Männer & Angst: Verlustangst als Mann integer überwinden

Angst vor Verlust des Partners zeigt sich oft in subtilen Gefühls-, Gedanken- und Verhaltensmustern, die auf den ersten Blick nicht (sofort) erkennbar sind. Ist Verlustangst als Mann anders als als Frau? Leider, ja. Männer, die unter Verlustangst leiden, neigen dazu, sich anzupassen, fortlaufende, sichere Bestätigung zu suchen, reagieren sensibel auf kleinste Veränderungen bei der Partnerin und stellen ihre eigenen Bedürfnisse hintan. Diese Angst vor Verlust der Partnerschaft kann besonders nach einer Trennung bzw. in einer Beziehung nach langen Singlejahren auftreten. Dann ist die Sorge, den (neuen) Partner zu verlieren, meistens überwältigend existenziell. Verlustangst führt dann bei Männern meistens zu depressiven Verstimmungen, Angstzuständen und anderen Stresssymptomen wie Schlafstörungen: wegen der täglichen Selbstverleugnung und dem Gefühl, dass man nur wertvoll ist, wenn man die Erwartungen des anderen erfüllt.

Bleiben diese Erfahrungen und Emotionen unverarbeitet, durchdringt Verlustangst irgendwann jeden Gedanken, jede Entscheidung. Du vermeidest es bald instinktiv aka angstbasiert, deine Meinung zu sagen, deine Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen auszudrücken aus Sorge vor Konflikten – der Angst davor, dass dein neuer Partner dich anders sieht, dir durch Streit Nähe und Verbundenheit verweigert oder dich sogar verlässt. Du opferst dich für die Beziehung auf – in der Hoffnung, so nicht verletzt zu werden.

Doch den Spieß umzudrehen bedeutet, dir selbst gerecht zu werden. Den Mut aufzubringen, für dich einzustehen, auch wenn du das Risiko eingehst, nicht mehr zu gefallen. Das ist keine Flucht nach vorn, sondern ein Schritt zu dir selbst. Denn deine Bedürfnisse und Grenzen sind nicht verhandelbar – sie sind die Basis, die dir erlaubt, zu lieben, ohne dich zu verlieren, und geliebt zu werden als der Mann, der du bist. Und ja, das geht verlustfrei. In diesem Blogpost schauen wir, wie du Verlustangst als Mann integer überwinden kannst.

 

Ausprägungen und Anzeichen von Verlustangst bei Männern

Männliche Verlustangst zeigt sich oft in spezifischen Verhaltensmustern, die tief mit gesellschaftlichen Erwartungen und biologischen Reaktionen verknüpft sind. Ich werde also in diesem Blogpost erst einmal versuchen, die FAKTEN so neutral wie möglich darzustellen.

Männer erleben diese Angst meistens verdeckt (verstecken sie vor sich selbst/anderen) und versuchen, sie durch Anpassung und/oder Kontrolle zu bewältigen. Die Kontrolle fällt dabei aufs eigene Empfinden/Verhalten sowie auf das der Partnerin. Die emotionalen, psychischen und physischen Symptome, die sich dadurch zeigen, so wie das Verhalten in der Partnerschaft manipulieren subtil bis offen das eigene Wohl und Glück sowie das der Partnerin – bis hin zu gefürchteten Trennung. Denn Verlustangst, sucht sie doch stets nach ihrer Existenzberechtigung, “macht” leider, dass Männer nicht nur ihre Beziehung, sondern auch sich selbst aus den Augen verlieren. Das hat meistens einen massiven Rattenschwanz.

Die folgenden Ausprägungen und „Symptome“ mögen verdeutlichen, wie bei dir als Mann Verlustangst zum Ausdruck kommen kann.

was eifersucht mit der angst vor ablehnung zu tun hat

Anpassung und Selbstverleugnung

Männer passen sich übermäßig an und unterdrücken eigene Bedürfnisse, um Konflikte zu vermeiden und die Beziehung zu sichern.

