In meiner Arbeit mit Frauen und Männern höre ich immer wieder die Frage „Wieso zieht er sich zurück?“ Ob nach dem 1. Date, mehreren Treffen, die in deinen Augen gut liefen, oder nach ein paar Wochen, in denen ihr euch gesehen habt: Viele Menschen rufen hier das Wort Ghosting auf. Abgesehen von diesem Phänomen aber gibt es Gründe, wieso sich besonders Männer zurückziehen – auch aus dem Nichts distanzieren -, selbst dann, wenn eure gemeinsame Zeit gut, intensiv oder gegenseitig zufriedenstellend war.
Als Pendant zu meinem Post für Männer „Wieso mag sie mich nicht?“ möchte ich all meinen Leserinnen die häufigste Frage beantworten – und die häufigsten Gründe nennen.
„Wieso zieht er sich zurück?“ Hintergründe zu Distanzverhalten in Liebe und Beziehungen
Plötzliche Distanz – sowohl räumlich als auch emotional – hat zwar immer Ursachen. Aber diese müssen weder generell noch spezifisch etwas mit der anderen Person (dir) zu tun haben. Im Netz wird viel über Narzissmus, EUM (emotional nicht verfügbare oder unerreichbare Männer) sowie Beziehungsangst geschrieben, um eine Erklärung für den abrupten Kontakt- und Beziehungsabbruch zu geben. Es ist die Suche nach einer Begründung, die zugleich Beruhigung sein soll, die alle möglichen Theorien entstehen lassen: und doch oftmals bei dir selbst, deinen Fehlern, deinem Wert enden. „Was habe ich falsch gemacht, dass er sich nicht mehr meldet?“, „Wieso will er mich nicht wiedersehen?“, „Wieso hat er das Interesse verloren?“, „Hat er eine andere?“ All diese Fragen tragen viel Kummer und Schuld mit.
Oft ist Rückzugsverhalten (bei allen Geschlechtern) eine Konsequenz oder Notwendigkeit: für innere Kämpfe wie Unsicherheiten, Ängste und Zweifel oder äußere Belange wie Stress, Beruf oder familiäre Pflichten. Die Gründe, wieso er sich zurückzieht, können also mehrschichtig sein. Deine eigene Wahrnehmung bezüglich seiner plötzlichen Distanz kann zudem trügerisch sein: Die einen empfinden es bereits als bedenklich, wenn ihr ersehnter Partner ein, zwei, drei Stunden braucht, um auf ihre Nachrichten zu antworten. Andere werden nervös, wenn er keine „Guten Morgen“-Nachrichten mehr schreibt. „Wieso zieht er sich zurück?“ ist in diesem Sinne nicht die korrekte Frage. Die bessere wäre: „Was hat er davon, dass er sich zurückzieht?“ Deshalb möchte ich Rückzug/Distanz einmal klar definieren:
Rückzug ist nicht synonym für Trennung (außer du siehst sie wegen langer Schwierigkeiten schon eine Weile kommen). Rückzug ist nicht synonym für Ghosting (unausgesprochene, aber wirksame Trennung). Rückzugsverhalten bzw. wiederholtes Distanzverhalten in Beziehungen meint den abrupten Verbindungsabbruch nach intensivem Kontakt. Ein Part distanziert sich für eine geraume Weile und nimmt nach einer beliebigen Zeit wieder Kontakt auf oder erlaubt, dass der andere – nachdem er nicht länger bereit ist zu warten – Kontakt aufnimmt. Rückzugsverhalten ist auf der aktiven Seite (des Fliehenden) oft mit emotionaler Distanz verbunden, jedoch nicht zwingend. Jemand kann sich zurückziehen, ohne dass sich seine Gefühle für dich verändert haben. Viele ziehen sich z. B. nicht von den eigenen Liebesgefühlen zurück, sondern von denen des anderen Parts (dir). Diese Distanz führt beim Wartenden (dir) oft zu großer Sorge und Zweifel, Eifersucht und Verlustängsten, was erneute Rückzüge auslöst oder gar zur Trennung führt.
Das gesagt, möchte ich dir nun die häufigsten Gründe nennen, wieso sich ein Mann plötzlich von dir (oder aus eurer Beziehung) zurückzieht.
