Wir hören viel zu selten ganzheitlich auf unseren Körper aka System Körper – Geist – (Herz) – Seele – viele sogar erst dann, wenn sie psychisch und/oder körperlich krank sind. Mir halfen körpertherapeutische Interventionen und das Wissen um die anderen Ebenen zu allen Zeiten. Schließlich ist es mein Körper, der Stress jeder Art ertragen muss und der Angst hatte (um mich und wegen mir), als ich Agoraphobie und Panikattacken hatte. Für mich war es sinnig, mich zuerst auf der „äußersten“ Ebene zu unterstützen, bevor ich mich an die inneren Schichten machte. Was ich gelernt habe: Wenn wirklich so gar nichts zu helfen scheint, kann Körperarbeit ein gutes Fundament für die weitere Auseinandersetzung mit belastenden Gefühlen herstellen.
Sie hat bei einigen einen sehr guten Ruf; bei anderen wiederum dient sie nur unterstützend. Im schlimmsten Fall wird sie belächelt. Bilde dir deine eigene Meinung. Dieser Artikel möchte dich dabei unterstützen.
Wieso wir auf unseren Körper hören sollten: Über Körperbewusstsein und Körperintelligenz
In der westlichen Welt meinen die Menschen, ihr Körper wäre nur zum Funktionieren und zur Aufrechterhaltung des Lebens da. Er hätte keine weitere Funktion und Bedeutung, sondern wäre lediglich das Zuhause der einzelnen Organe und des Gehirns, maximal auch der Seele. Wieso also auf ihn hören, auf das, was er zu sagen hat, was er uns mitteilen möchte? könnte man fragen. Dass der Körper sehr wohl mehr Anteil an unserer Zufriedenheit oder Unzufriedenheit hat, als wir zu glauben wissen, wird uns spätestens dann klar, wenn wir krankwerden. Noch bewusster wird es uns, wenn die Krankheit dazu führt, dass wir unseren Körper nicht mehr unter Kontrolle haben. Wenn er nicht mehr funktioniert und unser gewohntes Leben eben nicht mehr so läuft wie bisher, bekommen wir einen gehörigen Schreck.
Wer Panikattacken kennt, weiß, was ich meine: das Gefühl, dass unser Körper nicht mehr uns gehört. Als hätte er ein Eigenleben entwickelt, ohne, dass wir es bemerkt hätten, macht er plötzlich sein eigenes Ding. Wir wurden nicht gefragt, wir konnten nicht ablehnen, nicht mit ihm darüber sprechen. Wie auch bei einer heftigen Grippe oder Nahrungsunverträglichkeiten, die für miese Stimmung und Verdauungsstörungen verantwortlich sind. Es ist einfach da: die hoffentlich kurzweilige Veränderung, die uns mitten ins Gesicht geworfen wird und gegen die wir nichts ausrichten können. Auch depressive Zustände, heftige Magen-Darm-Verstimmungen, hohes Fieber, schmerzvolle Muskelverspannungen lassen erahnen, wie sehr unser Körper wirklich auf unseren Lebensstil und unsere gewohnten Stressreaktionsmuster reagiert.
Die gesamte Bioenergetik und viele andere Lehren beschäftigen sich ausschließlich mit der Verbindung zwischen Geist, (Seele) und Körper. Auch spirituelle Lehren wie der Schamanismus wissen um die einzelnen Ebenen. In all diesen Lehren funktioniert der Körper als Erhalter und als erste, grundlegende Instanz.Dabei verläuft die Kommunikation zwischen den Ebenen, wie in Abb. 1 dargestellt ist.
Im Schamanismus sagt man: Was die Seele nicht tragen/lösen kann, reicht sie dem Geist weiter. Was der Geist nicht tragen/lösen kann, reicht sie dem Körper weiter. Und was geschieht, wenn der Körper eine zu große Last von den anderen beiden Ebenen gereicht bekommt? Genau, irgendwann kommt auch er an seinen maximalen Belastungspunkt, der je nach Person früher oder später erreicht wird.
In der Bioenergetik geht man von diesen Ebenen aus: (1) Ego („Ich“), (2) Muskeln, (3) Gefühle, (4) der Kern, Liebe, das Herz. Die „Ich“-Ebene markiert unser Ego, das auch positive Wirkungen wie Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und Selbstbeherrschung ermögliche, so der Bioenergetiker Alexander Lowen. Er geht davon aus, dass bestimmte Aspekte für einen gesunden und zufriedenen Menschen erfüllt sein müssen, um zum Beispiel ein liebevoller und herzlicher Mensch zu sein.
