Kannst du nicht aufhören, an ihn zu denken? Liebe, Kummer, OLD & ROCD

Wir alle denken an Liebe, Beziehung und Partner: Besonders stark wird es entweder bei Liebeskummer, weil unsere Gefühle unerwidert bleiben oder weil wir den Partner verloren haben. Es ist normal, als Teil des Trauerprozesses, immer mal wieder in Gedanken bei der geliebten Person zu sein. Vielleicht fragst du dich nach einem Beziehungsaus, was du hättest anders machen können oder ob er/sie dich je wirklich geliebt hat. So verarbeitest du die Beziehungserfahrung – um dann unbelastet in den neuen Lebensabschnitt zu gehen. Auch wenn wir in jemanden verliebt sind, gleiten wir in Gedanken immer wieder zu dieser Person. Wir wünschten, sie näher kennenlernen zu können oder dass sie uns endlich wahrnehmen – sich für uns entscheiden. Jeder kennt sogar das Verknalltsein in Personen, die für uns unerreichbar sind – oder bei denen es unangebracht wäre, etwas mit ihnen anzufangen.

Wenn du dich aber anhaltend bei wiederkehrenden, zwanghaften Gedanken über eine Beziehung und einen (Ex-)Partner ertappst, die du nur schwer oder gar nicht abstellen kannst, spricht die Psychologie im Extrem von der Beziehungs-Zwangsstörung (ROCD – Relationship Obsessive Love Disorder). Auch die zwanghafte/obsessive Liebesstörung (OLD – Liebessucht) könnte im Bezug dazu stehen: die sogenannte krankhafte Liebe.

In diesem Artikel spreche ich vorwiegend über die Merkmale und Unterschiede zwischen normalen Gedanken an geliebte Personen und krankhaften Gedanken, Symptome und die zwei inneren Konflikte, die dir die Bedeutung obsessiver Gedanken erklären können. Am Ende gebe ich dir wertvolle Hinweise aus meiner Praxis mit, wie du aufhören kannst, an ihn/sie zu denken.

 

nicht aufhören können an ihn zu denken

Du kannst nicht aufhören, an ihn/sie zu denken?

Zwischen den normalen Gedanken an jemanden („Er geht mir einfach nicht aus den Kopf. Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken.“) und obsessiven Gedanken liegen Welten. Normal an jemanden zu denken, in den du verliebt bist oder den du gar liebst, kennen wir alle: nach Trennungen, wenn die tiefe Traurigkeit darüber einsetzt, weil die Beziehung beendet ist, erwischt es die meisten. Sie trauern und wollen noch nicht akzeptieren, dass die Partnerschaft vorbei ist. Sie suchen bei sich nach Fehlern, was sie hätten anders machen müssen, was sie falsch gemacht haben. Irgendwann ist dieser Prozess aber beendet, sei es, dass wir uns Unterstützung suchen, so wie meine Klientinnen es bei mir machen, oder dass wir in die Akzeptanz gehen. Und die Trennung schlussendlich überwinden. Wir hören auf, an die Person zu denken.

Wir denken auch oft an eine Person, die wir gerade kennengelernt haben, besonders wenn das Subjekt unseres Herzens noch nichts von unseren Gefühlen weiß oder es ganz frisch ist – und gegenseitig zu sein scheint. Die Person ist spannend und attraktiv, neu und hoffnungsgebend. Wir fühlen uns zu ihr aus verschiedenen Gründen hingezogen, wollen sie näher zu uns ziehen, sie für uns gewinnen. Wir haben neue Hoffnung auf eine Liebe geschöpft, nach der wir uns vielleicht schon lange sehnen. Im Taumel unserer Hormone übersehen wir vielleicht ein, zwei Warnsignale, aber mehr auch nicht.

Oder wir kennen es noch aus dem Teenageralter, als wir in einen Musiker, Schauspieler oder sonstwie berühmte Person verknallt waren. Wir kennen es, wenn wir in einer Beziehung vor lauter Sorge fast umkommen, weil wir uns gestritten haben oder weil sich plötzlich unser Partner zurückzieht. Das alles ist normal.

 

ich will mit ihm zusammen sein

Wenn deine Gedanken an ihn/sie krankhaft sind

Und dann gibt es das Extrem – wenn unsere Gedanken krankhaft werden, unser Leben korrumpieren oder gar unsere Beziehung gefährden.

