Mobbing in der Schule belastet viele Kinder und Jugendliche und stellt Familien, Freunde und Lehrer vor große Herausforderungen. Wenn du ein betroffenes Kind bist oder als Elternteil, Familienangehöriger oder Pädagoge jemanden unterstützen möchtest, der Mobbing erlebt, gibt es viele Wege, wie du aktiv helfen kannst. In diesem Beitrag erfährst du, wie man Mobbing frühzeitig erkennt, gemobbte Kinder und Jugendliche stärkt und praktische Anti-Mobbing-Tipps anwendet. Wir beleuchten, wie Eltern und Lehrer zusammenarbeiten können, um eine sichere Umgebung zu schaffen, und zeigen dir Wege auf, wie gehänselte Schüler ihre Erfahrungen bewältigen und wieder Vertrauen und Selbstwert entwickeln können – für ein respektvolles, angstfreies Schulumfeld.
Mobbing in der Schule – Das musst du als Kind/Jugendlicher, Elternteil oder Pädagoge/Lehrer wissen
Definition von Mobbing: Mobbing in der Schule bedeutet, wenn ein Kind oder Jugendlicher über längere Zeit von Mitschülern absichtlich schlecht behandelt wird. Es sind weniger einzelne Streitereien oder Hänseleien, sondern jemand verletzt wiederholt und absichtlich jemanden emotional/psychisch/körperlich verletzt, grenzt ihn aus, schüchtert ihn ein oder diffamiert ihn. Anfeindungen, Diskriminierungen, Schikanen: Mobbing kann durch Worte, Taten oder sogar das Ignorieren einer Person geschehen – um Macht über jemanden zu haben oder einfach nur zu verletzen. Mobbing ist also eine Form von Gewalt, die durch 3 wesentliche Merkmale gekennzeichnet ist:
- Absicht zur Schädigung: Die mobbende Person beabsichtigt ausdrücklich, dem Opfer Schaden zuzufügen – durch Worte, Handlungen oder soziale Ausgrenzung, mit dem Ziel, die betroffene Person zu verletzen oder negativ zu beeinträchtigen.
- Ungleiches Machtverhältnis: Die mobbende Person hat mehr Einfluss, sei es körperlich, sozial oder emotional. Das Opfer hat dadurch nur wenige Möglichkeiten, sich gegen die Angriffe zu wehren.
- Andauernde Wiederholung: Mobbing-Attacken wiederholen sich regelmäßig über einen längeren Zeitraum, was den psychischen, sozialen Schaden für das Opfer verstärkt.
Auch wenn eine Situation nicht all diese Kriterien erfüllt, sollte das Umfeld auf jeden Fall aufmerksam bleiben und handeln, anstatt die Vorfälle zu ignorieren. Mobbing ist zudem ein Prozess, ein gestufter Prozess mit mehreren Phasen:
- Phase 1: Erste gezielte Gemeinheiten werden platziert.
- Phase 2: Die Mobber gewinnen Unterstützung oder Gelegenheit, die Attacken fortzuführen.
- Phase 3: Handlungen werden destruktiver und wirken sich negativ auf die Gesundheit des Opfers aus.
- Phase 4: Schließlich kommt es zur Isolation und dem Ausschluss der betroffenen Person.
So erkennst du Mobbing als betroffenes Kind oder Jugendlicher
- Wiederholte Angriffe: Mobbing passiert oft bis immer wieder, nicht nur einmal. Wenn Mitschüler dich regelmäßig beleidigen, dich schlagen oder durch Worte und Taten emotional/psychisch verletzen, bedrohen oder dir sonst wie Angst machen oder dich ignorieren, gilt das als Mobbing.
- Isolation und Ausgrenzung: Du fühlst dich ausgegrenzt. Freunde wenden sich vielleicht ab aus Angst, dass sie als Nächstes gemobbt werden. Mitschüler behandeln dich anders oder lassen dich absichtlich bei Aktivitäten nicht mitmachen oder halten sich bewusst von dir fern.
