Stress, Stress, Stress: Wir wissen mittlerweile alle, dass er krank machen kann und deshalb bewältigt und abgebaut werden muss. Die Wissenschaft weist unaufhörlich darauf hin, dass ein erhöhter Stress über eine lange Zeit schnell in psychische Belastungsstörungen wie Angstzustände oder Depressionen übergehen kann. Doch selbst „nur“ Schlafstörungen oder das Gefühl der ständigen inneren Unruhe deuten bereits an, dass wir tätig werden sollten, um unseren Körper und unsere Psyche zu entlasten. Stresshormone müssen abgebaut werden. Doch meist bleibt im Stress einfach keine Zeit.
Ich habe Ron B. Charles, Autor des Buches* „Stress, der moderne Säbelzahntiger!“, im Interview nach den besten Kniffen und Tricks zur Stressbewältigung gefragt.
Wichtiges zur Stressbewältigung: Stressoren und ihre Auswirkung auf die Psyche
Dass ein Buch über Stressbewältigung zur Nummer 1 bei Amazon & Co. werden kann, zeigt, dass Stress und sein Abbau eine angehende Problematik unserer Gesellschaft ist. Wir haben lange To do-Listen mit Aufgaben und Pflichten, denen wir nachgehen müssen. Wir kommen um viele Erledigungen nicht herum, auch wenn wir sie nicht mögen oder keine Kraft dafür haben. Sei es im Job, in der Familie, im Liebesleben oder in der Freizeit: Alles kann das Potenzial entwickeln, uns kurzfristig oder langfristig zu stressen. Stress beschreibt dabei die automatisch einsetzende innere Anspannung durch etwas oder jemanden. Wir vergessen währenddessen jede Achtsamkeit und Ruhe, jedes Vertrauen und jeden noch so guten Vorsatz. Wir übersehen unser Bedürfnis nach Pausen, nach wohltuendem Ausgleich, nach nährenden Freizeitaktivitäten und Menschen, die uns gut tun. Wir greifen in Stressphasen vermehrt zu fettigem und zuckerhaltigen Lebensmitteln, weil sie unseren Blutdruck heben und uns für eine kurze Zeit vermeintlich mehr Kraft verleihen. Wir belohnen uns damit, faul auf der Couch zu liegen, statt Sport zu treiben – obwohl wir wissen, dass das Zweite besser wäre. Dabei würde dieser unsere Stresshormone leichter abbauen, die durch unseren Lebensstil oder -wandel verursacht wurden. Leider hat Stress den Nachteil, dass er müde und ausgelaugt macht. Uns fehlt die Kraft. Im ständigen Für-andere-da-sein, im Leisten und Wirken, um entweder über die Runden zu kommen oder das Leben aufrechtzuerhalten, vergessen wir zuerst unsere Gesundheit. Physisch und psychisch.
Wenn aus Stress Angst wird
Die Forschung hat hinreichend gezeigt, dass Stress auf allen Ebenen horrende Auswirkungen haben kann, wenn wir nicht – besonders in Stressphasen – dafür Sorge tragen, dass unser Körper ihn wieder abbauen kann:
- Kopfschmerzen, Migräneanfälle
- Nacken-, Rücken- und/oder Gelenkschmerzen
- Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, Nachtschweiß, Müdigkeit, viel Schlaf brauchen)
- Magen-Darm-Befindlichkeiten wie z. B. Durchfall, Verstopfung, Reizdarm- oder Reizmagensyndrom, Sodbrennen
- Herz- und Kreislaufbeschwerden wie Bluthochdruck, Schwindelgefühle, Herzrasen und -stolpern, Atembeschwerden, Enge in der Brust
- Appetitlosigkeit, Lustlosigkeit
- Antriebslosigkeit, Lethargie
- Ängste
Die renommierte Therapeutin und Autorin Verena Kast geht in ihrem Klassiker „Über den Sinn der Angst“ soweit zu sagen, dass Stress nichts anderes sei als Angst,
- Fehler zu machen oder zu versagen
- nicht dazuzugehören oder ausgeschlossen zu werden
- andere zu verletzen oder zu enttäuschen
- nicht gut oder nicht genug zu sein
- u. v. m.