Beispiele: Du merkst, dass du dich auf Partys oder bei Treffen mit Freunden/Familie zurückhältst – nur, um keinen Streit zu provozieren. Oder du sagst zu Aktivitäten Ja, auf die du eigentlich keine Lust hast, weil du Angst hast, dass er oder sie sonst enttäuscht ist (Reisen beispielsweise, weil es dem Partner wichtig ist). Wenn sie von dir erwartet, an den Wochenenden immer Zeit zu haben, lässt du dein Hobby links liegen, obwohl es dir eigentlich wichtig ist. Und jedes Mal, wenn du versuchst, etwas für dich zu tun, kommt diese leise Stimme, die sagt: „Wenn ich das mache, könnte er oder sie vielleicht unzufrieden sein und mich verlassen.“

Du verbiegst dich und sagst dir, dass es sich für die Beziehung lohnt. Aber innerlich spürst du die Frustration, weil du dich nicht authentisch zeigen kannst. Diese Anpassung fühlt sich an, als würdest du in einer Rolle stecken, die nicht zu dir passt, nur um die Beziehung irgendwie aufrechtzuerhalten. Dabei gehst du immer wieder Kompromisse ein, die dich selbst mehr kosten, als du zugeben willst.

Kontrollverhalten und Eifersucht 

Verlustangst äußert sich häufig in Eifersucht und dem Drang, den Partner kontrollieren zu wollen, um das Gefühl der Sicherheit aufrechtzuerhalten.

Du ertappst dich dabei, wie du den Social-Media-Account deines Partners durchgehst, suchst nach neuen Followern oder Kommentaren von Fremden – immer auf der Hut, weil du fürchtest, jemand könnte dir den Platz an seiner Seite streitig machen. Vielleicht fragst du auch ständig nach, wo er oder sie gerade ist und was sie tun, obwohl du weißt, dass du übertreibst. Diese ständige Unsicherheit nagt an dir, weil du innerlich denkst, dass jede Minute, die dein Partner ohne dich verbringt, ein Risiko birgt – für deine emotionale Sicherheit und Zugehörigkeit.

Wenn er oder sie sich mal nicht sofort meldet oder etwas unternimmt, ohne dich einzubeziehen, gehen dir unzählige Gedanken durch den Kopf. Du wirst unruhig und suchst nach Wegen, Kontrolle zurückzugewinnen – sei es durch ständige Nachrichten oder indirekte Fragen, die darauf abzielen, mehr über seine oder ihre Pläne zu erfahren. Es ist, als würdest du ständig den Überblick behalten wollen, um nicht von etwas überrascht zu werden, was dich verletzt.

Hinter diesem Verhalten stecken Selbstwertzweifel und die Sorge, dass dein Partner vielleicht jemanden findet, der besser passt – oder erkennt, dass du vermeintlich nicht/nie gut genug warst. Die Eifersucht wird zu einem Reflex, der deine Beziehung beeinflusst und dich in eine Spirale von Misstrauen und Unsicherheit zieht. Du versuchst, das Gefühl von Kontrolle aufrechtzuerhalten, weil es dir zumindest für einen Moment eine vermeintliche Sicherheit gibt. Und je mehr du kontrollierst, desto stärker merkst du, dass es dich nicht wirklich beruhigt, sondern deine Ängste nur noch weiter füttert.

Übermäßige Bestätigungssuche

Am besten ständige Bestätigung, bis du dich sicher fühlst, und fortwährende Liebesbekundungen, um sich sicher zu fühlen.

Du merkst, wie du ständig fragst: „Liebst du mich?“, „Bin ich dir wichtig?“ – und das nicht nur, um Liebe zu spüren, sondern auch, um zu hören, dass dein Partner stolz auf dich ist. Vielleicht wartest du darauf, dass er oder sie dich für deine Leistungen anerkennt, dich lobt für das, was du erreicht hast. Denn tief in dir brauchst du nicht nur die Bestätigung, dass du geliebt wirst, sondern auch, dass du bewundert wirst, dass dein Partner stolz darauf ist, mit dir zusammen zu sein.

An den Tagen, an denen du das nicht hörst, wächst die Unsicherheit. Du suchst immer wieder nach Zeichen, die dir zeigen, dass du genug bist – als Partner und als Mensch. Diese Anerkennung ist für dich wie ein Anker, der dir für den Moment Stabilität gibt. Doch sobald dein Partner abgelenkt ist, von der Arbeit spricht oder eigene Pläne verfolgt, kommt das Gefühl zurück, dass du mehr tun müsstest. Du fragst dich, ob du genug bist, wenn die Anerkennung ausbleibt.