- Gefühl, dass du dich nicht wehren kannst: Mobbingopfer fühlen schnell, dass sie nichts dagegen tun könnten. Die Angriffe hören nicht auf, egal was du machst. Das geht so weit, dass du dir genau überlegst, was du sagst und wann du schweigst, ob du deine Traurigkeit und Wut darüber zeigst oder es „einfach über dich ergehen lässt“.
- Scham oder Schuldgefühle: Vielleicht denkst du sogar, du seist zu empfindlich oder hättest die Angriffe selbst verschuldet, das etwas mit dir nicht stimmen würde.
Das bezieht sich u. a. auf diese Handlungen:
- Hinter dem Rücken über jemanden reden und negativ kommentieren
- Gerüchte oder Unwahrheiten verbreiten
- Verwendung von Schimpfnamen oder beleidigenden Begriffen
- Eine Person bloßstellen oder lächerlich machen
- Abfällige Blicke, Gesten oder Imitationen
- Eine Person herabwürdigen oder als „unfähig“ darstellen
- Andere durch Worte unterbrechen oder ihre Meinung unterdrücken
- Jemanden gezielt aus einer Gruppe ausschließen
- Zerstören, Verstecken oder Beschädigen von Schulmaterial oder persönlichen Gegenständen
- Verbreitung falscher Aussagen über eine Person
- Körperliche Übergriffe
- Sexuelle Belästigung oder Gewalt
In dieser Podcastfolge spreche ich anonym mit einer furchtlosen, jungen Frau, die mir von ihren jahrelangen Mobbingerfahrungen in der Schule erzählt:
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Du findest diese Folge auch auf Apple Podcasts.
Bitte wisse: Mobbing ist nie deine Schuld!
Hinweise für Eltern: Wie du erkennst, ob dein Kind gemobbt wird
Kinder und Jugendliche, die Mobbing in der Schule erleben, verhalten sich zu Hause oft anders als in der Schule. Sie schämen sich und sprechen selten direkt darüber, weil sie denken, dass niemand helfen kann oder sie „übertreiben“. Sie öffnen sich zwar irgendwann, meistens aber erst nach einer langen Zeit des Duldens und Hoffens, dass sich etwas ändert. Achte auf diese Anzeichen von Mobbing:
- Plötzlicher Rückzug: Kinder und Jugendliche ziehen sich zu Hause zurück, verbringen viel Zeit allein und möchten nichts über ihren Schultag erzählen.
- Veränderungen im Verhalten: Dein Kind wirkt ängstlich, gereizt bis hin zu Wutausbrüchen oder ungewöhnlich still – auch in der Familie. Das Zimmer ist unaufgeräumt, Aufgaben im Haushalt werden „vergessen“. Das Kind hat keine Kraft bzw. Zeit, da die inneren Ressourcen ganz für die Verarbeitung der Mobbingerfahrung und die Angst vor dem nächsten Schultag gebraucht werden. Es vermeidet vielleicht sogar jeglichen Kontakt zu anderen, geht weniger gern nach draußen, weil man dort auf die mobbenden Mitschüler treffen könnte. Oft hat ihre Isolation auch den Grund, dass nur noch wenige Freunde da sind, die gern Zeit mit ihnen verbringen.
- Körperliche Beschwerden ohne klaren Grund: Kopf- oder Bauchschmerzen, Vergesslichkeit, Schlafstörungen usw. können ein Hinweis auf den psychischen Stress und die Angst sein, die durch Mobbing ausgelöst werden.
- Leistungseinbrüche in der Schule: Betroffene zeigen schlechtere Noten oder haben Schwierigkeiten, konzentriert zu lernen oder regelmäßig ihre Hausaufgaben und Projekte ordentlich zu erledigen. Sie wirken unmotiviert und erschöpft.
