Der Verstand ist nicht immer unser Freund – besonders nicht in Sachen Liebe. Meine jüngsten Erlebnisse zeigten mir einmal wieder, was Beziehungsangst, Angst vor Nähe und vor allem die Angst vor Selbstverlust wirklich heißen. Vielleicht liegt es an meinem Alter, an Berlin oder meinem Leben, aber dann und wann, wenn ich auf Partnersuche gehe, klopft Bindungsangst an irgendeine Tür. Klar: Wir alle haben unsere Päckchen zu tragen, negative Einstellungen und Erfahrungen gesammelt, hadern hier und da mit der Zukunft, tun uns in Sachen Liebe nicht immer leicht oder gut. Während einige (über)vorsichtig sind, wen sie in ihr Leben lassen, und sich nicht selten wie Freiwild fühlen, gibt es auch welche, die aus tiefer Sehnsucht oder emotionalem Hunger heraus sofort „schießen“ und einen potenziellen Partner mit ihren Wünschen und Bedürfnissen überrumpeln. Aber: An beiden sieht man, wie es um einen selbst bestellt ist.
Beziehungsangst, Angst vor Nähe und Angst vor Selbstverlust: Mythen, Arten und Formen
Beziehungsangst, auch Bindungsangst genannt, ist ein echtes Minenfeld. Jeder kleine, unbewusste oder gut gemeinte Schritt kann dazu führen, dass der bindungsängstliche Mensch sich zurückzieht, trennt oder aus Angst feuert. Ob es sich um die Angst vor zu viel emotionaler oder körperlicher Nähe handelt, der gefürchtete Selbstverlust, als Einschränkung der eigenen Freiheit und Bestimmung, geht oder ob es in Wahrheit die Angst vor Trennung ist: Bindungsängstliche Menschen haben Erfahrungen gemacht, die ihnen lehrten, dass Liebe, Beziehungen, Nähe oder Distanz gefährlich sind oder werden können. Ergo vermeiden sie diese in individuellen Tiefen.
Während die einen schon beim Sex oder beim Kennenlernen der Eltern und Freunde vorsichtig, weil ängstlich, werden, gehen andere erst beim Zusammenziehen oder beim ersten Urlaub auf Distanz. Oder sie halten eine Weile durch, trennen sich dann, „weil es zu viel wird“ oder „nicht ausreicht“, lassen ihre Angst abebben und kommen dann wieder an (on-off).
Es existieren etliche Mythen um Bindungsangst und Menschen, die vor Liebe flüchten. Es scheint, als wäre nur die Angst schuld, weshalb sie weggemacht werden muss. Hat man das einmal geschafft, so kann die Liebe glücklich und zufrieden werden.
Mythos 1: Du kannst deinem Traummann/deiner Traumfrau ihre Angst vor Beziehungen und der Liebe nehmen. FALSCH. Der einzige Mensch, der etwas gegen seine Angst tun kann, ist derjenige, der sie hat, erkennt und kennt. Der andere Part kann nur unterstützend wirken. Aber wenn man selbst tiefe Bedürfnisse hat, die nach Erfüllung drängen, dann wird man leicht ungeduldig und bezieht vieles auf sich. Doch wenn jemand Angst hat und nichts gegen die Angst tun will (oder etwas dagegen tun will, aber es nicht schafft), dann kannst du rein gar nichts dagegen tun.
Mythos Nummer 2: Nur Männer haben Beziehungsangst. Falsch. Deshalb schreibe ich im Folgenden „Menschen“ und nicht Männer“. Ich kann einzelne Stimmen im Netz auch nicht mehr hören, wenn sie sagen, dass es hauptsächlich Männer treffen würde. Dafür kenne ich zu viele Frauen, die grundvorsichtig geworden sind und sich mit einer Beziehungsangst eben vor Enttäuschungen und Inbeschlagnahme schützen. Mehr zu den schützenden Seiten dieser Angst unten im Text.