Um die Zweifel zu besänftigen, fragst du häufiger nach Bestätigung und achtest auf jede kleine Reaktion. Du suchst nach Lob für das, was du erreicht hast, und hoffst auf Worte, die dir zeigen, dass dein Partner dich nicht nur liebt, sondern auch stolz auf dich ist. Doch diese Abhängigkeit von der Bestätigung führt dazu, dass du immer wieder unsicher wirst. So sehr du dich nach Stolz und Anerkennung sehnst, du findest dich immer wieder in einem Kreislauf, der dich nicht zur Ruhe kommen lässt und deinem eigenen Selbstwert im Weg steht.

Verlustangst aktive passive Beziehungsangst

Vermeidung von Konflikten

Du merkst, wie oft du schweigst, wenn du eigentlich anderer Meinung bist. Du lässt Dinge ungesagt, weil du die Konfrontation fürchtest. Vielleicht nickst du nur, wenn dein Partner etwas vorschlägt, das dir nicht gefällt, und sagst dir, dass es schon okay ist, weil du keinen Streit riskieren willst. Dabei spürst du den Druck, dich anzupassen, und das unbehagliche Gefühl, dass du deine eigenen Ansichten zurückhältst, um nicht anzuecken.

Deine Verlustangst treibt dich dazu, Konflikte um jeden Preis zu vermeiden, aus Angst, dass ein Streit zu Ablehnung führen könnte. In deinen Gedanken spinnst du Szenarien, in denen ein offener Konflikt das Ende der Beziehung bedeuten könnte, und so schweigst du, selbst wenn dich etwas stört. Du unterdrückst deinen Ärger oder dein Unwohlsein, weil du glaubst, dass es sicherer ist, die Harmonie zu wahren.

Leider hat dieses Schweigen einen hohen Preis. Du vernachlässigst deine eigenen Grenzen und das, was dir wichtig ist, aus Angst, der Partner könnte dich ablehnen. Nach und nach entsteht ein Gefühl der Unzufriedenheit, das du kaum ausdrücken kannst, weil du dich immer wieder selbst zurücknimmst. So bleibst du in der Rolle des Harmonie-Bewahrers gefangen, während du innerlich spürst, dass diese vermeintliche Sicherheit dich nur weiter von dir selbst entfernt.

Ständige Überprüfung und Überwachung

Verlustängstliche Männer möchten oft genau wissen, wo der Partner ist und was er tut, um die Beziehung zu „überwachen“ und drohende Verluste zu verhindern.

Du merkst, wie du unruhig wirst, wenn du nicht genau weißt, wo dein Partner ist oder was er gerade macht. Vielleicht greifst du dann reflexartig zum Handy, schreibst eine Nachricht, oder schaust, ob er oder sie online ist – alles nur, um dieses Gefühl der Unsicherheit für einen Moment zu lindern. Es ist, als müsstest du ständig den Überblick behalten, um sicherzugehen, dass die Beziehung in Ordnung ist.

Dieser Drang zur Kontrolle zeigt sich in deinem Bedürfnis, den Tagesablauf deines Partners genau zu kennen. Vielleicht fragst du nach, wann er oder sie zurückkommt, wer dabei ist oder was die Pläne sind. Auch wenn du weißt, dass dein Partner vertrauenswürdig ist, gibt dir die Kontrolle das Gefühl, drohende Verluste zu verhindern. Du willst verhindern, dass sich etwas außerhalb deines Einflusses abspielt, das eure Verbindung gefährden könnte.

Doch je mehr du versuchst, durch Überwachung Sicherheit zu gewinnen, desto mehr fühlst du, wie das Vertrauen schwindet – nicht nur in deinen Partner, sondern auch in dich selbst. Statt dich sicherer zu fühlen, wird die Angst vor Verlust nur stärker, weil du begreifst, dass du den anderen nicht wirklich festhalten kannst. Dieses Verhalten führt dich in einen Kreislauf, in dem das Vertrauen schrittweise durch die ständige Überprüfung untergraben wird.

Angst mich zu trennen

Intensive Suche nach Nähe und körperlichem Kontakt

Männer suchen verstärkt nach körperlicher Nähe, z. B. durch Umarmungen oder Berührungen, um sich emotional verbunden zu fühlen.

Du merkst, wie wichtig dir körperliche Nähe in der Beziehung ist. Vielleicht suchst du gezielt nach Umarmungen, Berührungen oder hälst öfter die Hand deines Partners, um dieses Gefühl von Verbundenheit zu spüren. Es ist, als ob du dich in diesen Momenten von Unsicherheiten befreist und einfach nur sicher fühlst. Diese körperliche Nähe gibt dir für einen Moment die Bestätigung, dass alles in Ordnung ist, dass dein Partner bei dir bleibt.

