Will eine Frau nicht mehr mit ihrem Partner/Mann schlafen, sind wir schnell mit Aussagen wie „Ist doch normal! Nach all den Jahren wird die Sexualität weniger“ oder Begründungen wie „Findest du ihn noch attraktiv? Liebst du ihn noch?“, „Kannst du dich nicht fallenlassen?“, „Die ganzen Beziehungsprobleme lasten bestimmt auf dir“ oder „Ist es etwas Körperliches?“ (Schmerzen beim Sex, Hormone usw.). Nur in wenigen Fällen hört man auch „Er will, dass wir Sachen machen, die ich nicht will“ und die zwei Klassiker in meiner Coachingpraxis (von insgesamt 5): „Er will nicht mehr mit MIR schlafen“ sowie „Der Sex ist schlecht“.
Die Folge für betroffene Frauen: Sie dulden und schweigen bei Nicht-Sex oder gehen fremd. Gibt es beim Partner den Wunsch nach Sex, lässt sie den Geschlechtsverkehr über sich ergehen bzw. redet sich raus, wieso es heute nicht geht: lange Tage, Kopfschmerzen, keine Lust …
Viele meiner Klientinnen (und Klienten) haben heimliche Affären begonnen oder sehnen sich nach einem anderen Mann, sind fremdverliebt oder haben sich mit dem Status quo „arrangiert“: von Bruder-Schwester-WG-Gefügen bis hin zum Gefühl, dass der eigene Körper dem Partner zur Verfügung stehen müsste. Die Folge für den Partner: Er fühlt sich abgelehnt als Mann, macht im Bett „schnell“ und fokussiert sich auf seine Bedürfnisse oder er geht fremd. (Das sind die Klassiker.)
Der Kummer über diese Beziehungssituation und die unerfüllte, eigene Sexualität bleiben genauso wie die Frage, WIESO man keine Lust mehr auf seinen Partner hat. Möge dir dieser Blogpost ein paar Einsichten und Hilfestellungen geben.
Ein paar einführende Worte vorab:
1. Es gibt weder gleiche Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und allgemeine „Wahrheiten“ in puncto Sexualität bei Männern/Frauen noch gibt es „den Mann“ oder „die Frau“.
2. Sexualität (innerhalb/außerhalb Partnerschaften) ist weitgehend gesellschaftlich, religiös und historisch geprägt. Seit dem Feminismus hat sich zwar vieles verändert. Dennoch leben alte Erfahrungen und frühere Annahmen in uns weiter – kulturell vererbt und transgenerational.
3. Sexualität ist ein Grundbedürfnis. Wie sie auszusehen „hätte“, damit Mann/Frau sich damit wohl (und) fühlt, hängt vom Selbstbild ab. Dieses kann sich im Laufe deines Lebens konstant ändern: bis du eine zufriedene, erfüllte – statt gefangene, fremdbestimmte – Version deines Selbst erreicht hast.
4. Der weibliche Körper ist der empfangene Teil, der männliche der gebende. Somit kann er sich versperren und dichtmachen, nicht mehr empfangen wollen: bei einigen bewusst, bei anderen unbewusst. Viele Enttäuschungen und Jahre voller Einseitigkeit sind oft der Auslöser.
5. Entwickeln sich Frauen weiter und weg von ihren Partnern, hatten/haben sie heimliche Liebhaber oder Fantasien über Sex mit anderen, ändert sich ihr Selbstbild oft rasend schnell, bis zu dem Punkt, an dem Ekel und Respektlosigkeit gegenüber den Bedürfnissen des Mannes walten.
Mehr als „nur“ keine Lust auf Sex mit deinen Freund/Mann: Sexualität ist Wahrnehmungs“sache“
Lass uns kurz ausholen, um deine Herausforderung an der Wurzel statt an einem Symptom zu packen: Sexualität wird in unserer Gesellschaft verstärkt negativ betrachtet – sowohl, wenn du Lust auf Sex (mit deinem Freund/Mann oder allgemein) hast als auch, wenn du keine hast.
In den meisten Fällen liegt das daran, was wir mit dem Wort Sex verbinden: etwas Männliches. Gemeint ist die maskuline Auffassung von Sexualität. Sie wird wiederum oft als giftig, böse, missbräuchlich, benutzend, übermannend und unbewusst (keine Bewusstheit, hormongesteuert, der bekannte „Druck“) betrachtet.
Und so, wie es Männer gibt, die sich als „anders“ aka „nicht alle Männer wollen nur das Eine“ sehen, gibt es auch Frauen, die sich zwar solche Männer wünschen, aber dann doch enttäuscht aus dem Bett kriechen. Genauso gibt es Frauen, die ihn anders – mehr Mann – wollen, aber ihre Wünsche nicht aussprechen. Wir finden Männer, die abends mit Jenna Jameson (amerikanische Pornodarstellerin) ins Bett gehen und hoffen, morgens mit Schneewittchen aufwachen — das berühmte „Engel im Haushalt und Schlampe im Bett“-Phänomen. Und Erhebungen zeigten: Sie wünschen sich intelligente Frauen, wollen aber laut Studien nicht mit ihnen zusammen sein. Sie wünschen sich gut aussehende Frauen, fühlen sich aber eingeschüchtert. Sie wollen Frauen, die auf eigenen Füßen stehen, aber nicht so sehr, dass sie nicht mehr gebraucht würden. Denselben Traum gibt es auch umgekehrt: der treue, respektvolle, anerkennende, gut verdienende Bread-Winner, mit dem wir eine Beziehung auf absoluter Augenhöhe führen, der uns all unsere Wünsche von den Augen abliest und erfüllt, der perfekte Vater, Schwiegersohn und bester Freund ist — aber nachts zu Tarzan mutiert, als gäbe es kein Morgen.