- Häufigere Krankheitstage: Ein Kind, das häufiger krank ist oder ungern zur Schule geht, hat meistens Angst vor Begegnungen mit Mobbern und will deshalb zu Hause bleiben. Viele denken sich auch Krankheiten aus und lernen lieber allein als im Klassenverbund.
Diese Anzeichen zeigen sich auch bei der Form Cybermobbing.
Hinweise für Pädagogen: Wie du Mobbing erkennen kannst
Lehrer und Schulpersonal sind oft die Ersten, die Anzeichen von Mobbing in der Schule wahrnehmen KÖNNEN, da sich das Verhalten betroffener Kinder und Jugendlicher drastisch verändert – und die Mobbingaktivitäten ersichtlich MEHR als nur Gerangel unter Mitschülern sind. Wichtig ist, nicht nur auf Streitereien zu achten, sondern auch auf subtilere Anzeichen:
- Rückzug und Isolation: Ein Schüler, der plötzlich allein in der Pause bleibt, nicht am Unterricht teilnimmt oder auffällig still ist, könnte unter Mobbing leiden.
- Leistungsabfall und Konzentrationsprobleme: Ein Schüler, der früher gut in der Schule war, zeigt plötzlich schlechtere Leistungen und hat Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und motiviert zu lernen – ein Anzeichen für emotionalen Stress.
- Vermehrte Fehlzeiten: Gemobbte Kinder und Jugendliche melden sich häufig krank oder bitten um Befreiung von Unterrichtseinheiten.
- Übermäßiges Anpassen oder Auffälligkeiten im Verhalten: Manche Schüler verhalten sich besonders ruhig und angepasst, aus Angst, erneut angegriffen zu werden. Andere reagieren mit Wutanfällen, Reizbarkeit oder wirken übermäßig angespannt, trotzig und verhaltensauffällig.
- Unterschiedliches Verhalten in verschiedenen Gruppen: Mobber wirken oft freundlich und unauffällig gegenüber Erwachsenen, während sie gegenüber ihren Opfern feindselig und kontrollierend auftreten. Als Leitperson kennst du die Schüler auf tieferer Ebene und weißt, wann sie sich verstellen. Du erkennst Lügen. Halte die Augen offen und beobachte, ob deine Wahrnehmungen stimmen oder nicht. Geh auf das Mobbingopfer zu und biete deine Hilfe an, wenn du merkst, dass es jemandem in seinem Wohl schadet.
Ich werde gemobbt. Was kann ich dagegen tun?
Suche dir jemanden, dem du wirklich vertrauen kannst und mit dem du über das Mobbing in der Schule sprechen kannst. Das könnten deine Eltern, Freunde oder auch eine Lehrkraft sein. An den meisten Schulen gibt es Lehrer, die sich speziell mit solchen Themen auskennen und als Anlaufstelle für Mobbing-Erfahrungen da sind. Erzähl deiner Vertrauensperson, was genau passiert ist und halte sie auch bei weiteren Vorfällen auf dem Laufenden.
Sammle Beweise von allem, was passiert ist. Dokumentiere alle Cybermobbing-Angriffe wie Chatprotokolle z. B. oder Screenshots. Wenn du online gemobbt wirst, blockiere die Personen auf den sozialen Netzwerken oder in Messenger-Apps, damit sie dich nicht weiter kontaktieren können. Bei Mobbing über soziale Netzwerke oder Videoplattformen ist es wichtig, die Inhalte direkt beim Plattformbetreiber zu melden – das kann oft schon helfen, dass die Angriffe gestoppt werden.
Mobbing ist nicht deine Schuld.
Ich weiß bzw. glaube, dass mein Kind Mobbing in der Schule erlebt: Anti-Mobbing-Tipps & Hilfe für Eltern
Unterstütze dein Kind so gut du kannst, motiviere es, sich zu öffnen, höre ihm aufmerksam zu, zeige ihm, dass du hinter ihm stehst. Ermutige es und mache klar, dass es nie eine Rechtfertigung für Mobbing in der Schule gibt – es hat das Recht auf Sicherheit und Respekt. Biete deinem Kind diesen sicheren Raum zu Hause.