Wieso zieht er sich zurück? Die 7 häufigsten Gründe
1) Er distanziert sich, weil er bekommen hat, was er wollte
Fangen wir mit dem Traurigsten zuerst an: Nicht wenige Männer verstellen sich zu Beginn einer Bekanntschaft, zeigen nur ihre guten und liebenswerten Seiten oder mimen diese bis zu einem Ausmaß, das dich beeindruckt. Sie machen es solange, bis sie ihr Ziel erreicht haben, z. B. dass du Gefühle für sie entwickelst, bereit für Sex bist oder sie eine Gewissheit haben, z. B. dass sie dich haben könnten/nicht haben können (oft sexueller Natur) – und ziehen sich dann zurück.
2) Du hast dich verstellt
Authentizität ist sexy und eines der attraktivsten Merkmale einer Frau – gemeinsam mit Attributen wie Weiblichkeit, Verwundbarkeit und Drive. Ist eine Frau zu Beginn sehr empfänglich für Komplimente, aber ändert sich im Laufe der Zeit und wird zunehmend unsicher (meist wegen ihrer eigenen Ängste vor Verlust), fragen sich Männer oft, was sich plötzlich verändert hat. Einige schließen auf sich als Grund und glauben, sie hätten etwas falsch gemacht. Andere sind schlicht verwirrt und ziehen sich zurück, weil sie nicht mehr wissen, ob du wirklich die Frau bist, die du zu Beginn warst – oder ob alles nur gespielt war.
3) Er zieht sich zurück, weil du unbewusst abhängig von ihm bist
Sei es Beschäftigung, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Finanzen, Status oder Erhöhung deines Werts durch einen Partner: Wir alle versuchen auf die eine oder andere Art durch Partnerschaften Bestätigung zu bekommen und unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Aber: Wir sollten in unserem Glück und unserer Selbstzufriedenheit nie abhängig von einem Menschen sein. Je „leerer“ du ohne einen Mann/Partner bist, der dich mag und dir deine Bedürfnisse befriedigen könnte/soll, umso stärker wirst du das nach außen sichtbar machen. Er wird es psychisch und emotional spüren, dass du ihn brauchst. Brauchen und Mögen aber sind zwei verschiedene Energien: Während Zuneigung eine sehr hohe energetische Frequenz hat, ist Brauchen synonym für großen Mangel. Hier hilft es, selbstbestimmt und selbstfürsorgend zu sein. Gib ihm das Gefühl, dass du mit ihm zusammen sein willst wegen ihm als Mann und Person – nicht nur wegen dir und dem, was dir fehlt.
4) Er ist ein aktiver Beziehungsvermeider und distanziert sich, wenn es ihm „zu ernst“ & „zu viel“ wird
Aktive Bindungsängstliche – damit gemeint sind die Stile „ängstlich-vermeidend“ und „gleichgültig-vermeidend“ – tragen die Sehnsucht nach ehrlicher, echter Liebe und gesunder Beziehung in sich. Doch ihr Aufwachsen oder negative Beziehungserfahrungen haben den Glauben an Liebe und Partnerschaft geschmälert oder zerstört. Dennoch sind es die beiden Gruppen, bei denen wir zu Beginn einer aufkeimenden Beziehung Love Bombing, große Erwartungen, Versprechen und Zukunftspläne finden. Das alles ändert sich schnell, wenn es ihnen „zu viel Gefühl“ oder zu ernst wird. Sie wissen weder, wie sie es erfüllen sollen noch glauben sie daran, dass es funktionieren kann. Sie kennen nur die Ups und Downs, sind emotionales Chaos bzw. emotionale Höhen & Tiefen bei sich selbst gewohnt. Sie sind es gewohnt, andere zu enttäuschen (auch wenn ihnen Eigenschuld nur eingeredet wurde). Je näher sie einer neuen Beziehung und tiefen Gefühlen kommen, desto eher schreit ihr System auf: und drängt auf Rückzug. Hat sich nach einer Weile die Angst wieder gelöst, entspannt sich das System und wird wieder offen für Gefühl oder eine gesunde Beziehungsstruktur. Leider löst ihr Distanzverhalten Ängste im Gegenüber aus, was den Umgang miteinander nur erschwert. Das sehen sie aber selten, weshalb sie oft denselben Fehler machen, wie ihn einst jemand ihnen gegenüber machte: Sie geben dem anderen die Schuld dafür, dass sie miteinander nicht funktionieren.
