negative, werden von HSP besonders intensiv wahrgenommen. Freude, Angst, Ärger, Eifersucht hinterlassen starke Eindrücke und Spuren in ihnen. Gleichzeitig benötigen HSP längere Zeit, um diese Gefühle zu verarbeiten. Das normale „runterkommen“ fällt ihnen schwerer. Abgrenzung ist damit ein wichtiges Thema für HSP.
Tiefe Verarbeitung von Erlebtem und Gefühlen
HSP denken keineswegs „einfach“, sondern umfangreich und weitreichend: sowohl Vergangenes, als auch Zukünftiges, gruppenorientiert, als auch tiefgehend. Sie entwerfen eine innere Plane rund um das Geschehene, decken Bereiche ab, die andere nicht in Betracht zögen oder integrieren Elemente, an die andere gar nicht denken würden. Sie sind damit prädestiniert für das Sehen und Fühlen von Sphären und Bestandteilen, die z. B. zukünftige Schweirgkeiten mit sich brächten. Sie würden eher aus vergangenen Fehlern lernen, als Fehler zu wiederholen. Sie würden sich eher für das Gruppeninteresse und Gemeinwohl einsetzen, als für egoistische Ziele. Sie fühlen sich hingezogen zu Konzepten, Modellen, Philosophien, Glaubensrichtungen. Sie betrachten die Sache aus Vogelperspektive und erfassen beinahe alles, was im bewussten Feld ihrer Wahrnehmung liegt. Und das ist viel.
Aron vertiefte ihre Forschungen 2012: Die Fähigkeit, Reize tiefer verarbeiten, führe dazu, dass sich HSP sehr viel Zeit nehmen würden, bevor sie eine Situation bewerten. Zu dieser abschließenden Bewertung würden sie Vergleiche zu früheren Erlebnissen herstellen, die aktuelle Situation beobachten und dann entscheiden. Eine intensive Beobachtung sei somit Grundlage ihres Handelns.
Leichte emotionale Erregbarkeit
Die Reizschwelle ist gering. Bereits einmalige, laute Geräusche, kurz Stressphasen, kurze, aber extreme sportliche Leistungen, unangenehme Gerüche, Rollkragenpullover und Hinweisschilder in Kleidungsstücken usw. können HSP an ihre Grenzen bringen. Diese sind zwar bei jedem individuell ausgeprägt. Chinesische Studien wiesen 2011 nach, dass dieses geringe Sensibilitätsniveau teilweise auf das Serotonin-Transporter-Gen 5-HTTLPR zurückgehen. Damit wurden auch die letzten Kritiker, die Hochsensibilität mit Sozialer Angst vertauschten, zurechtgewiesen. Damit in Verbindung stehen Arons Erkenntnisse aus demselben Jahr: In Testreihen mit Studenten wies sie nach, dass sich HSP (im Allgemeinen) stärker auf Details konzentrieren, das zwar langsamer, aber dadurch schneller an ihr Aufnahmelimit kommen. Arons Studien mit 1300 Personen zeigten zudem, dass
- visuelle und akustische Reize
- Koffein, Alkohol, Hunger, Kunst, literarische Texte
- die Stimmung anderer Menschen
- in Bewertungssituationen beobachtet werden,
besonders leicht reizt und übereizen kann. Arons HSP-Skala umfasst dabei u. a. die „Sensibilitätsart“ der ästhetischen Sensitivität für Nuancen in Musik und Kunst.
Sensible Sinne
Zu grell, zu laut, zu intensive Gerüche, zu viele visuelle Reize, zu geschmacksintensiv, zu tastempfindlich: Bei HSP ist die Sinneswahrnehmung beinahe immer „zu“ intensiv. Durch die detailreiche Wahrnehmung und die Verarbeitungstiefe (der Nachhall der aufgenommenen Reize) im Zusammenhang mit der geringen Reizschwelle laugen sie schneller aus, sie werden schneller genervt, sind eher überfordert. Eine recht zügige Reizüberflutung führt zu verlangsamten Verarbeitungsmechanismen. Das Gehirn ist überfordert, macht dicht, nimmt nichts mehr auf. Das Gefühl: Ich kann nicht mehr. Das reicht jetzt. Ich muss mal eine Pause machen. kennen HSP gut. Gleichfalls tendieren sie oft zu bevorzugten Sinneskanälen, über die sie beispielweise besonders gut Informationen und Eindrücke wahrnehmen können. Diese betreffen in vielen Fällen akustische und visuelle Reize (Musik, Fernsehen). Da die Sinne aber so sensibel sind, werden auch positive Wahrnehmungen sensibler, tiefer erlebt: Naturerfahrungen, freudvolle Momente, Berührungen, Kontakte mit Tieren und Kindern usw. Dieses Ergebnis bestätigten niederländischen Entwicklungspsychologinnen Renske Gilissen und Marian Bakermans-Kranenburg (Universität Leiden, 2008).
Interessante Fakten zur Verbindung von Hochsensibilität und Angst
~ SELBSTEINSCHÄTZUNGSTEST ~
Nur gestresst oder hochsensibel?
Stress und Angst zerren Energie und körpereigene Abwehrkräfte und lassen kleinste Kleinigkeiten zu Riesen werden: überstarke Geräusch- und Lichtempfindsamkeit, Unlust auf Menschenmengen, Demotivation, Enge- und Naheabneigungen, Lust auf Distanz und Ruhe. Die Energie ist schlicht weg. Es legt sich erst wieder, wenn wir dem Körper die Ruhe und die Entschärfung unserer Sinne gönnen. Doch wann sind wir nur gestresst, leiden unter Angst und wann sind wir hochsensibel? Die Antwort findest du in meinem Blogpost Bist du hochsensibel, bloß gestresst oder ängstlich? Ein Vergleich der Symptome.
Der Test von Georg Parlow, der auf einer 300 Punkte-Skala basiert, zeigt dir, ob und in welchem Ausmaß du hochsensibel bist.
Angst und Panik + Hochsensibilität = ?
Der Unterschied zwischen Hochsensibilität (kurz HS) und Stress-Ängsten ist lediglich der, dass die Symptome von Stress-Ängsten nach der Stressreaktion abklingeln und bis zur völligen Belastungsfreiheit verschwinden, während bei HS die Empfindsamkeit bestehen bleibt. Da diese laut führender Experten angeboren ist, bleibt das einfachere Reaktionsschema auf Stressoren bestehen und erhöht gleichzeitig die Chance, öfter und entsprechend intensiv mit Stresssymptomen zu reagieren.
Zeitgleich könnte ein Ignorieren dieser Sensibilität auch Angst fördern: weiterlesen >>
~ EXKURS ~
Ernährung bei Hochsensibilität
Laut Georg Parlow haben HSP den Körper eines Kleinkindes: leicht anfällig. Viele HSP erleben aber auch eine enorme Beeinträchtigung durch ernährungsbedingte Ursachen, sei es zu viel Koffein, Alkohol, tierische Produkte usw. Viele sind Vegetarierer oder Veganer, vermeiden wenigstens Milchprodukte oder reagieren stark auf Gluten. Reizmagen und Reizdarm, genauso wie vielfältige Allergien sind damit genauso stark verbreitet: Laktoseintoleranz, Histamin, Kuhmilch usw. Interessante Artikel dazu findest du im Menü > Ernährung