In die Betrachtung von Sexualität und sexuellen (Traum)Vorstellungen fallen Fragen, die jede Frau sich schon mal gestellt hat oder von Freundinnen gehört hat:
- „Wieso will er nur Sex?“
- „Wieso will er mich nicht mehr?“
- „Wieso achtet er beim Sex nicht auf meine Bedürfnisse?“
- „Wieso habe ich die wildesten Fantasien über Männer und was sie mit mir im Bett machen, aber mein Partner ist keiner dieser Kerle?“
- „Wieso gerate ich nur an vergebene bzw. emotional nicht verfügbare Männer?“
- „Wieso habe ich eine Affäre bzw. wieso komme ich nicht von dieser los?“
- und der Klassiker: „Vielleicht liegt es an mir?! Stimmt was nicht mit mir? Was stimmt nicht mit mir? Vielleicht muss ich an mir arbeiten?“
Und — Zack — landen Frauen in einem Coaching oder bei einem Therapeuten, stellvertretend für ihren aktuellen Partner und alle vorherigen gleich mit. Dabei ist die Antwort recht einfach. Sie ist nicht nur biologisch-psychologisch begründet (Mann = Jagen, Sammeln, Fortpflanzen, Frau = Empfangen, Familie, Zusammenhalt). Es geht vielmehr um die gesellschaftlich-kulturell vermittelte, anerzogene und somit fremdgesteuerte Wahrnehmung von Sexualität an sich und im individuellen Sinne des Einzelnen.
Es tun sich Fragen auf, wenn wir über Sex innerhalb/außerhalb einer Partnerschaft sprechen:
- Was bedeutet dir Sex?
- Was bedeutest du, wenn du Sex hast (und jemand mit dir)?
- Was bedeutet dir die Person, mit der du Sex hast?
- Was will sie dir bedeuten?
- Soll sie in deinen Augen etwas bedeuten? (Hier würden die meisten Frauen Ja sagen, wundern sich dann oft in unserer Zusammenarbeit, wenn sie sich sagen hören „Ich will Sex mit einem anderen“ — die wilde Art von Traum — oder wenn es schon zum Seitensprung kam, „Der Sex war ganz anders und ich auch“ — die wilde, freie Form von Sex.)
- In welchem Rahmen ist Sex auf welche ART und welche WEISE in deinen Augen erlaubt?
- Wie willst du berührt, befriedigt werden? Willst du aktiv sein, steuern und befriedigen oder willst du gesteuert, befriedigt — „genommen“ — werden? Wie ist die Waagschale? (Das sagt dir viel über deine dominante Energie außerhalb des Schlafzimmers.)
- Was braucht dein Körper? Welche Grenzen zeigt er dir auf? Werden sie gewahrt? Machst du sie deutlich, sprichst sie an?
- Was macht dich an, was törnt dich ab? Und wie hat sich das im Laufe der letzten Jahre/Jahrzehnte verändert?
- Was brauchst du, um dich zu öffnen und fallenzulassen?
- Wie viel Zeit gibt dir dein Partner dafür?
- Wie viel Zeit gibst du ihm?
- Sprecht ihr offen über eure sexuellen Vorstellungen und Wünsche oder ist Sex ein Tabuthema?
Die wirklich wichtigen Fragen aber sind:
- War der Sex mit deinem Partner je erfüllend, durchgehend?
- Fandest du Sex mit einem Mann je erfüllend und angenehm, machtvoll (statt entmächtigend) und LEICHT?
- War dein Partner je anders im Bett als jetzt?
- Warst du früher anders im Bett?
- Wie haben sich deine Vorstellungen bezüglich Sex im Laufe der Zeit geändert? (Das zeigt dir meistens, wie sich dein Selbstbild als Frau und Partnerin — dein Bedürfnis und deine Erwartungen an Liebe, Beziehung, Sex und wie du behandelt und gesehen werden möchtest — verändert hat.)
Was Männer und Frauen wollen
An dieser Stelle eine erste, kleine Zusammenfassung über die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Sexualität und Sexualenergie im Spiegel des eigenen Wertes, besonders, wenn du als Frau keinen Sex mehr mit deinem Partner möchtest:
Männer wollen meist als „Mann“ (nach IHRER Wahrnehmung von Männlichkeit) gesehen werden. Daran geknüpft sind sexuelle Aspekte und Vorstellungen. Wer in seiner Männlichkeit beispielsweise verwundet ist — sich nicht „Manns genug fühlt“ oder von einer Frau diffamiert wurde/wird, z. B. durch Untreue, Verlassenheitswunden, Mutter- und Vaterwunden, Über“frauung“ (wenn Frauen sie fremdbestimmen) oder durch psychische Herausforderungen, unerfüllte soziale Wünsche wie ein hoher Rang in einer Gruppe, genereller Status, Geld, Gewolltsein & Co., der wird es in seiner Sexualität gespiegelt sehen — oder diese nutzen, um die Wunde zu heilen oder sie wegreden zu können.
Frauen wollen weniger oft als „Frau“ gesehen werden – da entscheidende Definitionen dazu fehlen. Das ist historisch bedingt. Viele verbinden mit dem Wort noch immer eine schwache bzw. geschwächte Position, Fügung und Gefügigkeit, Instrument und Rollenverwirrungen, besonders in puncto eigene Erwartungen und Lebensvorstellungen. Was nun eine „Frau“ ist, seit der Feminismus und die Emanzipation „einfach alles durcheinandergebracht haben“, wissen die Wenigsten (sorry, ist ein Witz unter uns Geschlechterstudien-Alumni). Am wenigsten wir Frauen selbst. Die meisten Frauen, die zu Jana und mir kommen, kommen mit der Frage „Wer bin ich? Wieso stört mich X? Wieso tue ich Y? Was ist falsch mit mir? Er schlägt mich nicht, ist ein guter Vater, ist kein Alkoholiker …“ (Das Letzte haben sie meist von ihren Müttern eingebläut bekommen. In der heutigen Moderne ist das natürlich — #needlesstosay — das absolute MINIMUM.)
So, dann haben wir noch Frauen, die glauben, die Antwort aufs Patriarchat wäre Matriarchat, die einfach nur Plätze tauschen, Macht innehaben und ggf. auch missbrauchen wollen. Wir haben Frauen, die sich verwirklichen und ihre Chancen nutzen (wollen) und doch in alten Rollenmustern stecken(bleiben) — oder mit jedem neuen Partner damit konfrontiert werden. Und wir haben Frauen, die sich gezielt gegen diese Rollen entscheiden und doch unter einer Art Einsamkeit leiden, während sie all ihren Freunden dabei zusehen, wie sie ihre Kinder aufziehen und verheiratet sind. Nicht zu vergessen sei das „When Jane turned into Tarzan“-Phänomen (meine Begrifflichkeit), wenn Frauen plötzlich mehr Mann sind als Frauen — während der Mann sich jeder Männlichkeit verwehrt.