Manchmal kann es sein, dass du Nähe einforderst, auch wenn dein Partner nicht in der gleichen Stimmung ist. Die Berührung wird für dich zu einer Art Anker, der dir Stabilität gibt. Ohne diesen körperlichen Kontakt fühlst du dich schnell allein gelassen oder fragst dich, ob dein Partner sich emotional entfernt hat. Diese Angst treibt dich dazu, nach Wegen zu suchen, die Verbindung über Berührungen zu sichern – weil Worte und Gesten allein oft nicht ausreichen.

Es kann aber auch sein, dass diese Suche nach Nähe deinen Partner unter Druck setzt. Wenn er oder sie das Bedürfnis nach Freiraum äußert, löst das in dir das Gefühl aus, dass die Beziehung gefährdet sein könnte. Statt dich sicher zu fühlen, wirst du noch stärker auf Nähe fixiert. Die körperliche Verbindung, die dir eigentlich Geborgenheit geben soll, verstärkt die Verlustangst, weil du spürst, dass du nicht ohne sie kannst.

Selbstaufgabe für die Beziehung

Eigene Freundschaften, Hobbys und Interessen werden vernachlässigt oder aufgegeben, um den Partner zu halten und Nähe zu sichern.

Du bemerkst, dass du kaum noch Zeit für deine Freunde oder Hobbys hast. Was dir früher Freude gemacht hat, bleibt jetzt oft auf der Strecke, weil du deinen Fokus ganz auf die Beziehung legst. Vielleicht hast du aufgehört, deinen Sport regelmäßig auszuüben, oder du hast kaum noch Kontakt zu den Menschen, die dir wichtig waren, bevor ihr zusammengekommen seid. Dein Leben dreht sich immer stärker um deinen Partner, und du passt dich seinen Interessen und Wünschen an – auch wenn du dadurch Dinge aufgibst, die dir früher wichtig waren.

Du sagst dir, dass es für die Beziehung notwendig ist, Kompromisse einzugehen und dich anzupassen, um die Nähe zu sichern. Doch innerlich spürst du, wie du langsam den Kontakt zu dem verlierst, was dich ausmacht. Diese Selbstaufgabe ist nicht nur ein Opfer für die Beziehung; es ist auch ein Zeichen dafür, dass du Angst hast, du könntest allein nicht genug sein. Durch das Aufgeben deiner eigenen Interessen versuchst du, die Verbindung zu festigen, damit der Partner keinen Grund hat, sich von dir zu entfernen.

Doch je mehr du dich aufgibst, desto größer wird die Leere, die zurückbleibt. Du fühlst dich abhängig, weil du erkennst, dass dein Leben zunehmend um die Beziehung kreist. Es fehlt dir an eigenen Ankern, die dir Sicherheit und Zufriedenheit geben könnten. Diese Abhängigkeit kann die Angst noch verstärken, weil du spürst, dass du ohne deinen Partner nichts mehr hast, was dich erfüllt. Statt auf deine eigene Stärke zu vertrauen, lässt du dich immer tiefer in die Beziehung hineinziehen und verlierst dabei die Verbindung zu dir selbst.

Vermeidungsverhalten gegenüber Trennungsthemen

Männer mit Verlustangst vermeiden es, über mögliche Trennungen oder Beziehungsprobleme zu sprechen, um die Beziehung stabil zu halten.

Du spürst, wie unangenehm es dir wird, wenn das Thema Trennung oder Beziehungsprobleme aufkommt. Vielleicht weicht dein Blick ab, und du versuchst, das Gespräch schnell in eine andere Richtung zu lenken. Der Gedanke, dass die Beziehung in Gefahr sein könnte, löst eine innere Panik aus, und du machst alles, um diesen Gedanken zu verdrängen. Es ist einfacher, die Augen vor möglichen Problemen zu verschließen, als sich der Möglichkeit einer Trennung zu stellen.

Oft vermeidest du Gespräche über schwierige Themen, weil du befürchtest, dass sie Risse in die Beziehung bringen könnten. Du schweigst, selbst wenn dir Dinge auffallen, die dich belasten, oder wenn du merkst, dass dein Partner unzufrieden ist. Statt die Probleme anzusprechen, ignorierst du sie, in der Hoffnung, dass sie von allein verschwinden. Dein Ziel ist es, die Harmonie zu bewahren und die Beziehung stabil zu halten – selbst wenn das bedeutet, ungelöste Konflikte unter den Teppich zu kehren.

