Therapieverfahren
Es gibt es drei anerkannte Psychotherapie-Verfahren, die durch die Krankenkasse finanziert werden:
1. Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie kommt hauptsächlich aus den USA und geht davon aus, dass das nun störende Krankheitsmuster bedingt durch Verhaltensweisen in der Vergangenheit erlernt wurde. Was man erlernen kann, kann man auch wieder verlernen. So ist uns Gehirn aufgebaut. Damit können wir unser Gehirn trainieren, andere, neue Verhaltensmuster zu lernen und diese an die Stelle der alten, störenden Verhaltensweisen zu ersetzen. Diese Therapieform bezieht sich stark auf die Erlebnisse, Gedanken und Emotionen eines Menschens und ergründet genauestens die Ursachen, um eine akkurate Diagnose mit entsprechend zielgerichteter Behandlung aufzustellen. Es werden Verhaltensübungen integriert, u. a. die Konfrontation mit angstauslösenden Reizen und Situationen, Verstärkung dieser (zum Durchleben und Realisieren) sowie damit einhergehend die Neutralisierung und Löschung der problematischen Verhaltensmuster. Das klingt für Ängstlichen hart, aber kann, wenn es nicht übertrieben, sondern in einem wohldurchdachten Rahmen bleibt, sehr förderlich sein. Die Konfrontation mit angstbesetzten Situation ermöglicht, dass man lernen kann, dass sie weniger bis gar nicht bedrohlich sind. Die Annahme, es würde gleich bei Eintritt in die Situation zu der Katastrophe kommen, die man sich ausgemalt hat, erscheint nach und nach null und nichtig. Ein anderes Ereignis, nämlich das Durchleben der Situationen und der entsprechende lösungsorientierte Umgang mit Symptomen, wird gelernt und gefestigt. Jedoch ist bei dieser Therapieform das Zauberwort: Entwicklung. Eine Konfrontation und erfolgreiche dazu, bedeutet nicht, dass man plötzlich geheilt ist. Es bedeutet, dass das Gehirn Erfolge lernt und sich in kommenden Situationen an diese erinnern wird, sodass weniger bis gar keine Angst mehr ausgelöst würde. Dazu ist es notwendig, dass man, wie zu Schulzeiten, seine Hausaufgaben macht. Wenn es die Aufgabe ist, sich einmal am Tag für 10 Minuten draußen aufzuhalten und dann in der kommenden Woche für 20 Minuten oder heute zwei Stationen mit dem Bus zu fahren und morgen drei, dann sollte diese Aufgabe zwingend eingehalten werden. Sonst verfehlt die Therapieform ihr Ziel, und der Patient bleibt in seinem Leiden stecken. Es wäre übrigens das Normalste der Welt, wenn man sich das als Angstpatient nicht zutraut. In diesem Fall sollte man dringend mit seinem Therapeuten darüber reden, dazu stehen und sich gemeinsam ein neues Herangehen wählen. Es ist wichtig, dass die Angst davor im Gespräch ausgesprochen wird.
2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die Behandlung ergründet Konflikte und Probleme in der Lebenssituation. Zwar werden im aktuellen Leben der Patienten/Klienten konflikt- bzw. problemauslösende Situationen angegangen, im Sinne einer unbewussten, verdrängten Konfliktsituation aus der Kindheit beispielweise, aber diese aus der Vergangenheit stammenden Konflikte werden nicht thematisiert. In bestimmten Versagens- und Versuchungssituationen in der aktuellen Lebenssituation finden wir Problemstrukturen aus der Kindheit, die durch bestimmte Situationen wie Beruf oder Personen wie der Vorgesetzte sozusagen wieder ins Bewusstsein rückt und ein krankhafte Konflikte auslöst. Es findet somit lediglich eine Minderung der Symptome statt, ohne dass zu stark in die Persönlichkeitsstrukturen eingedrungen oder gar eine Veränderung des Charakters angestrebt wird.
In der Regel dauert diese Behandlung 50 Stunden, kann aber verlängert werden, und findet ein bis zwei Mal pro Woche mit zumeist abbrobierten Psychotherapeuten statt.
3. Analytische Psychotherapie (Psychoanalyse)
So wie man es von Sigmund Freud kennt, geht es hier um die Zerlegung und Entschlüsselung der Seele. Sie ist weder übungs-, noch trainingsorientiert, sondern konzentriert sich auf das Verstehen aller Zusammenhänge, die das Problem im Jetzt hervorrufen (Einsicht). Was führt unser Unterbewusstsein zutage, wieso und wozu? Die angstauslösenden Elemente werden durch Einsicht umstrukturiert. Die klassische Psychotherapie geht meist über Jahre und beinhaltet wenigstens drei Sitzungen pro Woche. Das typische Setting „Patient liegt auf Couch“ wird hier noch häufig durchgeführt. Es ist keine Fragetechnik, sondern das ungenierte Rauslassen, Assoziieren, all dessen, was dem Patienten in den Sinn kommt bzw. auf dem Herzen liegt. Der Psychoanalytiker sitzt hinter dem Patienten und deutet die Aussagen, wann immer er es für angebracht hält. Auch die Übertragung (Spiegel-Prinzip/Gesetz der Anziehung – es gibt heute viele Ausdrücke dafür. Ein sehr vereinfachtes Beispiel wäre: Was wir in uns tragen als Wunde, ziehen wir gewollt, aber unbewusst, im Außen an und in unser alltägliches Leben, um den zugrunde liegenden Konflikt neu zu erwecken und somit konfrontieren und lösen zu können). Auch die Traumanalyse findet Beachtung/Einzug.