Ich wuchs in einer Familie auf, in der Männer Frauen unterdrückten, angefangen bei ihren Müttern und Ehefrauen, über ihre Töchter bis hin zu ihren Enkelinnen. Meine männlichen Ahnen hatten große Herausforderungen mit ihrem Selbstwert, emotionaler Sicherheit, Selbstbewusstsein, mit der Autonomie und Unabhängigkeit anderer und mit Beziehungen an sich. Sie fürchteten das Alleinsein, nicht genug zu sein und verlassen zu werden. Um sich der Angst und Ohnmacht zu entziehen, begannen sie, alles bis ins kleinste Detail zu bestimmen. Die Partnerschaft und Familie hatte nach ihren Erwartungen gelebt zu werden. Scherte jemand aus oder fügte sich nicht freiwillig, geriet er in Zwang und wurde beschuldigt, bestraft und verstoßen. Ihre aggressive Herrschsucht und irrationalen Verbote, die Uneinsichtigkeit und ihr Glaube, sie würden nichts falsch machen, dass sie das Recht hätten, anderen ihre Freiheiten zu verbieten, sie bis in die soziale Isolation zu treiben, trug sich durch viele Generationen.
Anzeichen emotionaler und psychischer Gewalt bzw. Unterdrückung
Das Thema emotionale Unterdrückung wird oft mit ausschließlicher und einseitiger emotionaler Abhängigkeit gleichgesetzt. Das gibt dem großen Ganzen einen wertenden Touch der Selbstschuld und lenkt von der Tatsache ab, dass zu einer solchen Situation nebst dem Opfer auch ein Täter gehört. Es ist nicht ein- und dasselbe Terrain, aber bleibt wenig beachtet – vielleicht, weil es so wehtut und viele Frauen über ihre Grenzen hinaus schweigen und dulden – im Namen der „Liebe“.
Meine Mutter war die erste aller Frauen meiner Familie, die ausbrach. Doch dass die Frauen meiner Familie (und ich) vom selben Blut der Täter stammten, führt bis heute dazu, dass uns Menschen ächten. In ihren Augen gehören wir zu diesem „Abschaum“, haben nie etwas dagegen unternommen und egal, welche Zeiten früher herrschten, wir ließen es zu. Wir werden und wurden ebenso schuldig gesprochen.
Die wichtigsten Anzeichen und Signale emotionaler Unterdrückung:
- Schweigen und sozialer Rückzug sind zwei der ersten Signale, dass eine Frau in einer Beziehung emotional unterdrückt wird bzw. unter emotionaler und psychischer Gewalt durch ihren Partner leidet.
- Vielleicht hätte ihnen ohnehin niemand geglaubt, denn nach außen sind emotional und psychisch gewalttätige, unterdrückende Männer oft sehr charmant, einfühlsam, liebens- und vertrauenswürdig. Sie mimen die besten Familienväter, guten Kumpels und verlässlichen Arbeitnehmer. Sie zeigen sich von ihrer besten Seite – genau die, die ihnen erlaubte, ihre Partnerin für sich zu gewinnen.
- Haben sie die Frau „sicher“, schleichen sich langsam ihre ureigenen Ängste, Zweifel, überzogenen Sorgen, Ansprüche und Vorwürfe über das Verhalten der Frau ein. Sie würden im Haushalt nicht ihren Erwartungen gerecht werden, würden nur zu wenig oder unbefriedigenden Sex wollen, zu wenig Zeit mit ihnen verbringen, sie ja in Wahrheit gar nicht lieben, sie irgendwann verlassen, ihnen nicht zurückgeben, was sie brauchen, sich von Freunden und Verwandten beeinflussen lassen, respektlos im Umgang mit seinen Bedürfnissen sein, nicht rechtzeitig oder schnell genug auf SMS, E-Mails oder Anrufe reagieren, was ein Zeichen ihrer Untreue oder Nicht-Vertrauenswürdigkeit wäre. Es sind subtile bis klar formulierte, gezielte Angriffe mit versteckten Drohungen, die die Frau dazu bringen sollen, sich den Ansprüchen und Erwartungen des Mannes anzupassen – ohne Widerrede.
- Die Partner übernehmen schnell viele Entscheidungen; die Frau gerät aufgrund eigener Herausforderungen mit ihrem Selbstwert in die emotionale Abhängigkeit. Gezielte Schuld und Scham lösen immer mehr Verlustängste in der Frau aus, die zu glauben beginnt, dass es tatsächlich an ihr liegen könnte.
