Raus aus der Opferrolle!

„Ohne die Liebe
ist jedes Opfer Last,
jede Musik nur Geräusch,
und jeder Tanz macht Mühe.“

(Rumi: Das Lied der Liebe)

 

Liebst du deinen Beruf? Deinen aktuellen Job? Deinen Partner? Deine Lebensweise? Wie du abends deinen Tag ausklingen lässt, ihn morgens beginnst? Liebst du deine Vergangenheit, deine Träume, deine Zukunft? Oder opferst du dich für fremde Werte, andere Menschen und ihre Ziele, Bedürfnisse auf?

Macht dir das Angst?

Oder macht dir Freiheit Angst, weswegen du dich eher an anderen orientierst?

In meinen Augen ist exakt das das heutige Versehen, dem wir erliegen. Wir seien Opfer, auch Opfer unserer Angst. Ich glaube, dass vieles, was wir zulassen, uns direkt zu unserer Angst führt, wiederum aus Angst, zum Beispiel davor, Nein zu sagen. Wir übersehen, dass wir eine Wahl hatten, immer noch haben. Eigentlich müsste es schön sein, dass dann unsere Angst kommt und uns daran erinnert, wie unvernünftig und uneins wir mit uns selbst umgehen, und umgehen lassen.

Diese Grundlage – in ihrem gesamten Spektrum – hat sich immens in meinem Denken verankert, seitdem ich meine erste Panikattacke hatte. In mir gab es immer das latente, wenn auch teils völlig verwaschene Gefühl, dass ich viel zu vieles anders sehe und sehen lernen will, als mein Umfeld mir vorgab. Niemand ist dafür verantwortlich, dass ich Angst habe. Nicht einmal ich. Als Kind lernt man Angst vor bestimmten sozial geächteten Verhaltensweisen, man übernimmt (ohne es besser wissen zu können) dies und das von dem und dem, erschafft sich völlig abstruse Illusionen, Trugschlösser, wie die Welt da draußen ist und funktioniert, sei oder auch nicht sei. Wie man selbst überleben kann, damit man in dieser Welt überlebt. Vielleicht durch Duldung oder Selbstbestimmung, durch übertriebenen Aktivismus oder schlichtweg Passivität in allem, durch zuviel Nähe oder zuviel Distanz… Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir uns bereits als Fötus im Mutterleib auf die auf uns zukommende Umwelt anpassen. Wir bereiten uns bereits im Mutterleib darauf vor, was wir später als Kindheit erfahren. Mitsamt aller Werte und Ansichten, die uns dann begleiten oder die wir vehement abwehren.

Niemand ist in diesem Sinne schuldig, wenn wir Angst bekommen. Es hat sich so ergeben, dass du bestimmte Situationen mit Angst behaftest und andere wiederum nicht. Wir haben es abgeschaut oder es uns sagen lassen, anderen Menschen geglaubt. Wie hat sich das ergeben und siehst du es heute noch genauso wie das kleine Kind, was du einmal warst oder wie das Greenhorn zu Beginn deines ersten Jobs oder wie nach der letzten Trennung? Oder sind die fremden Werte und Ziele das, was dir Angst macht? Mir hat es Angst gemacht, dass ich mein Leben genauso weiterleben müsste, wie es mir einmal in die Ohren gelegt wurde. Noch heute wache ich manchmal morgens auf und denke abstruse Gedanken, wie: „Jetzt zum Bäcker und frische Brötchen holen. Aber nein, so kannst du nicht rausgehen!“ Nein, so macht man das nicht. Wir sollen so und so aussehen, so und so sein. Wir haben klare Vorstellungen davon mitbekommen, was sich chict und was eben nicht. Wer akzeptiert wird und wie man abgelehnt wird. Jeder hat auf unterschiedliche Art und Weise gelernt, was „geht“.

Wir weichen Schmerz aus. Denn Schmerzen machen uns Angst.

