Zwischen alter Partnerschaft & neuer Beziehung: Wie Trennung gelingt

Für alle, die ihre Beziehung verlassen wollen, weil sie jemand neues kennengelernt haben, kann die Trennung aus der alten Partnerschaft sehr schwierig werden – besonders wenn Kinder und gemeinsame Güter im Spiel sind. Will man seine Beziehung verlassen, weil sie nicht mehr funktioniert oder festgestellt hat, dass man in seinem alten Leben unzufrieden ist, kann es auch für einen neuen Partner schwer auszuhalten sein. Zwischen allen Stühlen sitzend, versuchen die trennenden Personen oft, es auch allen rechtzumachen. Sie bemühen sich, im Frieden auseinanderzugehen, sich harmonisch aus der alten Beziehung zu lösen, niemandem mehr wehzutun als nötig – und den Übergang reibungslos zu gestalten.

Wie selten das gelingt, habe ich oft genug in meiner Beratungspraxis gesehen. Viele neue Beziehungen meiner Klienten zerbrachen an der Trennungszeit: Es ließ die Trennenden kraftlos, ohne alles und oft mit viel Reue zurück und die neuen Partner zermürbt, hoffnungslos und enttäuscht. Wie eine Trennung, um mit dem neuen Partner zusammen zu sein, trotzdem gelingen kann – mein persönlicher Vorschlag aus vielen Jahren Erfahrung, auch eigener -, beschreibe ich in diesem Artikel. Es ist sicher kein Weg für jeden: Was zählt, sind die persönlichen Umstände und Kompetenzen und Ressourcen. Denn während einer Trennung muss alles genutzt werden, was zur Verfügung steht, um diese durchzuhalten. Niemals war Verbundenheit und emotionale Bindung nötiger als jetzt.

 

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Sich für den/die neue/n Partner:in trennen: Was du jetzt wissen musst

In Dreiecksbeziehungen – du, dein jetziger Partner/deine jetzige Partnerin und der neue Mensch an deiner Seite – können die maximalen Bedürfnisse und Ängste aller während einer Trennung aufeinanderprallen. Die verlassene Seite will die Trennung vielleicht verhindern, hegt Rachegefühle oder versucht noch, zu steuern, was gesteuert und kontrolliert werden kann, macht eventuell Regeln oder will die wenige verbleibende Macht ausspielen – oft gegen den neuen Partner. Wenn ihr Kinder habt, wird der verlassene Part eventuell auch unbewusst oder bewusst diese gegen dich ausspielen, sie instrumentalisieren oder zu etwas anstiften, um zu bewahren, was bewahrt werden soll. Der Schmerz, den Verlassene fühlen, kennen wir alle. Es gibt da wenig zu erklären: Man wird verlassen und soll hinnehmen, was geschieht, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein. Besonders Frauen, die ihr Leben mehr oder minder für die Familienplanung auf Eis gelegt haben, fühlen sich meist ausgenutzt – und dann weggeworfen. Hier spielen nicht nur existenzielle Ängste (Finanzen, neuer Wohnraum, Neuanfang ohne die alten, sicheren Gefilde) eine Rolle. Auch der unerwartete Bruch im Leben, im Vertrauen und in vertrauten Strukturen ist angsterfüllend.

Die neuen Partner:innen hingegen sehen sich als Schuldige/n, Ehezerstörer:in oder Familienbrecher:in. Sie tragen diese Schuld und Scham oft mit Schwere und vielen Emotionen, die auch sie verarbeiten müssen. Gleichzeitig verfallen viele in eine Skepsis: Sie sehen plötzlich entweder am Partner, dass er „schwächer“, „fremdgesteuerter“ oder „weniger“ von dem ist, was er vorgab zu sein. Oder sie stellen infrage, ob sie aus anderen Gründen SO mit ihm zusammen sein wollen, z. B. wenn er während der Trennung von seinem alten Partner nicht auf ihre Bedürfnisse achtet oder sie nicht als Priorität sieht, unter den Regeln des Alten leiden lässt oder als emotionalen Mülleimer benutzt. Viele bemerken dann, dass die Verbundenheit zwischen ihnen wohl doch nicht so wichtig ist, wie der andere gesagt hatte. Immerhin stehen sie hinten an. Es ist zu selten, dass sich Menschen mit voller Wucht und ohne Rücksicht auf die Gefühle der langjährigen Partner:innen trennen – und einfach einen Neuanfang wagen. Ich möchte sogar meinen, dass diese Art nicht einmal eine gesunde ist, wenn auch ein Dazwischen erstrebsamer wäre als das eine oder andere Extrem.

