Stress ist nicht gleich Stress. Neben der generellen Unterscheidung zwischen Eustress und Distress (negativer Stress) muss Stress, wenn man ihn abbauen möchte, in seinem Typus, seiner Art, identifiziert werden. Die Psychologie unterscheidet bis zu 10 Stresstypen. (In diesem Artikel fassen wir sie zu sieben Stresstypen zusammen.) Denn die Stressart gibt uns wesentliche Hinweise auf die sogenannte Stressoren – den oder die Auslöser unserer Stressreaktion. Je mehr wir darüber wissen, desto eher können wir dem Stress begegnen und einen gesunden Umgang mit ihm zu finden.
Stress und Stresstypen: Allgemeines
Während Eustress – positiver Stress – den Körper motivieren und leistungsfähiger machen kann, ist Distress der Stress, der den Körper krank machen kann. Doch nicht nur negative, angsterregende oder erdrückende Ereignisse und Gedanken können Stress auslösen. Auch positive Erlebnisse (oder solche, die in der Zukunft folgen) können Stress im Körper verursachen:
- Hochzeit
- Schwangerschaft/Geburt
- Umzug
- Beförderung
- neue Arbeitsaufgaben
- usw.
Ein gewisser Stress ist in Ordnung und gilt seitens der Wissenschaft als unschädlich: der Eustress – positiver Stress, der uns leistungsfähiger macht. Negativer Stress, der sogenannte Distress, hingegen löst mittel- und langfristig Symptome und Krankheiten aus. Vermeidest du Aufgaben? Leidest du unter Schlafproblemen? Hast du Schwierigkeiten bei der Erledigung von Arbeitsaufgaben? Zappelst oder zitterst du? Hast du ein angespanntes Gesicht oder Kiefer? Geballte Fäuste? Weinst du oft? Gibt es Veränderungen in deinem Trink-, Ess- oder Rauchverhalten?
Um die Komplexität der verschiedenen Symptome von Stress (und daraus abgeleitet die Stresstypen) zu verstehen, haben wir sie detailliert dargestellt.
Die verschiedenen Stresstypen
Negativer Stress und die eben erwähnten Symptome lassen sich deshalb in Typen – streng genommen Kategorien, Formen und Faktoren – unterscheiden, was uns zu den 7 bzw. 10 Stresstypen bringt.
Akuter Stress
Diese Art von Stress ist schwerwiegend, weil er eine sofortige Reaktion des Körpers auf Veränderungen im gewohnten Ablauf darstellt. Welche Veränderungen gab es in deinem Leben? Riss dich etwas aus deinem gewohnten (Berufs)Alltag? Was brachte diese Veränderung mit sich? Was steht Angstauslösendes oder Besorgniserregendes HINTER dieser Veränderung? Was fürchtest du, wird passieren, falls es eintreten sollte? Was kannst du unternehmen, falls es sein würde?
Auch positive Situationen können akuten Stress auslösen. Ein Beispiel ist, wenn Menschen Achterbahn fahren und Angst(lust) empfinden oder wenn ein großes Ereignis ansteht (Hochzeit, Geburt, nebenberufliches Studium).
Episodisch-akuter Stress
Von episodischem akutem Stress spricht man, wenn Menschen häufig akuten Stress erleben. Kurzatmige, leicht reizbare und zu Angst und Sorgen neigende Menschen erleben oft diesen Typ Stress. Sie haben durch vorangegangenem Stress häufig eine bereits negative Einstellung oder machen sich über bestimmte Aspekte schneller und länger Sorgen als andere.
- Betrachtest du Stress als Teil deines Lebens?
- Hast du allgemein Schwierigkeiten, deinen Lebensstil zu ändern?
- Wann warst du das letzte Mal unbesorgt und ganz ruhig?
- Kannst du Auslöser benennen, die dir deine innere Ruhe nahmen?
- Sind es eventuell dieselben wiederkehrenden Trigger und/oder Menschen?