Versteh weibliche Sexualität und dich, um zu verstehen, wieso du keinen Sex mehr mit deinem Partner/Mann willst
Die weibliche Sexualität: Der eine Pol deines Systems, der aktive einer Frau sei ihr Herz — es beschreibt deine Liebes- und Beziehungsfähigkeit. Dieser Pol gilt überall als grundpositiv UND vorhanden. Eine Frau, die keine Beziehung will oder keinen Wunsch nach Liebe hegt, wird missmutig beäugt. [1] Hat ein Mann keine Lust auf Sex, ist die Rezeption dieselbe.
Der allgemeine Liebes- und Beziehungswunsch einer Frau, selbst wenn sie unter Bindungsangst leidet und ihr Herz nur schwer öffnen kann, gilt also als selbstverständlich. Es „gehört sich“ für Frauen, auch dann, wenn es keine echte, tief berührende Liebe gibt, z. B. wegen ihrer Wunden oder weil sie es gerade so möchte.
Dein passiver Pol hingegen markiert deine Sexualität. Und weil Männer im Hinblick auf Sexualität aktiver und stärker, zielgerichteter gepolt sind als Frauen, gilt — gerade auch im Zuge des Feminismus bzw. streng genommen der Emanzipation — ihre fehlende Emotionalität als schlecht und allgemein negativ. [1] Ist der Mann aber stark in seiner femininen Energie, sind Menschen schnell mit Labels wie, ja, „lieb“, aber Synonym für schwach, zu soft und wenig durchsetzungsfähig und führend, was wiederum mit zu wenig respektabel gleichgesetzt wird.
Unter Männern zum Beispiel gilt ein reges Sexualleben als statuserhöhend, wohingegen ein Mann, der keine Frau oder keine Liebhaberinnen hat, weitestgehend als gering im Status und Wert gilt. Wollen Frauen nur oder viel Sex, haben sie schnell einen Ruf weg.
Dabei wollen beide Geschlechter eine erfüllte Sexualität, die aber mitunter wegen gesundheitlicher Gründe oder traumatischer Erlebnisse, früherer Beziehungserfahrungen oder Geschehnisse in der aktuellen Partnerschaft blockiert sein können. Sie können dazu geführt haben, dass man keine Beziehung zu jemanden oder zu sich als Frau und zum eigenen Körper hat. Bei Frauen bleibt dennoch das altbackene Beatles-Credo „LOVE is all you need“ haften — Liebe, aber nicht Sexualität, außer „ich will sie von dir“.
Viele würden jetzt sagen: „Sex innerhalb einer Beziehung gehört doch dazu!“ Ja, innerhalb der Partnerschaft, aber meist nur, solange der maskuline Teil gern empfangen wird und das Gefühl hat, willkommen zu sein. (Im Übrigen gibt es viele, die den Ausspruch eingangs verneinen würden, sagen würden: „Sex macht keine Partnerschaft.“)
Meist ist es doch aber so: Hast du keine Lust, bist wegen vieler Verletzungen oder einer inneren Trennung, vieler Missachtungen deines Partners körperlich und sexuell verschlossen, sodass du schon Ekel oder Abneigung spürst, du deinen Partner nicht an dich heranlassen willst, gilt das für das Männliche als verwerflich.
Auch das ist historisch bedingt, denn Männer hatten viele Jahrzehnte das Recht auf den weiblichen Körper und den freien Zugang zu ihm. Frauen sollten sich selbst bei Widerwillen freudvoll empfänglich zeigen, das männliche Glied als etwas Göttliches und Übermächtiges betrachten. Abhängig sein. Phallus = Kraft, Fruchtbarkeit. Hat aber eine Frau vermehrt keine Lust auf den Mann, gilt sie schnell als frigide.
Natürlich weisen (die meisten) Frauen Männer nicht per se ab, wenn es ihr präferiertes Geschlecht ist. Die männliche Erklärung der FRIGIDITÄT ist ja auch nur eine Kompensation des ohnmächtigen Gefühls der Ablehnung, weil eine Frau ihn als Mann sexuell abweist. Dabei gibt es sehr viele Frauen, die durchaus Sexualität wollen, aber eben IHRE Form der Sexualität — die nicht zwingend mit der des Partners übereinstimmt. Wenn der Mann nur kurz und schnell, an gewissen Tagen, in bestimmten Posen, allein auf sich konzentriert, Sex möchte und die Frau und ihre Bedürfnisse ignoriert, ihre Lust ignoriert und deshalb auch ihren Höhepunkt, schleicht sich meist Unlust ein. (Alles andere wäre auch merkwürdig, übrigens.)
Doch Männer dürfen soziokulturell noch immer nicht genauso wie Frauen fühlen und Frauen dürfen noch immer nicht, verglichen mit Männern, Lust an ihrer Sexualität haben und offen zeigen und ausleben.
Dabei hat Sexualität für eine Frau so viele Gesichter und jede Frau darf sich aussuchen, welche. Denn Sexualität ist ein individuelles Gefühl und Empfinden. Leider ist der passive Pol bei vielen Frauen so schwach und deshalb gestört, dass sie eher in ihrem emotionalen Pol leben — wegen ihrer unausgewogenen, unausgelebten, (fremd)blockierten Sexualität.
Im Umkehrschluss finden wir fast dasselbe Dilemma bei Männern: Sie sind in ihrer Sexualität deshalb so überstark oder aggressiv, übergriffig oder einseitig fordernd bzw. egoistisch, weil sie in ihrer Emotionalität gestört und (fremd)blockiert sind: das Verbot des Fühlens.
Es ist bei den meisten eben keine „gesunde, formgebende Männlichkeit“ [1], sondern eine sehr unbewusste, geschwächte und einseitige, unangemessen trotzige Aufforderung: „Du hast mich zu wollen! Was fällt dir ein, MICH abzulehnen?“ Das klingt barbarisch, oder? Tatsächlich ist es aber transgenerationales „Gut“, von Generation zu Generation weitergegeben: Väter, die es so kannten, zogen Söhne auf, die später Vater wurden und sich so verhielten und weitergaben. On top noch Frauen, die sich dem Patriarchat ohnmächtig oder zustimmend-bereitwillig hingaben und diese Sicht förderten. Das lebt noch zu sehr in uns allen weiter.