Bei einigen unter uns, in meinen Augen betrifft das besonders Angster“krank“te, dass sich unsere Psyche übergibt und dass sich neue, vormals entspannte, Verhaltensweisen plötzlich anspannen und wir uns davor fürchten. Als wäre das Maß voll, der letzte Regentropfen gefallen, beginnen wir uns auf Knall und Fall vor etwas zu fürchten. Eigentlich fürchtest du dich nur vor dem dahinter, vor dem, was kommen könnte. Aber du bist kein Hellseher. Wir sind keine Enzyklopädie über Menschen und die Welt. Wir glauben nur unsere Eltern, Partner, Land, Stadt, Viertel, Supermarkt aus dem FF zu kennen. Aber das ist eine Lüge. Was wir anderen nicht zutrauen, weil wir es noch nicht an ihnen gesehen haben, ist, was wir uns selbst nicht zutrauen. Anders sein.

Byron Katie würde jetzt fragen: Ist das wahr? – Nein, natürlich nicht!

Weil wir es uns ja zutrauen. Sagt unsere Angst. Angst signalisiert die Stärke in uns und schlägt uns gleichzeitig mit unseren Schwächen KO. Vielleicht auch: Ich traue mir nicht zu, dass ich es mir zutrauen könnte. Punktum: weder Selbst-, noch Vertrauen. Für alle, die dem Sinn noch mit Zweifel gegenüberstehen: Angst ist dein Trainer, dein bester Freund, die Mutter oder der Vater, den du vielleicht so fürsorglich nie hattest. Pure Liebe eigentlich. Sie soll uns wachrütteln, wie ich unlängst in meinem (kostenlosen) eBook „Plädoyer für die Angst“ schrieb.

Die Angst bist du.

Sie zeigt: DAS ist dein Problem. DAS ist problematisch und schwierig für dich. (Sie schlägt dich KO, du fällst hin, vielleicht kommst du wieder hoch, vielleicht liegst du auch bewusstlos am Boden) So, Schatz. Und jetzt nochmal von vorn. Bis du es kannst. Solange, bis du begriffen hast, was gut für dich ist bzw. was genau schlecht für dich ist, was du nicht mehr kannst, nicht mehr willst oder noch lernen musst. Es ist Zeit für dich, Selbstwert, Dankbarkeit, Stärken, Schwächen, Vertrauen in dich selbst, in andere Menschen, in die natürliche Entwicklung, in Anfang/Ende, Geburt/Tod, in die Welt und in dich zu lernen. Neu. Anders. Auf deine Weise. Weg mit dem Alten (siehe auch meine Blogposts Früher wie heute: Wie das innere Kind uns als Erwachsener in der Liebe lenkt und Was das Kind in uns nicht verstand – Über Liebe, Image, Selbstwert und Bestätigung).

Ich zum Beispiel beschloss am Freitag, den 12.06.2015 gegen 15 Uhr, dass ich aufhöre, traditionell, genormt und vernünftig zu sein. Meine Mutter hat sich unter allen Mühen ihres Lebens immer darauf konzentriert, dass ich niemals Abhängigkeit oder emotionale Einengung, einseitige Regeln und fremde Werte leben würde. Sie hat mich – frei – aufgezogen. Zwischen 14 und 15 Uhr fragte ich mich, wieso ich dennoch mein Leben mit all den Fremdbestimmungen und Abhängigkeiten gelebt hatte bzw. es versucht hatte. Was würde ich mit meinem ellenlangen Lebenslauf und meiner dickwandigen Loyalität anstellen, fragte ich mich. Mir kam der Gedanke, dass es wohl alleinig an meinem Bedürfnis, dazuzugehören, gelegen haben muss, weil ich nicht allein sein wollte. Daher kam meine Anpassung und die Übergewichtung anderer, fremder, irgendwann leider fremdbestimmter Bedürfnisse. Meine Angst aber drängte mich zum Alleinsein und lehrte mich, wie sehr ich es genieße, Zeit für mich zu haben, meine eigenen Ziele und Visionen wiederzufinden und mich nicht rechtfertigen zu müssen, wenn ich meinen Weg auf meine Weise gehe. Gegen 15 Uhr also fiel mein Beschluss: Jedem das Seine. Mir das Meine.

Was habt Ihr den letzten Tagen für Euer Leben beschlossen?

Liebe Grüße,
Janett

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Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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