Panik – Panikstörung – Panikattacken
Die Panikstörung ist eine oft schwerwiegende Erkrankung, die sich durch immer wiederkehrende, plötzliche und für die Betroffenen unerklärbare Panikattacken auszeichnet. Sie geht einher mit der Angst vor der Angst, die die Betroffenen in ein Vermeidungsverhalten drängt, um keine erneute Panikattacke auszulösen.
Unter einer Panikattacke verstehen wir ein kurzes, plötzliches und intensives sowie unerklärliches, auftretendes Beschwerdebild mit überwältigend starken Angstreaktionen. Der Sinn der Panik darin, der Furcht ihren Ausdruck zu verleihen und zu tun, was in dem lebensgefährlichen oder bedrohlichen Moment getan werden muss: Flucht, Totstellen oder Abwehr. Ohne dass wir bewusst registrieren müssen, was gerade Fürchterliches geschieht, kann unser Furchtsystem reagieren und eine entsprechende Furchtreaktion im Sinne einer Panikattacke auslösen.
Die Attacke steigert sich in wenigen Minuten bis zu ihrem Höhepunkt, einer Maximalzeit von 20 Minuten, und erschöpft die Betroffenen stark.
Es treten diese charakteristische Symptome für Panik und Panikattacken auf:
- Herzklopfen oder Herzrasen
- Atemnot oder Kurzatmigkeit
- Brustschmerzen
- Enge in der Brust
- Erstickungsgefühle
- Kloß im Hals
- Schwindel
- weiche Knie (Angst, in Ohnmacht zu fallen)
- starke Geräusch- und Lichtempfindlichkeit triggern
- Angst zu sterben
- Angst vor Krankheiten (der Gedanke,dass Panik ein Signal dafür wäre)
- starke Kopfschmerzen (auch oft „Hammer“schläge auf den Kopf bekommen)
- Nacken- und Schulterverspannungen
- Schweißausbrüche (innere Hitzewallungen)
- Blitze vor den Augen oder im Kopf
- Sehschwierigkeiten im Allgemeinen (Sternchen vor den Augen, alles verschwommen sehen)
- u. v. m.
In Verbindung damit kommt häufig noch die Angst hinzu, verrückt zu werden oder durchzudrehen, die Kontrolle über sich und seinen Körper zu verlieren oder einen Zusammenbruch zu erleiden, oft begleitet von extremer Todesangst. Es gibt allerdings noch weitere Symptome, von denen Panik-Betroffene berichten. Mitunter können mindestens vier bis hin zu allen Symptomen gleichzeitig auftreten.
Durch mehr als eine oder zwei Panikattacken entwickeln sich oft ständige und andauernde Erwartungsängste vor dem Auftreten weiterer Panikattacken. Auch mögliche Begleiterscheinungen oder die Konsequenzen daraus erscheinen angsteinflößend: So folgen oft Hypochondrie, die Angst vor Krankheiten, Alkoholismus, oder (scheinbar) spezifische Ängste, die zugrunde liegen, wie zum Beispiel die Angst vor dem Autofahren oder die Angst vor dem Tod sowie Agoraphobie, der Platzangst im Sinne von Weite. Eine sehr große Zahl von Menschen entwickeln Agoraphobie zeitgleich. Daher wird oft versucht, abzuspalten, ob es sich um eine Agoraphobie mit Panik oder eine Panikstörung mit Agoraphobie handelt. Außerdem geht man bei Betroffenen von einem stark erhöhten Risiko für Depressionen bzw. depressiven Verstimmungen aus.
Es existieren in diesem Zusammenhang viele Berichte darüber, dass Antidepressiva bzw. Psychopharmaka wiederum Panikattacken oder gar eine Panikstörung auslösen. Abgesehen von psychischen Auslösern können bei der Panikstörung also auch Nebenwirkungen von Medikamenten oder Substanzen sowie eine Schilddrüsenfunktionsstörung ursächlich sein. Besonders bei Frauen scheint die hormonelle Verbindung im Zusammenhang mit der Schilddrüse auffallend häufig zu sein.
