Liebessucht: Über die Sucht, geliebt zu werden

Liebessucht schafft enorme Herausforderungen in Beziehungen und der Liebe. Sie kann sich in einer Vielzahl von ungesunden Verhaltensweisen auswirken und den Partner stark belasten, ja ihn sogar in die Bindungsangst treiben. Aber auch für die, die süchtig danach sind, geliebt zu werden, ist es extrem schwer, Partnerschaften und (potentielle) Partner:innen nicht zu überhöhen und ihr Verhalten mit angemessenen Maßstäben und Vertrauen zu steuern statt mit Angst und starker Sehnsucht.

 

Liebessucht: Wieso sie problematisch werden kann

Liebessucht ist ein umstrittener und stark diskutierter Zustand. Trotz der vielen Meinungen zu diesem Thema kann sie emotionale Probleme verursachen und sogar zum Zusammenbruch einer Beziehung beitragen. Es ist ein Zustand, der viel emotionale Not, zwanghaftes Verhalten und sogar Besessenheit erzeugt. Zwanghaftes Prüfen der Social Media-Aktivitäten bis hin zu Stalking sind Beispiele einer Liebessucht, die Überhand genommen hat, oft, weil der Wunsch nach Liebe so selten befriedigt worden ist. Die Bedürfnisse haben sich angestaut und entladen sich auf ihre Weise.

Menschen, die süchtig danach sind, geliebt zu werden, können sich deshalb leicht in instabilen Beziehungen wiederfinden, wie zum Beispiel in toxischen oder missbräuchlichen Beziehungen. Doch nur wenige sind in der Lage, die Gefahren zu erkennen, die mit solchen Verbindungen einhergehen.

 

Was ist Liebessucht nun genau und woran erkennst du sie?

liebessucht anzeichen

Dieses starke Bedürfnis erzeugt Fixierungen und Zwänge und kann sich in ungesunden Verhaltensweisen gegenüber geliebten Menschen auswirken. Liebessüchtige wollen Menschen gefallen und stellen deren Bedürfnisse vor ihre eigenen. Es kann auch zu Scheidungen, Affären, schlechten beruflichen Leistungen, Beziehungskonflikten, Konzentrationsschwäche bei alltäglichen Aufgaben, Verstrickungen, Anhänglichkeit, Angst vor dem Alleinsein (bei Abwesenheit des Partners) und emotionaler Not einschließlich Angstzustände und Depression führen. Emotionale Hochs wie intensive Leidenschaft und emotionale Tiefs wie intensive Enttäuschung oder Herzschmerz können schließlich die Beziehung belasten und zu Verbitterung, Frust und Streit führen. Der Partner zieht sich infolgedessen immer mehr zurück. Liebessucht weist also oft intensive Angst vor Kontrollverlust auf, die vergleichbar ist mit anderen Süchten.

 

Anzeichen und Merkmale der Liebessucht

Menschen, die mit Liebessucht zu kämpfen haben, können ihren Partner vergöttern und Beziehungen nur um der Verliebtheits- und Flitterwochenphase willen führen. In starken Fällen sind sie sehr anhänglich und ungesund abhängig von ihrem Partner. Folgende  Symptome findet man:

  • das starke Bedürfnis, verliebt zu sein
  • den romantischen Partner auf ein Podest stellen
  • von Beziehungen und Liebe besessen sein
  • starkes Verlangen und Entzugserscheinungen, wenn es nicht befriedigt wird
  • Euphorie und Abhängigkeit vom Partner
  • das Bedürfnis, sich oft zu verlieben
  • Suche nach emotionalem Trost durch den Partner
  • Muster der unerwiderten Liebe wiederholt sich oft (man zieht wiederholt (emotional) nicht verfügbare Partner:innen an)
  • allein zu sein fällt sehr schwer

Es ist stückweit normal, seinen Partner zu vergöttern und ihn auf ein Podest zu stellen. Der Liebessüchtige stellt seinen Partner aber zwanghaft auf ein Podest und erfährt dadurch Nachteile. Denn meistens ist es bei Betroffenen so, dass der Partner entweder nicht ihr „Partner“ ist, sondern in einer festen Beziehung, nicht emotional ansprechbar, nicht liebevoll ist oder gar missbräuchlich.