Krankhaftes, exzessives und obsessives Denken an eine Person, die du magst (oder zu mögen glaubst) zeigt dir, dass du glaubst, die Person könnte dir etwas geben, was du brauchst – wonach du dich sehnst, wonach du dürstest. Wir reden hier von unerfüllten Bedürfnissen – und sehr oft von Bedürfnissen, die bereits seit sehr, sehr langer Zeit unerfüllt sind. Sehr oft hattest du diese Bedürfnisse schon in deiner Kindheit/Jugend.

Die meisten meiner Klient:innen mit obsessiven Gedanken an eine Person aber befinden sich in einem – wie ich es nenne – Wiedergutmachungskreislauf, den ich in meinem Mentoring Programm Fearless Love auflöse: Der Versuch der Wiedergutmachung ist ein Kreislauf, der dich zwischen zwei inneren Konflikten gefangen hält. Er hat nur ein Ziel: wiedergutmachen, was dir einst passierte. Entweder du bist es, der diese Wiedergutmachung durch eigene Handlungen erreichen möchte. Dann handelt es sich oft um einen Fehler, der dir passierte – und zu einer Trennung führte, die du bereust. Oder – das kommt häufiger vor – jemand anderes machte einen Fehler, den du nun durch eine neue, stellvertretende Person wiedergutzumachen versuchst. Um es genauer zu sagen: Du möchtest, dass diese Person wiedergutmacht, was dir ein anderer antat. In dir ist dann ein noch immer vorhandenes, nicht verarbeitetes Chaos aus alten Emotionen aktiv, die immer wieder neu hochkommen. Sie werden durch Situationen in allen Lebensbereichen und mit wahllosen Menschen neu getriggert. Am ehesten aber geschieht das in romantischen Beziehungen oder solchen, die welche werden können.

Zwei grundlegende Konflikte, die Betroffene gut kennen

Die beiden Probleme, die es bedingen, sind diese: Verlustangst aka Angst vor Distanz. Angst vor Nähe aka Enge – gefangen sein, in einer Beziehung, aus der du nicht fliehen kannst, oder vor vermeintlichen Gefahren wie Betrug oder Selbstverlust oder deinen eigenen Trennungsaggressionen (Wut, Zorn, Ekel). Ihre Angst vor Verlust will sie wegtreiben aus der Beziehung, aber die Angst vor dem Alleinsein siegt meistens. Und umgekehrt genauso.

 

ROCD zwanghafte gedanken an person

Wann es eine Beziehungs-Zwangsstörung (ROCD) ist

Fragst du dich oft, ob er/sie dich wirklich liebt? Ist es egal, wie oft dir dein Partner sagt, dass er dich liebt und was er alles für dich tut? Kannst du trotzdem nicht glauben, dass das die Wahrheit ist? Glaubst, dass er/sie etwas tun wird, was dich verletzt, dich verlassen wird, dich betrügen wird? Denn egal, was du tust: Es ist nie genug? Ihr passt nicht zusammen. Jemand anderes wird wichtiger sein … und überhaupt: Er liebt dich nicht so, wie er es sollte? Denn immerhin siehst du überall Hinweise dafür, dass du recht hast. Genau das macht eine ROCD aus: sogenannte intrusive Gedanken, Gedanken, die sich einem aufdrängen – nicht etwa im außen auffällige Sachen, die deine Intuition signalisieren würde. Nein, die Gedanken kommen aus einem selbst und werden als unangenehm, aufdringlich und fremdgesteuert erlebt.

Diese Merkmale hat eine Beziehungs-Zwangsstörung außerdem:

  • Bestätigung: Betroffene suchen und brauchen übermäßig viel Bestätigung und Zuwendung, Aufmerksamkeit und offene, unmissverständliche Signale für ihren Wert. Bekommen sie diese nicht, fühlen sie sich wertlos, nicht liebenswürdig und sehr ängstlich. Verlustangst setzt ein. Sie paart sich oft mit stiller Wut und Gedankenschleifen, wie man wieder die Kontrolle zurückerlangen kann – oder besser gesagt: Bestätigung.
  • Vergleiche mit anderen Frauen/Männern: Sie ist hübscher als ich. Er ist erfolgreicher als ich. Wieso sollte er/sie mich auch wollen? Ich bin nicht schlank genug, zu viel, zu wenig, zu xyz. Ich habe ihn/sie auch gar nicht verdient. Er/Sie könnte jede/n haben. Diese Vergleiche heizen die Angst im Inneren an und sorgen für anhaltende Angstzustände, Panikattacken, Schlaf-, Konzentrations- und Verdauungsstörungen, latente nervöse Unruhe und sich einschleichende Depressionen.
  • Sie suchen robotermäßig nach Hinweisen, dass ihre Angst berechtigt ist: Oft getarnt als „Intuition“ oder der „Suche nach der Wahrheit“ halten sie Ausschau nach Hinweisen, die ihre Glaubensmuster bestätigen. Dabei werden sowohl positive als auch negative Hinweise wahrgenommen, doch die pessimistischen überwiegen. Was er/sie tut bzw. nicht tut, was er/sie früher gemacht hat und heute nicht mehr, der Tonfall gestern früh und die kurze Angebundenheit seither … All das wird als Beweis im Kopf herangezogen, dass die Beziehung gefährdet ist.
  • Grübeln nimmt viel Zeit ein und bekommt bald einen rituellen Charakter: Grübeln und negative Gedankenspiralen automatisieren sich über kurz oder lang und laufen irgendwann von allein ab. Das Gehirn ist ein mächtiges Instrument und jede neu gebaute Straße soll befahren werden. Also werden Autos (Gedanken) umgeleitet, auch wenn es keinen Anlass gab. Grübeln nimmt teilweise bei Betroffenen soviel Raum und Zeit ein, dass sie oft in stundenlangen Tagesträumen unterwegs sind. Oder sie liegen abends stundenlang wach und können nicht einschlafen. Morgens sind diese negativen Gedanken das Erste, was in ihrem Kopf auftaucht. Sie halten sie vom Arbeiten ab oder sorgen für Fehler, weil die Konzentrationsfähigkeit und ganze Energie auf diese Grübeleien fällt.

 

Wann ist es Liebessucht (Obsessive Love Disorder)?

Nicht aufhören können, an jemanden zu denken, kann im Extrem auf eine krankhafte Liebessucht bzw. Liebeswahn hinweisen. Jemand, der an einer obsessiven Liebesstörung (OLD) leidet, ist von einer Person besessen, in die sie verliebt zu sein glaubt. Oftmals weiß diese Person nichts davon – und nichts von der Natur der Gedanken. OLD äußert sich in stark kontrollierendem Verhalten und zwanghaften Gedanken bis hin zur Obsession und bspw. dem Bedürfnis, die verehrte Person zu schützen. Erinnere dich an die Filme/Bücher „Fifty Shades of Grey“, „365 Tage“ oder „Der Mond auf ihren Schultern“: Das sind klassische Beispiele für Liebeswahn im Extrem.

Achtung: Die Liebesstörung ist aber keine offiziell anerkannte psychische Erkrankung. Sie wird in der Regel als Teil einer anderen psychischen Erkrankung wie der Zwangsstörung, der Borderline-Persönlichkeitsstörung oder von Bindungsstörungen erkannt.

Klicke auf den Link für meinen umfangreichen Artikel über Liebeswahn >>

 

ich kann ihn nicht vergessen

Wie du aufhören kannst, an jemanden zu denken

Für die normalen Fälle (auch bspw. virtuelles Verknalltsein, wenn man jemanden online getroffen, aber noch nie face to face gesehen hat) gibt es Schritte, um die wiederkehrenden Gedanken abzustellen. Das Fundament ist dieses: Hol dir die Realität heran und vergleiche sie akribisch mit deinen Traum- bzw. Angstgedanken. Stelle die Wahrheit heraus. Übe sodann achtsam, dich auf diese eine Wahrheit aka Realität zu konzentrieren.

Die folgenden Schritte gehen auch meine Klientinnen (mit/ohne Partnerschaften). Vielleicht helfen sie auch dir, um nicht mehr an ihn/sie denken zu müssen:

  1. Plane eine konkrete Uhrzeit und Zeitspanne ein, um an die Person zu denken. Vermeide zu anderen Zeiten jeden Gedanken. Verschiebe das Denken stattdessen bewusst auf deine Zeitspanne (z. B. „Morgen früh kann ich wieder eine Stunde lang an sie/ihn denken.“)
  2. Mache dir die Wahrheit bewusst: Kennt er/sie dich? Ist er/sie vergeben? Gibt es eindeutige Signale für deine Gedanken, Angst, Eifersucht usw.? (Er/Sie haben es dir gesagt oder unmissverständlich gezeigt.) Gibt es eindeutige Beweise? (eindeutig!) Kannst du wirklich wissen, dass etwas stimmt oder nicht stimmt? Kannst du mit Sicherheit wissen, dass du ihn/sie liebst oder die Person z. B. eine gute Partnerwahl wäre, falls du nicht mit ihr zusammen bist? Bei bestehenden Partnerschaften: Kannst du eindeutig wissen, dass er/sie keine gute Partnerwahl ist bzw. du keine gute Partnerwahl darstellst?
  3. Übe dich in Achtsamkeitstechniken, die dich zurück ins Hier & Jetzt holen: Unsere Gedanken zu steuern, statt in die Vergangenheit oder die Zukunft zu reisen – mit allen Lasten und Ängsten – ist höchst wertvoll für unsere mentale Gesundheit.
  4. Erkenne deine Träume und Bedürfnisse: Stelle genau heraus, wieso du diesen Menschen willst bzw. zu brauchen oder zu lieben denkst. Je klarer wir uns über die Geschichten, die wir uns erzählen, werden, umso eher können wir sie umdeuten und neu schreiben. Welche Bedürfnisse stecken WIRKLICH hinter deinen Gedanken an eine Beziehung oder Person? Woher kommen sie? Hattest du das schon einmal bei einem anderen Menschen?
  5. Übe dich in gesunden Beziehungsstrukturen. Oftmals müssen wir zu uns und einer gesunden Weise für Beziehungen zurückfinden, sei es, dass wir keine gesunden Beziehungsvorbilder in der Kindheit hatten, die letzte Partnerschaft ungesund war oder die jetzige es ist. Oft verbergen sich auch eigene missliche, unsichere (aka ängstliche) Beziehungsmuster (Bindungsstil) dahinter – die uns emotional nicht verfügbare, vergebene Partner oder bindungsängstliche Menschen anziehen lassen. Die gute Nachricht ist: Diese Muster lassen sich mit gezielter Hilfe und Unterstützung auflösen.

Es ist kein leichter Weg, aber ein einfach und planbarer in der Umsetzung, wenn wir unsere Gesundheit, Zukunft und unser Liebesglück in die Hand nehmen wollen. Wenn wir uns endlich mehr vom Leben schenken wollen – statt die ewig gleichen Muster zu durchlaufen.

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Wenn du mehr erfahren möchtest, melde dich gern zu einem kostenfreien Vorgespräch für mein Mentoring-Programm New Woman: Fearless Love. Darin begleite ich Frauen u. a. in diesen Punkten:

  1. Wir schauen uns deine Ängste an und heilen vergangene Beziehungstraumata in Bezug zu Männern/Frauen, Liebe, Intimität und Sexualität.
  2. Ich zeige dir, wie du vergeben und wieder neu vertrauen lernen kannst.
  3. Wir tauchen tief in deine männlichen und weiblichen Energien ein, um sie zu harmonisieren, besonders wenn du stark emanzipiert bist oder dir Selbstermächtigung noch fehlt.
  4. Wir arbeiten im Zuge dessen an deinem Selbstvertrauen und deinem Selbstwert, damit du stets im vollen Bewusstsein auf Liebe zugehen kannst. Dein Herz muss offen sein. Dafür sorgen wir.
  5. Neben identitätsbildenden Methoden aus meiner jahrelangen Praxis erneuern wir dich in der Liebe so weit, dass auch emotional nicht verfügbare Männer/Frauen dir nichts mehr anhaben können. Zeitgleich heilen wir deine misslichen Bindungsmuster, sodass es keine Anziehungskraft mehr zum Negativen geben wird.

Wenn du Männer/Frauen wieder offenen Herzens lieben willst, vergangene Beziehungen und Verletzungen hinter dir lassen willst, aber bisherige Love Coaching Methoden ergebnislos blieben, wird dir mein Programm den letzten Schub geben. Deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass du die Frage „Bist du zu 100 % für gesunde Liebe und Bindung bereit?“ auch mit einem lauten JA beantwortest. Hast du JA gesagt? Dann nimm gern mein 30-minütiges Gratisgespräch New Woman: Fearless Love* in Anspruch. Darin schauen wir, ob wir uns gemeinsam auf den Weg zu deinem Liebesglück machen können. Melde dich hier direkt in meinem Kalender an >>

*Dieses Angebot ist nur für Frauen ohne eine behandlungswürdige Störung bzw. bei denen sich diese nicht auf eine Zusammenarbeit auswirken würde.

Erkenne gesunde Bindungsstrukturen

Stell dir vor, du wüsstest binnen von 2-3 Dates, wer für dich gemacht ist und wer nicht. Selbst auf Manipulationen wüsstest du zu reagieren – integer und angstfrei.

>> Ade Zufallsliebe <<

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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