Ein Mensch, der nur aus dem Herzen agiert, kann auch seinen Körper gesundhalten. Nur dann würde er positive Gefühle in der nächsten Ebene auslösen, ohne durch erlerntes Verhalten und Denken aus der Kindheit und wichtigen Beziehungen zu handeln. Das führe zu einer ausgeglichenen und lockeren Haltung durch entspannte Muskeln und wiederum zu einem harmonischen und zielgerichteten Handeln. Es gäbe auf muskulärer Ebene ebenso wenige Blockaden wie auf der vorherigen, emotionalen Ebene. Das wiederum mache es möglich, dass unsere „Ich“-Ebene ausgeglichen sei, ohne jede Abwehrhaltung.
Die (und viele andere) Konzepte zeigen uns: Unser Körper ist nicht abgespalten vom Geist und nicht abgespalten vom Herzen, der Seele, dem höheren Ich oder welche Begriffe du gern dafür verwendest. Ganz im Gegenteil. Es ist ein sich bedingendes Konstrukt.
Diese Grundlage wird gestützt durch aktuelle Erkenntnisse. Wir alle kennen die Sprüche: „Was sagt dein Bauch dazu? Was sagt dein Herz?“ Es sind schon lange keine Binsenweisheiten mehr, sondern handfeste, wissenschaftliche Erkenntnisse.
Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass die bisherigen Erkenntnisse der Medizin und Wissenschaft noch lange nicht am Ende angekommen sind. Wir dürfen realisieren, dass bis zur letzten Entdeckung nur eines zählt: Was uns unser Körper sagt, wenn wir ihn sprechen lassen und gewillt sind, ihm zuzuhören. Denn, wenn er ein eigenes Bewusstsein hat, hat er auch eigenständige Nachrichten und eine eigene Weisheit.
Gegen unsere Körperweisheit: Wie wir den Kontakt verlieren und wie wir ihn wieder aufnehmen können
Aber es ist so leicht, die Stimme in uns zu ignorieren, verdrängen oder absichtlich verstummen zu lassen. Wodurch verlieren wir den Kontakt zu unserem Körper mit all seinen Ebenen?
- beruflicher Stress (Termindruck, Ängste um den Job, Wettbewerbsängste usw.)
- emotionaler Stress (Beziehungen aller Art)
- existentieller Stress (häuslicher Natur, Armut an Essen und Trinken, Finanzen, stark angeschlagene Gesundheit, die liebsten Menschen betreffend)
- körperlicher Stress (Lärm, fehlende Luft und Licht, fehlende Fürsorgemöglichkeiten und Kontakte sowie menschliche Nähe und Sexualität)
- allgemeine Hektik im Alltag
- geistige, emotionale und körperliche Überforderung
- geistige, emotionale und körperliche Unterforderung
- Eigenerwartungen und Perfektionsansprüche (z. B. auch Versagensängste)
- tiefergehende Ängste (Alleinsein – Einsamkeit, Beziehungsangst, Phobien, Panikattacken)
- depressive Episoden
- andere therapiewürdige Herausforderungen
Bei jeder Herausforderung haben wir mehrere Wege, die wir wählen können. Wir kennen es vorrangig, uns physisch, emotional und geistig heilen zu lassen oder selbst zu unterstützen. Wir sprechen mit lieben Menschen über unsere Probleme, gehen zum Physiotherapeuten oder ins Fitness- oder Yogastudio, denken darüber nach und schmieden einen Plan B. Doch einige Herausforderungen auf gesamtheitlicher Ebene bedingen sich untereinander und/oder gegenseitig, weshalb die verursachende Ebene gefunden und geheilt werden muss. In der Medizin/Psychotherapie nennt man es psychosomatisch (kommt vom Geist) bzw. somatoform (kommt nicht eindeutig oder definitiv nicht vom Körper). Woher dann?
Jede Entscheidung und Frage sowie jeder Aspekt unseres Lebens müsste wenigstens fünffach begutachtet werden:
- Vom Körper als Ganzes
- Vom Bauch als Einzelnes
- Vom Gehirn als Einzelnes
- Vom Herzen als Einzelnes
- Von der Seele als Ganzes
Ich habe das lange ausprobiert und festgestellt, dass es gar nicht so leicht ist, sich immer auf diese Ebenen zu konzentrieren, die in der Kommunikation mit mir so leicht hörbar sein müssen, dass ich sie sofort wahrnehme. Hinzu kommt, dass ihre Signalstärke ausgeprägt sein muss, um sie überhaupt „anzapfen“ zu können. Bei vielen – auch bei mir – waren einige Kanäle einfach „verstopft“ oder „geschlossen“. Ich stellte auch fest, dass es eine riesige Portion Vertrauen braucht, um ihnen zu glauben, dass sie uns nicht belügen. Wer nicht auf seine Bauch-Intuition vertraut (Bauch-Hirn), der wird sich stärker kognitiv (Gehirn) fokussieren und dort seine Entscheidungen fällen. Auch sich mit seinem Herzen zu verbinden und seiner Intelligenz (Herz-Hirn) zu vertrauen, ist für viele nur in Sachen Liebe selbstverständlich. In allen anderen Fällen erscheint diese Entscheidungsgrundlage irrational und naiv. Viele nutzen eher ihr Gehirn im Kopf, um sich im Leben sicher zu orientieren und sicher zu bleiben.