Ich möchte daher im Folgenden die drei wissenschaftlich bekanntesten und anerkanntesten Ursachen für Panikattacken bzw. Panikstörungen erläutern:
Drei mögliche Ursachen für Panikattacken und Panikstörungen
Bevor ich die einzelnen Ursachen erläutere, eines vorweg: Jeder Mensch ist ein Individuum und bringt eben individuelle Aspekte durch sein Leben mit in die Situation Panikattacken. Die Panik entwickelt sich entweder schleichend durch anhaltende Veränderungen im Leben (und somit im Körper-geist-Seele-System) oder aber ruckartig durch einschneidene Erlebnisse. Bei vielen tauchen daher viele auslösend erscheinende Aspekte auf, u. a. Stoffwechselstörungen (Schilddrüse zum Beispiel) als mögliche Folge von körperlichen Ursachen oder aber als Folge von lang anhaltenden Stresssituationen, die das Verhalten des Menschen änderte, ihn ängstlicher machte, somit ein Ungeichgewicht im Gehirn (der Botenstoffe wie stark erhöhte Kortisol- und Noradrenalinwerte, die sog. Stresshormone) mit einem geringen Niveau an Glückshormonen wie Serotonin oder andere. Auch Umwelteinflüsse und Substanzen erschweren diesen Kreislauf, zum Beispiel Gifte, Bakterien, Viren, Strahlen, psychische Belastungen oder große Veränderungen im Umfeld. Selbst die Genetik spielt eine Rolle. Viele berichten deshalb von ängstlichen Bezugspersonen. Angst lässt sich auch lernen, denn ängstliche Menschen im Umfeld bzw. angsteinflößende Ereignisse in der Kindheit lassen ebenfalls zu, dass das eigene Verhalten angepasst und somit erlernt wird. Kann der Körper und Geist es ab einem individuellen Zeitpunkt nicht mehr ausgleichen, womit wir zurechtkommen müssen, kann eine Panikstörung oder einzelne Panikattacken ausbrechen.
1. Vererbte Angststörungen und Panikstörungen
Wenn Bezugspersonen ebenfalls unter einer Angststörung oder Panikstörung litten, so kann diese teilweise vererbt werden. Im Mindestens besteht die Wahrscheinlichkeit, dass das Ausbrechen einer Panik oder Angst erhöht ist. Kommen dann noch erlernte Verhaltensmuster und Vermeidungsmuster hinzu, kann das Kind nicht mehr unterscheiden: Es selbst hätte zum Beispiel in Menschenmassen keine Probleme gehabt, aber da die Bezugsperson diese Konfrontation/Situation nie einging, sie vermied, kann es durchaus sein, dass Menschenmassen auch später als (neue, unberechenbare, als gefährlich erkannte) Situation eingeschätzt werden. Ähnlich würde es sich in Konfliktsituationen verhalten: Viele berichten von aufsteigender Panik bei Ärger oder Streitigkeiten. Deshalb tendieren sie einfach dazu, diese zu vermeiden, weil sie es gelernt haben. Sie haben gelernt, dass sie keine Angst haben werden und brauchen, wenn alles harmonisch ist. Leider bringt das mit sich, dass sie sich lebenslang anderen anpassen müssen was oft zu depressiven Verstimmungen führt.
2. Substanzinduzierte Panikattacken und Panikstörungen
Zu diesen Substanzen gehören verstärkt:
- Koffein
- Nikotin
- Alkohol
- Medikamente (u. a. Psychopharmaka, Antidepressiva, Schilddrüsenhormone)
- Gluten
- Glutamat (China-Restaurant-Syndrom)
- Zucker
- Drogen (wie Cannabis, LSD, Kokain, Amphetamine u. a.)
- Appetitzügler
- Schlaftabletten
Das langsame „Ausschleichen“ (empfohlen bei Drogen, Alkohol, starkem Nikotinkonsum) bzw. sofortige Absetzen dieser Substanzen dürfte immense Wirkungen auf die psychische Gesundheit haben. So war es bei mir: Ich reagiere stark allergisch auf Laktose, die sich sogar als Klebemittel in Discounterfleisch oder im Klebereis bei Sushi findet. Als ich Zucker und Gluten zudem aus meiner Ernährung entfernte, hörte mein Panikverhalten zu 80 Prozent aus. Die restlichen 20 Prozent erledigten sich von allein, da mein Körper keinen Stress mehr aufgrund falscher Ernährung auszukämpfen hatte.
Zu diesem Thema empfehle ich dir meine Artikel meinen Themenbereich Ernährung gegen Angst und mein Artikel „Wie du deine Angst vor der Angst überwinden kannst“.