Denn auch man selbst, als die Person, die sich trennt, hat eine Menge zu verlieren – und gleichzeitig neu zu ordnen, für sich, seine Familie/Kinder und den neuen Partner. Auf der einen Seite muss man sich von dem alten Leben und dem alten Ich verabschieden, die alte Beziehung verarbeiten und sich für eine neue, per se unsichere Beziehung öffnen. Denn es gibt nie eine Garantie. Auf der anderen Seite möchte man für sich garantieren, dass es auch im Beisein des neuen Partners nicht zu Melancholie oder Reue kommt, wenn mal etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte. Das machte dem neuen Partner eine stetige Angst davor, beim nächsten Missverständnis oder der nächsten Unstimmigkeit verlassen zu werden – dass du wieder zu ihm/ihr zurückgehst. Eine riesige Angst ist das, die ich da stets bei meinen Klient:innen sehe, besonders wenn es vorher Affären waren. Immerhin bedeutest du ihnen etwas. Sonst hätten sie das alles nicht mitgemacht.

 

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Während der Trennung: Kenne deine Position, deine Ziele und deine Rechte

Wenn dir der alte Partner droht oder dich zu kontrollieren versucht, ist es ESSENTIELL, deine Position, Ziele und vor allem Rechte zu kennen. Trennungen/Scheidungen sind Grenzsituationen, Not, die andere Seiten an deinem alten Partner zum Vorschein bringen. Es kann sogar sein, dass du ihn/sie plötzlich nicht wieder erkennst, weil er/sie sich nur noch in einem Kampf oder einer Defensive befinden. Das ist für den Körper-Geist ein konstanter Stresszustand, der nur eins im Blick hat: Überleben. Abhängig von dem, was er/sie für sein/ihr Überleben zu glauben braucht, kann jede von dir unbedachte Gefahr und jedes noch so kleine Risiko zu einem riesigen Krieg werden. Viele Ex-Partner fühlen sich  wegen der Kinder oder gemeinsamer Güter überlegen (besonders Frauen wegen des Sorgerechts oder weil sie mit im Grundbuch etc. stehen und drohen mit emotionalem/finanziellen Schaden). Sie glauben, ihre Position (Du verlässt mich und deshalb musst du jetzt machen, was ich will) wäre ein Grund, um sich übergriffig zu benehmen oder Rechte einzufordern, die sie offen gestanden nicht besitzen. Viele halten im Allgemeinen ihre Rechtslage für besser und ignorieren deine. Sie fordern deine Schuld ein – und deine Duldung, als Bestrafung, als wären sie in einer erhabenen Position und du in einer Kind-Position. Das ist in 95 % der Fälle nicht die Wahrheit:

  1. Konsultiere umgehend einen Anwalt und mach dich kundig, wie deine Rechtslage und eure gemeinsame Vergangenheit in einer Trennung/Scheidung behandelt wird – besonders das Sorgerecht. Gehe die notwendigen Schritte.
  2. Mach dir bewusst, was du willst – von deiner Zukunft. Wenn du Kinder hast, überlege dir, was du dir für deine Kinder zukünftig wünschst: Willst du das Wechselbetreuungsprinzip (1 Woche bei der Mutter, eine Woche beim Vater, was die Kinder immer aus ihrer Umgebung reißen würde)- oder das Nestbetreuungs-Prinzip (Es gibt einen Wohnraum für die Kinder, in den die Mutter für 1 Woche und dann der Vater 1 Woche einzieht – bzw. für einen vereinbarten Zeitraum) oder das Residenzmodell (Kind lebt die meiste Zeit bei einem Elternteil)?
  3. Was geschieht mit den gemeinsamen Gütern wie Haus, Hund und Hof? Bei einer Scheidung oder bei gemeinsam erworbenen Gütern muss die andere Partei entweder anteilig ausgelöst werden oder das Gut wird verkauft und der Erlös geteilt. Sind die finanziellen Mittel vorhanden, wenn das Erstere der Fall ist? Was ist mit laufenden Krediten und gemeinsam erworbenen, genutzten Gütern wie Autos etc.? Wer bekommt was? Worauf kannst du verzichten?

 

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Deine emotionale Verfassung während der Trennung – und wie du deine zukünftige Beziehung nicht gefährdest, während du die Trennung verarbeitest

Konzentriere dich auf deine Zukunft statt auf den Schmerz der Gegenwart, der vergehen wird. Das ist das Einzige, was ich dir raten kann. Das bedeutet nicht, dass du nicht verarbeiten sollst, nicht trauern sollst, nicht abschließen sollst. Es heißt: Halte deinen neuen Partner so weit fern davon, wie es geht. Das heißt auch: Wenn du eine gewisse Zeit für dich brauchst, teile es dem neuen Partner mit, und erkläre, wieso du diese Zeit brauchst. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass mir in meinen „nur“ 5 Wochen nicht genug Zeit blieb, während der neue Partner schon die volle Aufmerksamkeit gewollt/gebraucht hätte. Ich wusste emotional nicht, wohin mit mir. Ich wollte ihm geben, was er brauchte, aber konnte mich selbst nicht einmal einordnen, geschweige denn meine neue Zukunft.

Ich würde mir heute diese Zeit geben – und es meinem neuen Partner erklären. Ich würde die neue Beziehung auch wie eine NEUE Beziehung angehen, in der man sich alle paar Tage sieht, bis man irgendwann sowieso nur noch aufeinander hängen will, weil kein Blatt mehr zwischen euch passt. Aber bis dahin würde ich den natürlichen Lauf der Dinge auch so natürlich halten. Das bedeutet nicht, dass ihr nicht entscheiden könnt, sofort auf 100 zu gehen, wenn du das kannst. Wenn du das kannst, dann geh diesen Weg. Viele könnten aber durchaus eine kurze Verschnaufpause gebrauchen – die ihnen auch zusteht.

 

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Unterstütze deinen neuen Partner während deiner Trennung

Dein neuer Partner/deine neue Partnerin hat ein wenig die Stellung des ungewollten Kindes, der Stieftochter, des schwarzen Schafes, des Schuldigen im Sinne der Anklage, auch wenn du derjenige bist/warst, der die Trennung wollte. Nur bist du meist nicht derjenige, der diese Schuld abbekommt, sondern der neue Partner. Auch im Kopf deines alten Partners wird der Gedanke hängen, dass „eine andere/ein anderer“ schuld an der Trennung war, die Ehe/Beziehung gebrochen hätte usw. Es sind verbreitete, alt eingesessene Denkweisen über Dritte, die die Beziehung vermeintlich störten.

Hier in die volle Wahrheit zu gehen und zu deiner Unzufriedenheit in der alten Beziehung zu stehen, wird deiner neuen Partnerschaft ungemein helfen. Leider ist es oft so, dass man Jahre über Jahre seine Unzufriedenheit für sich behalten hat. Das heißt auch, dass du deinem Ex-Partner nie die Möglichkeit gegeben hast, etwas zu tun, um sich zu ändern. Weswegen der Partner eventuell aus allen Wolken flog, als du ihm sagtest, dass du dich trennen willst. Oft denkt der Partner, alles wäre gut gewesen und du glücklich – weil er/sie glücklich war. Grund dafür ist, dass du geschwiegen hast. Du hattest in diesen Fall deine Bedürfnisse der Harmonie wegen für dich behalten. Korrigiere diesen Fehler, wenn er dir unterlaufen ist, und sprich deine Wahrheit aus. Lieber spät, als nie.