Als Ex-Beziehungsängstliche (ängstlich-vermeidend mit beizeiten gleichgültiger Tendenz) kann ich jeder Frau mit einem bindungsängstlichen Mann nur raten, sich entweder a) jemand anderen zu suchen oder b) einen gänzlich neuen Umgang mit dem ersehnten Partner zu lernen, damit die Beziehung funktioniert. Das rührt vom eigenen Verhalten bis hin zur Kommunikation. Erst das erlaubt Öffnung und Gewähr in aller Verwundbarkeit auf seiner Seite. Falls das für dich interessant ist: Ich habe ein Selbsthilfe-Programm inkl. persönlichem Gespräch oder WhatsApp Beratung zur Unterstützung ins Leben gerufen >>
5) Er will (doch) keine Beziehung
Männer und Frauen ticken grundverschieden, wenn es um Partnerschaften geht. Partnerschaft ist für die meisten Männer KEINE Priorität. Männer werden zu Wettbewerb und Leistung erzogen. Sie verknüpfen alles mit einem Ziel, das sie erreichen wollen/können. Wir reden hier teils von biologischer Psychologie, teils von Sozialisation und insbesondere Erziehung. Ein Mann kann sich eine Beziehung wünschen und doch feststellen, dass er eigentlich nach Erfüllung und Bestätigung sucht, die mit eigenen Leistungen einhergehen, sodass er stolz auf sich sein kann. Er kann sich dann abwenden und seinem Hobby, einem Sport oder Beruf widmen, in dem er genau das verfolgen und erwirken kann. Männer sind sehr viel mehr darauf geeicht, sich wie „ein Mann“ zu fühlen als wir Frauen (wobei jeder seine eigene Definition von „Mannsein“ mitbringt). Es ist deshalb entscheidend festzustellen, was ihn antreibt. Frauen hingegen werden noch immer stark zu Kooperation und Zusammenhalt erzogen. Das kognitive Leistungsmotiv als Lebenswunscherfüller findet bei uns erst seit circa 20 Jahren stärkeren Anklang; früher galten weibliches Wissen und Leistung eher als Basis die eine bessere Erziehung ihrer Kinder. Sie sollten Männer nicht überragen. Heute wird genau das von Frauen beinahe erwartet. Männer hingegen verfolgen noch immer eine „Mission“, haben eine „Vision“ für sich – und wenn sie diese noch nicht kennen, werden sie auf ihre Weise danach suchen. Und ziehen sich aus der Beziehung zurück, um ihre Beziehung zu sich und ihrer Welt zu stärken. Deshalb gibt es so viele Männer, die mit ihrem Beruf verheiratet zu sein scheinen.
6) Er traut sich dich nicht zu
Jeder halbwegs vernünftige Mann fragt sich, ob er dir geben kann, was du dir wünschst. Seien es also mangelhaft ausgeprägte Beziehungsfähigkeiten (besonders Männer in ihren 20ern), intellektuelles Vermögen oder Zukunftspläne: Wenn ein Mann merkt, dass er bei dir nur verlieren kann, er nie oder selten deinen Beistand für seine Lebenspläne oder deine Bestätigung erhalten würde, stattdessen eher Kritik und Versagensgefühle ernten würde, wird er sich von dir zurückziehen.
7) Die Luft ist raus
Er zieht sich zurück, weil der Lack ab ist: Irgendwann wurden die Treffen etwas weniger spannend – oder gar langweilig. Es war kaum mehr Kribbeln oder Aufregung da, die Gesprächsthemen sind mehr oder minder dieselben, die sexuelle Spannung eher unspannend. In jungen Kreisen nennt man es „Rentnerbeziehung“: Wenn die Anfangszeit in das Gefühl übergeht, in der man sich kaum mehr was zu sagen hat oder den anderen unspannend findet. Es gibt nur noch wenig Abwechslung und Hochs, nur gleichbleibende Tristesse. Es kann auch sein, dass du nicht länger über gewisse Themen mit ihm sprechen wolltest, nicht länger sein Kummerkasten oder die Mutti sein wolltest. Es kann sein, dass er dir nicht unentwegt Aufmerksamkeit schenken will/kann, es ihn auslaugt, er sich nach deiner Hingabe und Fürsorge sehnt – auch wenn er vorher so wirkte, als wäre er voller Energie und könne unendlich geben, geben, geben – und stets der Starke sein.