Ich selbst schaffte es soweit, dass ich aufgrund meiner vielen Nahrungsunverträglichkeiten meinen Bauch über die Wahl einer Mahlzeit entscheiden lassen konnte, wenn ich zum Beispiel mit Freunden in einem Restaurant oder beim Einkaufen im Supermarkt war. In Zeiten von Angst mein Herz entscheiden zu lassen, war mir fast unmöglich. Meinen Bauch in solchen Zeiten sprechen und entscheiden zu lassen, gelang mir ebenfalls nur sehr selten. Doch mein Kopf hatte mir durch einige Panikstörungen schon genug „Ungnade“ erwiesen, weshalb ich mich stärker auf die anderen Ebenen konzentrieren wollte. Ich empfand es als leichter, zukünftig die wichtigen Ebenen sprechen zu lassen, statt alles an meinem Körper auszulassen. Mein Körper konnte auch in Zeiten von Stress kaum mehr Belastungen ab. Jedes noch so kleine Vorkommnis schien ihn oder Ebenen darüber lahm zu legen. Oder aber ich bemerkte, dass ich urplötzlich auf einer anderen Ebene blockiert war. Als würden die Ebenen untereinander verschlüsselte Botschaften hin und her funken, ohne dass ich die Kodierung und den Schlüssel kannte, um sie zu übersetzen.
Mein Bauch war durch die vergangenen Jahre wohl am besten trainiert; ich hatte die meisten meiner beruflichen Entscheidungen mit meinem Bauch gefällt, ohne je rationale Argumente zu haben. Sie stellten sich allesamt als positiv heraus. Mein Gehirn war übermäßig stark trainiert. Da bedurfte es keiner weiteren Übung. Aber mein Herz und mein Körper als Ganzes hatte stark gelitten, von meiner Seele war kaum etwas zu spüren gewesen – erst als ich wieder mit dem Schreiben begann, weil ich „musste“. Es war der mir einzige leicht verfügbare Kanal, um meine Emotionen „herauszulassen“, da mir auch meine Wut Angst und Panikattacken beschert hatte. Wie sich später zeigte, war Schreiben ein Wunsch meiner Seele – meines Gesamtsystems sozusagen.
Ich erstellte leichte Übungen für die Ebenen, um sie langsam auf ihre „Arbeit“ und „Aufgabe“ vorzubereiten – mit dem Ziel, jede zu erleichtern und sprechen zu lassen.
Ich lade dich im Folgenden ein, mit den einzelnen Ebenen in Kommunikation zu treten. Zur größten und höchsten Ebene, der Seele, komme ich später.
Vorweg: Notiere dir bei jeder Übung deine Eindrücke. Am Ende dieser ersten Übungen wirst du für dich erkannt haben, wie die einzelnen Ebenen wie und wo im Körper mit dir sprechen. Deshalb ist es sinnvoll, dass du dir zu ihnen ausführliche Notizen machst, um jederzeit nachschlagen zu können.
- Wie schwer war es, den Zugang herzustellen?
- Woran hast du erkannt, dass der Zugang offen war, dein Weichen gestellt? Wie äußerte sich die Ebene?
- Woran kannst du ihre Sprache in Zukunft erkennen?
- Welche Gefühle dominierten?
- Wo im Körper machten sich die Gefühle am stärksten bemerkbar?
- Welche Aspekte stachen dir besonders ins Auge?
- Hat eine Ebene besonders stark gesprochen und eine andere weniger?
Der Körper als Ganzes
Den Körper als Ganzes wahrzunehmen, funktioniert am besten, wenn man sich zuerst den einzelnen Körperteilen widmet, um dann die Konzentration auf den gesamten Körper zu lenken. Dafür eignen sich alle Entspannungstechniken sowie Atemtechniken und Körperreisen. Es fühlt sich dann so an, als wäre der gesamte Körper schwer und „voll“ mit Entspannung, leichter Müdigkeit oder mit einem Zustand tiefer Erdung.
Ich selbst nutze autogenes Training und affirmationslose, beatmende Körperreisen sowie Yoga Nidra (kein Yoga, sondern eine yogische Entspannungstechnik). Zusätzlich verwende ich chakrabasierte Stimmmeditationen (auch „Vokale tönen“ genannt), die sowohl Schwingungen in einzelnen Körperregionen bewirken, als auch Atemtechniken vereinen. Am einfachsten ist es, wenn du alles einmal ausprobierst und schaust, was bei dir am besten wirkt bzw. worauf du dich am ehesten einlassen kannst.
Hast du Lust, weiterzulesen und einzelne Übungen für den Körper, aber auch für Geist, dein Herz und deine Seele zu erfahren und auszuprobieren?
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