Erkenne deine individuellen Stressoren
Viele meiner Leser:innen haben festgestellt, wie schnell Stress zu anhaltenden Angstzuständen mit/ohne Panikattacken führen kann (weswegen ich viel über Stressängste schreibe). Denn jeder Mensch hat seine ganz eigenen Stressfaktoren (Reize, die Stress auslösen), sogenannte Stressoren, auch wenn es allgemeinere gibt, die jeden erwischen können. Dabei sind Stressoren entweder innere oder im Außen auftretende Faktoren, die in deinem Körper/Geist individuell Stress bewirken:
- Leistungsstressoren (z. B. viele Arbeitsaufgaben)
- physikalische Stressoren (z. B. Lärm, Hitze, grelles Licht, Enge)
- soziale Stressoren (z. B. für einen Menschen schwierige zwischenmenschliche Konflikte, Trennungen, Bindungsängste)
- körperliche Stressoren (z. B. Allergien, Krankheiten, Verletzungen)
Jeder Stressor hat die Macht, dich zu einer Anpassung, zur Flexibilität oder gar Duldung zu zwingen. Doch die Zahl der Abhängigkeiten im Leben ist groß. Was bleibt also? In meinen Augen ist es eine veränderte Haltung zu allem, was Stress bewirkt. Wie gehst du mit Stress um? Welcher Stressor belastet dich am meisten? Und wie kannst du die Auswirkungen auf deinen Körper & Geist verringern?
Fragen wir doch jemanden, der sich damit auskennt.
Interview mit Ron B. Charles über „Stress, der moderne Säbelzahntiger!“
Wieso hast du dich dazu entschieden, ein Buch über Stress zu schreiben? Gab es persönliche Erfahrungen oder findest du, dass das Thema noch nicht ausführlich genug besprochen wurde?
Das Problem „Stress“ ist für viele Menschen nicht wirklich gelöst. Daher empfand ich es sinnvoll, ein Buch über dieses Thema zu schreiben, welches dabei unterstützt, für sich selbst einen Leitfaden zu entwickeln, wie man mit Stress umgehen kann. Stress ist allgegenwärtig und wird viel zu häufig schon als „völlig normal“ und „das gehört einfach dazu“ betrachtet. Natürlich hatte ich selbst auch schon allerlei stressige Situationen in meinem Leben – und gelegentlich komme ich auch wieder in solche Situationen. Man kann sich aber darin üben, besser mit stressigen Zeiten umzugehen und anders zu agieren, um Stress weitestgehend zu vermeiden.
Du beschreibst viele Auswirkungen von Stress auf körperlicher Ebene. Unter anderem besprichst du auch positiven und negativen Stress. Woran erkenne ich, ob Stress positiv oder negativ ist?
Stress kann bekanntermaßen verheerende Auswirkungen auf unseren gesamten Organismus haben und wirkt sich auch bei jedem unterschiedlich aus. Es gibt jedoch diese eine Grenze zwischen Eustress, der prinzipiell gut für uns sein kann, und Disstress, der uns schadet. Welcher Stress für dich positiv oder negativ ist, bedarf aber einer genaueren Analyse deiner Aktivitäten und Reaktionen auf die Ereignisse in deinem Leben. Diesen Unterschied muss man sich selbst verdeutlichen, indem man sich einzelne Lebensbereiche genauer ansieht. Stressempfinden ist sehr individuell und unterschiedlich. Dies für den Leser zu ermitteln, ist eines der Ziele des Buches.
Oft passiert es (ich kenne es zumindest von mir), dass nicht das Umfeld oder einzelne Lebensereignisse stressen, sondern man sich selbst Stress macht: durch eigene Gedanken, Gefühls- und Verhaltensweisen.