Setze dich so bald wie möglich mit der Klassenlehrkraft in Verbindung und melde die Vorfälle, am besten in einem persönlichen Gespräch oder per E-Mail, damit die Lehrkraft direkt Bescheid weiß und eingreifen kann.
Hilf deinem Kind in Fällen von Cybermobbing dabei, die mobbenden Personen auf sozialen Netzwerken, in Messenger-Diensten oder auf dem Handy zu blockieren. Unterstütze es auch dabei, die problematischen Inhalte direkt beim Betreiber der Plattform zu melden. Viele Netzwerke haben spezielle Meldeoptionen für solche Fälle, u. a. TikTok & Co. Sie reagieren in den meisten Fällen sehr schnell. Sichere in jedem Fall alle Beweise der Cyber-Mobbing-Attacken: Mach Screenshots, speichere E-Mails, Chatprotokolle, SMS, Links sowie Bilder und Videos inkl. Datum, Uhrzeit und Plattform.
Ist Mobbing strafbar? Kann Mobbing angezeigt werden?
Auch wenn es kein spezifisches Gesetz gibt, das Cybermobbing und Mobbing in der Schule direkt verbietet, können viele als Mobbing klassifizierte Handlungen rechtlich verfolgt werden – insofern der Strafrechtscharakter und die Beweislage offensichtlich gegeben sind. Darunter fallen beispielsweise üble Nachrede* und Beleidigung bis hin zu Verleumdung*, Nachstellung, Nötigung, Drohungen sowie das Verbreiten gewalttätiger oder pornographischer Inhalte, einschließlich solcher, die gegen die sexuelle, kulturelle und religiöse Selbstbestimmung, z. B. in Form von Rassismus, verstoßen. *Üble Nachrede liegt vor, wenn jemand eine ehrverletzende Tatsache behauptet oder verbreitet, ohne sicher belegen zu können, dass sie wahr ist. Verleumdung hingegen meint, dass jemand absichtlich eine Behauptung aufstellt oder verbreitet, die nachweislich falsch ist.
Juristische Schritte können in Betracht gezogen werden, um Mobbing zu stoppen. Ab einem Alter von 14 Jahren kann es also für Mobber strafrechtliche Folgen haben, zusätzlich zu möglichen erzieherischen und schulischen Konsequenzen. Die Verjährungsfrist beläuft sich bei strafbaren Mobbinghandlungen auf allgemein 3 Jahre, außer die Handlungen selbst sind noch schwerwiegender.
In besonders schweren Fällen von Mobbing in der Schule oder Cybermobbing sollten Betroffene nicht zögern, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Sichere dazu Beweise. Eine lückenlose Dokumentation muss die Situation klar darstellen und erleichtert Verfahren.
Anlauf- und Beratungsstellen, die dir als gemobbtes Kind bzw. Elternteil helfen
- „Nummer gegen Kummer“: Das Hilfetelefon für Kinder und Jugendliche hilft unter der Nummer 116 111 oder online anonym und kostenlos.
- Elterntelefon von „Nummer gegen Kummer“: Unter 0800 111 0 550 kannst du dich als Elternteil montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, dienstags und donnerstags bis 19 Uhr anonym und kostenlos in ganz Deutschland telefonisch beraten lassen.
- Betroffene von Mobbing und solche, die es beobachten, können anonym den Online-Hilfebrief der Werner Bonhoff Stiftung nutzen. Nachdem dein Hilfe-Brief eingegangen ist, nimmt die Stiftung zunächst Kontakt zur Schule auf, ohne deinen Namen bzw. den des Absenders zu nennen.
- Viele deutsche Bundesländer haben eigene Einrichtungen für eine Mobbingberatung. Bitte google „Mobbingberatung [Bundesland]“.
- Auch die Präventionsstellen der örtlichen Polizei bzw. die des Bundeslandes helfen dir in Fällen von Mobbing in der Schule.
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