Diese Vermeidung kann dich langfristig in eine Sackgasse führen. Du merkst, wie sich Spannungen aufbauen und unausgesprochene Probleme die Beziehung belasten. Doch aus Angst vor der Konfrontation hältst du an der Illusion fest, dass es sicherer ist, zu schweigen. Dabei erkennst du, dass diese Verdrängung die Verbindung nicht wirklich stabilisiert, sondern sie insgeheim schwächt. So lange du nicht über Trennungsthemen sprechen kannst, bleibt die Verlustangst im Hintergrund und nagt daran, wie du die Beziehung und auch dich selbst erlebst.

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Schnelles Reagieren auf Streit und Versöhnung

In Konflikten zeigen sie oft eine überstürzte Bereitschaft zur Versöhnung und Entschuldigung, um die Harmonie wiederherzustellen.

Wenn es zum Streit kommt, spürst du sofort den Drang, alles wieder ins Lot zu bringen. Oft entschuldigst du dich schneller, als du wirklich darüber nachdenken kannst, ob es tatsächlich notwendig ist. Du bist bereit, Dinge einfach auf dich zu nehmen, nur damit die Spannung verschwindet und die Harmonie wiederhergestellt ist. Es geht weniger darum, wer Recht hat oder was wirklich passiert ist – du willst einfach, dass die Ruhe einkehrt, weil der Konflikt deine Verlustangst befeuert.

Vielleicht bist du derjenige, der nach einem Streit sofort anruft oder eine versöhnliche Nachricht schickt, selbst wenn du das Gefühl hast, im Recht zu sein. Du entschuldigst dich für Dinge, die du eigentlich nicht bereust, nur um zu verhindern, dass der andere sich weiter entfernt. Diese überstürzte Bereitschaft zur Versöhnung ist oft ein Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen, indem du die Beziehung schnell wieder auf eine vermeintlich stabile Basis stellst.

Doch diese schnellen Versöhnungsversuche können dazu führen, dass du langfristig deine eigenen Bedürfnisse und Standpunkte opferst. Du fühlst dich vielleicht besser, weil der Streit vorbei ist, aber du spürst auch, dass du nicht wirklich das gesagt hast, was dir wichtig ist. Anstatt offen für dich einzustehen, suchst du nach dem einfachsten Weg, die Angst zu beruhigen – was dazu führen kann, dass du dich in der Beziehung immer weniger authentisch zeigst und dich selbst verleugnest, um den Frieden zu bewahren.

Verlust von Eigenständigkeit und Individualität

Verlustangst führt dazu, dass Männer ihre Identität stark an die Beziehung anpassen und ihre eigene Autonomie vernachlässigen.

Du bemerkst, wie du dich immer stärker an deinen Partner anpasst und dabei deine eigenen Interessen und Ziele mehr und mehr aufgibst. Was früher für dich wichtig war, rückt jetzt in den Hintergrund, weil du dich zunehmend auf die Beziehung konzentrierst. Die Grenzen zwischen dir und deinem Partner verschwimmen, und du fühlst, dass deine Identität fast vollständig in die Beziehung eingebettet ist. Du triffst Entscheidungen danach, was gut für euch als Paar ist, statt darauf zu achten, was für dich persönlich sinnvoll wäre.

Deine Verlustangst lässt dich glauben, dass du nur in der Beziehung wertvoll bist. Deine eigenen Träume und Wünsche werden dabei nebensächlich, weil du dich so sehr darauf konzentrierst, den Partner nicht zu verlieren. Du merkst, wie sich dein Leben um die Beziehung dreht und wie wenig Raum für deine Autonomie bleibt. Die Dinge, die dir früher wichtig waren – seien es Freundschaften, Hobbys oder berufliche Ziele – treten in den Hintergrund, weil du glaubst, dass sie die Bindung gefährden könnten.

Dieser Verlust an Individualität schwächt auf Dauer auch dein Selbstbild. Je mehr du dich anpasst, desto mehr fühlst du, dass du dich selbst verlierst. Dein Leben wird von der Beziehung definiert, und du erkennst dich kaum wieder, weil so viele deiner Entscheidungen nur darauf abzielen, die Harmonie zu sichern. Das Paradoxe daran ist, dass du deine Freiheit aufgibst, um die Beziehung zu schützen, dabei aber gleichzeitig die Grundlage untergräbst, die dir eigentlich Stabilität geben könnte – deine eigene, unverfälschte Identität.