 

Ursachen: Wie entsteht die Sucht nach Liebe und geliebt zu werden?

Es wird viel geforscht, wie diese Sucht entsteht und welchen Mechanismen sie unterliegt. Genetik, Trauma und Erziehung können eine Rolle bei Liebessucht und Sucht im Allgemeinen spielen. Sie hat verschiedene bewiesene Ursachen wie zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl. Ein Partner, dem es an Selbstwertgefühl mangelt, möchte sich bei seinem Partner anlehnen, um ihm das (stellvertretend) zu geben. Andere Menschen entwickeln den Drang nach Liebe als Weg, um eine innere Leere zu füllen, die durch ein Kindheitstrauma, ein geringes Selbstwertgefühl oder einen Mangel an Selbstliebe entstanden ist. Wie andere Abhängigkeiten auch  kann die Sucht nach Liebe aus Verlustängsten und Trennungen resultieren. Auch die Begierde und Sehnsucht nach einem Partner kann zu Besessenheit führen, da durch sexuelle Aktivität Glückshormone freigesetzt werden. Sex setzt Hormone wie Oxytocin frei und kann bei jemandem, der bereits ein geringes Selbstwertgefühl oder eine Co-Abhängigkeit hat, eine intensive Bindung erzeugen.

Beziehungen werden bei Liebessüchtigen meistens dazu benutzt, um emotionale Lücken zu füllen – unwissentlich/unbewusst und sehr oft unabsichtlich. Sie haben das Gefühl, Liebe würde Lebendigkeit, Aufregung, Anerkennung, Macht und Wert bringen. Deshalb wird oft viel Druck auf den Partner ausgeübt, alles für ihn zu werden/zu sein. Dabei haben sie sehr schlechte emotionale und psychische Grenzen und finden sich oft in co-abhängigen Bindungen wieder. Das Gefühl, dass jemand alle Eigenschaften hat, die einem fehlen, kann dazu führen, dass man den Partner in einem idealisierten Licht sieht oder vermehrt nach Anerkennung durch den (potenziellen) Partner sucht.

Auch ein Kindheitstrauma kann eine Ursache sein sowie Umstände wie Kindesmissbrauch, Zurückweisung, Abwertung, Verlassen (Nichtverfügbarkeit von Bezugspersonen) und emotionale Vernachlässigung.

 

Arten von Liebessucht

Menschen, die mit Liebessucht konfrontiert sind, haben verschiedene Arten, sich in solchen Verbindungen zu zeigen. Susan Peabody, bekannt für ihre Büchern über Liebessucht, hat vier Haupttypen von Liebessüchtigen identifiziert:

  • Besessene/obsessive Liebessüchtige
  • Co-abhängige Liebessüchtige
  • Narzisstische Liebessüchtige
  • Ambivalente Liebessüchtige

Besessene Liebessüchtige kämpfen damit, sich vom Partner zu lösen – auch wenn die Beziehung nicht mehr gesund ist oder der Partner emotional distanziert ist. Der abhängige Liebessüchtige benutzt seinen Partner als Quelle für Selbstachtung und Selbstwert. Sie gefallen sich in Beziehungen, weil sie hoffen, von ihrem Partner Bestätigung zu bekommen. Es kann zu Schwierigkeiten führen, wenn der Partner einen emotional unabhängigeren Partner sucht.

Co-abhängige Liebessüchtige suchen nach Wert in ihren Beziehungen und können alles bis zur Erschöpfung geben oder sich mit Partnern verbinden, die Abhängigkeiten haben oder emotional nicht verfügbar sind. Der Grund: Sie wollen ihren Partner „reparieren“ und/oder „heilen“. Bei der Liebessucht besteht im Vergleich zur Co-Abhängigkeit eine größere Abhängigkeit vom Partner. Liebessüchtige erwarten, dass der Partner ihnen einen Sinn gibt, sind aber nicht in der Lage, Liebe von ihrem Partner zu empfangen, wodurch eine Zwickmühle entsteht.