Das sei auch meist der Grund, wieso viele Frauen sich auf ihre Kinder konzentrieren und dort das emotionale Element „holen“, das ihnen bei ihren männlichen Partnern fehle. [1] Frauen galten als Erweiterung des Mannes, als Besitz und Statusgeberinnen — so, wie Kinder für Frauen früher. Und auch das lebt noch in uns Frauen weiter. Das sieht man hervorragend an kinderlosen Frauen, die, wenn sie offen dazu stehen, dass sie keine Kinder wollen, nach wie vor merkwürdig beäugt werden. Haben sie keine und haben sich nie dazu geäußert, werden sie stets gefragt, wann denn das erste Kind kommen würde.
Und auch die Frauen, die sich irgendwann mal sicher waren, dass sie keine Kinder wollten, stellen hin und wieder diese Überzeugung infrage. Es wird oft gleichgesetzt mit Einsamkeit und Bedeutungslosigkeit. Abwesenheit von Status und Rollen-VERLUST. Weshalb sich auch so wenige Frauen scheiden lassen, trotz großer Unzufriedenheit.
Sexualität, Ohnmacht/Macht und Entmächtigung
Innerhalb von Paarbeziehungen finden sich viele Machtstrukturen, die sowohl Frau als auch Mann — gewollt oder ungewollt — klein und abhängig halten, z. B. finanziell. Mitunter seien Kinder der eine Weg, der Frauen erlaube, ihre Männer an sich binden. [1]
Der Zugang zum weiblichen Körper ist wiederum eine Machtstruktur in sich: Wenn die Frau keine Lust hat oder ihren Ärger ausdrücken will, verweigert sie den Zugang. Selbst, wenn es ihr Gefühl des Getrenntseins ist, dass ihren Körper verschließt, ist es eine Machtstruktur, die aufzeigen will, dass sie dem Mann nichts mehr zu geben hätte oder nichts mehr geben wollte, weil … (ihre persönlichen Gründe). Und ja, manchmal ist es auch Strafe — wiederum erlernt übernommen.
Der weibliche Körper wurde einfach jahrhundertelang als selbstverständlich von Männern betrachtet. Männer durften sich an ihm ergötzen und sich einen (verzeih meine Wortwahl!) „darauf runterholen“. Das Letztere gilt bis heute, wenn wir uns in den Bereich der Pornografie denken. Der weibliche Körper wurde und wird benutzt, zum Vergnügen des Mannes, zum Abreagieren, zum Aufwerten seines Status, seiner Belustigung, seiner Macht, seiner Persönlichkeit und seines Selbstwerts — oder, um sich zu fühlen.
Deshalb galten und fühlten sich Frauen auch über Jahrhunderte als schwaches Geschlecht, als klein, als abhängig und als Marionetten von Männern, sollten/durften keine eigene Meinung haben, keine eigenen Gelüste oder Sehnsüchte oder schlicht persönliche Wünsche. Aber am wenigsten sollten sie Grenzen haben oder gar auf die Idee kommen, diese zu spüren und gegenüber einem Mann zu setzen und zu wahren. Das gilt — zumindest als kulturelle Wunde — bei vielen Frauen noch heute, je nachdem, wie unbewusst der Mann ist. Dann ist die Beziehung eben „kompliziert“, typisch On-Off, Dualseelen- oder Zwillingsflammenprozess. Benennen wir es als das, was es ist: Abhängigkeit.
Das die eigentliche Macht aber bei der Frau liegt, übersehen viele. Dass die eigentliche Transformation und Alchemie bei dir als Frau liegt ebenso. Mit Alchemie meine ich die Fähigkeit, auch das weniger Gute, das eher Unbequeme in etwas Gutes zu verwandeln, also Sex auch dann genießen zu können, wenn es gerade weniger gut läuft.
Womit wir bei einem weiteren Umstand sind:
Die meisten Frauen haben eben das ein paar Mal zu oft gemacht, zu lange und zu schweigsam geduldet, gute Miene zum enttäuschenden Spiel gemacht, sich mit Umständen abgefunden und dabei genickt — fehlende Weiterentwicklungen/Veränderungen hingenommen.
Erinnere dich nur mal an die Situationen zurück, in denen du dich mit deinem Partner gestritten hattest. Es schepperte und krachte und qualmte vor unterschiedlichen Meinungen. Aber irgendwann hattet ihr dann den berühmten „Versöhnungssex“. Währenddessen gab es keine Hürden mehr, nichts vom Streit war zu spüren — nur die erneute Verbindung und Verbundenheit — alles war vergessen, alle Wut wurde verwandelt und in Vereinigung umgewandelt: Alchemie. Ihr ward froh, dass ihr euch wiedervereinen und fühlen konntet, noch liebtet und wolltet, begehrtet und eure gegenseitige Berührung genießen konntet.
All das NUR, weil dein Körper offen dafür war: Er hätte auch dichtmachen können. Er hätte auch trotzig sagen können „Fahr zur Hölle“ und schmollen können. Hat er aber nicht.
- Wieso?
- Wo ist heute der Unterschied zu damals?
- Wann und wodurch war das Fass voll?
- Ab wann konntest du es nicht mehr umwandeln?
Das ist eine wichtige Frage, auf die du dringend eine Antwort finden solltest. Sie könnte dir den Weg zu einer neuen, bewussten Sexualität mit deinem Partner ebnen.
Ich finde es einseitig, dass Männer oft als die glücklichen Gewinner hingestellt werden. Mögen sie auch nach wie vor zu viele Vorteile, verglichen mit Frauen, haben, sind sie doch nicht vom Schicksal beglückt.
Der Klassiker: Viele Männer halten einen vorzeitigen Samenerguss für das Problem schlechthin beim Sex — Quelle der Enttäuschung und Zeichen für eine verfehlte Männlichkeit. Andere Männer glauben, dass Frauen Sex nicht so genießen könnten wie sie, dass sie frigide wären. Das ist ein schöner Stempel, der Männern erlaubt, zu glauben, dass sie nichts damit zu tun hätten und es der Fehler der Frau wäre — wie eine falsche Programmierung.