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Unterschied zwischen Verlustangst als Mann verglichen mit weiblicher Verlustangst

Der Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Verlustangst lässt sich in verschiedenen Dimensionen betrachten: im eigenen Erleben, in der Fremdwahrnehmung und aus soziologischer sowie biologisch-psychologischer Perspektive.

Die Kernunterschiede von Verlustangst bei Männern und Frauen sind vorwiegend in der Art und Weise zu finden, wie sie erlebt, ausgedrückt und gesellschaftlich interpretiert wird. Männer erleben und verbergen Verlustangst oft, um ihr Selbstbild, besonders die Wahrnehmung von Stärke und Autonomie zu schützen, während Frauen Verlustangst stärker im Rahmen von emotionaler Nähe und Bindung leben und zeigen. Das heißt: Beide Geschlechter gehen mit Beziehungen anders um und entwickeln daher verschiedene Bewältigungsstrategien (zumindest auf genereller Ebene), nicht nur vermittelt-erlernt von Vorbildern, sondern auch durch erlebt durch eigene Erfahrungen.

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Im eigenen Erleben

Männliche Verlustangst äußert sich oft in Form von Anpassung an fremde Bedürfnisse, Grenzen, Ansichten, Forderungen und “Gegebenheiten”, starker Bestätigungssuche und Vermeidungsverhalten. Ein So-Sein (aber Anders-Sein) – trotz ständigen internen Konflikt, der sich irgendwie geartet psychisch und/oder im Verhalten äußert. Männer neigen dazu, ihre Meinung zurückzuhalten, aus Angst, als „schwach“ oder „unsicher“ wahrgenommen zu werden. Das bleibt oft verborgen und wird durch Verhalten wie übermäßiges Kontrollieren, Eifersucht oder die ständige Suche nach Nähe/Sexualität und Kontakt kaschiert. Hinweis: Nur ist es mehr als “eine Sache” der Sprache der Liebe. Das Zweite – Eifersucht – und die gefühlte “Leere” fühlt sich für viele Männer wie eine existenziell erlebte Vernachlässigung, Ablehnung, Wertlosigkeit bis hin zu lähmender Angst oder wütender Furcht vor Untreue/Betrug an. Im Extrem (weil missverstanden und unbearbeitet/ungelöst) schwingt eine obsessive Nähe/Intimität mit, soll heißen: Mann greift nach jedem Strohhalm, den man (noch) zur Kontrolle hat, um den anderen zu steuern, damit man so wenig Angst und Sorge wie möglich spürt/fühlt und sich selbst mit der Eigenwahrnehmung als Mann so geliebt wie möglich.

Weibliche Verlustangst kann sich durch verstärkte Bindung(ssehnsucht), intensiven emotionalen Austausch (zumindest der Wunsch danach) oder gar den Drang zur Kontrolle (des Partnerverhaltens) äußern. Frauen erleben Verlustangst damit meist als starke emotionale Verbundenheit, die von einem intensiven Bedürfnis nach Bestätigung begleitet wird, das ausbleibt. Sie zeigen Verlustangst durch viele Worte und stark emotionales Verhalten, häufig, um Sicherheit zu finden –

wobei ich in puncto Wut und körperlichen/psychischen Symptomen bisher wenig Unterschiede zwischen meinen männlichen und weiblichen Klienten finden konnte.

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In der Fremdwahrnehmung

Männer mit Verlustangst werden oft als kontrollierend oder übermäßig anhänglich wahrgenommen. Ihr Verhalten kann von außen als Bedürfnis nach Kontrolle interpretiert werden, was oft als „dominant“ oder „besitzergreifend“ wahrgenommen werden kann. Gleichzeitig kann das Umfeld dieses Verhalten als Überkompensation einer Verletzlichkeit deuten, die Männer selten zeigen – wie eine unterliegende Traurigkeit, die Mann schwer emotional ausdrücken kann. Stattdessen findet er andere Ausdruckswege.

Frauen mit Verlustangst werden eher als emotional und stark bedürftig wahrgenommen. Ihr Verhalten wird oft mit Intimität und Nähe in Verbindung gebracht (die unausgewogen ist) und kann auf Außenstehende intensiver als bei Männern wirken, also eher wie eine Suche nach Nähe und emotionaler Verbindung – aus innerer Not. Ängstliche Vermeider und reine Vermeider ziehen sich dann oft zurück aus Angst vor Inbegriffnahme/erzwungener Selbstaufgabe.

