Du und die anderen: Wovor fürchtest du dich am meisten?

Ich verwende im Folgenden Angst als Synonym für Stress, Sorgen, Leistungsdruck und Belastungen.

Heute betrachten wir Furcht vor jemandem oder etwas als kindisch und negativ. Angst darf nicht da sein, soll weg und hindert uns an der Maximierung unserer Möglichkeiten. Kannst du dir vorstellen, dass Angst etwas Positives, ja Heilendes ist? Ich stehe ziemlich allein auf weiter Flur, wenn es um diese Meinung geht. Aber ich mag meine Ängste, weil sie mir halfen, zu wachsen und mehr von dem Ich zu werden, was ich sein wollte. Ich weiß, dass es bei Angst- und Panikattacken sehr schwer ist, positive Aspekte an ihrer Existenz zu sehen. Aber es lohnt sich, sie zu suchen und an den Sinn von alldem zu glauben. Denn da, wo die guten Aspekte liegen, liegt der Schlüssel zu dir selbst. So ist es auch bei „kleineren“, angsteinflößenden Umständen.

Sei es die Angst, Fehler zu machen, schuld zu sein, jemanden zu enttäuschen, negativ bewertet zu werden, allein zu sein, hilflos zu sein, Konflikte auszutragen oder zu viel Verantwortung zu tragen… Es gibt ein Buch für jeden, in dem der Grund seiner Angst steht.

Angst ist, wenn…

Angst bedeutet für mich daher das: Ein Signal für etwas, was (doch) noch in die unerwünschte Richtung kämpfte, anstatt loszulassen. Sie ist auch ein Signal für das, was ich loswerden wollte. Am Beispiel von Panik waren das: Menschen und ihre Ansprüche an mich. Meine Angst stellte sich sozusagen schützend vor „mich“, um mich von „den anderen“ und ihren Erwartungen abzuschotten. Vor ein paar Jahren war mir der Konflikt und die Auseinandersetzung mit Menschen über ihre unvernünftigen Erwartungshaltungen zu anstrengend. Ich habe zu oft „Ja“ gesagt und meine Grenzen ignoriert, bis irgendwann meine Angst hochkam und wie eine strenge Mutter den sofortigen Stopp verlangte. Was folgte waren viele Momente, in denen ich mir meines Verhaltens klar werden musste. Wozu hatte ich dieses und jenes getan? Dann kamen viele Entscheidungen und der Mut, zu ihnen zu stehen, komme, was wolle…

Je nach Grad deiner Angst und nach Level deiner Bereitschaft, kann es unterschiedlich lang dauern, einzelne Ängste zu erkennen, sie anzusehen, deine Gedanken zu ändern, deine Einstellung zu deinen Gefühlen, dein Verhalten neu auszurichten, und schlussendlich dein Leben mit Angst neu zu entwerfen/zu leben.

Ein paar Grundgedanken:

  1. Unsere Ängste, Unsicherheiten und Zweifel sind zu unserem Glück da und sollen wie Abwehrkräfte unser Immunsystem LEBEN schützen. Unsere Angst ist gut und nützlich, nicht nur, wenn wir in Lebensgefahr geraten.
  2. Als Mensch hast Du die Erlaubnis, Angst haben zu dürfen und sie als etwas Dienliches zu sehen und
  3. Du kannst jederzeit lernen, Deine Ängste als Deinen Freund zu betrachten, indem Du Dir Informationen zu Angst verschaffst, Deinen Gefühlen der Angst Vertrauen entgegenbringen lernst und
  4. lernst, ihr eine Stimme zu verleihen – ihre eigene – damit Deine Angst aus Dir sprechen kann – und damit zu Dir.

Damit Du Dich verwirklichen kannst, indem Du Dir neu vertraust und das gegen alle Menschen und Regeln, die Dir Dein Umfeld angeblich diktiert. „Das kann ich nicht machen!“, „Das darf man nicht!“, „Und was ist, wenn…?“: So klingt Angst. Sprüche wie „Du brauchst keine Angst zu haben!“ und Stigmata wie Angsthase, Feigling, Memme, Schisser usw. signalisieren uns seit unserer Kindheit, dass wir keine Angst haben dürfen. Angst ist verboten. Angst bei jemandem zu sehen heißt gleichermaßen, sich mit seiner eigenen Angst auseinandersetzen zu müssen. Hat man wenig, ist eine Auseinandersetzung leicht. Hat man viel, aber verdrängt sie oder tut so, als hätte man keine, wird es schwierig. Angst als etwas Kindisches, Unvernünftiges und Unbrauchbares zu betrachten, man es schwierig. Löse Deine Glaubenssätze auf, ja korrigiere sie. Angst hat seit Urgedenken ihren Sinn und muss da sein, um uns zu schützen. Wir dürfen sie für unser Wohl nutzen und uns gern auch belehren (lassen). Sie zu realisieren (Ich habe Angst!), sie anzuerkennen (Es ist okay, dass ich Angst habe!), sich den Hintergrund anzusehen (Ich habe Angst, dass…, weil…) und dann zu entscheiden, was Du als Nächstes tust, sind wertvolle Schritte hin zu einer gesunden Auseinandersetzung mit jeglichem Stress, Blockaden, Leistungsdruck, Belastungen, Angst und Panik.