3. Lebensereignisse, lange Stressbelastungen und folgende Lebensführung (das sog. „Staudamm“-Prinzip)
Sei es ein Todesfall, eine plötzliche Trennung oder ein Verlusterlebnis, sei es starker Stress im Job oder in der Beziehung: All diese Lebensereignisse können sich massiv auf unsere Stressachse und Hormone auswirken, ein verändertes Verhalten nach sich ziehen und so an unserem Wohlbefinden nagen. Die Stresshormone werden teilweise extrem langsam abgebaut und halten so den Körper in ständiger Alarmbereitschaft, während man selbst nicht nur mit den psychischen Belastungen im Leben zu tun hat, sondern auch noch mit den körperlichen Auswirkungen dieser. Dass in solchen Momenten Panikattacken auftreten können, ist wenig verwunderlich. Da Panikattacken den Körper schwächen, kann sich leicht eine Panikstörung einschleichen. Die übertriebene körperliche Beobachtung (Habe ich Kopfschmerzen? Ist das wieder dieses Herzrasen? Bekomme ich gleich wieder eine Attacke? Diese Beschwerden hatte ich zuletzt, als…) beschleunigt das. Das folgende Vermeidungsverhalten (Man vermeidet Situationen, in denen man einmal eine Panikattacke hatte.) hält die Panikstörung aufrecht bzw. nährt sie.
Das Ersterkrankungsalter variiert, aber liegt meistens in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter. Einige Statistiken benennen das 25.-26. Lebensjahr als häufigsten Zeitpunkt. Wahrscheinlich ist eine „zweigipflige Verteilung mit einem Gipfel im späteren Jugendalter und einem zweiten, niedrigeren, Ende des 30. Lebensjahres.“ (Bundesstatistikamt) Von einem Beginn in der Kindheit oder nach dem 45. Lebensjahr geht man nicht aus.
Der typische Verlauf einer Panikstörung ist wahrscheinlich chronisch, aber schwankend. Diese Aussage beruht auf Erfahrungsberichten von Betroffenen.
Quelle: Bundesstatistikamt, Angststörungen [Gesundheitsberichterstattung – Themenhefte, Heft 21, Mai 2004]. www.gbe-bund.de. Abgerufen: 30.05.2015
Der Sinn und Nutzen der Panik und Panikattacken
Panik bzw. Panikattacken sind also die eingetretenene Gefahr. Gefahren mag unser Gehirn gar nicht und setzt deswegen auf Stopp-Mechanismen. Panikattacken treten oft auf, wenn wir
- Sachen tun, die wir lassen sollten
- etwas über uns ergehen lassen, was wir abwehren sollten (Grenzen setzen)
- grübeln oder uns Schuldgefühle bzw. Ärger packt.
Panikattacken sind damit die Reaktion des Gehirns, um Dir zu zeigen: STOPP jetzt! Etwas, das dich einengt, soll und darf aufhören. Gedanken und Glaubensmuster hängen an einer Situation oder einer Verbindung in deinem Leben und suggerieren dir, dass diese aufrechterhalten bleiben soll. Meist aber benötigt sie eine Trennung – nicht im Ganzen, sondern nur im Kleinen – ein Durchbrechen des alten Musters.
Oft sind es enge und vertraute Situationen und Beziehungen, die durch eine Panikattacke vor dem Zerbrechen geschützt werden sollen. Was sich aber dahinter verbirgt, was der Betroffene dafür opfern muss, bleibt meist unbeachtet. In meinen Augen ist eine Panikattacke ein zweischneidiger Aufruf, der sowohl zeigt, was vermeintlich geschützt werden soll und dass sich hinter dem Beschützten etwas befindet, was nicht schützenswert, sondern gefährlich und schädlich für den Betroffenen ist. Panik heißt in meinen Augen „Schluss mit
- negativen Denkmustern
- Schuldgefühlen
- Schuldzuweisungen
- Sätzen, die Du hättest sagen wollen, aber nicht gesagt hast
- diesem Job
- dieser Beziehung/Affäre
- dieser einen Verhaltensweise, wie zum Beispiel Leistungsstreben, Perfektionismus
- usw.
Stattdessen RAUS mit dem, was in Dir ist. Dieses RAUS kann sowohl das Aussprechen von belastenden Umständen sein, als auch das Offenlegbaren der Dinge, die Du nicht kannst, nicht mehr kannst oder willst, die Du jetzt brauchst usw.