Mythos Nummer 3: Nur ein Partner hat Bindungsangst, der andere ist völlig angstfrei in Sachen Liebe. Halb wahr, halb nicht. Denn Statistiken zufolge (vergleiche auch Sokol/Carter in ihrem Buch: Nah und doch so fern: Beziehungsangst und ihre Folgen) treffen nur 50 Prozent aller Liebenden auf einen Ängstlichen. Die anderen haben sehr sicher eine passive Beziehungsangst, die sie Dank dem aktiven Beziehungsängstlichen verdrängen und sich selbst gegenüber verneinen können. Ich lerne immer wieder Menschen kennen, die auf der Ebene Beziehungsangst das Gegenteil von dem sind, was wir darunter normalerweise verstehen: Menschen ohne Angst lehnen Beziehungen nur dann ab, wenn ihnen an dem Menschen etwas auffällt, was sie selbst in sich tragen, zum Beispiel das übersteigerte Bedürfnis nach Bindung und Nähe. Paradoxerweise halten sie sich dann an Menschen, die eben Nähe eher vorsichtig behandeln, was sich als Angst zeigt. Sie bemühen sich dann erst recht, denjenigen davon zu überzeugen, dass sie es wert sind und Liebe schön, geraten dabei in einen Strudel aus Selbstwertproblemen und Kampf um diese Liebe und diesen Menschen, um meistens am Schluss dem Anderen die „Schuld“ zu geben. Andere wiederum üben von Anfang an sehr viel Kontrolle aus (‚love bombing‘ oder gar ‚ghosting‘), um den potenziellen Partner zu „bekommen“ oder ihm zu entkommen. Die Ausprägungen von Beziehungsangst sind also vielfältig und beinhalten wertvolle, weil aufschlussreiche, Spiegelerlebnisse.
Das „Gute“ an Beziehungsangst
Doch schlussendlich wollen alle Beziehungsängstlichen alte, noch schmerzende Erfahrungen vermeiden. Sie haben die Wunden ihrer Vergangenheit nicht vollständig geheilt und befinden sich noch immer in einer Abwehrhaltung, die dem Schutz ihres Lebens und ihres Herzens dient. Zu viel, zu wenig, nicht gut (genug), zu gut (im Vergleich): Liebe wird zu allem, aber ist kein Wunder mehr.
Diese Abwehr ist in Wahrheit auch ein GUTER Schutz. Immerhin halten sie so Menschen und Situationen von sich fern, die sie an die damaligen erinnern. Waren sie beispielsweise einmal mit einem Menschen zusammen, der sie betrogen hat oder haben sich leichtfertig in eine destruktive Beziehung gestürzt, zu viel in eine Beziehung investiert und dabei sich selbst aus dem Blick verloren, achten sie nun kleinlich darauf, dass so etwas nicht erneut geschieht.
Mythos 4: Eine Beziehung zu haben, ist gut. Deine Liebe wird ihn/sie nähren. Eine Beziehung zu haben, ist immer besser, als keine Beziehung zu haben. Menschen mit Bindungsangst sehen das gegenteilig. Nicht wegen dir oder weil etwas mit dir nicht stimmen könnte, sondern weil sie Liebe und Beziehung a) trennen und b) differenziert betrachten. So wägen sie beispielsweise deine Bedürfnisse und ihre Möglichkeiten, ihre Bedürfnisse und deine Möglichkeiten sehr genau ab. Sie schauen hin: Was wünscht er/sie sich von mir? Kann/Will ich das geben? Was kostet mich das (an Energie/Zeit/usw.)? Was wünsche ich mir und kann er/sie mir das geben? Wie würde er/sie reagieren, wenn ich darum bitte?
Hier zeigt sich oft, dass die Gegenseite es nicht erfüllen könnte/möchte: den gewollten Freiraum, die nicht stets stattfindenden Gespräche oder schriftliches Texten über WhatsApp und andere Messenger, nicht jeden Abend oder alle zwei Abenden beieinander sein und etwas Bestimmtes tun, nicht immer nur Fernsehen oder Weggehen.