Frage Dich: Wenn ich dieses und jenes tue, dann habe ich Angst, dass…? Woher kommt diese Angst? Woher kenne ich diese Angst? Hat mir mal jemand gesagt, ich darf X und Y oder Z nicht? Hat sie mir jemand gegeben?

Jean-Paul Sartre sagte einmal: Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht. Das ist eigentlich falsch, denn Furcht hat bereits die Gründe gesehen. Die Gründe sind real, weshalb Furcht auch einsetzt und uns zum Fliehen, Ducken oder Kämpfen anregt.

Angst ist, was Du (die „Du in klein und machtlos“-Version einer Situation) in die Zukunft hinein visierst, ein Ergebnis, welches Du fürchtest, eine Situation, die du mit Hilflosigkeit bedenkst und mit Kontrollverlust umrahmst. Panik ist, wenn das ehemals erdachte, gefürchtete Ereignis bereits eingetreten ist.

Dich deshalb auf Dich und Deine Ansprüche, Deine Sehnsüchte, Deine Bedürfnisse zu konzentrieren ist das A und O für Deine Angst. Wären da nicht die anderen, das Umfeld, die vielen Erwartungen und Pflichten… In meinen Augen ist es der erste Schritt, sich von denen zu lösen, um wieder zurück zu sich zu kommen und seine Angst damit selbst zu entwaffnen.

Gegen die Angst

Äußere Ansprüche sind in meinen Augen wie Viren, Bakterien und Parasiten, die unseren Körper befallen, und Furcht ist eine der wirkungsvollsten Abwehrkräfte unseres seelischen Immunsystems, das es zu würdigen gilt. Natürlich hat Angst auch negative Seiten: Sie verhält sich wie ein Signal für unsere Schwächen, unsere noch zu lernenden Lektionen und Wunden, die verarbeitet werden müssen. Etwas, das wir in unserer Vergangenheit als besonders drastisch, extrem, furchterregend, gefährlich oder traumatisch erlebt haben, kann in unserem Erwachsenenleben jederzeit wieder aufploppen, wenn sich ein ähnlicher Umstand/eine ähnliche Situation ergibt. Meist aber ziehen wir solche Situationen und Menschen wie Motten das Licht an, ganz unbewusst. Unbewusst weiß unser Gehirn, was es alles leisten kann und was nicht. Wozu Dein Gehirn (noch) nicht bereit ist, damit würde es Dich nie konfrontieren. Ist Dein Gehirn aber bereit für eine Veränderung, dann wird es Dir Deine Kraft dazu zeigen. Es werden sich – schon wieder – Situationen ergeben oder Menschen in Dein Leben treten, die sich bedrohlich für Dich anfühlen. Dahinter steckt eine wertvolle Lektion.

Viele Menschen ziehen beispielsweise Menschen an, die liderlich mit einem umgehen, sich wichtiger nehmen und sich auch so verhalten, die einen übertrumphen oder ausnutzen oder für irgendein Ziel missbrauchen. Wie eine strenge Mutti oder ein zorniger Vater stehen sie über einem und man fürchtet plötzlich, gleich Stubenarrest zu bekommen, wenn man sich nicht beugt und duldet und JA sagt, bis man zu dem Gedanken gelangt: Warte mal! Ich bin doch erwachsen! Und wie schwierig es mitunter sein kann, sich daran zu erinnern und dann auch so zu verhalten. Einatmen, Aufrichten, Brust raus, Schultern zurück und Los geht’s. In meinen Augen ist das das Wertvolle an Angst.

Ein anderes Beispiel:

Wieso treffen viele alleinstehende Menschen, die sich einen Partner wünschen, häufig und wiederholt auf Partner, die sich gegenteilig oder mies benehmen?

Weil sie mehr von dem Verhalten des Gegenübers brauchen, lernen sollen.

Für mich ist es die goldene Mitte zwischen den Extremen. Es würde uns wenig ärgern, wenn wir uns nicht insgeheim ein ausbalanciertes, aber annähernd ähnliches Verhalten ersehnten. Gesunde Kontrolle. Sich genauso wichtig zu nehmen und für seine Ziele einzustehen, nachdem man welche für sich festgelegt hat, ist gesund und berechtigt. Sich im Job nach oben zu kämpfen, aber trotzdem nett zu seinen Mitmenschen zu sein, ist okay. Jemandem seine Grenzen aufzuzeigen, weil man spürt, dass die eigenen überschritten oder vernachlässigt werden, ist gesund. Die Beispiele sind endlos.

Wenn du das nächste Mal Angst oder Panik verspürst, frag dich: Wovor will dich deine Angst schützen? Wozu empfindest du Ärger als Angstabwehr wegen eines Menschen oder eine Situation, wenn du dich dieser trotzdem beugst? In dem Moment ist Angst positiv und sagt:

Komm! Es zu ertragen ist 10 Mal schlimmer für uns, als Dich jetzt für Dich einzusetzen und Nein zu sagen.

Liebe Grüße,
Janett

Janett

 

 

Ausschlusserklärung: Alle Inhalte und Techniken sind gewissenhaft recherchiert bzw. erprobt. Dennoch ersetzt jede hier beschriebene Strategie gegen Stress, Angst und Panik keine professionelle Psychotherapie. Für jeglichen Personenschaden wird keine Haftung übernommen.

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Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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