Und doch ist das Gegenteil, nämlich eine Frau, die in ihrer Sexualität bewusst und erwacht ist, genauso ungern gesehen. Denn es verleiht ihr wiederum eine Macht, die sie nicht innehaben soll, weil diese über den Mann herrschen könnte. Wiederum andere Männer meinen, dass Frauen per se kein Interesse daran hätten, ihren Körper in der ganzen Sinnlichkeit zu erfassen und zu erleben. Und tatsächlich gibt es Frauen, die keine Lust (mehr) auf Sex haben: sei es aus hormonellen, medikamentösen oder ganz eigenen Gründen.
Einer der häufigsten ist die Beziehung, die sie führen, und wie sie zu dieser stehen: bewusst und unbewusst. Ein anderer ist ihre ganz eigene Beziehung zu sich als Frau und Mensch, Partnerin und ggf. Mutter. Ein anderer ist der Partner, mit dem sie zusammen sind, der sie in irgendeiner Art hemmt, auslaugt, überfordert, unterfordert, überwältigt, kontrolliert, ihr im Weg steht oder sie anderweitig an Wachstum und Lebendigkeit hindert, ihr zum Beispiel Vorgaben macht und so in ihrem Sein behindert.
Meistens aber spielen all diese Gründe zusammen — und sorgen dafür, dass man als Frau sowohl das Gefühl für sich selbst als auch sein Körpergefühl und Lebensgefühl aka Lebendigkeit und Lebensfreude, Hoffnung, Vertrauen, Leichtigkeit, Resilienz und Unbeschwertheit verliert bzw. es in der Folge, weil man nichts dagegen unternahm, so kommt.
Die weibliche Lust und ihre Rezeption
Immer, wenn ich öffentlich sage, dass wir Frauen heute spielend leicht Sex und Beziehung an jeder Ecke bekommen können — je geringer die Erwartungen und Ansprüche, umso leichter — wird zwar genickt, aber irritiert geschaut. Dieses Vorurteil, dass Frauen sich Sex nehmen und ihn genießen können, ohne Beziehung, ohne partnerschaftliche Verpflichtungen und Beziehungslabels, herrscht vor:
Niemand will eine Schlampe oder Hure genannt werden, will mit irgendwelchen Begriffen definiert und etikettiert werden, nur weil sie sich unabhängig von Partnerschaft und Gefühlen sexuell fühlen und ausleben kann.
Interessanterweise haben Frauen eine Art Sex, den sie als frei, losgelassen und zutiefst befriedigend empfinden, am häufigsten mit Männern, mit denen sie nicht zusammen sind — und das meist an einem Punkt ihres Lebens, an dem sie zu ihrem offiziellen Partner oder Ex-Partner keine Verbindung und Verbundenheit mehr spüren.
Sei es, dass sie eine heimliche Affäre oder nur einen ONS haben oder sich nach ungezwungener Intimität sehnen, die sie in ihrer Beziehung nicht (mehr) ausleben können:
Sie fühlen die Sicherheit und Wertfreiheit nicht bei ihm oder jenen Männern, mit denen sie zusammen wären bzw. waren. Eine gesunde und lebendige, selbstverbundene, echte Sexualität braucht ein entsprechendes Gegenüber. Wenn sich ein Mann darüber aufregt, dass seine Partnerin „ja keine Lust mehr auf ihn“ hätte oder sie allgemein „viel zu wenig Sex“ hätten, ist meine erste Frage immer: „Was tust du, dass sie keine Lust mehr auf dich hat?“
Meine zweite Frage ist „Was tust du dafür, damit sie Lust auf dich hat?“ und als Drittes: „Was bräuchte sie nach ihrem Ermessen, um wieder Lust auf dich zu haben?“ (Denn die meisten Männer fragen nicht nach.) Umgekehrt stelle ich auch jeder Frau diese Fragen, die mir sagt, dass sie keine Lust mehr auf Sex mit ihrem Partner (oder allgemein) hat.
Strenge Feministinnen unterstreichen, dass Frauen per se keine Männer (mehr) bräuchten. Doch es geht eine Wahrheit mit dieser Erkenntnis einher, die oft unter den Teppich gekehrt wird: Nur weil viele Frauen Männer per se nicht bräuchten, bedeutet das nicht, dass sie keine wollten. Im Gegenteil. Das kollektive Weibliche verzehrt sich nach echter, gesunder, ausgewogener Männlichkeit, die sie in ihrer Weiblichkeit und Gefühlswelt halten kann. Wir wissen alle, wie selten das gelingt, weil zumindest ein Großteil der offensichtlichen „Männlichkeit“ sich nur über Frauen spüren und leben kann — leider in ungesunder, kontrollierender oder schwächender Abhängigkeit zu dem, was ihr Partner gewillt ist, ihnen zurück zu geben und als Frau zu erlauben, statt in Ergänzung und Ausgewogenheit.
Für Frauen macht das eine gesunde Sexualität abhängig von einer Partnerschaft — und einem Mann + Liebesgefühlen, die auf Verbundenheit und Gemeinsamkeiten basieren. Und dieser Fakt in sich verknüpft wiederum deine Sexualität und deine Beziehung zu deinem Körper und zu dir selbst als Frau an andere Menschen als dich selbst, an andere Körper als deinen eigenen und an anderer Leute Gefühle als an deine eigenen für dich.
Da beginnt das Dilemma aka: Wie der weibliche Körper, die weibliche Lust, funktioniert
Das ist der absolute Ursprung: dass du deine Beziehung zu dir selbst abhängig machst von der Beziehung zu anderen und der Beziehung, die andere zu dir haben (wollen). Denn der weibliche Körper funktioniert so nicht. Den weiblichen Körper interessiert es nicht, welcher Mann Bock auf einen Orgasmus hat — oder gar wann er Lust hat und auf welche Weise.
In sich selbst kann das eine Frau nur dann gewähren, wenn auch sie nur Penetration und Höhepunkte als Ziel verfolgt. Für die meisten Frauen aber spielen ganz andere Dinge eine Rolle: nämlich mit ihrem Körper und ihren Bedürfnissen als FRAU wahr- und ernst genommen zu werden, nicht nur zum Empfangen bereit zu sein, sondern auch … zu be-KOMMEN (sorry für das Wortspiel).