Dem Bindungsängstlichen geht es um die negativen Aspekte einer Beziehung. Ich möchte das nochmal betonen. Beziehungen sind nicht, wie viele andere es sehen, prinzipiell GUT. Für Beziehungsängstliche halten sie Seitenhiebe und Enge bereit, denen sie ausweichen wollen. Eben gerade die Sicherheit gebenden Elemente erscheinen den Bindungsängstlichen z. B. monoton, langweilig und einschränkend. Er/Sie kann sich mehr fühlen, wenn z. B. mehr Spontanität oder Freiraum vorhanden sind, weniger Zweisamkeit und mehr Unabhängigkeit usw.
Das Schlechte an Beziehungsangst
Menschen sind immer unser direkter Spiegel. Deshalb treffen vermeintlich Liebesfähige auch so häufig auf vermeintlich Liebesängstliche und umgekehrt. Die kleinsten Ähnlichkeiten zu früheren Beziehungen oder aber Unterschiede zu dem, was sie kennen, machen sie dann nervös. Aus meiner Erfahrung heraus ist eine Nervosität leicht wegzustecken; doch der emotionale Stress steigt in den meisten Fällen und geht irgendwann in echte, sogar panische Angst über. Der Andere bleibt meist mit schierer Verwunderung und Verletzung zurück. Denn als Reaktion steht oft „noch mehr“ oder „gar nichts mehr“ unter der Rechnung beziehungsängstlicher Menschen. Auf der einen Seite fürchten sie, dass sie dich verlieren, während sie auf der anderen Seite fürchten, sich für dich zu verlieren. Während sie sich zwischen der Angst vor Verlust und Selbstverlust, Trennung und Alleinsein entscheiden müssen, fällt ihnen einmal mehr auf, wie schwierig Beziehungen doch sein kann. Eben weil Liebe und Beziehungen nicht dasselbe sind. Viele können sehr gut lieben, aber meiden Beziehungen. Der Gedanke, dass man heute, weil man sich liebt, eine Beziehung führen muss, ist auch der Grund, dass viele unter heimlichen Affären oder Dreiecksbeziehungen leiden.
Sind die Bindungsängstlichen einmal in den Strudel aus Liebe versus Beziehung geraten, wird alles negativ interpretiert. Der Berg, so fühlt es sich an, wird höher und höher. Das Fass läuft über. Die Luft wird stickiger. In der Brust wird es eng. Was vom anderen gut gemeint oder als Akt der Liebe, Zeichen der Zuneigung und Signal der Sympathie gemeint war, wird als Gefahrenzone umgedeutet. Überall lauern Stolperfallen und vermeintliche Abgründe. Aus Freundlichkeit wird Manipulation. Aus Interesse Kontrolle.
Sie vergessen zu leicht, zu vertrauen, sich und der Welt, den Anderen und ihren Fähigkeiten, sich durchzusetzen, Nein zu sagen und Grenzen zu schaffen. Sie glauben, sich aufgeben zu müssen, um dem Anderen zu gefallen und wissen dabei um die Konsequenzen für sich. Einziger Ausweg: Distanz (durch Trennung, Kontrolle, Fremdgehen usw.).
Mythos 5: Es gebe wirksame Manipulationsstrategien. Bitte mache dir bewusst, dass das Thema Bindungsangst, besonders bei Frauen, eine NISCHE ist. Ein Nischenthema, so wie Panikattacken auch, bedeutet ein Themenbereich, der eine starke Zahl von Interessenten aufweist, die alle nach einer Lösung für ihr Problem suchen. Ihnen so eine Lösung zu bieten, regt sie zum Kauf an.