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Soziologische Perspektive

Gesellschaftlich wird Männern oft beigebracht, Emotionen wie Verlustangst nicht offen zu zeigen, da dies als Zeichen von Schwäche gelten könnte. Männer, die ihre Verlustangst offenlegen, laufen Gefahr, gegen stereotype Erwartungen von Stärke und Unabhängigkeit zu verstoßen. Diese Rollenerwartungen verstärken das Vermeiden von emotionaler Verletzlichkeit.

Für Frauen ist Verlustangst gesellschaftlich akzeptierter und wird eher als Teil eines natürlichen Bindungsstrebens gesehen. Weibliche Verlustangst gilt daher als intensives Bedürfnis nach emotionaler Sicherheit und in vielen Kulturen sogar als Indikator für „gute“ Mutter- oder Partnerqualitäten.

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Biologisch-psychologische Perspektive

Verlustangst wird bei Männern häufig durch die Aktivierung des Kampf- oder Fluchtmodus geprägt. Daher reagieren sie meist entweder mit Rückzug oder Überanpassung. Evolutionär vermutet man, dass das mit dem Bedürfnis zusammenhängt, Schutz und Stärke zu zeigen, um in Konkurrenz zu anderen Männern als „wettbewerbsfähig“ wahrgenommen zu werden.

Frauen reagieren oft durch die Aktivierung von Bindungs- und Fürsorgeinstinkten. Biologisch ist das Oxytocin-System (Bindungshormon) bei Frauen in Verlustsituationen stärker ausgeprägt, was intensive Gefühle von Verbundenheit und den Drang zur emotionalen Nähe auslöst. Frauen reagieren damit eher mit verstärktem Bedürfnis nach Bindung und Unterstützung.

 

Impulse und Techniken zur Bewältigung der Verlustangst

“Problem erkannt, Problem gebannt” wird bei starker Angst mit psychischen und körperlichen Symptomen klinischer Natur schwierig, weil man sie nicht einfach “wegmotivieren” kann. Dennoch gibt es verschiedene Wege, um Verlustängste zu überwinden –

angefangen bei Kognitiver Verhaltenstherapie (CBT), die dir erlaubt, deine Gedanken über die Angst, verlassen zu werden, zu hinterfragen aka ob sie realistisch sind. Du kannst ein Tagebuch über deine Gedankenmuster führen und reflektieren, welche Annahmen zu deiner Anpassung oder Bestätigungssuche führen. Auch Expositionsübungen haben sich als nützlich herausgestellt: Dabei setzt du dich bewusst Situationen aus, in denen du z. B. deine Meinung offen aussprichst oder nicht wiederholt nach Bestätigung fragst/hascht, um neue Erfahrungen zu sammeln.

Die aus der Systemischen Therapie bekannten Aufstellungstechniken erlauben dir Klarheit und innere Distanz von alten Familienmustern, um deine Rolle in Beziehungen neu zu definieren.

Ist deine Verlustangst jedoch nicht klinisch, lassen sich verschiedene Wege nutzen – ob allein oder mit Unterstützung. Wir mit unserem Team bevorzugen diese:

Gesprächstherapie lässt dich Familienmuster erkennen und reflektieren, wie Verlustangst in deiner Ursprungsfamilie eine Rolle gespielt hat oder welche Dynamiken dich geprägt haben, welche Muster du heute fortsetzt.

Achtsamkeit und Meditation – besonders für Traumatisierte – erlauben dir eine intensive Gefühlsbeobachtung: So nimmst du deine Angst bewusst wahr, ohne sofort zu reagieren. Du erkennst beispielsweise, wie sich Anpassung, Eifersucht, Selbstverlust oder Schweigen in deinem Körper anfühlen. Für deine Körperwahrnehmung kannst du auch einen sogenannten Body Scan durchführen. Dabei nimmst du dir regelmäßig Zeit, in deinen Körper zu fühlen, um Verspannungen und weitere Symptome zu bemerken, die durch die Angst entstehen – wie sich also die Angst bei dir physisch zeigt.