- Wagt die Frau das Verhalten des Mannes dennoch infrage zu stellen, wird ihr die Schuld gegeben. Mit dem Mann sei „alles richtig“. Nur die Frau würde „alles falsch machen“. Es lege an ihr, dass er so eifersüchtig und ängstlich wäre und er sie so behandeln müsse, damit sie es „endlich“ versteht, sie ihn endlich wertschätzt und sieht, was er alles für sie tut. Wie der Mann reagiert, so die meisten Partner, liegt in den Händen der Frau. In ihrem Verhalten zeige sich sein Wert und dieser würde eins zu eins spiegeln, ob sie es wert ist, geliebt und entsprechend gut behandelt zu werden. Selbst Männer, die physisch gewalttätig sind, so erlebte ich es in meiner Familie auch, geben ihren Opfern zu verstehen, dass sie Schuld daran wären, dass ihnen Gewalt zuteil wurde.
- Denn die Frau bestimme darüber, ob es dem Partner gutgeht oder nicht. Wenn es ihm schlecht geht, trage sie auch die Verantwortung dafür, seine Stimmung wiedergutzumachen. Sie sei die Schuldige und hätte alle Konsequenzen zu tragen. Davon kann es einige geben: Ständige Vorwürfe und Erinnerungen an ihre vermeintlichen Fehler, Seitenhiebe aus dem Nichts wegen lang vergangener Ereignisse, Bestimmungen und Verbote, vorgegebene Zeitpläne und Handlungen, Androhungen von Konflikten und Auseinandersetzungen, Zerwürfnissen, Trennungen, braches Schweigen und Strafen, weil sie nicht so war, wie er es brauchte – um sich nicht klein, schlecht, machtlos, wertlos, schamvoll, schuldig und ängstlich zu fühlen.
- Bald dreht sich die Welt der Frau nur noch um den Mann. Sie hat es sich aus Gründen der Harmonie und Sicherheit selbst verboten, eigenständig zu denken/fühlen/handeln. Sie hat kaum mehr ein eigenes Leben mit ihren Wünschen und Werten. Jede Handlung wird mehr oder minder daran gemessen, ob es dem Partner gefallen oder missfallen könnte. Sie vernachlässigt Freundschaften, ist im Beruf nur noch semi-anwesend und ist häufig wie ausgeknockt durch Krankheiten, die sich langsam manifestieren, weil der Körper auf die psychische und emotionale Belastung reagiert. Sie ist nur noch damit beschäftigt, die Beziehung „zu reparieren“ und mit eigener Kraft „aufrechtzuerhalten“.
- Fremdbestimmung und soziale Isolation stehen an letzter Stelle. Niemand soll von den Vorgängen erfahren; niemand darf von der Reaktion des Mannes auf seine eigenen Ohnmachts- und Minderwertigkeitsgefühle sowie Ängste wissen. Er schämt und verachtet sich selbst dafür und fürchtet gleichermaßen, dass er verachtet und ausgeschlossen, ja sogar bestraft wird. Da die Frau an dieser Stelle meist „soweit ist“, emotional abhängig, den Ansprüchen des Mannes gefügig und ihm deshalb gänzlich unterwürfig und unterlegen zu sein, bleibt das Geheimnis gewahrt. (Notfalls auch durch körperliche Gewalt.)
Zwischen Konsequenzen und Verachtung: Was das Schweigen unterdrückter Frauen mit sich bringt
Heute applaudieren wir Frauen, die sich aus solchen Verhältnissen herausschälen, sich ihres Werts bewusst werden und für sich kämpfen. Doch wer die Kraft dazu nicht hat, ist nicht nur enttäuscht von sich selbst. Jene Frauen leiden unter einem massiven Druck: erkannt und bloßgestellt zu werden – in ihrer Situation, Abhängigkeit und Schwäche entdeckt zu werden. Es wäre, als würde eine Gewitterwolke über ihren Köpfen hängen, die entweder nach viel Blitz und Donner eine Trennung regnen ließe oder soziale Ächtung á la „Warum hast du niemals etwas gesagt? Spinnst du, mit so einem Idioten zusammenzubleiben? Bist du dir denn gar nichts wert?“.
Ich selbst begann eine Odyssee im Alter von 18 Jahren, die bis heute andauert, um endlich zu erfahren, was wirklich geschah. Meine Mutter wollte nie, dass ich es erfuhr. Sie wollte weder darüber sprechen noch jemals wieder daran denken. Es war ihr peinlich und tat ihr zutiefst weh. Es war ein Zeichen von Schwäche und gleichzeitig ein Eingeständnis. Dass auch (männliche) Außenstehende nichts dagegen tun konnten, trug kaum dazu bei, dass die gefühlte Mitschuld und Co-Abhängigkeit relativiert werden konnte.