Es gibt keine Strategien, um deinem Traummann/deiner Traumfrau die Nähe und Zuwendung abzuringen, die du dir wünschst – jedenfalls keine dauerhaften. Es gibt nur unterschiedliche Fähigkeiten in der Kommunikation, Perspektiven und Akzeptanz, Vermeidung klarer „Fehler“ (für Bindungsängstliche schwierige Verhaltensweisen). Und diese zu verinnerlichen, ins Gespräch zu gehen, den Menschen zu fragen, wie es sich für ihn anfühlt, wenn xyz geschieht, du xyz tust oder eben nicht tust, kann Nähe schaffen. Aber es muss ihm/ihr möglich sein, dich in deinen Bedürfnissen zu unterbrechen – und den Druck, meist Erwartungsdruck, bei sich selbst zu lindern. Diesen Ratschlag aber gibt dir niemand, denn Beziehungscoaches sind nun einmal in den meisten Fällen darauf ausgerichtet, dir etwas zu geben, was du so dringend brauchst: Nein, das ist keine Beziehung und kein Liebesglück, sondern Kontrolle. Sie nehmen dir mit ihrem Wissen ein Stück des unerträglichen Kontrollverlustgefühls. Und das ist alles. Das Gute daran aber ist, dass eben dieser Kontrollverlust kontrolliert werden kann, indem du selbst über deine Angst vor Verlust hinauswächst. Ist das erreicht, kann die Angst beim Traummann/bei der Traumfrau gar nicht mehr ankommen. Denn Beziehungsänsgtliche reagieren mit ihrer Angst als Reaktion auf deine Angst. Besser ist es, wenn du deine Angst vor Verlust unter Kontrolle bringst und dir Kommunikationsfähigkeiten aneignest sowie deinen eigenen Umgang mit Gefühlen kontrollieren lernst. Das unterrichte ich Frauen und Männern in meinem Online Programm. Es geht darum zu lernen, Ängste zu navigieren, denn sowohl du als auch er werden hin und wieder mal Angst bekommen: Angst wegen Eifersucht, Angst, weil es zu schnell/zu langsam geht, Angst um die Zukunft, Angst im Sexuellen, Angst im Emotionalen. So kann derjenige sich in seinem Tempo um seine Ängste kümmern. Das ist wichtig, weil sich jeder um seine eigenen Ängste vollkommen allein kümmern muss. Während sich zu reflektieren und über die eigene Angst zu unterhalten zwar ein gutes Annäherungselement darstellen, bleibt das Handeln jedoch beim jeweiligen Partner/Mensch.
Was und wie ein Mensch mit Beziehungsangst denkt
Um die unterschiedlichen Perspektiven, Denkmuster und Gefühlsmuster näher zu beleuchten und vor allem zu zeigen, wie tief diese Angst gehen kann, habe ich die eine Übersicht erstellt:
Ob du Angst vor Beziehungen, Liebe und Nähe hast oder jemanden in deinem Leben hast, der darunter leidet: Meine Liste könnte dir helfen, zu verstehen, was wirklich in dem anderen Menschen vor sich geht – in den vermeintlich Angstfreien und Ängstlichen.
In meiner Masterclass findest du konkrete Wege, um deinem Partner durch kleine Veränderungen auf deiner Seite zu helfen, mehr ins Vertrauen zu kommen und so seine Angst Stück für Stück zu verwandeln:
Hallo Janett,
Das ist ein super Beitrag – ich wünschte, ich hätte ihn früher gefunden. Dann wäre mir eines klarer bei meinem Gegenüber gewesen und ich hätte anders handeln können. Leider habe ich teils aus Unwissen, teils aus Verlustangst so viel Druck ausgeübt, dass sie die Geschichte noch in der Kennenlernphase klar beendet hat. Ohne, es nochmal persönlich zu klären, was mich sehr traurig macht, da es an sich gut aussah.
Ich erkenne in dem Beitrag vieles wieder, wie es bei uns gelaufen ist.
Liebe Grüße!
Hallo Dazugelernt,
danke und sehr gern! Ich hoffe, dass es bei der nächsten Beziehung nicht ähnlich kommt und drück dir die Daumen für eine bessere Zukunft!
Liebe Grüße,
Janett
supertoller Artikel… zum aufwachen… und so geschrieben, dass man
es wirklich versteht…. ))
wir sind nun in unserer Beziehung in der letzten Phase angekommen….