Aber viele von uns Frauen sind verschlossener denn je — und Love Coaches sind seit Jahren dran, Frauen wieder mit ihrer Weiblichkeit — weiblichen Energie — zurückzuverbinden. Unsere Körper sind dicht mit allerhand privater, familiärer, irdischer, mütterlicher, feministischer und emanzipatorischer, gesellschaftlicher und kultureller Erwartungen und Verpflichtungen. Beim Sex lassen viele heute weder los noch können sie sich öffnen und empfangen. Sie verschließen sich und ihre Beine — ihre Herzen — zum einen als Schutz vor der falschen Männlichkeit ihres Partners oder aus Schutz ihrer empfindsamen Weiblichkeit und Verletzlichkeit. Weil sie es verlernt haben, verwundbar, gänzlich nackt – sie selbst – mit einem Mann zusammen zu sein, ohne benutzt zu werden oder sich entmächtigt zu fühlen.
Wie sehr der weibliche Körper ein Eigenleben führt, das sich nicht zuletzt im Bett fortsetzt und dort das letzte Wort hat, verkennt man oft. Selbst wir Frauen merken es erst dann, wenn er bereits dicht gemacht hat. Viele Frauen denken, dass sie lieben müssten, um Sex zu haben und ihn als befriedigend zu erleben. Wie falsch dieser Glaubenssatz ist, spüren wir, wenn wir belanglosen Sex mit jemandem haben, der uns nicht nahe steht. Wenn wir uns selbst befriedigen, uns in Gedanken mit einem Mann vergnügen, der für unser Jetzt begehrenswert alle Knöpfe drückt, die unser Körper bräuchte, wenn wir ONS oder eine (heimliche) Affäre haben, ohne irgendwelche Verpflichtungen zum Beispiel … Du weißt, was ich meine. 🙂
Früher, zu Beginn der Beziehung, berichten mir viele Klientinnen, konnten sie sinnlos mit ihrem Partner vögeln, sich freiheitlich körperlich und ungehemmt sinnlich erleben und ausleben. (Wiederum einige berichteten das Gegenteil, dass es nie unbeschwert war.) Bei den meisten aber regierten ihre Körper und Gelüste. Aber je länger sie zusammen waren, umso bedeutungsloser — im negativen Sinne — wurde der Sex. Er entleerte sich quasi, wurde zu einem Muss statt zu einer Bereicherung und war fortan etwas, was „dazugehört“ und „was Paare eben machen“ statt freier, eigener Wille und Ausdruck nach „ich will UNS fühlen und DICH in MIR“.
Fehlende Kommunikation über Unzufriedenheiten, deine echten und ehrlichen Bedürfnisse und Grenzen, so unangenehm sie mitunter auch auszusprechen sind, führen zu einer inneren Trennung. Auch wenn ein Mann, der Partner, die Frau dazu auffordert, ihre Weiblichkeit zu unterdrücken, weil er den Raum für ihre Verwundbarkeit nicht halten kann, für all die Gefühle, die er nicht zu beantworten weiß, kommt es zu dieser Trennung. Aber besonders, wenn der Partner Angst vor der WEIBLICHEN LUST hat, sind die meisten Frauen sehr, sehr schnell (wenn auch unbewusst) gebremst, dann latent irritiert und irgendwann unerreichbar.
Wenn du nicht mehr mit deinem Mann/Freund schlafen willst: Über IHN und seine Sicht auf Sexualität
Männer sind oft von sich entfernt, haben kein Gefühl für sich als Mensch und Mann. Sie wurden negativ gegenüber Sanftheit als Zeichen von Männlichkeit ergo Menschlichkeit erzogen, in ihrer Weltsicht und jeder Individualität, je stärker sie Schwäche als Bedrohung empfinden gelernt haben. Das ist besonders einschneidend, wenn sie stark patriarchisch erzogen wurden, sei es, dass ihre Mütter das Patriarchat unterstützten, extrem männlich/unemotional waren, starke Auffassungen von (ihrer Sicht auf) „Männlichkeit“ hatten oder ihre Väter es so als richtig darstellten. Sie waren am Ende des Tages alles Jungs/Kinder, die Schutz und Sicherheit suchten – und sich anzupassen lernten.
Das aktuelle Verhalten rührt also auch daher, dass sie sich als Konsequenz bis heute selbst auffordern, stark und ja nicht schwach zu sein, weil ihnen Schwäche verboten wurde, weil Männer nicht weinen und jeder Mann ein Indianer sein müsse. Eben all dieser Quatsch, der Jungs seit ihrer Kindheit erzählt wird.
Männer müssten der starke Pol sein. Nur hat Schwäche nichts mit Gefühlsausdrücken und Stärke nichts mit der Abwesenheit von Gefühlen zu tun. Frauen dann als Quelle des eigenen Wohls zu nehmen, ist oft die Lösung und Antwort vieler Männer — vor allem einseitig. Besonders, wenn es um Partnerschaft geht. Deshalb ist wenig verwunderlich, dass Frauen sich innerlich abspalten und eben genau dort ein Stopp setzen, wo sie es können — genau dort, wo ein Mann zuerst „ranwollen würde“:
deinen Körper.
Es mag so scheinen — und für viele fühlt es sich auch so an —, dass der Mann mit seiner Sexualenergie über uns herrschen wollen würde, während er in Wahrheit nur sich selbst spüren will — just der Moment, in dem viele Frauen wieder Nein sagen. Denn ohne zu bekommen, vergeht ihnen sofortig die Lust. Weshalb sollte man dem Mann Lust bescheren oder den Körper für ihn öffnen, wenn es ihm alleinig um sich selbst geht? Genau da liegt der Hund begraben, den viele Männer übersehen, wenn sie sich beschweren, dass ihre Partnerin keinen Sex will.