Gleichzeitig sind die Höhen der Partnerschaft, z. B. wenn sich der emotional unterdrückende Partner entschuldigt, Geschenke und Liebesbeweise austeilt, viele schöne Worte von sich gibt, wieder „liebevoll“ ist und sich normal verhält, der Frau eine gewisse Autonomie erlaubt, hoffnungsweckend:
- Ich wusste doch, dass er nicht durch und durch schlecht ist. Es geht nur manchmal mit ihm durch. Jetzt ist es ja wieder gut.
- Vielleicht, wenn ich nur noch ein wenig länger durchhalte, ihm noch ein wenig Zeit gebe, wird es ja doch noch besser werden.
- Vielleicht, wenn es ihm nur besser ginge, er in seinem Job, seinem Umfeld oder in seiner Familie mehr X und Y hätte, würde er ausgeglichener und zufriedener sein.
- Ich will nicht so schnell aufgeben.
„So schlimm ist es/er gar nicht!“: Verstrickungen & Täter-Opfer-Spaltungen
Die Situation lässt viele Frauen daran zweifeln, was wahr ist und was nicht, ob ihre Einschätzung der Umstände „richtig“ ist oder ob sie überzogen denken, ob ihr Partner Recht haben könnte oder ob den Frauen wirklich Unrecht geschieht. In der Psychologie wird das z. B. mit Opfer-Täter-Modellen untersucht.
Der Psychologe und Autor Prof. Dr. Franz Ruppert nennt es die „Täter-Opfer-Spaltung“. Abgeleitet verstehe ich es so, dass diese traumatische Erfahrung verdrängt werden muss (Trauma = z. B. Angst, verlassen zu werden, Erfahrung seiner Wut/Manipulationsstrategien, vom Partner beschämt und/oder schuldig gesprochen zu werden), um in der Beziehung zu überleben bzw. in den kritischen Momenten der Beziehung. Bleiben die Erfahrungen unverarbeitet, spaltet das Gehirn diese ab, um die Lage emotional „sicher“ zu machen. Sie werden verdrängt und damit wird auch das Opfersein in die Abgründe unseres Geistes verbannt, auch wenn es dort wie ein schlafender Hund weiterlebt. Diese Verbannung wiederum zwingt die Frau dazu, sich sog. Trauma-Überlebensstrategien zuzulegen:
- Verleugnung der Erfahrung und emotionalen Belastung
- Verdrängung der psychischen, emotionalen bzw. körperlichen Schmerzen
- stark bleiben wollen, durchhalten und weitermachen wollen
- seine eigene Schwäche abwehren und nicht zugeben (Man schämt sich wegen seiner selbst und dessen, was man glaubt, können zu müssen, aber nicht kann.)
- starke Schuldgefühle
- den Partner nicht als Täter sehen, ihn sogar in Schutz nehmen
- Rechtfertigungen gegenüber dem Täter: „Ich habe es nicht anders verdient.“, „Ich kann verstehen, dass er…“, „Nein, das hat er ja nur gemacht/getan, weil…“ (als wäre die Unterdrückung/die emotionale und psychische Gewalt gerechtfertigt und „verdient“, eine legitime Strafe dafür, dass man Bedürfnisse hat bzw. bedürftig ist.)
- sich weiter an den Partner binden (die emotionale Bindung aufrechterhalten/verstärken)
- sich mit den Bedürfnissen des Partners identifizieren
- den Partner weiterhin versuchen, mit Harmonie, Fürsorge und Liebesbeweisen zu befriedigen, um seinen Groll (bereits im Vorfeld) zu minimieren, Konflikte um jeden Preis vermeiden
- heftige Wut, die sich weiter steigern wird (Laut Ruppert kann es soweit gehen, dass sie an „Unschuldigen“ ausgelassen/abgearbeitet wird.)
- ungesunde Wahrnehmung von Liebe, Beziehung, Autonomie, Symbiose
- hohe Ängstlichkeit und Gefügigkeit/Gehorsam/Unterwürfigkeit
- schädliche Verhaltensweisen, zum Beispiel nicht handeln zu können, handlungsunfähig sein/bleiben, wie gelähmt sein
- „Jammern“, aber nicht handeln, nicht die eigentlichen Ursachen benennen
- psychische Störungen als Konsequenz (Angststörungen, Depressionen, Erkrankungen des Körpers, Autoimmunkrankheiten, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Suizidalität)
- Resignation, die Realität nicht wahrhaben wollen
- Empfindungs- und Gefühllosigkeit sich selbst und anderen gegenüber
- andere, Nichtbeteiligte, schaden.