Ich würde diese sehr gerne ‚ retten..‘….
und trotzdem… eine brennende Frage… kann es sein, dass beide Parteien nicht einem festen Stil verpflichtet sind, sondern sich beidseitig schonmal von dem einen Stil zum anderen verwandeln….?..
So kommt mir das nach 5 Jahren vor…. mal bin ich die Stärkere {vermeidende.}.. mal der Partner….. ist das wirklich möglich.. ?…?
da bin ich auf eine Antwort gespannt…. jetzt schon herzlichen Dank… *
Liebe Mango,
ja, das ist in der Literatur beschrieben und viele empfinden/bemerken es bei sich ebenso. Passiv-Ängstliche und Aktiv-Ängstliche, als Teil der Nähe-Distanz-Problematik, ziehen sich häufig an und spielen so mit ihren Ängsten, in dem sie sie projizieren und am Anderen sichtbar zu machen, aber auch, um sich von seiner Grundangst entfernen zu können, sie nicht spüren zu müssen. Ideal für dieses Thema ist das Buch „Nah und doch so fern“, von Sokol und Carter.
Liebe Grüße,
Janett
Hallo Janett,
meine Freundin hat mich plötzlich nach 2 Jahren verlassen. Alles deutet auf Bindungsangst hin. Ich hab leider immer geklammert wenn sie auf Distanz gegangen ist. Sie sagt sie hat keine Gefühle mehr für mich und war nicht glücklich. Hat viele meiner vermeintlichen Schwächen genannt als Trennungsgründe. Wochen vor der Trennung war aber noch alles sehr harmonisch. Kommen die Gefühle bei einem Bindungsängstler wieder? Trennung ist jetzt einige Wochen her. Wäre dir für eine Antwort dankbar.
Hallo MrD,
ja, das ist nicht selten. On-Off findet sich übermäßig häufig bei bindungsängstlichen bzw. -scheuen Menschen.
Sie kommen sehr oft wieder oder melden sich einfach aus dem Nichts, auch nach langer Zeit, und es ist ebenso recht typisch, dass sie dann meist so tun, als wäre nichts gewesen.
Viele Grüße
Janett
Vor kurzem habe ich meine Beziehung zu ihm schweren Herzens beendet, weil ich herausgefunden habe, dass er noch andere Frauen heimlich getroffen hat. Er sagte von Anfang an, dass er Angst vor Liebe, Angst vor Verlust habe, hatte sich aber doch in mich verliebt und ich dachte, wir hätten es irgendwie im Griff. Bei uns war es ständig eine Nähe-Distanz-Beziehung und ich habe sehr darunter gelitten. Um so schöner unsere Treffen waren, um so mehr Funkstille /Distanz war dann immer erst einmal wieder. Ich selbst habe auch Angst vor Verlust und habe in dieser Beziehung (zwangsweise) viel daran arbeiten können. Nur verstehe ich ihn / mich und unsere Ängste jetzt aber es scheint vorbei zu sein. Ich lasse ihn gänzlich in Ruhe, frage mich aber, ob er noch einmal auf mich zukommen wird?!
Es ist schon traurig, wenn zwei sich Lieben aber die Angst einem alles kaputt macht …
Hallo Janett,
ich bin seit ca. 2,5 Jahren mit einem beziehungsunfähigen Mann zusammen. Ich habe bei ihm das Gefühl, dass es sich verhält wie mit einer Schnecke: Er kann aus seinem Haus herauskommen und auch die Fühler ausstrecken, aber dann passiert eine minimale Kleinigkeit, die schlecht interpretiert wird (meistens eine wirkliche Nichtigkeit) und er zieht sich komplett wieder in sein Haus zurück. Dann verschwindet er von der Bildfläche und es dauert wieder Ewigkeiten, um wieder ein „normales“ Verhältnis herzustellen.