Natürlich gibt es noch einen Grund:
Du ziehst diese Partner unbewusst an, um dich vor einer Verletzung zu schützen. Doch du brauchst einen Mann, der nicht mit dir in eine Beziehung geht, damit du kämpfen und dich zurückgewiesen fühlen kannst, deinen Schmerz von früher ansehen und bearbeiten kannst. Wisse: Das menschliche Gehirn gibt dir hier ein GO, unbearbeitete Wunden von früher endlich zu heilen, sonst wärst du dir deiner Muster nicht bewusst. Dein Gehirn würde dafür sorgen. Wenn du deine innere Arbeit tiefgründig genug machst, sodass sie nachhält, kannst du aus deinem Teufelskreis ausbrechen. Doch nur wenige trauen sich diesen ehrlichen Blick auf sich selbst zu. Oder sie machen es weder in der Tiefe noch mit System. Unser Ratgebermarkt ist zudem um Längen zu einseitig und isoliert, um einfach nur ein Buch zu lesen. „Wie du Nein sagen lernst“ oder „Wie du deine Affäre beendest“ wird dich nicht vor weiteren Begegnungen mit nicht erreichbaren, emotional nicht verfügbaren oder distanzierten Männern schützen. „Die Wunden der ungeliebten Frau heilen“ zu lernen, sollte das eine Ziel einer jeden Frau sein, die die obigen Muster immer und immer wieder erlebt. Als Selbsthilfe-Autorin, Soziologin und Coach mit therapeutischen Ausbildungen habe ich deshalb ein 3-monatiges Programm erstellt, das sich genau diesem Ziel annimmt:
- Wieso zieht er sich zurück? Wieso gerate ich immer an den Falschen? und Wieso du „solche“ Männer anziehst, obwohl du Liebe suchst – Dich in deinen Motiven und Bedürfnissen verstehen lernen (und die Ambivalenz, die jeder Mensch in sich trägt)
- Was dich unbewusst steuert: Verborgene Verhaltens-, Gefühls- und Denkmuster aufdecken, bearbeiten und lösen, Ahnenanteile und transgenerationale Gefühlsprägungen (Du wirst erstaunt sein, was du alles aus deiner Familie in dir trägst.)
- Tragfähiges Selbstbewusstsein erfahren und in Notzeiten aus inneren Ressourcen schöpfen
- Integrität: Radikale Ehrlichkeit dir selbst gegenüber kultivieren und daraus Vertrauen
- Bedürfnisse, Grenzen und Begrenztheit entdecken und aussprechen lernen, ohne Disharmonie oder Trennung zu fürchten
- Trennungsfähigkeit ausbilden, um deine Lebenszeit so wertvoll wie möglich zu gestalten
- Innere Kind-Arbeit: Dein inneres Kind ist ein Mädchen! In meiner Arbeit widme ich mich ihm, nicht nur dem generellen inneren Kind, das überall besprochen wird. Denn die weibliche, gesellschaftlich-prägende Komponente fehlt und macht die I-K-Arbeit somit unvollständig. Wir holen es nach.
- Vertrauensarbeit (in andere)
- Vergebensarbeit
- Die Frau, die du sein willst – und was dir im Weg steht, um SIE zu werden und zu bekommen, was SIE braucht
- u. v. m.
Das Programm (1-zu-1) ist aktuell wieder offen. Melde dich zu einem ersten 60-minütigen Gespräch an, um mich kennenzulernen, erste Impulse für dein Anliegen zu bekommen und danach zu entscheidem, ob dir mein Programm weiterhelfen kann. Du kannst dich dazu einfach in meinen Onlinekalender eintragen >> PS: Solltest du doch nicht am Termin teilnehmen können, sag mir bitte ab.
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