Was rät man Opfern, um sich daraus zu befreien?
Allem voran rät Prof. Dr. Ruppert dazu, es nicht im Alleingang zu machen, sondern sich professionelle Hilfe zu suchen. In einem therapeutischen Kontext könne man seine traumatischen Erfahrungen sicher bewältigen. Am Anfang aber stünde, dass man sich seines Traumas und Opferseins bewusst würde. Den Partner zu erziehen, sich zu rächen oder ihn zu „vernichten“, würde nichts bringen, sondern den Kreislauf nur noch dramatisieren – bis hin zur Selbstzerstörung. Auch Vergebung bzw. die Übernahme von Schuld und Scham des Partners würde erfolglos bleiben. Sich mit dem Mann zu versöhnen, stünde damit auch ohne Erfolgsaussichten. Er rät stattdessen, den Schmerz über das Erlebte, mit allen dazugehörigen Gefühlen, zuzulassen und anzuerkennen und mit sich zu fühlen. Insofern es möglich sei, könne man auch versuchen, vom Partner eine Wiedergutmachung einzufordern.
Dazu müsste derjenige aber erst einmal seine Täterschaft anerkennen. Da Ruppert davon ausgeht, dass alle Täter einst Opfer waren, müssten sie sich erlauben, ihr eigenes Opfersein (die Traumatisierung des Partners) eingestehen. Der Partner selbst muss also für sich anerkennen, dass er einst Opfer war und erst dann könne er den Schaden, den er der Frau zugefügt hat, erkennen. Die dann übernommene Verantwortung könnte ermöglichen, dass er sich seine Schuld und Taten eingesteht, seine Ängste und Scham zulässt. Dies würde wiederum ermöglichen, dass er Mitleid für seine Partnerin fühlen lernen kann, um so Wiedergutmachung zu leisten – falls noch möglich.
Doch um der Täter-Opfer-Spaltung zu entgehen, müsste man zuerst das schädliche Konstrukt verlassen – seine eigene Gefangenschaft aufgeben. Die gesunden Anteile dürfen gestärkt werden, damit man wieder zu einem entsprechend gesunden Bezug zu sich und seinem Leben finden kann. Eigenständigkeit und Unabhängigkeit müssten genauso wie Selbstabgrenzung wieder an Bedeutung gewinnen. Dazu würden auch die Achtung vor sich selbst und Konfliktfähigkeit nötig sein, um Grenzüberschreitungen zu realisieren, sich wieder zu fühlen und auch langfristig aufrechtzuerhalten.
Transgenerationale und symbiotische Traumata als eventuelle Ursachen
Doch wie kommt es, dass sich Frauen „so etwas gefallen lassen“, in solch destruktiven, gefährlichen Beziehungen bleiben? Wieso fällt es ihnen so schwer, die Partnerschaft zu verlassen? Wieso unternehmen sie nichts gegen ihre alltäglichen Erlebnisse, setzen sich nicht durch oder suchen sich Hilfe? Wieso wollen sie nicht – ganz freiwillig – einen Mann verlieren, der schlecht für sie und ihr Leben ist? Wieso halten sie an Schmerz und Unterdrückung fest? Wen versuchen sie in Wahrheit zu erreichen? Was gibt ihnen diese Form der Abhängigkeit, Symbiose und Trennung von der Außenwelt?
Diese Fragen stelle ich mir seit mehr als 20 Jahren. Mir fehlt bis heute die Antwort. Deshalb möchte ich gern eine mir plausible von Prof. Dr. Franz Ruppert, gleichfalls führender, deutscher Experte zum Thema Traumata, anbieten. Er beschäftigt sich seit langer Zeit mit den Ursachen, Auswirkungen und Auflösungsmaßnahmen emotionaler Verstrickungen, die zu sogenannten Symbiosetraumata führen kann.
Symbiotische Verstrickungen durch frühere Erfahrungen mit Bezugspersonen
Viele Frauen, die solche oder ähnliche Umstände erfahren, hatten von vornherein eine eigene Herausforderung mit Schuld und Identität. Vielleicht wurden sie unterbrochen, während sie heranwuchsen, weil ein Elternteil/eine Bezugsperson ständig an ihnen herumnörgelte, sie nicht so sein ließ, wie sie wirklich waren, sie sie nicht die Welt spielerisch erproben ließ oder stark tadelte/bestrafte, wenn sie einen Fehler machte. Im Kindsein für das Kindsein bestraft zu werden, mit Auflagen und Verboten, die für das Kind heftige Einschränkungen der Freiheit mit sich brachten, erfährt das Kind eine Wahrheit, die da lauten könnte: „Nur wenn du alles so machst, wie ich es dir sage, habe ich dich lieb.“ Dahinter verbergen sich Verlassensängste und ein unbeständiger Selbstwert, der von außen und Reaktionen anderer bestimmt wird. Solche Erfahrungen werden nicht selten zum Nährboden für die spätere emotionale Verstrickung.