Ereignisse, sofern nicht vorhersehbar, können einen durchaus in Stresssituationen hineinkatapultieren. Richtig ist, dass unsere eigenen Gefühls- und Verhaltensweisen, wie du es beschreibst, maßgeblich darüber entscheiden, wie wir mit diesen Ereignissen umgehen bzw. wie sehr uns diese in Stress versetzen. Ich empfehle deshalb eine intensivere Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken und Gefühlswelten, um zu verstehen, weshalb man reagiert, wie man reagiert. Dafür gibt es hilfreiche Anleitungen und Tipps sowie Selbsttests, um Stress, den modernen Säbelzahntiger, mit dem wir uns verbünden sollten, zu bezwingen.
Bei Stress heißt es oft, man solle Sport machen oder Yoga oder eine Entspannungstechnik erlernen. Vielleicht geht es anderen auch so wie mir: Ich habe keine Lust, noch Sport zu machen oder mich zu bewegen, Neues zu lernen oder überhaupt irgendwie aktiv zu werden, wenn ich viel Stress hatte – auch wenn ich weiß, wie kontraproduktiv das ist. Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus? Ist es überhaupt schlimm, wenn man nach Stress einmal nichts macht?
Nein, das ist nicht schlimm. Tatsächlich kann es sogar das einzig Richtige sein, nach einer stressigen Phase erst einmal nichts zu machen. Und auch das Nichtstun, kann man perfektionieren. So kann die richtige Meditationstechnik eben dazu führen, dass man den Geist leert – eine wirklich erholsame Aktivität. Bewusstes Nichtstun ist also sehr wichtig. Keinen Sport oder keine Bewegung zu betreiben, halte ich nicht nur in Bezug auf Stress für einen grob fahrlässigen Umgang mit dem Zuhause, indem wir wohnen dürfen – unserem Körper. Bewegung und Sport in sein Leben zu integrieren sowie Entspannungsübungen zu erlernen, bedeutet letztendlich, viel stressresistenter zu werden, als man es jemals war. Man beugt damit vor, kommt weniger bis gar nicht mehr an seine stressempfindlichen Grenzen und wird dadurch insgesamt leistungsfähiger.
Ich bin mal ehrlich: Ich bezweifele ja, dass man Stress ganz aus seinem Leben streichen kann. Hast du einen goldenen Rat für meine Leser:innen, wenn sie einen stressigen Tag oder gar eine stressige Zeit erleben?
Und dieser Zweifel ist durchaus berechtigt. Denn Stress lässt sich nicht aus unserem Leben streichen. Lediglich, wie wir damit umgehen und was wir tun, um stressresistenter zu werden, kann Stress auf ein Maß bringen, bei dem wir uns sogar wohl mit diesem fühlen. Und das ist der goldene Rat: Lerne einen neuen Umgang damit, wandele deine Gedanken dazu.
Was machst du persönlich bei Stress?
Ich wende alle meine Tipps bei mir selbst an und komme daher nur sehr selten in gefühlt stressige Situationen. Und wenn doch, beruhige ich meinen Geist und mache mir klar, dass ich noch 10 x mehr davon ausgehalten habe, bevor ich mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. 6 x die Woche für 45 Minuten Sport und eine gute Organisation meiner Termine, hilft mir den Stress zu bewältigen. Ich kann also guten Gewissens sagen, dass der Stress in meinem Leben weitestgehend reduziert ist. Genau dieses Gefühl wünsche ich all meinen Lesern.
Vielen Dank, Ron!
Mehr Informationen findest du in seinem Bestseller „Stress, der moderne Säbelzahntiger! Verstehen. Besiegen. Verbünden: Druck & Stress abbauen. Burn-out & Depressionen vermeiden. Resilienz & Gelassenheit lernen. Achtsamkeit & Entspannung leben.“*
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