Ich teilte ihm mit, dass ich ihn so liebe und akzeptiere, wie er ist. Dass es auch ok für mich ist, wenn er hin und wieder „verschwinden“ muss. Dass zurück kommen darf und sich nicht verstoßen fühlen muss, wenn er eine Auszeit braucht.
Das Einzige, was mir manchmal weh tut ist, dass er es nicht schafft mir zu sagen, dass er mich liebt. Er zeigt es hin und wieder an Taten (was natürlich wichtiger ist).
Meine Frage: können beziehungsunfähige Personen richtig lieben? (Manchmal habe ich das Gefühl, dass er mich richtig liebt, dass kann sich aber manchmal innerhalb von Stunden ändern). Könnte er eine andere Person lieben ohne Bindungssangst (bin ich Schuld an seiner Angst)?
Danke für Deine Antwort
Gruß Bettina
Hallo Bettina!
Selbstverständlich können BÄ richtig lieben. Manchmal glaube ich sogar, dass sie so tief lieben (können), dass es ihnen erst recht Angst macht. Und wer sie an Liebe erinnert, der kann – je nach Erfahrungen und Erfahrungswerten – im Kopf schnell zur Gefahr werden, wenn bestimmte Ähnlichkeiten zu früheren Ereignissen (und/oder Personen) übereinstimmen. Ich würde immer nach Mustern und Überschneidungen suchen, um den BÄ zu verstehen. Denn es sind meistens diese, die BÄ wieder in ihr Schneckenhaus zurückgehen lassen, um deine Analogie zu verwenden.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Alles Liebe und Gute für deine kommende Zeit!
Janett
Hallo Bettina,
ich finde den Vergleich mit einer Schnecke zutreffend.
Ich habe als Beispiel eine Pistazie genommen.
Es gibt Pistazien, die man sehr leicht knacken kann und probieren konnte, aber auch die fast geschlossenen, an denen man sich wehtut. Sie lassen sich einfach nicht öffnen..
Das Nähe-Distanz-Spiel ist anstrengend und ist für einen selbst nicht gesund. Wir haben es beide versucht, aber wenn man nicht bereit ist, an sein Problem bewusst zu arbeiten, dann kann es nicht funktionieren.
Ich habe viel über diese Thematik gelesen und konnte unzählige Parallelen erkennen, was mich sehr traurig gemacht hat. Beim letzten Versuch wollte ich es locker angehen, aber ich hatte im Hinterkopf so große Panik, dass er wieder kühler wird und mich vergisst usw. sodass ich ängstlich und zickig wurde, was ihn wiederum abschreckte.
Ich mache mir Sorgen, dass er weiterhin Gefühle unterdrückt und sich auf die Arbeit stürzt und nicht auf seine Seele achtet. Aber ich kann nichts tun..
Und ich denke auch, dass BÄ Personen richtig lieben können, aber durch die ständige Unterdrückung der Gefühle, es manchmal selbst nicht wissen und es sie verunsichert. Aber nicht jede BÄ Person ist auf dem gleichen Level.
Liebe Grüße
Tina
Ich möchte keine Beziehung, weil die mich reglementiert (wen darf ich treffen, mit wem schlafen) und weil eine Beziehung Erwartungen an mich stellt (Verpflichtung, am Wochenende etwas zusammen zu unternehmen, Verpflichtung, dann und wann und schleichend immer mehr, im Garten mitzuhelfen..)
Ich ziehe es vor, meine Zeit frei einzuteilen, und mache auch gern alleine etwas..Deshalb bitte keine Beziehung mehr! (Liebe und Sex gerne, aber bitte zeitlich eingegrenzt und ohne Tendenz zu Gewöhnung und regelmäßig er Pflichtuebung)
Mein Leben, bittesehr 🙂
Micha (56)
2016 habe ich nach einer eigenen Krebserkrankung eine 28 jährige Beziehung beendet. Davon waren 24 Jahre von diversen Krankheiten meiner Partnerin gezeichnet.
Mein Anschlussziel war keine Selbstbesinnung sondern jemanden zu finden mit dem ich mehr Freude im Leben haben.