Solltest du hingegen immer wieder auf deine Unzufriedenheit hingewiesen haben, sich der Partner aber geweigert haben, etwas zu ändern, kannst du entspannter sein: zumindest in der Kommunikation. Du kannst nicht nur im Frieden darüber, alles ausprobiert zu haben, die Trennung durchziehen. Du kannst auch in Gesprächen darauf hinweisen, dass du in der Vergangenheit oft genug reden wolltest oder auf etwas hingewiesen hattest. Du kannst nur deine Verantwortung tragen, nicht aber dafür sorgen, dass der andere seine Verantwortung für die Beziehung übernimmt. Viele sind doch erstaunlich blind, wenn es um ihre eigene Beziehungsverantwortung geht.

 

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Was zurückgelassen wird: Dein Ex-Partner, ggf. Kinder und euer soziales Umfeld

Man neigt dazu, zu denken: Wenn das Alte hinter sich gelassen wurde, dann kann das Neue beginnen und nichts würde mehr wehtun. Wäre da nicht die Schuld, die Scham und die alten Kontakte, die plötzlich weg sind und alles Mögliche über einen denken. Aber sie sind vor allem weg. Denken schlecht über einen. Sind ablehnend oder enttäuscht. Wollen nichts mehr mit dir zu tun haben. Sind stellvertretend wütend auf dich.

Vielleicht genauso wie deine Kinder – die das alles nicht verstehen, zu klein sind oder zu mitgenommen, weil ihre Eltern sich trennen und ihre Sicherheit zu Bruch geht. Und ähnlich geht es den Schwiegereltern, Eltern oder gemeinsamen Freunden, weil du nie etwas gesagt hast oder weil du nicht – im Gegensatz zu anderen – in einer Beziehung bleibst, die dir nicht gut tut. Wegen der Kinder. Wegen der gemeinsamen Zeit. Weil es eben alle so machen. Weil „man“ das eben so macht.

Das Alte mit ins Neue zu nehmen, kann ein Unterfangen werden, wenn andere in den Widerstand gehen, z. B. dein alter Partner oder deine Kinder und Bekannte/Freunde. Es wird sicher eine Weile dauern, bis du dich durchgesetzt hast und deine neuen Interessen verteidigst hast. Klarzustellen, dass es genau das ist, was du brauchst und dir wünschst, dass dieser Weg der bessere für dich ist, ob andere ihn verstehen oder nicht, kann viel Angst machen und dich mürbe. Aber er bleibt dir nicht erspart, wenn es dein Herzenswunsch ist. Deine Kinder werden entweder zuerst oder zuletzt verstehen; bestimmte Kontakte werden dich meiden oder zu dir stehen. Du wirst es weder kontrollieren noch navigieren können. Das ist die Natur der Sache: Damit musst du rechnen und darauf vorbereitet sein. Deine Entscheidung sollte dennoch für dich ausfallen. 

In einer Beziehung zu bleiben, die dich unglücklich macht, wird aber niemals der Weg sein. Denn wohin auch immer du rennst: Die Probleme werden folgen – ob andere sie nun einsehen wollen oder nicht.

 

Erkenne gesunde Bindungsstrukturen

Stell dir vor, du wüsstest binnen von 2-3 Dates, wer für dich gemacht ist und wer nicht. Selbst auf Manipulationen wüsstest du zu reagieren – integer und angstfrei.

>> Ade Zufallsliebe <<

Coach für Frauen und Männer bei Ängsten

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein?, Mutter- und Vaterwunden, Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst. Anfragen und Beratungen >>

 

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