Chronischer Stress
Hält akuter Stress länger an, wird er zu chronischem Stress. Es handelt sich hierbei um eine kontinuierliche Art von Stress, die nicht so schnell abklingt, denn das leidige Stresshormon Kortisol braucht gezielte Maßnahmen und Zeit, um in seiner Konzentration im Körper abzuklingen. Geschieht das nicht, kann es die Gesundheit erheblich schädigen, was zu Depressionen, anhaltenden Angstzuständen, psychischen Erkrankungen, Herzproblemen und anderen Krankheiten führen kann. Auslöser für chronischen Stress sind zum Beispiel:
- finanzielle Probleme
- Probleme innerhalb der Familie
- Aufgaben, die Sie überfordern
- schlechtes, problembehaftetes Arbeitsumfeld
- ein für Ihre Persönlichkeit unpassendes Jobprofil
- unglückliche Partnerschaft
- Einsamkeit
- zu viele Verantwortlichkeiten
- mangelnde Unterstützung
Fehlender Ausgleich – eine missliche Balance zwischen Pflichten und dem, was Ihnen guttut -, begünstigt das Entstehen.
Stressfaktoren (Typ Stress) teilen sich in 4 Kategorien
Physischer Stress, ausgelöst durch:
- Trauma (Verletzung, Infektion, Operation)
- intensive körperliche Arbeit/Überanstrengung
- Umweltverschmutzung (Pestizide, Herbizide, Toxine, Schwermetalle, unzureichendes Licht, Strahlung, Lärm, elektromagnetische Felder)
- Krankheit (virale, bakterielle oder Pilzerreger)
- Müdigkeit
- unzureichende Sauerstoffversorgung
- Hypoglykämie (Unterzuckerung)
- hormonelle und/oder biochemische Ungleichgewichte
- diätetischer Stress (Nährstoffmangel, Nahrungsmittelallergien und -empfindlichkeiten, ungesunde Essgewohnheiten)
- Dehydrierung
- Substanzmissbrauch
- zahnmedizinische Herausforderungen und muskel-skelett-bedingte Fehlhaltungen/Ungleichgewichte
Diese gehen oft einher mit diesen Symptomen:
- geringe Energie
- Kopfschmerzen
- Magenverstimmung, einschließlich Durchfall, Verstopfung und Übelkeit
- steife, verspannte Muskeln
- Schmerzen in der Brust und schneller Herzschlag
- Schlaflosigkeit
- häufige Erkältungen und Infektionen
- Verlust der Libido und/oder Funktionsfähigkeit
- Nervosität und Zittern, Klingeln im Ohr, kalte oder schwitzige Hände und Füße
- trockener Mund und Schluckbeschwerden
- zusammengepresster Kiefer und Zähneknirschen
Außerdem: Schwitzen, Spannungskopfschmerzen, Ohnmachtsgefühle, Würgegefühl, Schluckbeschwerden, Erbrechen, Darmlockerung, Häufigkeit und Dringlichkeit des Wasserlassens, Zittern oder Beben, Gewichtsverlust oder -zunahme, Wahrnehmung des Herzschlags.