Das ist eine kurze Körperreise aus einer meiner früheren Meditationen. Dauer: rund 4 min

Jede Form der Körperarbeit hilft dir: Yoga und Atemtechniken (z. B. Wechselatmung – Nadi Shodhana) oder sanfte Yoga-Übungen bauen Spannungen ab und holen dich zurück in deine innere Balance. Körperliche Ausdrucksformen wie Sport (ohne Leistungscharakter) bis hin zu improvisiertem Tanz lösen unterdrückte Emotionen und erlauben dir, deinen Körper bewusster wahrzunehmen.

Auch durch Kommunikationstechniken kannst du Ängste mildern, zum Beispiel deine nonverbalen Signale stärken und lernen, durch Körpersprache selbstbewusster aufzutreten. Ein fester Stand und bewusster Augenkontakt helfen z. B., deine Unsicherheit in Gesprächen zu mindern. Direkte Kommunikationsübungen bringen dir hingegen bei, klar und ehrlich über deine Bedürfnisse zu sprechen. Dabei nutzt man am besten „Ich“-Botschaften und die gewaltfreie Kommunikation, um Konflikte anzusprechen, ohne anklagend zu wirken.

Deinen Selbstwert und deine Selbstakzeptanz zu stärken bedeutet zuerst: Du musst deine Werten und Prinzipien, die dir wichtig sind, wissen und dich dazu verpflichten, diese in der Beziehung zu respektieren und zu wahren (genauso wie die des Partners), anstatt sie für den Partner aufzugeben. Arbeite zum Beispiel auch mit Affirmationen (“Tag für Tag vertraue ich mehr in meinen Wert für … (Name des Partners.”). Eine mehrtägige Selbst-Challenge mit bestärkenden Affirmationen findest du hier >> Du kannst entweder über 15 oder 30 Tage lang bestärkende Affirmationen für Selbstliebe, Selbstwert und Selbstvertrauen, Grenzen und Würde einüben und dich mit ihnen reflektieren – pro Tag 1 Thema oder alle 2 Tage eine Affirmation, um sie zu intensivieren.

Affirmationen Durchsetzungsvermögen Selbstfürsorge

Auch übende Selbstgespräche helfen dir, um deinen Wert unabhängig von externer Bestätigung zu spüren und zu vertiefen.

Als Identitäts- und Schattenarbeits-Mentorin empfehle ich jedem eine gewisse Grundlage emotionaler Arbeit und Schattenarbeit, in der du Gefühle verstehen, zulassen und reflektieren lernst: Wut, Trauer und Angst erkennst du am Ende als natürliche Reaktionen an. Wenn du Schattenthemen aufdeckst, verstehst du, welche Anteile in dir nach Bestätigung suchen und warum, welche frühen Erfahrungen diesen Wunsch nach Zugehörigkeit oder Anerkennung geprägt haben – ob Loyalitätsbündnisse zu Eltern z. B. oder übernommene Werte und Muster dahinterstecken usw. Beides erlaubt dir, dich authentisch zu verhalten.

Im sicheren Rahmen einer Therapie oder eines Coachings lassen sich darüber hinaus mittels Rollenspielen Situationen simulieren, in denen du deine Bedürfnisse klar und ehrlich, ohne Vorwürfe, aussprechen und auf Reaktionen reagieren lernst – bis hin zu Konfliktszenarien, in denen du ruhig und klar deine Position vertrittst, ohne der Angst nachzugeben. Meint: Redemittel – wie kannst du was ausdrücken, Gespräche initiieren und argumentativ vorgehen, um dich in deiner Wahrheit zu zeigen.

Durch all diese Techniken, Methoden und Übungen kannst du deine Verlustangst gezielt angehen und fortan vermeiden lernen, dass sie dich und deine Beziehungen weiter steuert. Bewusst und selbstbestimmt zu handeln, anstatt von unbewussten Mustern und Ängsten dominiert zu werden, ist das Ziel: bis du in dir selbstsicher und natürlich in deiner Partnerschaft bist.

Falls du dir Unterstützung dabei wünschst, wende dich gern an uns:

1:1-Coaching/Beratungsstunde in Zoom oder telefonisch

Mit den besten Grüßen
Janett Menzel

Erkenne gesunde Bindungsstrukturen

Stell dir vor, du wüsstest binnen von 2-3 Dates, wer für dich gemacht ist und wer nicht. Selbst auf Manipulationen wüsstest du zu reagieren – integer und angstfrei.

>> Ade Zufallsliebe <<

Coach für Frauen und Männer bei Ängsten

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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