Umgekehrt verschließt die Frau sich gänzlich der Wahrheit über ihn als Mann und übersieht auch das Grau, weil sie zu sehr gefangen im Schwarz-Weiß-Denken darüber ist, dass ihr Partner eh nur an sich denken würde. Dass er nur durch Sex nach einer Erlaubnis — „es geht auch ganz schnell, Schatz!“ —, sucht, sich zu fühlen, sich willkommen und geliebt zu empfinden, übersehen sie. Die meisten Männer machen nämlich nur deshalb „schnell“ und kümmern sich nicht um den Körper der Frau, weil sie meinen, die Frau hätte kein Interesse an tiefer Sexualität mit ihnen (oder allgemein).
Was sehr kläglich ist, wenn die Frau — aka ihr Körper — in Wahrheit einfach nur ZEIT bräuchte — weil es ihr Körper so diktiert. Aber sie weiß die Energie nicht zu lenken: für sich und ihren Partner. Dabei gibt es nur die Frau, die diese Energie — nicht nur ihre, sondern auch die gebende des Partners — überhaupt lenken und transformieren könnte.
Durch ihren Körper. In ihrem Körper.
Frauen glauben oft, dass ihre Männer oder Männer im Allgemeinen Gefühle zeigen müssten, etwas, worauf sie überhaupt nicht geprägt wurden. Aber sie wollen sie sehen. „Zeig mir, dass du mich liebst! Nur dann fühle ich mich sicher.“ Der Mann soll von sich aus exakt die richtigen Gefühle zeigen, statt einfach nur Gefühle zeigen können, was allein schon schwer ist für so manchen Mann.
Männer hingegen erwarten, dass die Frau empfänglich ist und trotz aller Ereignisse und Fehler bleibt: no matter what. Dass sie immer bereit ist, sich zu verbinden und hinzugeben, sich zu öffnen und für ihn Raum zu schaffen und zu halten, damit er sich fühlen kann. Es geht um die grundlegenden Körperempfindungen eines Mannes (biologische Psychologie) und das Gefühl, gewollt zu sein, während Frauen meist schon in tieferen Emotionen stecken, wenn sie über „Gefühle“ reden. Männer wollen, dass Frauen sich in Körperempfindungen und ausgelösten Gefühlen ausdrücken, dass sie es sehen und dadurch selbst fühlen können. Aber so wenige Frauen können das heute noch.
Die Lösung für viele Frauen heißt Alchimieren
Es gibt eine schier unzählige Auswahl verschiedener positiver und als negativ empfundener Erfahrungen mit Männern, die wir – je nachdem, wie wir sie interpretieren – in unseren Körper eingeladen bzw. gelassen haben.
Der Vorteil davon, in deiner Energie ganz und gar den Mann in seinem Tun zu leiten, ist, dass er einfach länger „kann“, bevor er einen Orgasmus bzw. Samenerguss hat. Einige meiner männlichen Kollegen würden jetzt stöhnen und darauf bestehen, dass ich einen Samenerguss und einen Orgasmus voneinander trenne. Das ist gänzlich richtig, weil es ein Vorurteil ist, dass Männer im Gegensatz zu Frauen zusammenbrechen und einschlafen würden, nachdem sie einen Orgasmus mit Samenerguss hatten. Es gibt viele, die sogar mehrere Orgasmen mit Samenerguss erleben können. Es gibt auch viele, die keinen Samenerguss, aber Orgasmus erleben. Und es gibt Männer, die einen Samenerguss für hinderlich bezüglich der Lebensenergie und Partnerschaftsenergie halten — und deshalb trainieren, ihn zurückzuhalten. Die meisten aber sind einfach nur froh, wenn ihre Partnerin „sie ranlässt“ und sie sich wieder fühlen — zumindest durch den Orgasmus der Frau.
Lernst du aber, deinen Körper zu verstehen und den deines Partners, vor allem, wie du ihn zu führen hast, bekommst du, was du brauchs. Der Mann empfindet dann keinen Stress/keine Hektik mehr, fühlt, dass du ihn willst und gibt deiner Lust Raum, ohne Angst zu spüren.
Bedingung: Du musst dir positive Erfahrungen mit IHM erlauben, die jenseits allen anderen Erlebnissen sind. Gespräche über das, was du dir sexuell wünschst, legen da den Grundstein. Falls du das nicht für machbar hältst, lerne, ihn mit deinem Körper, deinen Händen, zu führen, um ihm zu zeigen, wo dein Körper berührt werden will.
Eine Vorwarnung – es gibt ein Sprichwort, was ich nur durch meine männlichen Freunde kennenlernte: Jeder Mann ist bei jeder Frau anders im Bett. Das heißt nichts anderes, als dass jede Frau nicht nur anders mit IHM im Allgemeinen schwingt, sondern auch eine andere Energie mit ins Bett bringt, auf die sich der Mann einlassen kann oder nicht. Ist deine Energie ablehnend, erschöpft oder im Mangel, wird er sich fernhalten oder versuchen, „schnell“ zu machen. Ist sie einladend, öffnend und hingebungsvoll, zurücklehnend und empfängnisbereit, wird er sich dir anpassen und sich auf dich einlassen. Er wird mit dir schwingen, weil du die Energie vorgibst. (Die obigen, selbstfernen und gefühlsdistanzierten, sich abrackernden Männer sind hier ausgeschlossen.) Wie er sich als MANN sieht, hat also sehr viel mit DIR zu tun und wie du dich IHM als FRAU zeigst und OFFENBARST.
Wenn du dich zum Beispiel aus Verdruss, Frust, Trotz oder Verletzung innerlich sperrst, deinen Partner an dich ranzulassen, dich berühren zu lassen (vordergründig emotional) und somit dann auch in deinen Körper zu lassen, kannst du Sex nur schwer bis gar nicht genießen. Wenn du Konflikte, die sich immer tiefer in dein Herz graben, zwischen euch bestehen lässt, wird dein Körper ablehnende Signale aussenden. Dein Partner mag die übergehen oder versuchen, mit Worten oder Berührungen zu lösen, aber Unerreichbarkeit ist Unerreichbarkeit. Wer emotional dicht macht, ist emotional unerreichbar — und meist auch intim, zumindest für einen PARTNER. Einige Frauen lösen es deshalb mit anderen Männern oder durch Selbstbefriedigung.