Narzisstische Liebessüchtige übernehmen in ihren Beziehungen eine Machtposition. Sie beuten den Partner aus, indem sie ihn als Quelle der Aufmerksamkeit, Stärkung des Egos, zur Unterwerfung usw. benutzen. Sie können ihren Partner psychisch und emotional schaden, indem sie ihn wiederholt ignorieren und sich egoistisch verhalten. Trotzdem besteht eine Bindung zu ihrem Partner. Sie existieren nicht ohne ihn.

Der ambivalente (oder vermeidende) Liebessüchtige vermeidet wahre Intimität. Sie können als derjenige fungieren, der an vergangener Liebe festhält, sich auf einseitige Beziehungen einlässt (unerwiderte Liebe) und ihre Beziehungen sabotiert. Darüber hinaus sind sie süchtig nach der Illusion von Beziehungen, laufen aber möglicherweise weg oder sind inkonsequent, wenn es darum geht, sich in Beziehungen zu nähern.

Ich war einmal mit jemandem zusammen, der mir wiederholt drohte, wenn ich mich zurückzog, um Aufmerksamkeit und Beziehung/Liebe von mir zu bekommen. Jedes dieser Modelle von Liebessüchtigen kann auch Sex dazu benutzen, ungesunde Bindungen aufrechtzuerhalten, zu lügen, zu manipulieren, vergangene Beziehungsdynamiken durchzuspielen oder sogar sich selbst und den Partner zu bedrohen, wenn er sich entscheidet, sie zu verlassen.

 

Wenn deine oder seine Liebessucht beim Partner Angst vor einer Beziehung mit dir auslöst

Bindungsangst ist per se schwer zu handhaben – für den Betroffenen als auch den/die Partner:in. In dieser Richtung gibt es zwei Varianten:

Wird ein Mensch mit einem stückweise unsicheren Bindungsstil stark von jemandem bedrängt, der ihn, die Liebe und Beziehungen erhöht und alles dafür täte, ziehen sich Partner oft zurück. Sie haben kein Gespür mehr für ihre eigenen Gefühle, weil sie von den Erwartungen und der Sucht nach Liebesgefühlen des anderen verdrängt werden. Stell dir einen Topf mit Wasser darin vor: Das Wasser darin sind seine/ihre Gefühle für dich. Kippst du nun etwas Wasser hinzu, passiert nicht viel. Beide Wassermengen vermischen sich, so, wie es auch mit Gefühlen des einen und des anderen in einer Partnerschaft geschieht. Kippst du aber einen Eimer voll Wasser hinein, wird das Wasser im Topf durch die Wucht und Masse verdrängt. Es schwappt über den Rand und ist weg.

Sichere oder vertrauensvolle Menschen registrieren Partner:innen mit erhöhten Vorstellungen und Erwartungen an Liebe und Beziehungen. Bekommen sie das Gefühl, dass der andere „nur“ mit einem zusammen sein will, um mit „irgendwem“ zusammen zu sein, wird man misstrauisch. Gesund ist es, dass jeder sein Leben hat, seine Freunde und Hobbys und sich für sich selbst engagieren, seine Ziele verfolgen und um sich kümmern kann. Ungesund ist es, wenn jemand von einem erwartet, sich stattdessen um den Partner zu kümmern oder nur die Beziehung in den Fokus des Lebens zu stellen – alles andere im Leben ansonsten zu vernachlässigen.

Es ruft Ungläubigkeit über deine wahren Motive und Interessen hervor sowie Misstrauen, ob du beziehungsfähig bist bzw. zumindest, ob du zu dem Menschen passt. Jemand, der etwas freiheitsliebender ist, selbstständig oder beruflich stark eingebunden, würde sich eher von dir distanzieren, weil er „dir nicht geben kann, was du brauchst“. Auch Menschen, die große Probleme damit haben, für sich einzustehen, verbinden starke Interessen des anderen oft mit Selbstaufgabe und Selbstverlust sowie Trennungsängsten. Sie wollen einen nicht verletzen, aber würden es immer wieder tun müssen, um sich selbst nahe zu bleiben. Es ist also sinnig, seinen Wunsch nach Liebe und die Bedeutung von Beziehungen in ein ausgewogenes Licht zu rücken, selbstbewusster und selbstvertrauender zu werden.