Auch hier können frühere Traumata als Ursache genannt werden, die entweder durch einen Wiedererkennungseffekt (Partner ähnelt in seinen Verhaltensweisen einer Bezugsperson, übrigens auch einer weiblichen!) oder etwas von früher soll wiedergutgemacht werden: „Früher habe ich es nicht geschafft, X emotional zu erreichen oder mich so liebevoll/brav zu zeigen, wie ich war. Deshalb mache ich es heute besser.“
Dieses Thema ist sehr umfangreich, weshalb Prof. Dr. Franz Ruppert ein eigens Buch dazu geschrieben hat: „Trauma, Angst, Liebe“. Mehr zu diesem Thema, auf YouTube, erneut als Vortrag von Prof. Dr. Ruppert >>
Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden: Nachkriegsgenerationen
Meine männlichen, verstorbenen Ahnen waren Teil der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen. Auf ihre eigene Art litten sie alle unter ihren Vätern, sei es, dass sie abwesend oder im Krieg gefallen waren, unbekannt blieben, substanzsüchtig wurden oder keine Anerkennung erhielten. Dementsprechend waren sie entweder uneheliche „Bastarde“, ohne männliche Vorbilder oder mit selbst abhängigen, selbstzerstörerischen oder unterdrückenden Vaterbildern aufgewachsen. Sie litten unter Ohnmachts- und Hilflosigkeits-, Verlust- und Verlassensgefühlen. Sie suchten händeringend nach festen Strukturen, die ihnen Halt gaben. Sie waren bereit, alles zu nutzen und nutzbar zu machen, um ihrem Leben einen Rahmen zu geben, der erhalten bleibt. Komme, was wolle.
Darin verstrickten sich alle Beteiligten und Familienmitglieder. Es ziehen sich in meiner Familie seit jeher Vater-Sohn und Mutter-Kind-Konflikte durch sowie Gefühle des Getrenntseins, mangelnde Liebe wegen eines steten Kampfes um die Existenz/um das (finanzielle) Überleben, unterdrückte Gefühle der Angst, Wut und Trauer bis hin Ohnmachtserfahrungen, die mit Substanzen (Alkohol, Drogen, Zigaretten, aber auch Herrschsucht, Aktionismus, Aggressionen, Gewalt) kompensiert werden soll(t)en. „Wie das Leben zu sein hat“, wurde stets fremdbestimmt. Es wurde meinen männlichen Ahnen vorgegeben und sie gaben es entsprechend weiter. Sie hatten sich zu fügen, waren sie ja selbst Opfer (des Krieges) und der Traumata ihrer Bezugspersonen geworden. Also hatten auch andere ihre Herausforderungen damit zu tragen. Das bedeuten transgenerationale Traumata (in Bezug zu Krieg). Sie waren gefangen in ihren eigenen Welten.
Einen sehr spannenden Beitrag zu transgenerationalen Traumata, nicht nur kriegsbezogen, kann man auf YouTube sehen: „Generationsübergreifende Traumafolgen“
Quellen:
(1) Ruppert, Franz: Symbiose und Autonomie. Symbiosetrauma und Liebe jenseits von Verstrickungen. Verlag: Klett-Cotta. 5. Auflage, 2017.
(2) Wolfe, David. 4 Signs Your Relationship Is Bad For Your Mental Health. URL: https://www.davidwolfe.com/4-signs-relationship-bad-mental-health/ (Abgerufen am 1.03.2018)
(3) Ruppert, Franz: Trauma – Angst – Liebe. YouTube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=WU344Ld3dOU&t=1s (Abgerufen am 11.02.2018)
(4) Ruppert, Franz: Das Trauma des Krieges. YouTube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=Tlq9o6e1Ov0 (Abgerufen am 01.03.2018)
(5) Ruppert, Franz: Täter-Opfer-Spaltung. www.franz-ruppert.de. Vortragsnotizen vom 24.09.2013. URL: https://www.franz-ruppert.de/index.php/de/downloads/send/17-gehaltene-vortrge-deutsch/201-taeter-opfer-spaltung-stuttgart-2013 (Abgerufen am 28.02.2018)
Sie haben in allen Punkten recht.