Psychologischer Stress
Bei dieser Art von Stress handelt es sich um kognitiven und emotionalen Stress. Psychologischer Stress tritt auf, wenn Menschen Situationen erleben, die physiologische und emotionale Reaktionen auslösen. Dabei kann es zu diesen Symptomen kommen:
- kognitiver Stress (Informationsüberlastung, beschleunigtes Zeitgefühl, Sorgen, Schuldgefühle, Scham, Eifersucht, Widerstand, Abhängigkeiten, Selbstkritik, Selbstverachtung, Perfektionismus, Angstzustände, Panikattacken, sich nicht wie man selbst fühlen, nicht das Gefühl haben, dass die Dinge real sind, und das Gefühl, außer Kontrolle zu sein/nicht die Kontrolle zu haben)
- Wahrnehmungsstress (Glaubenssätze, Rollen, Geschichten, Einstellungen, Weltbild)
Als Unterkategorie gilt auch emotionaler Stress (emotionale Stressreaktion):
- du bist leicht reizbar, schreckhaft, frustriert und launisch, fühlst dich überwältigt, als ob du die Kontrolle verlierst oder die Kontrolle übernehmen müsstest
- du hast Schwierigkeiten, dich zu entspannen und deinen Geist zu beruhigen
- du fühlst dich schlecht wegen dir selbst (geringes Selbstwertgefühl), einsam, wertlos und deprimiert
- du isolierst dich und meidest Menschen
- Angstzustände und panische Reaktionen
Psychosozialer Stress
Menschen, die herausfordernde Beziehungen und Probleme in ihrer Partnerschaft, Familie und dem Team/Unternehmenskultur erleben, sind oft diejenigen, die unter psychosozialem Stress leiden. Die Beziehungen können von einem Partner, einem Familienmitglied oder einem Mitarbeiter oder Arbeitgeber misslich gestaltet werden. Auch unsere Reaktion darauf entscheidet über die Wirkung dieser Beziehungen auf unseren Körper. Auslöser von psychosozialem Stress sind u. a.:
- Beziehungs-/Eheschwierigkeiten (Partner, Geschwister, Kinder, Familie, Arbeitgeber, Arbeitskollegen)
- Mangel an sozialer Unterstützung
- Mangel an Ressourcen für ein angemessenes Leben
- Verlust des Arbeitsplatzes/Investitionen/Ersparnisse
- Verlust geliebter Menschen
- finanzielle Schwierigkeiten
- Isolation/Einsamkeit
Psycho-spiritueller Stress beschreibt Sinnkrisen, die ich oft bei Frauen mit nächtlichen Panikattacken sehe, verschobene Werte und Kosten-Nutzen-Krise (Zweck ist nicht mehr erfüllt), freudloses Streben (statt produktiver, befriedigender, sinnvoller und erfüllender Arbeit) und veraltete, nicht aktualisierte spirituelle Überzeugungen. Aus diesen Stressoren und Symptomen ergeben sich oft weitere Stressreaktionen:
Kognitive Symptome von Stress (Grübeln, rasende Gedanken, Vergesslichkeit und Desorganisation, Unfähigkeit, dich zu konzentrieren, schlechtes Urteilsvermögen, pessimistisch sein oder nur die negative Seite sehen) sowie spezifische Verhaltenssymptome (Veränderungen im Appetit – entweder nicht essen oder zu viel essen, Aufschieben und Vermeiden von Verantwortung, erhöhter Konsum von Alkohol, Drogen oder Zigaretten, nervöses Verhalten wie Nägelkauen, Zappeln, Wippen und auf und ab gehen, nicht ruhig sitzen können). Quelle: WebMD
Wenn Stress den Körper krank macht
Wenn sich stressbedingte Gefühle und Stimmungen körperlich auswirken, bezeichnen wir das als psychosomatisch (siehe psychische Symptome) und dazu:
- körperliche/kognitive/emotionale Schmerzen und Leiden
- eingeengter Hals und flache, eingeengte Atmung
- Allergien, Asthma
- Autoimmun-Syndrome aufgrund einer mangelhaften Immunabwehr
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Magen-Darm-Störungen wie Magenverstimmung, Darmgeschwüre
Anhaltender Stress kann zu einer schwachen Immunfunktion und erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten führen. Emotionaler Stress kann außerdem zu hormonellen Ungleichgewichten führen (Nebenniere, Hypophyse, Schilddrüse, etc.), die eine gesunde Immunfunktion weiter beeinträchtigen. Gefühle der Anspannung, Reizbarkeit, Unruhe, Sorgen, Unfähigkeit zu entspannen kann zu einer Depression oder Angststörung führen.
(Quelle: Larry Trivieri, Jr., The Health Plus Letter, Vol. 2, No. 2, www.1healthyworld.com)
Stresstypen-Test
Finde in wenigen Minuten heraus, was aktuell Stress bei dir verursacht (und auch, zu welchem Typ Stress du neigst).
0 Kommentare