Auf der anderen Seite kann die eigene Liebessucht deines Partners dazu geführt haben, dass er/sie sich vor Bindungen fürchtet und sich. deshalb von Liebe und Beziehungen im Allgemeinen fernhält. Hat er/sie festgestellt, dass sein Drang nach Liebe schwierig für andere ist oder hat er häufig Ablehnung deshalb erfahren, macht das verständlicherweise Angst. Sollte sich dein (potenzieller) Partner durch deine oder seine eigenen Erwartungen zurückgezogen haben, kannst du meine Masterclass Beziehungsängste nutzen, um einen neuen, frischen, ausgewogenen und gesunden Start für euch zu ermöglichen:

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Liebessucht, Angstzustände und Depressionen

Menschen, die das Hochgefühl der Liebe suchen (das Dopamin), erleben eine besondere psychische Herausforderung: Wenn man die Aufmerksamkeit oder Zuneigung seiner geliebten Person nicht aufrechterhalten kann, können sich Angstgefühle oder Depressionen breitmachen. Der Stress, den Liebessüchtige sich selbst auferlegen, um Liebe zu erhalten, oder das zwanghafte Bedürfnis, Beziehungen aufrechtzuerhalten oder einzugehen, kann sich negativ auf die Arbeitsleistung oder das Wohlbefinden auswirken. Infolgedessen können sie beginnen, ihre Selbstfürsorge zu vernachlässigen, was dazu führt, dass sie ihre Bedürfnisse weiter vernachlässigen, während sie von emotionalen Hochs und Tiefs verzehrt werden. Es kann sein, dass sie nicht in der Lage sind, innerhalb gesunder Muster zu funktionieren, ohne dass jemand da ist, den sie lieben oder von dem sie geliebt werden. Sie sehen dies als einen Akt des Verrats an. Diese Gefühle von Frustration, Ablehnung und Verrat können unangenehme Gefühle hervorrufen. Nicht wenige Betroffene behelfen sich mit Substanzen wie Alkohol, Tabak und Drogen oder anderen Süchten wie exzessiver Sport oder Leistungen zum Erwerb von Aufmerksamkeit in Bereichen des Berufs. (Was oft aussieht wie Beziehungsangst ist somit eine verschleierte Liebessucht.)

Oft gibt es eine zugrunde liegende Scham und Leere, die geheilt und bewusst gemacht werden muss. Zusätzlich können Zwänge und Ängste auftreten, die Liebessüchtige nicht alleine lösen können. Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie können helfen, sich seiner Gedanken bewusst zu werden. Meditation kann das Gefühl der Angst verlangsamen und Selbstmitgefühl entwickeln lassen. In Fällen, in denen Ängste bestehen, kann die Entwicklung von Selbstliebe durch Entspannungstechniken wie Meditation oder Autogenes Training Wunder wirken, um den Fokus wieder auf die leidende Person zu lenken, während sie gleichzeitig ihr Selbstwertgefühl aufbauen und die Leere füllen können. Bei Traumata lassen sich ungesunde Muster aus der Kindheit oder dem Erwachsenenalter entdecken (die am besten mit einem Therapeuten gelöst werden). Auch Medikamente können in schweren Fällen von Liebessucht gegen Depressionen oder Angstzustände helfen – je nach Intensität.

 

Erkenne gesunde Bindungsstrukturen

Stell dir vor, du wüsstest binnen von 2-3 Dates, wer für dich gemacht ist und wer nicht. Selbst auf Manipulationen wüsstest du zu reagieren – integer und angstfrei.

>> Ade Zufallsliebe <<

Coach für Frauen und Männer bei Ängsten

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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