2018 habe ich dann jemanden mit vielen Übereinstimmungen was Werte und Interessen betrifft gefunden. Ein wesentlicher Unterschied waren ihre ganz anderen Beziehungserfahrungen. Einige z.T. mehrjährige Beziehungen. Aus ihrer Sicht Partnerschaften. Aus meiner Sicht Affären, oft Neben- zu Hauptbeziehungen.
Es hat eine Weile gedauert, dass ich eingesehen habe, dass ich niemanden dazu bewegen kann für eine Beziehung Zeit zu haben.
Aus ihren Exbeziehungen war sie es gewohnt sich ein paarmal im Monat oder noch weniger (Fernbeziehung) zu treffen. Wöchentlich oder häufiger hat sie gewürgt und Flucht bzw. Aggression ausgelöst.
Sie ist zwar oberflächlich aufgeschlossen für solche Infos aber kann halt nichts ändern.
Mein Eindruck ist, dass solche Frauen, die Nähe nur in homöopathischen Dosen ertragen bevorzugt an Doppelspieler geraten.
Ich bin daher der Meinung, dass jeder bekommt was er selbst bestellt. Dies gilt auch für mich selbst. Ich war selbst der Meinung diese Mechanismen zu durchschauen und mit allerlei Support u.a. zu ihrem kranken Vater eine Verbesserung zu erreichen.
Diese Einstellung war überheblich und arrogant. Stattdessen hätte ich früher loslassen sollen.
Was im Moment bleibt sind ungute Gefühle und Projektionen.
Lieber Jörg,
„Ich bin daher der Meinung, dass jeder bekommt was er selbst bestellt.“ ist ein Satz, mit dem du durchaus Recht haben könntest. Jedenfalls finde ich ihn gerade sehr stimmig, wenn ich länger über ihn nachdenke.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg!
Liebe Grüße
Janett
Hätte ich es nur früher den Artikel gelesen!
Ich war mit einem BÄ 2.5 Jahre zusammen.Wurden durch Freunde verkuppelt
.Er benahm sich wiedersprüchlich. er hielt die Beziehung auf mittele Sparflamme.Wir wohnten 100km voneinander entfernt . wir sahen uns in der Regel 3-4 mal im Monat für 12std außer an Urlaube.Er hatte immer hohe Erwartungen an mich. (kräftige Körperstatur)das ich mein Gewicht halten soll 54kg.
Er war manchmal so kühl distanziert zu mir und ich verstand einfach nicht warum.Aussage wie ich brauche meine Freiheiten ich will nicht eingeengt werden.
Ich habe ihn nie eingeengt .Wenn ich extra Zeit für ihn nahm .Wurde so geplant, das man fast keine Zeit zur Zweit hatte.Er lad extra Freunde ein.Die teilweise übernachteten, wenn man doch Zeit zur Zweit hatte wurde gearbeitet. Es war eine Achterbahn der Gefühle.Er versprach so viel ,aber folgte nur sein Egoismus. Ich wäre die Frau seines Leben.Aber wo das Thema zusammen ziehen im Raum stand.Kam es mir so vor ,das er ein Grund gesucht ,hat um sich zu trennen. Eine Woche zuvor hatten wir eine Wohnungsbesichtung. Nächste Woche die Trennung. Aus heiterem Himmel ,hatten nicht mal ein richtigen Streit. Seine Begründung,er möchte frei sein will .Er will kommen und gehen wann er will.Und will nicht,das wir in 5jahre Unglücklich sind.Seine längste Beziehung ging 2.5j, das war mit mir.Das witzige war er hat vorgeschlagen Zusammen zuziehen.
Hallo Janett,
auch ich habe deinen Artikel voller Interesse verschlungen. Vielen Dank für das Aufzeigen.
Nun hat mich in dem Absatz „Was und wie ein Mensch mit Beziehungsangst denkt“ die Übersicht interessiert – doch leider ist hinter der Verlinkung eine leere Seite.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du der Seite wieder Inhalt geben könntest.
In großer Spannung,
Rocksi