Hinzu kommt: Viele Männer brauchen Bewunderung — anerkennende Worte —, um sich emotional zu öffnen und mit all ihren Schwächen auch fallenzulassen. Gleichzeitig brauchen sie Sicherheit (als Gegensatz zu Ablehnung), um überhaupt in ihre Stärken zu finden und diese in Besitz zu nehmen. Was viele Frauen per se aufgrund des Egos und der Egozentrik abstößt. Denn was haben sie denn getan, um Anerkennung/Bewunderung zu bekommen? Oder auch: Wozu haben sie das überhaupt nötig? Denn sie sind doch ernsthaft wertvoll! Nur, dass der Mann es weder spürt noch ergo glaubt. ODER: Wieso kann der MANN das nicht allein lösen? Wieso braucht er MICH dazu?
Aus emotionaler Sicherheit und alltäglichem Vertrauen entsteht Attraktivität. Aus Reibung zwischen dem männlichen und weiblichen Element entsteht Anziehung. Es ist die Polarität, die eine lebendige Sexualität aufrechterhält. Nimmst du dich mit deiner Energie da raus, kann kein Kreislauf entstehen. Ergo: KEIN FLUSS.
Wenn Frauen männlich energetische Bereiche betreten – und wieso das jede Lust killt
In dem Moment, in dem du als Frau eingreifst in all die Bereiche des Mannes, in denen er wirken müsste bzw. will, trittst du stellvertretend in die männliche Energie und reißt sie an dich — aus Angst. In dem Moment, in dem der Mann dir wesentliche männlich energetische Aufgaben überlässt und erwartet, dass du diesen vollumfänglich entsprichst, verlässt du deine weibliche Energie.
Das passiert nach meinem Empfinden heute sehr schnell und leicht, weil Frauen und Männer sich viele Aufgabenbereiche nicht nur teilen müssen, sondern es von der Gesellschaft auch erwartet wird. Gleichzeitig gibt es viele Frauen, die sich verwirklichen wollen und gar keine andere Wahl haben – zumindest in puncto ihrer Partnerwahl. Aber nicht jeder Mensch ist für so „etwas“ gemacht, heißt, dass nicht jede Frau für das überwiegend Männliche und nicht jeder Mann für das überwiegend Weibliche geprägt wurde. Unsere Prägungen entscheiden darüber, was wir später können oder nicht, gewillt sind, zu lernen und zu gewähren, oder nicht.
Ob du eine Frau bist, die sich von ihrem Partner trennen will oder sich wieder mit ihm verbinden will, aktiv nach Wegen sucht und diese finden will, um ihm wieder näherzukommen:
Jede Frau sollte wissen, wie sie ein Gefühl für sich herstellen kann, in eine Energie eintauchen kann, die unabhängig von allem existiert, aus der sie Lebensenergie zieht, die sie nährt — damit sie sich fühlt. Das MUSS ZWINGEND eine ausgeglichene Energie sein – männlich und weiblich.
Die häufigsten Blockaden bei Frauen sind mentaler Natur und beruhen auf Erfahrungen.
1) Der Gedanke und Umstand, dass etwas Herzfremdes, für unseren Körper fremdes, uneigenes Element (Penis) über uns und unsere Gefühle und Empfindungen herrschen wird, lähmt. Das bezieht sich besonders auf Partnerschaften, in denen der Mann emotional steuert, meint: Der Mann diktiert, welche Emotionen die Frau haben bzw. zeigen darf, sonst wäre sie für ihn ein Problem, anstrengend und ungewollt. Dass der Mann aber selbst übersieht, dass er mit ihren Emotionen nicht umgehen kann, weil er mit seinen Emotionen nicht umgehen kann, wird unter dem Teppich gekehrt.
Sex ist Verbindung und Verbundenheit, vor allem in einer Partnerschaft auch verbindlich und eine Frage der Loyalität, eine Art Zukunftspakt, den man gemeinsam schloss. Fühlt man sich als Frau oder Paar aber getrennt und abgeschnitten, dann herrscht unterdrückte Wut aufgrund vergangener Wunden. Es ist ein Zeichen dafür, dass du deine zugewiesenen oder alten Rollen satt hast.
Bitte hör dir dieses Audio dazu an (mit Vogelgezwitscher, verzeih!):
Verständlich, dass Frau ihn nicht mehr in ihren Körper lassen will, ihm keine Lust mehr bereiten will, seinen Selbstwert als Mann DURCH IHREN KÖRPER nicht mehr durch einen Schuss Männlichkeit stärken will.
2) In all den Rollenerwartungen verlieren wir den Bezug zu uns als Frau.
Wenn Männer denken, ihre Partnerinnen wären frigide oder hätten keine Lust mehr auf erfüllte Sexualität, missverstehen sie nur, dass ihre Partnerinnen keine Lust mehr haben auf Sexualität mit IHNEN, dass sie lieber Distanz hätten, um sich zu spüren statt Nähe. Weil sie die körperliche, psychische und emotionale Nähe zu ihren Partnern viel zu oft als ignorant und hässlich, egozentrisch und grenzüberschreitend erlebt haben — und dabei noch lustvoll stöhnen sollten.
Männer bedenken Frauen oft als Ort des Wachstums und der inneren Führung — bis zu einem Punkt, an dem der eigene innere Kompass von allein läuft. Dann springt auch meist das Ego an: Männer werden kontrollierend, …
Wenn Frauen sich innerlich abkapseln — Unlust auf sexuelle Vereinigung ist da nur ein Ausdruck —, dann werden sie unweigerlich mit ihrer eigenen Verlustangst und Abhängigkeit konfrontiert. Das ist ein Albtraum für jene Männer, die immer im Schutz von Frauen oder ihrer Partnerin standen.
Erlaube mir noch einen Punkt zu ROLLEN und wie niedrere Begierden entstehen – der Grund für Fantasien, Fremdverliebtheit, Affären und Seitensprünge:
Und damit endet auch dieser Blogpost. Hab Dank, dass du soviel gelesen hast. Lass mich gern deine Gedanken wissen! Solltest du dir persönliche Unterstützung durch mich wünschen, buch dir gern einen Termin.
Alles Liebe und erdenklich Gute für deinen weiteren Weg
Janett Menzel
Quellen: [1] Schwarz-Schilling, Alexandra: „Die Polarität der Geschlechter: Beziehungen zwischen alten Wunden und neuen Perspektiven“. In: Tattva Viveka, Ausgabe 50, Februar 2012. PDF.
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